Dennys MiDu

Nun, wenn ich zurückdenke, hat alles im Kindesalter angefangen. Meine erste Musikanlage war, typisch für ein Kind aus der ehemaligen DDR, so kurz nach der Wende, eine große Coca Cola-Büchse mit integrierter Musik, was sonst. Freiheit und Abenteuer, nur weniger Sprudel. Und selbst da hab ich schon angefangen, das Ding hin und her zu stellen, um irgendwie mehr raus zu bekommen. Dann folgte der Einstieg mit einem ersten Heimkinoreceiver. So weit, so gut. Was, da kann man ja sechs Lautsprecher anschließen. Krass! So viele hab ich ja gar nicht, egal, Not macht erfinderisch. Also alles an Boxen zusammen gekramt, was man finden konnte und irgendwie im „Kinderzimmer“ verteilt. Und es hat funktioniert. Dann kam der Umstieg auf Digital, ebenfalls in 5.1-Abstimmung.

Was für ein Unterschied. Und so wurde immer weiter gefeilt, Lautsprecher im Laufe der Zeit ersetzt und wieder probiert. Schnell machte man große Schritte in Preisklassen, die man selbst für verrückt gehalten hat. Und dennoch war immer klar, wenn es wirklich etwas Gutes sein soll, steigt man finanziell in Ebenen, die für Otto-Normal-Bürger in weiter Ferne liegen oder einfach nicht gerechtfertigt sind. Es folgte eine weitere Zeit des Wettrüstens mit einem HiFi Freund, wobei man stets bestrebt war, sich gegenseitig anzuspornen. Ähnlich der Windschattentechnik im Radsport, auch wenn sich dort später herausstellte, dass es ja nicht nötig gewesen wäre, da die meisten Sportler plötzlich Leistungsschübe bekamen, die man wohl nur göttlich erklären kann.

Es folgte eine Zeit der Ruhe, um neue Kraft zu schöpfen für die Dinge, die kommen sollten. Eines Tages kam mein Freund zu mir und sagte „Du müsstest mir mal helfen, ich will was bauen mit Fräsen und so Zeugs.“ Gut, dachte ich, machen wir das. „Komm vorbei, dann sehen wir mal.“ Er hatte sich schon viele Werkzeuge in der Bucht günstig erstanden, so dass wir kurzer Hand loslegten und ihm seine ersten Selbstbau-Lautsprecher bastelten. In der folgenden Zeit wurde er regelrecht ergriffen vom Selbstbaufieber und kam noch des Öfteren vorbei. Es machte Spaß und war, wie sich später jedes Mal herausstellte, sehr lohnenswert. Man konnte exzellenten Klang für einen erschwinglichen Preis realisieren, ohne dabei irgendeinen teuren Firmennamen mit seinen Käufen am Leben zu erhalten. Für seinen Vater entstand so die SB18 aus Udos Repertoire, die Beeindruckendes vollbrachte, nur leider bei einer Probe im eigenen Wohnzimmer schnell ernüchterte. Altbau mit Diele, akustisch harten Oberflächen und allgemein unpassender Möblierung. Heimkinotechnisch wohl noch im Rahmen, aber für Stereo-Geschichten eher ungeeignet.

Jeder weiß, die Lautsprecher zu bauen ist das Eine, aber die Frau zu überzeugen, schwere Eingriffe ins wohnliche Feng Shui vorzunehmen, das Andere. Langsam konnte ich sie aber doch etwas erweichen und nahm optimistisch Kontakt mit Udo auf. Wie bei ihm stets üblich, kommen Antworten meist schon, bevor man ihm die Frage gemailt hat. Egal ob Sonn- oder Feiertag, Udo lebt offenbar für seine Berufung. Und so soll es sein. Nach kurzem Schriftverkehr stand fest: Es wird die MiDu. Einerseits, weil sie bei Rock wohl einen kleinen Vorsprung durch die „kleineren“ aber dynamischen Bässe ausspielt und der ER4 für Rock sehr geeignet erscheint. Gerade wenn viele Cymbals spielen, wird das Ganze meist nur noch ein Salat aus Gezische und Gepfeife. Das macht der Er4 nicht. Daher wollte ich definitiv dieses Bändchen, das so seidig weich ohne bekannte Schärfe spielen soll. Des Weiteren hat die MiDu im Vergleich zur Duetta die schmalere Schallwand, was mir optisch auch besser gefiel.Also mit Udo abgestimmt und den Bausatz bestellt. Es sollte losgehen. Schon lange fand ich ovale Gehäuse in Tropfenform sehr ansprechend, war mir nur nie sicher, wie man so etwas gescheit umsetzen soll. Ich wühlte mich durch sämtliche Beiträge im Magazin, um mir Anregungen und Ideen zu holen. Anschließend begann ich, mir das Gehäuse umzurechnen. Ich fertigte zunächst eine Schablone, um mit den Radien zu experimentieren. Als endgültiges Innenmaß kam ich so auf 25cm an der Schallwand innen, 12cm an der Rückseite innen und eine Länge von 38cm bei gleicher Höhe. Die Schallwand wurde um einen cm verbreitert, da der Radius der Seitenwand an der Außenseite diese nach vorn folglich wieder verschmälert. Bei mir waren das dann endgültig 23,4cm. So war noch etwas Futter für die Fräsungen der Bässe. Der Radius war gut gewählt, denn die breitere, vordere Hälfte nahm das an Volumen dazu, was an der Verschmälerung fehlte. So konnte ich fast mit einem Quader das Volumen berechnen. Der Aufbau war auch klar. Hoch- und Mitteltonkammer, darunter eine Spante zur Versteifung. Eine Spante unter ersten und zweiten Bass, Reflexbrett.

Ich zog los und kaufte 22mm MDF, ließ mir das dann auch gleich auf meine endgültigen Maße schneiden. Nun musste ich mit meiner Schablone die Rundung auf die Spanten, Boden und Deckel übertragen. Dann wurde mit der Bandsäge grob vorgeschnitten und mit einem Bündigfräser und der Schablone jedes Teil identisch gefräst.

Schall- und Rückwand wurden mittels (exaktem) Augenmaß an die Rundung angepasst , indem auf Gehrung geschnitten wurde. So musste ich nur dreimal von Hand kurz nachschleifen und die Rundung war dran. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim Chris bedanken, der mir selbst am Wochenende mit Rat und Tat in seiner Tischlerei zur Seite stand. Nur so konnte das Ganze so genau ausgearbeitet werden, was die nächsten Arbeitsschritte erleichterte. Eben wie Udo kein Beruf, sondern eine Berufung. Die Spanten wurden mit der Stichsäge bis auf einen 3cm Steg ausgeschnitten.

Nun begann ich die Gehäuse zu leimen. An der einen oder anderen Stelle musste man eventuell mal kurz von Hand nachschleifen.

Doch jetzt zeigten sich Vorzüge der akkuraten Vorarbeit. Etwas schwierig war der Reflexkanal, da der Boden ja lediglich an der Rückwand verleimt ist und ohne Seitenwände nur herum wackelt. Hier sollte man stets das Maß kontrollieren. Ich hab den Kanal dann mit Fensterklötzen ausgeklotzt, damit später wirklich 3cm da sind.

Dann habe ich mich entschieden, die Fräsungen vor dem Furnieren zu machen, weil mir das Furnier zu schade, war um es zu versauen. Dann lieber jetzt und notfalls neue Schallwand fertigen. Aber es ging gut. Hab mir für die Rundungen einen einfachen Fräszirkel gebastelt. Nicht so toll wie Udos, aber für 20-30 Fräsungen ausreichend. Ein zwei Tests und dann ging es los. Für den ER4 hab ich mir Udos Frässchablone nachgebaut. Ein Traum, Kopierhülse drauf, loslegen und es passt.

Das war erledigt, doch ich wusste, da kommt noch was. Wie nun die Seitenwände realisieren? Schichtaufbau, Biege-MDF oder ganz anders? Die Sache mit dem Biege-MDF ist schon genial, aber wie die Nuten füllen. Und da die Auflagefläche am Skelett eher klein ist, wieder nachteilig mit den Nuten noch mehr Kontaktfläche zu verlieren. Viele setzten hier die erste MDF Lage nutseitig nach außen. Das wollte ich nicht, weil so noch größere Hohlräume entstehen würden. Mein Tischler erklärte mir, dies mit PU Leim (Polyurethan) vollflächig zu verleimen. Dieser Leim quillt leicht auf und hat ausgehärtet eine Beschaffenheit wie PU Bauschaum. Leider ist der PU Leim seit 2009 für Privatleute nicht mehr zu beziehen. Gott sei Dank gibt es hier und da online noch Möglichkeiten, welchen zu bekommen. Da war aber immer noch das Problem der Innenseite und Auflagefläche. Ich entschied mich, als erste Lage eine HDF Platte um zu leimen, auf die dann später das Biege MDF ordnungsgemäß mit den Nuten vollflächig aufgeleimt wird. So entsteht ein kräftiger Verbund mit 25mm Wandstärke und verschiedenen Werkstoffen. Ich nahm für die erste Schicht HDF in 5mm Stärke. Zu optimistisch wie sich herausstellte, da meine Rundung schon sehr stark ausfiel und das HDF nur mit brachialer Gewalt in Form zu bringen war. Dazu kam, dass der Fugenleim sich weigerte, die gespannte Platte an Ort und Stelle zu halten. Die ersten Versuche zeigten, dass der einfache Holzleim hier etwas geeigneter ist. Wahrscheinlich erreicht der Fugenleim eine höhere Härte nach der Trocknung, welche zur Folge hatte, dass unter Einfluss der Spannung die Seitenwand nicht halten wollte. Mit Verwendung des klassischen Holzleims und Erhöhung der Trocknungszeit auf mindestens 24 Stunden klappte es dann doch noch. Als Hilfsmittel habe ich mir im Baumarkt Kanthölzer organisiert, die das HDF bis an die äußerste Kante an Schall- und Rückwand drücken sollten. Das hat soweit ganz gut geklappt. An einigen Stellen musste ich dennoch etwas nachleimen und -spannen.

Um die HDF Platten etwas zu erweichen, habe ich mit einem scharfen Messer tiefe Furchen in die Platte gezogen, um die Oberflächenspannung auf der Zugseite etwas zu verringern.

Das half etwas. Dennoch war schon Einigens an Gewalt nötig. Mittels Spanngurte habe ich die Platte an Ort und Stelle gebracht und gehalten. Man sollte auch mit dem Leim nicht sparen. Ich habe einfach mit dem Finger den Leim flächig verteilt. BILD14 Durch die Leimmenge, hat sich die HDF Platte ebenfalls vollgesogen und ist an den Leimflächen mitgehärtet. Daher die längere Trocknungszeit. Mit weniger konnte man schön beobachten, wie die HDF Platte aufgerissen ist. Und so hieß es warten und warten und warten. In der Zwischenzeit habe ich die Weichen mittels Heißkleber auf 10mm MDF aufgeklebt und vorbereitet. Die Weichen habe ich nochmal in Tiefton und Hoch-Mittelton geteilt. Leider passte sie nicht komplett, da die schmale Rückwand nur eine hohe Platte zuließ, für die wiederum nicht genug Platz war. Bevor ich die zweite Seitenwand aus HDF aufgeleimt hab, wurden die Weichen an Ort und Stelle gesetzt, befestigt und die Kabel verlegt. Außerdem habe ich zur Sicherheit alle Innenfugen an der Seitenwand mit einem Polymer abgedichtet, das lösemittelfrei ist, dauerelastisch bleibt und zusätzlich Halt gibt.

Vor allem aber dünstet es nicht aus und kann so die Sicken der Chassis nicht angreifen. Nun konnte die zweite Seitenwand drauf. Bei sämtlichen Spannarbeiten sei angemerkt, nur an den Spantenbereichen die Gurte zu zurren, um ein Verziehen des Gehäuses zu vermeiden. Auch stellte ich fest, dass die Kanthölzer an den Auflageflächen nach dem Spannen leichte Planflächen hinterließen. Also eher viele kleinere als wenige breite verwenden. Nun stand das Rohgehäuse.

Kurzer Hand fuhr ich zum Tischler um das Biege MDF abzuholen. Wieder zurück ging ich sofort ans Werk. Zunächst testete ich das Biegeverhalten per Hand. Es ging erstaunlich leicht. Und das Beste, es legt sich sauber um die Form, ohne Unebenheiten aufzudoppeln. Man darf nur eben keinen Druck ausüben. Also Kanthölzer weglassen und mit Spanngurten „leicht“ anziehen.  Ich bereitete mir die Spanngurte vor, legte das MDF mit den Nuten nach oben auf die Gurte und füllte vollflächig mit dem PU Leim.

Mittels Spachtel hab ich den Leim verteilt. Anschließend kam die Box drauf. Man hat genug Zeit ( 15 Minuten offen), um auszurichten und gemütlich die Gurte anzuziehen. Wie gesagt nicht zu fest, nur so, dass das MDF vorn und hinten abschließt. Den Rest an Unebenheiten füllt der Leim. Und wie der füllt. Wenn man mittels Sprühflasche die Fläche vorher etwas mit Wasser benebelt und die offene Zeit ausschöpft, geht der sowas von auf. Aber nie ohne stark zu pressen. Eben nur bei Sauerstoffkontakt.

Nach 3 Stunden war das soweit, dass geradewegs die zweite MDF Seite drauf konnte. Die Verarbeitung war einfach und schnell im Vergleich zum HDF. So konnte ich am nächsten Tag bereits die Kanten bearbeiten. Mit der Stichsäge grob vorgeschnitten und anschließend mit dem Schwingschleifer plangeschliffen. Mit der Wasserwaage habe ich alle Kanten kontrolliert und eventuelle Abweichungen mit Molto Spachtel begradigt. An der Rückseite kamen nun nach dem Schleifen einige Nutzwischenräume zum Vorschein, die ich erst mit PU Leim füllte und dann verspachtelte. Das gleiche an Boden und Deckel.

Zum Abschluss leimte ich unter Boden und Seitenwände nochmals ein 5mm HDF Stück um dem Boden mehr Stabilität zu geben. Dann waren die Gehäuse fertig. Wow durch die zusätzlichen 2cm links und rechts, die das Biege MDF mit sich brachte, sahen sie gewaltig aus. Aber durchaus solide und robust. Nachdem ich nochmals alle inneren Stöße kontrollierte und eventuelle Ausbesserungen mit dem Polymer gemacht waren, kam das Furnier dran. Makassar sollte es sein. Ein tolles Holz mit toller Optik. Doch wie aufbringen? Die Leimmethode hatte ich vom Bau der SB18 in Erinnerung, doch wie geht das mit der Rundung und dem Bügeln. Außerdem ist Makassar meist nur in schmalen Streifen erhältlich. Ich wollte aber nicht unbedingt fügen. Die Lösung heißt Easiwood. Wie Christian beim Bau der Sphäre entschied ich mich für das Furnier der Fa S&G. Die Holzfasern werden hierbei werksseitig vorgebrochen, plangeschliffen und anschließend auf einen dünnen Vliesträger gebracht. Dadurch wird es unglaublich flexibel. Und es ist genau in dem Maß erhältlich, das ich für die MiDu brauchte. Also bestellt und Tatsache, es ist sehr geschmeidig und problemlos mit der Schere oder einem Cutter zu schneiden. Aufgeklebt wird es mittels Kontaktkleber.

Zunächst habe ich Rück- und Vorderseite furniert. Hierzu mit einem Zahnspachtel schön gleichmäßig den Kleber auf beiden Oberflächen verteilen, ablüften lassen und dann passgenau auflegen.

Man hat nur einen Versuch, da beide Klebeseiten bei Kontakt sofort haften. Also entweder, wenn die Flächen nicht mehr kleben, Pappe oder Folie zwischen und erst ausgerichtet, oder wie in meinem Fall eine zweite Person zur Hilfe holen. Nach dem Auflegen ist nicht die Pressdauer, sondern der Pressdruck entscheidend. Ich nahm hierfür eine Anpressrolle. Das Tolle ist, dass man sofort weiter machen kann. Also Kanten mit der Schere und mit dem Cutter sauber nachgezogen. Hierbei die Klinge am besten einzeln in beide Hände nehmen und rund biegen. Dann mit der Rundung einfach an der Kante entlang ziehen. Eine saubere Sache. Allerdings ist Makassar sehr hart, was meine Klingen schnell verstumpfen ließ. Also immer rechtzeitig die Klinge wechseln. Zu guter Letzt mit dem Schleifklotz sanft nachgeschliffen, fertig. Für die Chassisfräsungen habe ich mir eine Nagelschere genommen. Mit der kann man klasse an allen Kanten entlang schneiden. Den Rest machten Cutter und  Schleifklotz.

Zum Schluss noch den Deckel furniert und fertig. Mit meiner Schablone für die Spanten habe ich mir ein passendes Stück für den Reflexkanal ausgeschnitten. Das Ergebnis ist klasse, die Verarbeitung kinderleicht. Um die Oberfläche zu versiegeln entschied ich mich gegen Öl und Lack, die ja bekanntlich stark anfeuern, was ich unbedingt verhindern wollte. Wachs fiel auch aus, da die Oberfläche nicht 100% aushärtet und nachgearbeitet werden muss. Ich nahm stattdessen eine Wachslasur, die einen glatten und trocknen Überzug aus Wachs hinterlässt, aber nicht mehr klebt.

Sie kann kinderleicht aufgearbeitet werden und ergibt eine schön glatte seidig glänzende und feste Oberfläche. So muss ich keine Angst haben, beim Staub wischen mal einen feuchten Lappen zu verwenden.  Und sollte mal ein Kratzer in die Oberfläche geraten, kann man einfach nachpinseln.

Nun standen die Gehäuse fertig da, und mir verschlug es die Sprache, was ich da geschaffen habe. Alles war so super geworden, wie ich es mir gewünscht hatte. Mit meinem Nachbarn habe ich dann die Terminals und Chassis angelötet.

Am nächsten Tag wollte ich sie dann unbedingt nach Hause holen. Ein Kraftakt, die gut ein Zentner schweren Geschosse ins 2. OG zu wuchten. Aber ich wollte sie nun endlich hören. Also grob ausgerichtet und angeschlossen. Direct Mode an und los konnte es gehen. Eigentlich wollte ich zunächst auf eventuelle Undichtigkeiten oder Fehler prüfen, aber das trat schnell in den Hintergrund. Udo hatte mich vorgewarnt. Ich hörte alles, was vermeintlich gute Qualität hatte. Das Trommelsolo in Kari Bremnes Litt Happiness kan ikkje skade offenbarte Dynamik und Präzision in unbekannter Auflösung. In Millionen Legionen unplugged war plötzlich ein seltsames Rauschen zu vernehmen, was mich erst nach Fehlern am ER4 suchen ließ, sich dann aber doch als aufnahmebedingt entpuppte. Egal was ich hörte, es klang so echt und natürlich. Besonders bemerkenswert ist die scheinbar nahtlose Vereinigung von Hoch- und Mittelton, die gerade Stimmen so eindrucksvoll wiedergibt, dass man meinen kann, da sitzt wer zwischen den Lautsprechern. Der ER4 spielt derart weich und seidig, das selbst härtere Rocktitel in hohen Pegeln Spaß machen. Nichts zischt oder nervt. Man kann plötzlich alle Instrumente einer Band einzeln und fein wahrnehmen. Egal wie viel dazukommen oder welche Lautstärke abgerufen wird. Und der Grundton, was soll man dazu noch sagen. Wahnsinn was da an Tieftoninformation rüber kommt. Sie spielt ohne aufzutragen wirklich nur, was vorhanden ist, aber das dann mit einer unbeeindruckten Leichtigkeit und einem Druck, der sich gewaschen hat. Nie auftragend, aber halt so dermaßen überzeugend, dass das Gesamtbild absolut stimmig ist. Keine Frequenz erscheint zu laut oder zu leise. Die Räumlichkeit ist selbst nach einigen Minuten Einspielen beeindruckend. Und es wird stündlich mehr. Man kann es mitverfolgen. Aus einer kurzen Hörprobe wurden einige Stunden, um alte Musik neu zu erleben. Großartig, das lässt die Strapazen der letzten 5 Wochen ganz schnell vergehen. Ich bin schon gespannt, was in einigen Wochen noch so passiert. Wenn man nun bedenkt, dass der Raum die SB18 schon in die Knie zwang, will ich mir gar nicht vorstellen, wie die MiDus im besseren Raum noch klingen werden. Das bisherige ist ja schon kaum zu toppen. Für meinen Geschmack genau die richtige Wahl.

Nachtrag Klang:

Nach nun gut 10 Tagen spielen die MiDus noch besser und vor allem noch natürlicher. Man konnte stellenweise am nächsten Tag beim Hören desselben Liedes eine Entwicklung im Klang ausmachen. Ich hielt das immer für Voodoo, aber es ist wirklich zu erkennen. Nachdem ich nun meine halbe Sammlung durchgehört habe, will ich mal versuchen, dem Klang Ausdruck zu verleihen. Wie schon geschrieben, fügen sich Hoch- und Mittelton nahtlos zu einem natürlichen Klangbild, dass man bei menschlichen Stimmen und entsprechend guter Aufnahme, als absolut real empfindet. Anfangs waren Frauenstimmen noch etwas zurückhaltender, dass hat sich aber nach einer Woche gelegt. Ebenso beeindruckend sind stark gezupfte E-Gitarrensaiten, wie in Buddy Guys “Best damn fool”, die durch die klasse Vereinigung von ER 4 und 7-360 den Anschein aufkommen lassen, nicht die MiDus, sondern einen Marshall Röhrenamp vor sich stehen zu haben.   Um so erstaunlicher wird es, je mehr dazu kommt. Nichts geht verloren. Auch den noch so kleinsten Makel einer Aufnahme spielt die MiDu eiskalt hervor. Ein dutzendmal bin bei einem seltsamen Geräusch, dass vorher nie zu vernehmen war, vom Sofa aufgesprungen und habe die gleiche Stelle immer wieder gehört, dabei die Chassis einzeln abgelauscht und letzten Endes festgestellt, das ist die Aufnahme.

Ebenso beeindruckend wie Hoch- und Mittelton ist der Grundton. Kein übertriebener, matschiger oder wummernder Bass, einfach natürlich und nur da, wo er laut Aufnahme auch sein soll. Gerade ein gut eingespielter Kontrabass kämmt einem da die Haare auf dem Arm hoch. Präzise und druckvoll. Dabei könnte ich nicht behaupten, dass nach unten etwas fehlt. Sehr beeindruckend ist hier “The well wisher” vom Esbjörn Svensson Trio.

Sehr empfehlenswert ist auch Charly Antolinis “This time in a different way”. Das Drum Intro ist atemberaubend. Die zarte Wiedergabe der Besen, die auf der Snare hin und her rutschen ist sehr natürlich und wird mit jedem Crash Becken, das folgt, untermalt. Dabei produziert die MiDu eine sehr feine Räumlichkeit. Wenn die Aufnahme passt, ist es, auch wenn man sich noch so anstrengt, nicht möglich einen Lautsprecher zu hören. Ebenso hervorheben möchte ich noch das anspruchslose Aufstellungsverhalten. Wenn man die Basics einhält, also ein gutes Stereodreieck schafft, dankt der LS es mit einem tollen Klangbild. Selbst in meinem doch recht halligem Wohnzimmer. Man merkt sofort, dass hier das geniale Abstrahlverhalten des ER 4 zu Gute kommt. Decke und Boden werden wohl kaum als Reflexionsfläche benutzt. Zwar höre ich momentan noch mittels AV Receiver 3311 der Marke Denon, doch selbst der spielt im Pure Modus schon einiges auf. Auf jeden Fall wird die Kette in nächster Zeit noch um einen passenden Stereo-Verstärker ergänzt. Was wird da wohl noch kommen?

Danke Udo für diese tolle Kreation, die du der HiFi-Welt da beschert hast. Ebenso für deine stets schnelle und unkomplizierte Hilfe. Letzten Endes merkt man im Produkt hier gerade vor mir, das du deine Berufung wahrlich lebst. Das findet man heutzutage leider immer seltener.

In diesem Sinne

Denny

Nicht mehr lieferbar

 

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