Uwes Little Princess

Die Vorgeschichte
Die Analogtechnik mit Plattenspieler und reichlich schwarzem Gold hatte längst wieder die audiophile Hoheit in unserem Wohnzimmer übernommen. Da man(n) für einen ordentlichen Hörgenuss ein paar vernünftige Lautsprecher benötigt, musste die optisch schön unter dem LCD TV platzierte und mit maximalem WAF ausgestattete Soundbar von Yamaha weichen. Schnell war klar, dass dem WAF – ehrlich gesagt hatte ich vor Monaten keine Ahnung, dass es für dieses „Problem“ einen Begriff gibt – nur Genüge getan werden kann, wenn es gelingt, den Ersatz in Form von Standlautsprechern zur Optik des vorhandenen Mobiliars zu integrieren. Eine individuelle Lösung in Teak musste her und das Wichtigste: einen geeigneten Bausatz galt es zu finden. Die vielen Recherchen im Netz und insbesondere in den diversen Foren brachten diese kompetente Webseite ins Spiel.

Also auf zum gemütlichen Probehören auf der schon legendären Couch. Grundsätzlich klangen alle Lautsprecher besser als alles, was sich je in meinem Besitz befand. Die Soundbar kann hier natürlich nicht als Vergleich dienen aber meine Canton Standlautsprecher oder ein paar ältere Magnat schon eher. Die „kleinen Prinzessinnen“ hatten es mir besonders angetan. Auch sollten es für unser Wohnzimmer keine größeren sein, so dass Duetta und Co. nicht in Frage kamen. Die erste wichtige Entscheidung war damit gefallen.

Die Holz-Auswahl

MDF mit einem Teak-Furnier kam nicht in Frage; Struktur im Vergleich zu den anderen Holzmöbeln im Wohnzimmer nicht unruhig genug. Aber eigentlich sollte es ja auch Vollholz sein; wohl wissend möglicher klanglicher Nachteile gegenüber einer MDF-Umsetzung. Zum Glück hat man einen Schreiner in der Familie. Und da auch noch mein Vater voller Tatendrang war, wurde das Bauen auch zu einem kleinen Familien-Projekt. „Wir“ suchten fachkundig und fanden in einem Holzhandel in Köln zwei Bohlen in Teakholz. Was ich dafür bezahlt habe, ist längst vergessen. Teak gehört zu den härteren Holzarten, „arbeitet“ deutlich weniger als die meisten anderen Arten und so wollen wir uns mit der Verarbeitung besonders viel Mühe geben.

Der Holzzuschnitt

Um das Schwinden und Quellen des Holzes einzuschränken und insbesondere diese angestrebte Optik in Form einer „Stäbchen-Struktur“ zu erreichen, werden die auf 27mm gehobelten Bohlen in schmale Streifen geschnitten, individuell zusammengelegt und verleimt.


Im heimischen Arbeitsraum hätte dieser Arbeitsgang vermutlich eine Ewigkeit benötigt. Hat man aber den Platz in einer Schreinerei zur Verfügung sieht das ganz anders aus. Schraubzwingen und Holzböcke soweit das Auge reicht, andere Hilfsmittel wie beispielsweise eine Leimrolle darf ich nutzen und so ist der Vorgang an einem halben Tag erledigt.

Nach einer 24-stündigen Trocknungsphase das Ganze auf ein erstes Maß gebracht, noch einen Gang über die Hobelmaschine und fertig sind Seitenteile, Bodenplatte und Deckel bei mittlerweile noch knapp 24 mm.

Aus den alten Teak-Bohlen sind bearbeitbare Bretter geworden. Die Oberfläche fühlt sich leicht ölig an und das Ganze schaut schon ganz schick aus. Ein kleines Tütchen füllen wir noch mit Sägespänen. Damit lassen sich später mögliche Lücken an den Kanten gut schließen.

Die Fräse- und Gehäusearbeiten

Zur Führung der Oberfräse benötigen wir für jede Chassis-Größe eine Schablone (z.B. aus 6 mm Pressholz), die die Fräse über ein 30 mm-Loch aufnimmt. In die Schablone wird in Abhängigkeit des zu fräsenden Chassis-Durchmessers ein Zentrierloch mit 5 mm Durchmesser gebohrt. Soweit zur Schablone, die wir nun mittels Bolzen mit der Zentrierbohrung der einzelnen Aussparungen für die Chassis verbinden. Kompliziert für einen Kaufmann wie mich. Aber es funktioniert …

Hinweis: Vor dem Fräsen die tatsächlichen Chassis-Durchmesser mit den Angaben auf der Zeichnung abgleichen und für den Hochtöner auf die zusätzlichen Aussparungen für die Anschlussklemmen achten. Die Frästiefe der Chassis erhöhen wir gegenüber den Vorgaben um 5mm, um noch etwas „Fleisch“ für das spätere zusätzliche Abrunden der Kanten zu erhalten. Für den Bau des Gehäuses halten wir uns im Wesentlichen an die vorgegebenen Baumaße. Zur Vermeidung der Stoßkanten in der Frontansicht werden Front- und Rückwand ca. 5 cm breiter und die Seitenteile entsprechend gekürzt.

Bauplan mit den finalen Maßen:

Verbaut wurden
HT: 1 x Eton 26HD1
MT: 2 x Eton 3-400/A8/25MG
TT: 2 x Eton 7-200/A8/32HEX

sowie das Bassreflexrohr: HP70

Der Weichenbau

Dank dem Forum hier und der Rubrik „Fragen & Antworten“ waren wir gut in die Materie eingearbeitet. Dann noch der ein oder andere Tipp ergänzend zur vorliegenden Bauanleitung und nichts konnte mehr schief gehen. Die Bauteile für die Impedanzkorrektur zum Betrieb an einem zukünftigen Röhrenverstärker verbauen wir direkt mit auf der Weiche für die Tieftöner.


Die Weiche findet ihren Platz auf dem kleinen Brett oberhalb des Bassreflexrohrs und wird mittels zweier Führungsschienen aufgenommen. Damit ist sie jederzeit gut zugänglich und kann durch das Loch des unteren TT herausgenommen werden.

Die Bauteile für HT/MT montieren wir auf eine zweite Weiche, befestigen sie mit Heißkleber auf einem 4 mm dicken Holzbrett (150x300mm, konisch gesägt) und fixieren zusätzlich mit Kabelbindern. Das Holzbrett wird über zwei Leisten 20×20 mm mit 4mm gefräster Nut auf der Rückwand des Lautsprechergehäuses montiert. Die Idee mit der „Schlitten-Montage“ stammt aus Maren’s Baubericht zur Little Princess. Erweitert haben wir diese Idee noch um die leicht konische Umsetzung, um einen Ausbau der Weiche durch leichtes Anheben zu vereinfachen.

Die Verbindungskabel für Weiche und Terminal verlöten wir an der Weiche. Die auf der Weiche befindlichen Lüsterklemmen nehmen die einzelnen Verbindungskabel der Chassis auf. Die Kabelenden für Chassis und Terminal statten wir mit Kabelschuhen aus. Damit können wir den Arbeitsschritt Weichenbau abschließen und uns dem Zusammenbau widmen.

Zusammenbau und der letzte „Schliff“

Holzlamellen und viel Leim sorgen für dichte und feste Verbindungen und das Sonofil wird großzügig nach Vorgabe platziert. Nachfolgend ein paar Bilder zum Ablauf.


Die Löcher für die Kabel versenken wir etwas, um das Abdichten mit Silikon zu vereinfachen. Zur Vorbereitung auf den finalen Schliff werden die Öffnungen vor dem Verleimen der Front- und Rückwand einzeln mit Pappstücken innenseitig verschlossen bzw. mit Silikon verklebt.

Für den letzten Schliff machen wir uns mit den “Särgen“ noch einmal auf zur Schreinerei meines Schwagers. Die große Bandschleifmaschine glättet insbesondere die Übergänge an den Leimnähten und der Rest wird mit dem Handschleifer erledigt. Die Oberfläche sieht jetzt schon sehr gut aus.

Aber irgendwie wirken die Särge noch etwas langweilig. Wir lassen daher noch einmal die Oberfräse ihren Job machen. Den Längskanten der Rückwand verpassen wir ein leicht rundes Profil, während die Frontansicht etwas mehr Ausdruck verliehen wird, indem die Kannten eine Hohlkehle mit Radius 10mm erhalten.

Der finale Feinschliff erfordert noch einmal viel Handarbeit und reichlich 240er Schleifpapier. Das Teakholz fühlt sich nach wie vor angenehm und leicht ölig an (mir fällt kein besserer Ausdruck hierzu ein). Für das letzte Finish verwenden wir Hartwachtsöl von Zweihorn. Der erste Durchgang wird mit Pinsel aufgetragen (würde ich beim nächsten Mal mit Lappen und deutlich dünner auftragen). Nach 10 min. Einwirkzeit wird das überschüssige und nicht eingezogene Öl mit einem Flusen freien Tuch abgetragen. Der Holzoberfläche gönnen wir 2 Tage Trockenzeit und dann eine zweite Runde 240er und abschließend ein letzter, dünner Auftrag Hartwachsöl mittels Tuch. Nach weiteren 2 Tagen ist noch einmal Handarbeit angesagt: Polieren mit einem Frotteehandtuch bis ein leichter Seidenglanz erreicht ist.

Der große Augenblick rückt näher. Pappe entfernen, Löcher für Befestigung der Chassis vorbohren, Sonofil noch einmal in Position bringen, die Kabelverbindungen der Chassis und für den Terminal mittels Kabelschuhen herstellen, Chassis einsetzen und verschrauben.

Inbetriebnahme und Fazit

Die Lautsprecher werden in Position gebracht und an den Verstärker angeschlossen, Springsteen Vinyl aufgelegt und los geht es. Alles funktioniert einwandfrei und wir sind mit den ersten Höreindrücken mehr als zufrieden.

Nun sind drei Monate vergangen und viele LPs drehten seitdem Ihre Runden. Was heute aus den eingespielten Lautsprechern kommt, ist beeindruckend und ermöglicht mir einen bisher nie dagewesenen Hörgenuss. Geeignete, blumige Umschreibungen hierfür zu finden, fällt mir eher schwer. Vielleicht lässt sich das auf folgende Aussage reduzieren: Heute höre ich einfach “mehr“ (Instrumente und auch Details) und habe dabei das Gefühl, ich bin als Zuhörer eher aktiv einbezogen und Teil des Ganzen. Oder ganz einfach: Musikhören macht mehr Spaß.Eigentlich ärgerlich, dass ich mich nicht viel früher mit einem solchen Projekt befasst habe. Und da man(n) den gleichen „Fehler“ eigentlich nur einmal machen sollte, habe ich das nächste Projekt schon fest im Visier – unser Musikzimmer, eine WAF-neutrale Zone. Nach dem Lautsprecherbau ist bekanntlich vor dem Lautsprecherbau …

Hier noch ein paar Bilder der kleinen Prinzessinnen im fertigen Zustand.


Uwe S.


Nicht mehr lieferbar

 

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.acoustic-design-magazin.de/2014/12/20/uwes-litle-princess/

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
0
Kommentar schreibenx