Hallo liebe Selbstbaugemeinde,
angefangen hatte alles damit, dass ich eines Tages ein paar Standlautsprecher von Yamaha im Keller eines Bekannten entdeckte. Er brauchte sie nicht und schon wanderten sie in mein Wohnzimmer. Klanglich waren sie ok, aber optisch passten sie überhaupt nicht ins Wohnzimmer und gleich gar nicht zur vorhandenen Bose-Anlage. Ok, alles schnell bei Ebay rein und vom Erlös was Passendes kaufen. Teufel hatte gerade verlockende Angebote und schon war ein 5.1 Lautsprechersystem gekauft. Endlich passte alles zusammen, doch was höre ich nach einiger Zeit?! Es kratzte und klang sehr unsauber aus dem Hochtonbereich, wenn ich meine Lieblingsmusik etwas lauter drehte. Es lag sicher nicht allein an den Lautsprechern, sondern auch am damaligen 5.1 Receiver, der mein Wohnzimmer auch wieder verlassen musste.
Nun ging also die Suche wieder los, bis ich, wie die meisten von hier, auf Udos Seite gelandet bin. Ich war erst etwas skeptisch, da ich vor einiger Zeit schon diverse Selbstbauprojekte mit nur mäßigem Erfolg hatte, doch die Axis 34 Neo und der Bericht dazu hatten es mir angetan. Gleich zwei Stück bestellt und als sie fertig waren und zum ersten Mal das wiedergaben, was alle anderen vorher nicht so gut gemacht haben, hat es mich umgehauen- und ich bin jedes mal wieder begeistert, was da so heraus kommt. Auf den genauen Klang möchte ich jetzt nicht weiter eingehen. Jedenfalls wurde kurze Zeit später noch eine bestellt als Center. Diese Aufstellung betreibe ich nun seit etwa 4 Jahren und es kam immer wieder die Frage in mir auf, vor allem, wenn ich Berichte von Duetta und Co. lese, was nun die Bluesklasse noch so alles mehr kann.
Monatelang habe ich Berichte gelesen und überlegt, was denn als Steigerung zukünftig im Wohnzimmer stehen soll. Natürlich war es wegen dem WAF auch nicht so leicht, schnell fündig zu werden. Aber als dann nach dem Umzug plötzlich ein größeres Wohnzimmer zur Verfügung stand, war die Entscheidung gefallen. Erst sollte es die Duetta werden, dann die Granduetta- naja doch ein bisschen zu groß, aber ich will eine mit D’Appolito -Anordnung, weil es mir optisch und klanglich einfach gefällt. OK, wie wäre es dann mit der White Pearl?
Dazu gibt es aber noch nicht viele Bauberichte und die Form sagt mir auch nicht richtig zu. Sie sollte aber auf keinen Fall eckig werden, denn schon der bloße Gedanke daran wurde von meiner Freundin sofort im Keim erstickt. Wir sind immer wieder zurück auf die ovale Bauform gekommen, das hat einfach was. Dafür musste ich mich allerdings in handwerkliches Neuland begeben, was mich erst etwas abschreckte. Aber der Entschluss stande fest, so wird es gemacht und wenn es 2 Jahre dauert.
Nach wochenlangem Zeichnen, Überlegen, Berechnen und sogar einem kleinen Modell aus Pappe, wie man eine White Pearl in ein ansprechendes ovales Gehäuse bringt, war dann die Planungsphase abgeschlossen.
Zeichnung wurde vorsichtshalber an Udo geschickt, ob das alles so passt, und als ich wie gewohnt schnell von Udo eine Antwort hatte mit grünem Licht, ging es los. Den Bassreflexkanal habe ich aus Platzgründen mit 45° Winkel und etwas schmaler, aber dafür höher als beim Original gefertigt.
Als nächstes wurden alle Deckel, Böden und Zwischenböden nach einer Schablone mit Bündigfräser hergestellt, die entsprechenden Ausschnitte mit der Stichsäge getätigt und anschließend mit der Frontplatte verleimt. Nun kamen schon direkt die im 90° Winkel zusammen geleimten MDF Leisten hinten in die dafür vorgesehene Ecke.
Ich habe dies bei der Planung mit Absicht so gemacht. Einerseits ergibt sich dadurch mal eine andere Optik und es lässt sich ohne weitere Arbeiten einfach die gebogene Außenwand aufleimen. Soweit so gut, bei genauer Betrachtung meines Werkes bis dato fiel mir auf, das der Ausschnitt für die Basskammer, welche hinter der MT-Kammer verlaufen soll, überhaupt nicht der Membranfläche des Tieftöners entspricht. Eine kurze Rücksprache mit Udo bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen, das wird so nicht funktionieren. Platz ist auch keiner mehr um den Ausschnitt größer zu machen.
Nach einiger Zeit und erneuten Volumenberechnungen kam mir dann die Idee, nun im Nachhinein die MT-Kammer anders zu gestalten und so setzte ich ein paar Brettchen ein, verschloss die obere, hintere Öffnung wieder und schon passte es.
Nebenbei habe ich gleich aus Schnittresten die Frässchablone für den ER4 entworfen und getestet. Gar nicht mal so übel, durch die Schraubzwingen ist sie variabel einstellbar und hat mich nicht viel Zeit gekostet für dieses einmalige Projekt.
Den Fräszirkel für die runden Ausschnitte hatte ich allerdings noch vom letzten Projekt. Jetzt standen sie schon da in voller Größe, nur eben ohne Außenwand. Meine Freundin, die immer mal in die Werkstatt schaute, schien mir nicht mehr so glücklich zu sein, wie ich ihrem Gesichtsausdruck entnehmen konnte, und da kam auch schon wieder der übliche Satz:„ Die hatte ich mir viel kleiner vorgestellt!“ Ich mir ehrlich gesagt auch, aber kleine Lautsprecher hat jeder. Also ging es voller Tatendrang weiter. Lange habe ich überlegt, wie und aus welchem Material ich die gebogenen Außenwände mache. Ich entschied mich am Ende für einen Schichtaufbau aus mehreren, verschiedenen Holzsorten. Für die erste Schicht habe ich mir 6 mm Ceiba Biegesperrholz bestellt, um die Form so gut wie möglich hinzubekommen. Die zweite Schicht habe ich mit geschlitztem 10 mm MDF gemacht, welches ich mir selber auf der Tischkreissäge hergestellt habe, da man nur schwer und viel zu teuer an Fertiges kommt. Nach langer Sägearbeit konnte die zweite Schicht verleimt und wie die erste Schicht mit vielen Spanngurten und Schraubzwingen in die gewünschte Form gezwungen werden. Der Leimverbrauch stieg bei diesen Arbeiten sprunghaft an, sodass ich mir diesen gleich im 5Kg Eimer besorgt habe. Später musste sogar noch ein zweiter Eimer her. Die dritte Schicht war dann 4 mm Kiefersperrholz und als letzte Schicht 4 mm Pappelsperrholz.
Jetzt konnten schon alle überstehenden Ränder abgesägt und mit dem Bündigfräser bearbeitet werden. Die Kanten wären natürlich viel schöner geworden, wenn man gleich ab der ersten Schicht beim Verleimen etwas unter die Spanngurte gelegt hätte, um unschöne Abdrücke von den Gurten im Holz zu vermeiden. Naja, Spachtelmasse, Schleifmaschine und meine Hände mussten es dann richten. Auf die Fronten kamen nun links und rechts ein Streifen Pappelsperrholz, um optisch einen Akzent zu setzen, dann noch etwas davon oben drauf, fertig.
In der Mitte und hinten entschied ich mich für dunkles Abachi-Furnier.
Das Pappelsperrholz hatte schon eine schöne Holzmusterung, deswegen habe ich nur noch zweimal mit Buche-Lasur lackiert, um sie etwas dunkler zu machen und anschließend zweimal Klarlack. Die Frequenzweichen hatte ich in den Leimphasen bereits gelötet und eingebaut .
Also nun Chassis anlöten und einbauen – einer der schönsten Momente des ganzen Projekts. Nun brauchte ich fast einen Kran, um die zwei Kolosse an ihren Aufstellungsort zu hieven.
Angeschlossen habe ich sie im Bi-Amp-Modus und nun war der Moment gekommen. Es gab nichts mehr zu tun, als die erste Platte aufzulegen. Den Lautstärkeregler konnte ich nicht allzu lange niedrig halten und schon ging es quer Beet durch meine Musiksammlung.
Sehr beeindruckend, was mir da zu Ohren gekommen ist. Meine Axis 34 Neo machten schon einen super Job, aber die zwei Perlen können alles eben noch besser, egal was man anhört. Die „White Pearl“ kann einfach alles überragend gut und mit einer Leichtigkeit, wie ich es vorher noch nicht erlebt habe. Wie schon Viele vor mir berichteten, es macht von Tag zu Tag mehr Spaß Musik zu hören und auch im 5.1- Betrieb bleiben keine Wünsche offen und die Hosenbeine fangen an zu flattern.
Es war ein sehr spannendes Projekt, bei dem ich viel dazu gelernt habe und ich kann es jedem nur empfehlen.
Vielen Dank nochmal an Udo für die tolle und immer schnelle Unterstützung. Ich hoffe, wir schaffen es im Nachhinein mal nach Bochum in deinen Laden.
Viele Grüße Kai
Nicht mehr lieferbar
Hallo Kai,
Glückwunsch,
da hast ja richtig schicke Klopper gebastelt.
Schöne Umsetzung.
Gruß schuelzken
Hallo alle miteinander, das freut mich sehr zu lesen, das euch mein Projekt gefällt und schonmal vielen Dank für das positive Feedback. Habe vor kurzem von meiner Freundin plötzlich gehört, sie würde mir die sogar abkaufen, wenn ich mal ausziehen will. 🙂 die anfängliche Kritik ist also schon länger verflogen. Nun bin ich langsam wieder am überlegen was als nächstes kommt, ein schönes Projekt mit einem Breitbänder würde mich nochmal richtig reizen. Vielleicht gibt es in Zukunft bei Udo nochmal einen schönen Bausatz, bis dahin bastel ich noch etwas an der Raumakustik.
Gruß Kai
Hallo Kai,
nach Breitbändern habe ich schon Ausschau gehalten, aber nichts wirklich Brauchbares gefunden. Den heute marktüblichen Exemplaren fehlt es am Charme der alten Pappen, die damit alle Fehler überspielten. Der Seas Exotic hatte das drauf. Er hatte die Gene der alten Radiolautsprecher, leider aber einen Preis nur für Liebhaber.
Gruß Udo
Hallo Udo, danke für die schnelle Info. Hatte schon die Simply Exotic ins Auge gefasst, könnte man diese noch bei dir bestellen? Der Preis ist absolut in Ordnung.
Viele Grüße Kai
Hallo Martin und Kai,
zum aktuellen Stand beim Exotic kann ich nichts sagen, weil ich ihn nicht mehr anbiete.
Gruß Udo
Guten Abend,
diesen Breitbänder hätte ich stilecht nur mit ’nem 300B Eintaktverstärker verheiraten wollen. Jedoch hat mir ein Boardie besagten Eintakter vor ’ner Weile abgekauft und sitzt seither wie eine Glucke auf dem Ei darauf 😉
Den „Vintage-Breitband-Sound“ der „grünen Pappen“ aus Röhrenradios habe ich als Besitzer solcher Modelle noch im Ohr.
Mittlerweile ist ein Phillips Saturn Tonmeister mit SB12_6L geblieben.
Und auch sonst, ohne hier all zu ketzerisch daher schreiben zu wollen, wird der eher geringe Marktanteil von Breitbändern einen Grund haben. Ein Breitbänder ist wie Guinness – man liebt ihn oder hasst ihn. Wer seinen Klang mag, will nichts anderes mehr hören.
Der Rest lässt die Arbeit von mehreren Chassis erledigen.
Alles hat eine Daseinsberechtigung, jedoch hat Udo meines Wissens von der Simply Exotic irgend was im niedrigen einstelligen Bereich abgesetzt – ein solches Chassis lag auch Monate im Regal als Staubfänger rum, so dass ich immer verstohlene Blicke auf die lustige „Tröte“ in der Mitte werfen konnte. Da muss man den Konzepten der freien Marktwirtschaft ein Zugeständnis machen und weis dann auch, was ein Liebhaberpreis ist 😉
Gruß,
-Sparky
Hallo Udo. Habe gerade nach dem Seas geschaut.
Wie hoch ist denn dann ein Liebhaberpreis?
Gruß Martin
Hallo Kai, würden ich Deine Lautsprecher in einem Hochglanzmagazin mit einem Preisschild von, sagen wir mal, so 7.000 Euro pro Stück entdecken, wäre mein erster Gedanke: gar nicht mal so teuer…
Ich wünsche Dir viele Stunden genüssliches Musikhören.
Gruß Axel
Endlich eine White Pearl in Ausführung “schön“, Glückwunsch!
Suche noch nach einem adäquaten Nachfolger für meine Doppel 7, Granduetta ist mir zu “groß“, eine Kleinduetta zu “standard“, die White Pearl bleibt interessant, konnte sie nur leider noch nicht hören…
Viel Spaß mit diesem seltenen und außergewöhnlichen Lautsprecher
Vg Jörg
Hallo Jörg, vielleicht kommen die beiden Schönheiten zum Jahresende ja nach Eschborn…Kai, Du darfst natürlich auch mit;)
Ja hallo,
wenn die weißen Perlen den Weg nach Eschhorn finden, könnte ich mir die 350 km Wegstrecke glatt überlegen. Die wären es wert.
Gruß,
Hermann
Aus jetziger Sicht werden die 2 Perlen den Weg nach Eschborn finden, sind zwar leider nicht weiß, aber das sollte dem Klang nicht im Wege stehe. 😉 Danke übrigens das ich auch mit darf.
Gruß Kai
Hallo Kai.
Der Event ist nun nicht mehr in allzuweiter Zukunft.
Meinst Du, Du schaffst es, vorbei zu kommen?
Gruß Axel
Hallo Axel und alle Anderen, die sich wahrscheinlich schon darauf freuen. Wird wohl oder übel nicht klappen. Ich wohne jetzt mit den 2 Perlen im 2 Stock eines Hauses ohne Lift und habe noch dazu kein Fahrzeug mehr, wo die 2 reinpassen könnten.
Ich hätte sie 2teilig bauen sollen. :-S
Sehr geil gebaut, wunderbar umgesetzt. Die Front gefällt mir sehr gut. …..viel Spaß beim hören, und danke für den Bericht.
Hallo Kai.
Du hast einen wunderschönen Gegensatz zur Optik der Lautsprecher im Shop geschaffen. Gratulation!
Ich wünsche Dir ganz lange ganz viel Spaß mit Deinem Werk.
Lieber Gruß
Martin
Hallo Kai, an dieser Stelle brauchen wir uns nicht über die White Pearl unterhalten. Das ist ein ganz großer Lautsprecher. Aber dein Design macht aus Goliath David, und der hat ja eh gewonnen. Große Größen durch Design elegant erscheinen lassen, das hast du hier in Perfektion geschafft. Und wie ich immer so fein sage „Edele Chassis haben edele Gehäuse verdient“ .
Ich verneige mich vor diesen schönen Lautsprechern und ihrem Erbauer, und hoffe das nie jemand „Box“ dazu sagt. 😉
die BOX = weiblich
der LAUTSPRECHER = männlich
Viel Spaß mit den „JUNGS“ 😉
Gruß Michael
Hallo Kai,
die sind ja super geworden! Wirken recht kompakt und den Kontrast an der Front finde ich super. Weiterhin viel Spaß mit den beiden.
Viele Grüße aus der Nachbarschaft
Harald
Sehr schön. Und optisch doch sehr schlank.
Viel Spaß damit,
Gruß Uwe
N’Abend Kai,
was soll da zu groß sein? Optisch hast Du die beste Lösung gefunden, „der Gerät“ klein zu halten und dabei den Basstreiber noch hübsch in die Formgebung integriert. „Finish“ und Lichtspiel finde ich hübsch.
Gruß,
-Sparky
Grandios gebaut, tolle Lösung für den MT
Und warte mal ab, Frauen haben auch Ohren, bald ist die Größe vergessen.
Der Spruch „so groß hab ich mir die nicht vorgestellt“ kommt mir sehr, sehr bekannt vor 🙂 aber nur in der Bauphase gehört, nach dem ersten Ausprobieren kam der Spruch nie wieder
Matthias