Der eine bekommt im Laden nicht das, was er sich vorstellt, sei es im Design, Klangbild oder im Preis. Der andere ist gern Heimwerker und verwirklicht seine Vorstellungen. Und da gibt es noch diejenigen, die sich für die Technik interessieren: Zusammenstellung der Chassis, Auslegung von Gehäusen, Konzeption von Lautsprechern. Und es gibt sicherlich noch eine ganze Reihe weiterer Antworten, doch für mich waren es wohl die ersten beiden gepaart mit ein bisschen Freizeit.
Angefangen, hat es in meinen jungen Jahren. Da damals unser Auto ein paar Reparaturen nötig hatte, nahm mich mein Vater mit auf einen Schrottplatz. Statt meine Augen auf Motoren und Getriebe zu werfen, begeisterte ich mich eher für die Lautsprecher in den Türen und den Kofferraumabdeckungen. Also diese heraus geschraubt und mitgenommen. Zu Hause dann einen Stecker drangeknotet, an die Kompaktanlage angeschlossen und was für ein Gefühl – Musik kam raus. Über die Qualität möchte ich hier keine Worte verlieren, kann dies doch ein ungeübtes jugendliches Gehör nicht wirklich beurteilen. Jetzt musste nur noch ein Gehäuse her, aber wie? Da es damals noch nicht in jedem Fernseher, Kühlschrank und Kinderzimmer Internet gab, blieb nur der Weg in die gute alte Uni-Bibliothek und alte vergilbte Bücher zu durchforsten. Nach einiger Lektüre wurde mir damals bewusst: woohhhaaa, die ganze Geschichte kostet nicht gerade wenig…. So wurde dieses Projekt mit ganz großer Enttäuschung – wie es heute so schön heißt – on hold gesetzt.
Im Hinterkopf schwirrten aber immer wieder Lautsprecher herum. So wurden beim Umsteigen an Bahnhöfen einschlägige Audio-Magazine durchgeblättert und auch durch den Siegeszug des Internets ergab sich die Möglichkeit, während Freistunden oder Mittagspausen hin und wieder in Foren und Selbstbauprojekten durch zu klicken- Um die ganze Technik zu verstehen, fehlte mir dann leider doch die Zeit, aber warum das Rad neu erfinden, wenn es doch so viele Vorschläge für den Selbstbau gab?
Im letzten Jahr war es dann endlich so weit: Udos Kompositionen haben mir gefallen und schienen auch ein gewisses Renommee zu haben. Die Fragen waren dann nur: Welche Lautsprecher sollen es werden? Und kann man das Risiko eingehen, einfach zu kaufen, ohne vorher gehört zu haben? Erstere konnte ich mit Hilfe des Größenvergleichs verschiedener Lautsprecher in einem Baubericht ganz gut eingrenzen. Die Lautsprecher sollten nicht so monströs sein. Die zweite Frage war schwieriger: Der Weg aus Süd-Bayern über die Donau ist ein beschwerlicher… Durch einen glücklichen Zufall aber sollte ich beruflich für ein paar Tage nach Nordrhein-Westfalen und der Weg ins Studio war dann nicht mehr so weit. Also einen Termin gemacht und die Hotelbar gegen Eröffnung neuer Horizonte eingetauscht.
Meine Ohren waren vielleicht so weit, mir zu sagen, das „hört sich gut an“ und das „hört sich nicht gut an“, aber noch nicht so weit, den Unterschied zwischen „hört sich gut an“ und „hört sich richtig gut an“ auszumachen. Aber die Little Princess hörte sich richtig gut an! Vielleicht ist die Duetta ein wenig gediegener, aber hier möchte ich lieber auf die Magazinberichte der anderen glücklichen Besitzern verweisen. Also gleich die Princess oder doch eine günstigere mittelfristige Lösung und später erweitern? Da in der Zwischenzeit auch das benötigte Kleingeld zusammengekratzt wurde und bei der drohenden Inflation eine Investition in Gold unsinnig erschien, war die Entscheidung praktisch schon gefallen.
Zu Hause angekommen, Bestellung getätigt, und das Warten beginnt… Warum macht Eton keine Mitteltöner? Egal, Zeit nutzen und schon mal Holz besorgen und Vorarbeiten leisten. Birke Multiplex geölt gefällt mir (Massivholz wurde nicht empfohlen). Abends in CAD über verschiedene Formen getüftelt – Anschlussklemmen hinten wollte ich vermeiden, beim Umzug oder Transport geht dann meistens was kaputt. Nicht dass ich viel umziehen würde, aber sicher ist sicher (Im Nachhinein kann man sagen, dass der vorstehende Schutz der Hochtonkalotte auch nicht so optimal ist, aber jetzt steht wenigstens nur an einer Seite was ab). Dann sollte die Princess ein wenig schlanker wirken, also ein wenig höher bauen und die Anschlussklemmen unten im Sockel verstecken. Da mir die schwarze Front mit hellen Seitenteile bei der original Version gefallen hat und ein Bekannter mir eine dünne Carbonplatte besorgen konnte, musste diese auch eingebunden werden. Die taillierte Form einer Ellipse vom unteren Chassis bis zum Bassreflexrohr verstärkt die schlanke Wirkung und hebt die hellen Chassis schön hervor. Und zu guter Letzt die Seitenteile abrunden mit der Plattendicke als Radius – schlanker geht es fast nicht.
Der Plan stand also schon, jetzt nur noch das Holz. Erstaunlich, welche Preisunterschiede es von Baumarkt zu Baumarkt gibt! Letztlich kann ich nur empfehlen, sich Tischlereien in unmittelbarer Nähe größerer Holz-Fachhandlungen anzuschauen. Dort habe ich das beste Angebot bekommen inklusive aller Fräsungen (vor allem für die Ellipse hat es mich gefreut).
Da meine Eltern in Ihrem Keller und draußen mehr Platz haben als ich in meiner Wohnung, war der Ort des Werkelns auch schon festgelegt! Der Zusammenbau war eigentlich nicht so kompliziert und kann auch in anderen Berichte gelesen werden. Stattdessen will ich hier nur das anreißen, was wirklich schief gelaufen ist und ich beim nächsten Mal anders machen würde.
Die Ellipse musste ca. 0.6 mm in der Frontplatte ausgefräst werden, damit die Carbonlage dann bündig ist. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Fräsung dazu führte, dass sich die Frontplatte verzogen hat. Das Leimen würde dann nicht mehr so einfach werden, also doch Lamellos nutzen. Diese Lamellos führten dann dazu, dass ich an den Seitenteilen kein R20 fräsen konnte, da sonst Teile der Lamellos sichtbar würden – doch nur R10… bye bye schlanke Prinzessin!
Leider habe ich mich von meinem Vater (den dann auch die Bastelleidenschaft gepackt hat) breitschlagen lassen, die Fräsungen für die Chassis auch gleich anfertigen zu lassen und dann erst die Carbonlage darauf zu kleben. Dafür sprachen einige Gründe, Probleme waren aber folgende: zum Kleben hatte ich nicht mehr eine vollständige Fläche, was dazu führte, das der Kleber nicht überall gleichmäßig verteilt war und so bei richtigem Lichteinfall kleine „Wellen“ in der Carbonlage zu sehen sind. Das größere Problem war, dass sich die Carbonlage doch nicht so gut hat schneiden lassen. Weder mit Cuttermesser noch mit Dremel konnte ich die Chassisbohrungen fachgerecht ausführen. Blieb nur noch die Möglichkeit Schablonen anzufertigen und mit Schwagers Oberfräse noch einmal ran. Zu allem Überfluss hab ich mich auch noch bei dem Durchmesser der Schablonen verrechnet (und das, obwohl mir der Unterschied zwischen Radius und Durchmesser seit der 6. Klasse bekannt ist! Aber es bewahrheitet sich doch immer wieder: In der Ruhe liegt die Kraft) und habe dadurch der Prinzessin ein Wiedererkennungsmerkmal geschenkt. Seitdem weiß ich aber auch, dass man mit einer Reibahle fräsen kann. Zum Glück hatte ich noch Reststücke der Carbonlage und konnte daraus einen Flicken stanzen.
Nach dem Leimen, Schleifen, Ölen und Klebebandentfernen folgte anschließend die Hörprobe – „hört sich richtig gut an!!“ Und je öfter ich die Prinzessin auf mich wirken lasse, desto klarer wird mir: Sie hat zwar Ecken und Kanten, doch die Inneren Werte sind diejenigen, die mein Herz höher schlagen lassen!
Gregor
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