Was für ein Unterschied. Und so wurde immer weiter gefeilt, Lautsprecher im Laufe der Zeit ersetzt und wieder probiert. Schnell machte man große Schritte in Preisklassen, die man selbst für verrückt gehalten hat. Und dennoch war immer klar, wenn es wirklich etwas Gutes sein soll, steigt man finanziell in Ebenen, die für Otto-Normal-Bürger in weiter Ferne liegen oder einfach nicht gerechtfertigt sind. Es folgte eine weitere Zeit des Wettrüstens mit einem HiFi Freund, wobei man stets bestrebt war, sich gegenseitig anzuspornen. Ähnlich der Windschattentechnik im Radsport, auch wenn sich dort später herausstellte, dass es ja nicht nötig gewesen wäre, da die meisten Sportler plötzlich Leistungsschübe bekamen, die man wohl nur göttlich erklären kann.
Es folgte eine Zeit der Ruhe, um neue Kraft zu schöpfen für die Dinge, die kommen sollten. Eines Tages kam mein Freund zu mir und sagte „Du müsstest mir mal helfen, ich will was bauen mit Fräsen und so Zeugs.“ Gut, dachte ich, machen wir das. „Komm vorbei, dann sehen wir mal.“ Er hatte sich schon viele Werkzeuge in der Bucht günstig erstanden, so dass wir kurzer Hand loslegten und ihm seine ersten Selbstbau-Lautsprecher bastelten. In der folgenden Zeit wurde er regelrecht ergriffen vom Selbstbaufieber und kam noch des Öfteren vorbei. Es machte Spaß und war, wie sich später jedes Mal herausstellte, sehr lohnenswert. Man konnte exzellenten Klang für einen erschwinglichen Preis realisieren, ohne dabei irgendeinen teuren Firmennamen mit seinen Käufen am Leben zu erhalten. Für seinen Vater entstand so die SB18 aus Udos Repertoire, die Beeindruckendes vollbrachte, nur leider bei einer Probe im eigenen Wohnzimmer schnell ernüchterte. Altbau mit Diele, akustisch harten Oberflächen und allgemein unpassender Möblierung. Heimkinotechnisch wohl noch im Rahmen, aber für Stereo-Geschichten eher ungeeignet.
Schall- und Rückwand wurden mittels (exaktem) Augenmaß an die Rundung angepasst , indem auf Gehrung geschnitten wurde. So musste ich nur dreimal von Hand kurz nachschleifen und die Rundung war dran. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich beim Chris bedanken, der
Nun begann ich die Gehäuse zu leimen. An der einen oder anderen Stelle musste man eventuell mal kurz von Hand nachschleifen.
Doch jetzt zeigten sich Vorzüge der akkuraten Vorarbeit. Etwas schwierig war der Reflexkanal, da der Boden ja lediglich an der Rückwand verleimt ist und ohne Seitenwände nur herum wackelt. Hier sollte man stets das Maß kontrollieren. Ich hab den Kanal dann mit Fensterklötzen ausgeklotzt, damit später wirklich 3cm da sind.
Dann habe ich mich entschieden, die Fräsungen vor dem Furnieren zu machen, weil mir das Furnier zu schade, war um es zu versauen. Dann lieber jetzt und notfalls neue Schallwand fertigen. Aber es ging gut. Hab mir für die Rundungen einen einfachen Fräszirkel gebastelt. Nicht so toll wie Udos, aber für 20-30 Fräsungen ausreichend. Ein zwei Tests und dann ging es los. Für den ER4 hab ich mir Udos Frässchablone nachgebaut. Ein Traum, Kopierhülse drauf, loslegen und es passt.
Um die HDF Platten etwas zu erweichen, habe ich mit einem scharfen Messer tiefe Furchen in die Platte gezogen, um die Oberflächenspannung auf der Zugseite etwas zu verringern.
Das half etwas. Dennoch war schon Einigens an Gewalt nötig. Mittels Spanngurte habe ich die Platte an Ort und Stelle gebracht und gehalten. Man sollte auch mit dem Leim nicht sparen. Ich habe einfach mit dem Finger den Leim flächig verteilt. BILD14 Durch die Leimmenge, hat sich die HDF Platte ebenfalls vollgesogen und ist an den Leimflächen mitgehärtet. Daher die längere Trocknungszeit. Mit weniger konnte man schön beobachten, wie die HDF Platte aufgerissen ist. Und so hieß es warten und warten und warten. In der Zwischenzeit habe ich die Weichen mittels Heißkleber auf 10mm MDF aufgeklebt und vorbereitet. Die Weichen habe ich nochmal in Tiefton und Hoch-Mittelton geteilt. Leider passte sie nicht komplett, da die schmale Rückwand nur eine hohe Platte zuließ, für die wiederum nicht genug Platz war. Bevor ich die zweite Seitenwand aus HDF aufgeleimt hab, wurden die Weichen an Ort und Stelle gesetzt, befestigt und die Kabel verlegt. Außerdem habe ich zur Sicherheit alle Innenfugen an der Seitenwand mit einem Polymer abgedichtet, das lösemittelfrei ist, dauerelastisch bleibt und zusätzlich Halt gibt.
Mittels Spachtel hab ich den Leim verteilt. Anschließend kam die Box drauf. Man hat genug Zeit ( 15 Minuten offen), um auszurichten und gemütlich die Gurte anzuziehen. Wie gesagt nicht zu fest, nur so, dass das MDF vorn und hinten abschließt. Den Rest an Unebenheiten füllt der Leim. Und wie der füllt. Wenn man mittels Sprühflasche die Fläche vorher etwas mit Wasser benebelt und die offene Zeit ausschöpft, geht der sowas von auf. Aber nie ohne stark zu pressen. Eben nur bei Sauerstoffkontakt.
Nach 3 Stunden war das soweit, dass geradewegs die zweite MDF Seite drauf konnte. Die Verarbeitung war einfach und schnell im Vergleich zum HDF. So konnte ich am nächsten Tag bereits die Kanten bearbeiten. Mit der Stichsäge grob vorgeschnitten und anschließend mit dem Schwingschleifer plangeschliffen. Mit der Wasserwaage habe ich alle Kanten kontrolliert und eventuelle Abweichungen mit Molto Spachtel begradigt. An der Rückseite kamen nun nach dem Schleifen einige Nutzwischenräume zum Vorschein, die ich erst mit PU Leim füllte und dann verspachtelte. Das gleiche an Boden und Deckel.
Zum Abschluss leimte ich unter Boden und Seitenwände nochmals ein 5mm HDF Stück um dem Boden mehr Stabilität zu geben. Dann waren die Gehäuse fertig. Wow durch die zusätzlichen 2cm links und rechts, die das Biege MDF mit sich brachte, sahen sie gewaltig aus. Aber durchaus solide und robust. Nachdem ich nochmals alle inneren Stöße kontrollierte und eventuelle Ausbesserungen mit dem Polymer gemacht waren, kam das Furnier dran. Makassar sollte es sein. Ein tolles Holz mit toller Optik. Doch wie aufbringen? Die Leimmethode hatte ich vom Bau der SB18 in Erinnerung, doch wie geht das mit der Rundung und dem Bügeln. Außerdem ist Makassar meist nur in schmalen Streifen erhältlich. Ich wollte aber nicht unbedingt fügen. Die Lösung heißt Easiwood. Wie Christian beim Bau der Sphäre entschied ich mich für das Furnier der Fa S&G. Die Holzfasern werden hierbei werksseitig vorgebrochen, plangeschliffen und anschließend auf einen dünnen Vliesträger gebracht. Dadurch wird es unglaublich flexibel. Und es ist genau in dem Maß erhältlich, das ich für die MiDu brauchte. Also bestellt und Tatsache, es ist sehr geschmeidig und problemlos mit der Schere oder einem Cutter zu schneiden. Aufgeklebt wird es mittels Kontaktkleber.
Zunächst habe ich Rück- und Vorderseite furniert. Hierzu mit einem Zahnspachtel schön gleichmäßig den Kleber auf beiden Oberflächen verteilen, ablüften lassen und dann passgenau auflegen.
Man hat nur einen Versuch, da beide Klebeseiten bei Kontakt sofort haften. Also entweder, wenn die Flächen nicht mehr kleben, Pappe oder Folie zwischen und erst ausgerichtet, oder wie in meinem Fall eine zweite Person zur Hilfe holen. Nach dem Auflegen ist nicht die Pressdauer, sondern der Pressdruck entscheidend. Ich nahm hierfür eine Anpressrolle. Das Tolle ist, dass man sofort weiter machen kann. Also Kanten mit der Schere und mit dem Cutter sauber nachgezogen. Hierbei die Klinge am besten einzeln in beide Hände nehmen und rund biegen. Dann mit der Rundung einfach an der Kante entlang ziehen. Eine saubere Sache. Allerdings ist Makassar sehr hart, was meine Klingen schnell verstumpfen ließ. Also immer rechtzeitig die Klinge wechseln. Zu guter Letzt mit dem Schleifklotz sanft nachgeschliffen, fertig. Für die Chassisfräsungen habe ich mir eine Nagelschere genommen. Mit der kann man klasse an allen Kanten entlang schneiden. Den Rest machten Cutter und Schleifklotz.
Zum Schluss noch den Deckel furniert und fertig. Mit meiner Schablone für die Spanten habe ich mir ein passendes Stück für den Reflexkanal ausgeschnitten. Das Ergebnis ist klasse, die Verarbeitung kinderleicht. Um die Oberfläche zu versiegeln entschied ich mich gegen Öl und Lack, die ja bekanntlich stark anfeuern, was ich unbedingt verhindern wollte. Wachs fiel auch aus, da die Oberfläche nicht 100% aushärtet und nachgearbeitet werden muss. Ich nahm stattdessen eine Wachslasur, die einen glatten und trocknen Überzug aus Wachs hinterlässt, aber nicht mehr klebt.
Sie kann kinderleicht aufgearbeitet werden und ergibt eine schön glatte seidig glänzende und feste Oberfläche. So muss ich keine Angst haben, beim Staub wischen mal einen feuchten Lappen zu verwenden. Und sollte mal ein Kratzer in die Oberfläche geraten, kann man einfach nachpinseln.
Nun standen die Gehäuse fertig da, und mir verschlug es die Sprache, was ich da geschaffen habe. Alles war so super geworden, wie ich es mir gewünscht hatte. Mit meinem Nachbarn habe ich dann die Terminals und Chassis angelötet.
Am nächsten Tag wollte ich sie dann unbedingt nach Hause holen. Ein Kraftakt, die gut ein Zentner schweren Geschosse ins 2. OG zu wuchten. Aber ich wollte sie nun endlich hören. Also grob ausgerichtet und angeschlossen. Direct Mode an und los konnte es gehen. Eigentlich wollte ich zunächst auf eventuelle Undichtigkeiten oder Fehler prüfen, aber das trat schnell in den Hintergrund. Udo hatte mich vorgewarnt. Ich hörte alles, was vermeintlich gute Qualität hatte. Das Trommelsolo in Kari Bremnes Litt Happiness kan ikkje skade offenbarte Dynamik und Präzision in unbekannter Auflösung. In Millionen Legionen unplugged war plötzlich ein seltsames Rauschen zu vernehmen, was mich erst nach Fehlern am ER4 suchen ließ, sich dann aber doch als aufnahmebedingt entpuppte. Egal was ich hörte, es klang so echt und natürlich. Besonders bemerkenswert ist die
Nach nun gut 10 Tagen spielen die MiDus noch besser und vor allem noch natürlicher. Man konnte stellenweise am nächsten Tag beim Hören desselben Liedes eine Entwicklung im Klang ausmachen. Ich hielt das immer für Voodoo, aber es ist wirklich zu erkennen. Nachdem ich nun meine halbe Sammlung durchgehört habe, will ich mal versuchen, dem Klang Ausdruck zu verleihen. Wie schon geschrieben, fügen sich Hoch- und Mittelton nahtlos zu einem natürlichen Klangbild, dass man bei menschlichen Stimmen und entsprechend guter Aufnahme, als absolut real empfindet. Anfangs waren Frauenstimmen noch etwas zurückhaltender, dass hat sich aber nach einer Woche gelegt. Ebenso beeindruckend sind stark gezupfte E-Gitarrensaiten, wie in Buddy Guys “Best damn fool”, die durch die klasse Vereinigung von ER 4 und 7-360 den Anschein aufkommen lassen, nicht die MiDus, sondern einen Marshall Röhrenamp vor sich stehen zu haben. Um so erstaunlicher wird es, je mehr dazu kommt. Nichts geht verloren. Auch den noch so kleinsten Makel einer Aufnahme spielt die MiDu eiskalt hervor. Ein dutzendmal bin bei einem seltsamen Geräusch, dass vorher nie zu vernehmen war, vom Sofa aufgesprungen und habe die gleiche Stelle immer wieder gehört, dabei die Chassis einzeln abgelauscht und letzten Endes festgestellt, das ist die Aufnahme.
Sehr empfehlenswert ist auch Charly Antolinis “This time in a different way”. Das Drum Intro ist atemberaubend. Die zarte Wiedergabe der Besen, die auf der Snare hin und her rutschen ist sehr natürlich und wird mit jedem Crash Becken, das folgt, untermalt. Dabei produziert die MiDu eine sehr feine Räumlichkeit. Wenn die Aufnahme passt, ist es, auch wenn man sich noch so anstrengt, nicht möglich einen Lautsprecher zu hören. Ebenso hervorheben möchte ich noch das anspruchslose Aufstellungsverhalten. Wenn man die Basics einhält, also ein gutes Stereodreieck schafft, dankt der LS es mit einem tollen Klangbild. Selbst in meinem doch recht halligem Wohnzimmer. Man merkt sofort, dass hier das geniale Abstrahlverhalten des ER 4 zu Gute kommt. Decke und Boden werden wohl kaum als Reflexionsfläche benutzt. Zwar höre ich momentan noch mittels AV Receiver 3311 der Marke Denon, doch selbst der spielt im Pure Modus schon einiges auf. Auf jeden Fall wird die Kette in nächster Zeit noch um einen passenden Stereo-Verstärker ergänzt. Was wird da wohl noch kommen?
Danke Udo für diese tolle Kreation, die du der HiFi-Welt da beschert hast. Ebenso für deine stets schnelle und unkomplizierte Hilfe. Letzten Endes merkt man im Produkt hier gerade vor mir, das du deine Berufung wahrlich lebst. Das findet man heutzutage leider immer seltener.
In diesem Sinne
Denny
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