Ollis MiDu

Es fing damit an, dass ich auf dem Rückweg von einer Messe in Düsseldorf einen Abstecher in Udos Hörstudio  machte. Damals war ich noch voll auf Duetta ausgerichtet und  fand sie, was man nach einem Tag auf einer Messe noch so beurteilen kann, auch am Besten. Irgendwann verabschiedete ich mich mit der Aussage „die werden es, Bestellung kommt, muss nur noch etwas sparen.“

In der Zeit des Geld Zusammenhaltens habe ich mir dann schon mal ein paar Gedanken über die Gehäuse gemacht und das eine oder andere auch mal aus dünnem Sperrholz und ein paar Leisten zusammengeschraubt, um die Dimensionen 1:1 vor Augen zu haben. War sehr hilfreich. Hat aber leider auch dazu geführt, dass es nun doch nicht die Duetta geworden ist.

Tja, und nun? Ging es also weiter mit quälenden Fragen und Kopfschmerzen: Als Alternative kam eigentlich nur die MiDu in Frage – die ist mit ihren 120 cm Höhe aber auch nun alles andere als zierlich – und es sollte doch die Duette sein mit ihrem wunderbar runden, sauberen Klang – aber 34 cm Schallwandbreite geht auch nicht – oder doch noch mal ´ne ganz andere Richtung? – nein – Mist, ich will Duetta – aber die Breite – also doch MiDu – aber die gingen doch nicht so tief –  aber der gleiche Hoch- und Mittelton – … So ging es dann noch eine ganze Weile weiter. Es hatte aber zugegebener Maßen den Vorteil, dass mein Konto dann in der Zwischenzeit den benötigten Stand aufwies 😉

Irgendwann habe ich mich mit der folgenden Begründung doch endlich mal für die Midu entschieden: Mein Musikzimmer ist mit 24 m² nicht gerade überdimensioniert, der Raum gibt bestimmt noch einiges an Bass hinzu und ohne direkten Vergleich zur Duetta wird es bestimmt gar nicht so sehr auffallen – Basta, so wird es gemacht! (Sollte sich übrigens als nicht korrekt erweisen. Aber dazu später mehr …)

Die Folgen, nachdem meine Entscheidung gefallen war, dass es MiDu so nun gar nicht mehr gibt, sondern eine MiDu2, brauche ich wohl nicht zu schildern … Diesmal ging die erneute Entscheidung dann aber doch schneller von der Hand. Muss wohl was mit Erfahrungswerten zu tun haben. 😉

Also Bestellung abgeschickt und angefangen die Gehäuse zu bauen!

Gedanklich stand der Plan für die Grundform schon fest. Oval sollten sie werden. In der Realität ergibt das zwar kein kleines Gehäuse, aber optisch macht das schon einen gewaltigen Unterschied, da man nur von der Seite die eigentlichen Dimensionen vor Augen hat. Die Maße für das Oval hatte ich schon errechnet. Also, ab in den Baumarkt und die entsprechende Menge MDF und eine Multiplexplatte gekauft. Dann nach dem try and error Prinzip die Maße des Ovals auf einem Reststück mittels dreier Nägel, einer nicht sehr dehnbaren Schnur und einem Bleistift übertragen. Die Breite sitzt auf Anhieb, für die Länge braucht man ein paar Anläufe. Wenn die Abstände der Nägel dann mal passen, kann man diese auf die Multiplexplatte übertragen, das Oval anzeichnen und nun möglichst exakt die Schablone für die Fräsarbeiten erstellen.

Wenn die Schablone fertig gestellt ist, zeichnet man die Form mit einem Bleistift auf die MDF Platten und sägt diese dann mit 2 – 3 mm Überstand grob zu.

Danach werden die Platten auf der Schablone fixiert (ich habe sie einfach aufgeschraubt) und mit dem Bündigfräser in die entsprechende Form gebracht.

Die inneren Ausschnitte habe ich mit flexiblem Kreppband aufgeklebt, mit der Stichsäge abgefahren und danach mit der Oberfräse noch verrundet. Die Ausschnitte für die Schallwand habe ich ebenfalls mit der Oberfräse und Fräszirkeln hergestellt (leider ohne Bilder zu machen). Und so sieht das Ganze dann vor dem Verleimen aus.

Nun werden mit dem Lamello-Fräser entsprechende Nuten für die Innenteiler gefräst, die Rückwand für den Hochtöner eingeleimt und mit dem Gehäuseaufbau begonnen.

Das Mitteltongehäuse ist dreieckig gestaltet und besteht ebenfalls aus auf Winkel geschnittenen MDF Platten. Da ein Schnitt auf Gehrung nicht möglich ist, laufen diese nur auf Kante aneinander und werden von einer aufgesetzten Leiste miteinander verbunden und gleichzeitig luftdicht gemacht.

Die Seitenwände habe ich aus 4 Lagen Biegesperrholz aufgebaut. Das geht auch mit Spanngurten ganz hervorragend. Allerdings sollte man vorher aufräumen und für genügend Platz sorgen. 10 Minuten offene Zeit für den Leim hören sich ja ganz gut an, in der Praxis bedeutet das aber, sich richtig zu beeilen. Ich kann nur jedem empfehlen, den Vorgang des Aufnehmens der (theoretisch mit Leim eingestrichenen) Platte, des Anlegens der Gurte und das Spannen derselben ein paar Mal trocken zu üben. So sieht das Ganze dann einmal im Rohbau und einmal mit schon bündig geschliffenen Seitenwänden aus, sowie die Grundform von oben.

… und hier steht also nun das momentane Zwischenergebnis, tönt so vor sich hin und wartet auf Oberflächenveredelung in Form von Furnier und Lack. Da bin ich aber noch am Überlegen … 😉

Tja, und wie klingt das Ganze nun?

Erster Eindruck: Stevie Ray Vaughan lebt noch! Er steht ja schließlich gerade hier und gibt eine Privatvorstellung!

Zweiter Eindruck: Etwas dünn, eindeutig nicht so tief wie die Duetta.

Dritter Eindruck: nach ein, zwei Stunden – im Vergleich zu allem, was ich vorher hatte, ist es, als ob jemand endlich mal den dicken schweren Vorhang vor den Lautsprechern weggezogen hat. Das hat Potential!

Dann habe ich den Regler mal etwas nach rechts gedreht, die Wiederhohlungstaste am CD-Player gedrückt und sie einfach mal ca. 15 Stunden ganz alleine gelassen …

Vierter Eindruck:: nochmal eine Privatvorstellung von Stevie – schon besser!

Fünfter Eindruck: Jetzt mal die neue von Steven Wilson – Luminol – mit ein bisschen Lautstärke. Im Ersten Moment fehlen mir die Worte ………… Heiliger Strohsack!……… … Das ist also Dynamik! ………Und wer hat hier was von etwas dünn gesagt? Das nennt man Auflösung! Vorher war alles angedickt. Jetzt gibt es auch im Bass auf einmal richtige Details ……

Wer also behauptet, dass es der MiDu2 an irgendetwas fehlt, sollte mal Sarah K., A Perfect Circle oder Pink Floyd auflegen. Ist alles da. Nur vielleicht der unterste Keller nicht. Bei Rock und Jazz ist der aber so gut wie nicht vorhanden. Mir fehlt jedenfalls nichts – im Gegenteil, ich habe unendlich viel dazu gewonnen.

Eine kleine Schelte habe ich aber doch noch: Ich bin eigentlich ein ausgesprochener Leisehörer – das hat sich aber scheinbar erledigt, da ich jetzt ständig noch ein bisschen lauter mache. Wie laut, merke ich erst, wenn ich mal kurz rausgehe und ein paar Minuten später wieder reinkomme. Aber auch diese Erkenntnis ist immer nur von sehr, sehr kurzer Dauer …

Und noch eine kleine Frage: Wie bekomme ich jetzt dieses bescheuerte Dauergrinsen wieder aus meinem Gesicht?

Spaß beiseite. Danke Udo, großes Kino!

Herzliche Grüße

Olli

PS.: Wenn sie denn mal furniert und lackiert sind, werde ich noch ein paar Bilder nachliefern.

PPS.: Um es halbwegs komplett zu machen: 106 x 37 x 51,7 cm (HxBxT)

Schallwandbreite (nur MDF) 24 cm

Und nicht vergessen:


Nicht mehr lieferbar

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