Mae’s kleine Prinzessin

Irgendwann Mitte 2012 war das Bauen von Lautsprechern ein Thema beim wöchentlichen Treffen zu Speis und Trank. Es hat sich schnell herausgestellt, dass zwei Freunde schon gewisse Erfahrungen mit den Werken von Lautsprecherbau.de gemacht haben. Einer der beiden hatte die Queen zuhause und war sehr zufrieden, der zweite war mitten in der Arbeit steckengeblieben und hatte irgendwie die Motivation verloren, das Finish zu machen. Die BlueNote Türme waren fertig gebaut und grösstenteils geschliffen. Es ging also „nur“ noch darum ein geeignetes Kleid fürs MDF zu finden. WAF hat da großes Sagen. So wurde von der besseren Hälfte beschlossen, die Lautsprecher schlicht in weiss zu halten. Ich konnte die Motivation wieder entfachen und mithelfen, die BlueNote doch noch zum Singen zu bringen.

Was das alles mit meinen Prinzessinnen zu tun hat? Ganz einfach. Es hat mir vom ersten Moment an den Ärmeln gezogen und ich konnte nicht anders, als was zu bauen.

Ich tigerte lange auf diesen Webseiten herum, informierte mich, verglich und wusste nicht recht, was ich will. Klar, wenn schon, dann gleich was Rechtes. Aber welche?! Ich konnte mich lange nicht entscheiden, bis ich eines Abends den Baubericht von Justus ein weiteres Mal gelesen habe. Da ist ein wunderbarer Größenvergleich der verschiedenen Lautsprecher zu sehen, welcher mir schlussendlich klar gemacht hat, dass es eigentlich nur eines gab. Das Prinzessinnen-Paar!

Gesagt getan! Komponenten im Shop bestellt und kurz Gedanken drüber gemacht, ob ich einfach einen Bauvorschlag nehmen soll oder etwas eigenes kreieren will. Diesmal kam die Antwort deutlich schneller. Ich habe mich rasch für einen Bauvorschlag entschieden und bin mit einem Zettel auf zum Bauhaus, um das MDF zu bestellen.

Voller Freude bin ich mit dem erworbenen Material nach Hause gefahren und habe schon mal alles zusammengestellt. – Um mit Schrecken festzustellen, dass die Teile hinten und vorne nicht zusammenpassten… Mensch ärger dich nicht, zurück ins Bauhaus. Leider nehmen die guten Kollegen kein zugeschnittenes Material zurück. So ist mir nichts übrig geblieben, als nochmals dieselbe Bestellung aufzugeben. Diese kam zwar auch nicht perfekt, aber ich hatte eine gewisse Idee, wie ich die Motivationslücke des Mitarbeiters kaschieren konnte. So gab ich mich mit dem Resultat zufrieden und habe mich wieder aus dem Staub gemacht.

Als es um’s Verleimen ging, konnte ich glücklicherweise auf die Hilfe meiner besseren Hälfte zählen. Es ist zwar keine enorm komplizierte Angelegenheit, aber zwei extra Hände sind immer von Vorteil.

Ich weiss ja nicht, wie es sich mit dem Fugenleim von Udo arbeiten lässt… Aber dieser normale Holzleim birgt schon einige Tücken (Verrutschen der MDF Platten beim Anziehen der Schraubzwingen zum Beispiel). Wie dem auch sei. Wir haben die beiden Boxen gut zusammenbekommen und konnten fürs Erste Feierabend machen.

Mit den beiden Gehäusen habe ich mich bald mal auf den Weg in die Werkstatt gemacht und erstmal die gröbsten Ungereimtheiten weggeschliffen. Anschliessend wurde angezeichnet, wo später die Chassis ihren Platz finden sollten und ich konnte mich mit der Oberfräse ans Werk machen. Der selbstgebaute Fräszirkel hat mit dabei echt Freude bereitet. Bis zum Punkt, wo ich die Flügelmutter nicht hart genug angezogen hab und die Maschine nicht mehr ihren fixen Radius eingehalten hat. – Na wunderbar…

Nach kurzem Nachdenken habe ich die Mutter auf dem größten Radius fixiert und so die ganze Vertiefung in gleichem Masse falsch ausgefräst, um später einen Ring mit dessen Maßen rein zu setzen. Ich lasse dazu einen Band Bilder sprechen.

Ok, die erste, große Hürde war überwunden. Den Fräszirkel habe ich einen Moment angeflucht. Kurz drauf habe ich mich selber angeflucht, da ich das Utensil ja selber gemacht hatte und ging wieder an die Arbeit..

Alles ausgefräst und Platz fürs Terminal gemacht. Fertig. Na ja, zumindest für den Moment. Ich konnte es mir nicht verkneifen, die beiden, noch nackten Prinzessinnen nach Hause zu nehmen und mich an den Frequenzweichenbau zu machen. Die Lautsprecher waren dann auch einen Moment so in Betrieb. Aber das MDF-Kleid ist nicht sehr ansprechend und pummelig wirkten die beiden auch irgendwie. Also kamen sie wieder mit zur Maschinerie.

Was das Kleid anging, hatte ich schon so gewisse Vorstellungen. Eine Möglichkeit, den beiden an den Speck zu kommen, hat sich in einem Gedankensblitz ergeben.

Ok zugegeben, ich hatte es etwas eilig. So ist es passiert, dass ich aus reiner Hast und Ungeduld ein ziemliches Missgeschick produziert habe. Die Handkreissäge hatte eine sehr kleine Auflagefläche, so bin ich im Verlauf des ersten Schrittes immer weiter ins Schnittgut reingekippt. – Das ich einfach die zweite Box als Auflage hätte benützen können ist mit nach dem vierten Schritt in den Sinn gekommen.. Lieber spät als nie.

Mit dem Hobel wurde die Fase wieder ausgeglichen. Aber der Schaden hat mich noch mehr genervt als das mit dem Fräszirkel. Im nächsten Schritt wurde die ganze Oberfläche geschliffen und aufs Furnieren vorbereitet. Furniert habe ich nach der Bügeleisen-Weissleim Methode. Ich bin noch immer fasziniert, dass das so gut funktioniert. Beim Nachbearbeiten bekam ich wieder Hilfe meiner sehr geduldigen Freundin.

Nach dem Schleifen des Furniers blieb nach dem Zusammenbau nur noch eine Aufgabe offen, die Oberflächenbehandlung. Wie schon erwähnt, hatte ich da gewisse Vorstellungen, von denen ich heute ganz klar die Finger weglassen würde. Ich wollte die Lautsprecher lackieren. Eine Bekannte ist Malerin und macht den ganzen Tag kaum was anderes, als Autos zu lacken. Da war ich an der richtigen Adresse. Wir haben uns auf Randzeiten geeinigt, damit ich die Schleifarbeiten selber durchführen konnte und unterm Strich nur das Material und etwas in die Kasse zahlen musste. Im Bild zu sehen vor und nach dem ersten Auftrag (2k Klarlack flüssig um die Poren zu füllen) Das Furnier hat ziemlich viel Lack gezogen. Also wurde die Oberfläche geschliffen und nochmals lackiert. Noch immer waren sie nicht satt, also kam eine weitere Schicht drauf. Richtige Säuferinnen die beiden Prinzessinnen. Erst nach dem vierten Auftrag wurde einander das OK gegeben, um zum nächsten Schritt zu gehen.

Nun wurde alles nochmals fein geschliffen und die Front abgedeckt. Der ganze Rest wurde weitere dreimal mit einer Mischung aus Klarlack und schwarzem Lack behandelt, bis die Seiten gegenüber der Front dunkel genug waren. Nach dem Trocknen kam noch der letzte Auftrag mit Klarlack über die ganze Box. Das Material hat mich gute 400 Euro gekostet (Lack und Schleifmaterial). Da ist fast so viel Lack drauf wie auf einem Auto. Eine Nerven aufreibende Sache, die ich kein zweites Mal so machen werde. Ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden, daran mangelt es gar nicht, aber der Aufwand ist immens. Nächstes Mal werde ich das Furnier mit Öl behandeln.

Da stehen sie nun die beiden Hübschen – Auf einem Thron aus Granit und angefeuert von je einer SymAsym Mono Endstufe. Ein wunderbarer Anblick und ein noch viel besseres Hörerlebnis! Alles wirkt so echt, unangestrengt und klar, als wäre es schon immer da gewesen. Mit dem vorherigen Lautsprechersystem hatte ich nicht annähernd diese Auflösung und solche Details. Es geht so weit, dass ich dachte, einen Fehler beim Bau der Frequenzweichen gemacht zu haben. Ein Geräusch, das stark nach defektem Hochtöner klingt… einfach irgendwie defekt… Aber es hat sich herausgestellt, dass es am Musikstück liegt! Ich hatte es vorher einfach nicht so wahrgenommen!

Ich kann das Abenteuer also vollumfänglich weiterempfehlen!


Grüsse Maurizio

Learnings:
– Holz nachmessen, bevor man es zahlt.
– Einen Falz in die Seitenteile wie beim Original-Bericht; Hätte das Verleimen erleichtert.
– Immer mit der Ruhe. Nicht hetzen und keine Flüchtigkeitsfehler machen.
– Erst furnieren und danach den Platz für die Chassis fräsen… Da ist einiges an Zeit drauf gegangen.
– Nicht mehr lackieren. Falls doch, nicht mit 2k Autolack


Nicht mehr lieferbar

 

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