Chorus 51 für die Mutter

Hallo an die Gemeinde des Guten Tons. Der erste Baubericht aus meiner Hand. Obwohl ich schon mehrere Projekte aus allen möglichen Bereichen abgeschlossen habe, nun einmal ein paar Worte der Herstellung. Da das Gehäuse mehr oder weniger „Standard“ ist und viele, viele gute Berichte über das Verleimen existieren, darf das Bauen vielleicht etwas kürzer werden.

Zu Beginn vielleicht kurz etwas zu vorherigen Projekten. Mit 16 Jahren habe ich die ersten Lautsprecherbausätze von einem großen, blauen Elektronikvertrieb erstanden. Dieses waren damals Party-Lautsprecher mit Chassis aus der Ravemaster-Serie. Diese begleiten immer noch, im Kreise meiner Familie, bei lustigen Festen. Somit ist das erste Problem des Selbstbaus schon erklärt. Lautsprecher sind eigentlich für die Ewigkeit.

Nun ja, dann folgten gekaufte, kleine Canton mit Subwoofer für die Erweiterung zum Heimkino. Geile Mischung übrigens. Aus dem Sammelsurium wurden vor etwa 13 Jahren ein Theater1 Set von Teufel, welches vor etwa 4 Jahren nach dem Umzug von Wohnung in unser neues, betagtes Haus durch ein System 4-THX aus selben Hause ersetzt wurde. Der Unterschied war da, aber hmmm nicht so der Brüller. Für Filme mit entsprechender Tonspur ist es durchaus brauchbar, obwohl ich eigentlich schon auf höherem Niveau jammere.

Für Musik finde ich seit Jahren 5.1 nur begrenzt tauglich, außer es ist ein entsprechendes Medium mit passender Tonspur vorhanden. Nun, was also tun… man verzeihe mir vielleicht von vornherein, dass ich viel probiere, auch wenn ich dadurch vermeintlich „fremdgehe“. Also habe ich mal etwas völlig anderes probiert. Dipol-Bausätze eines Frankfurter Vertriebs. Faszinierend was aus einem Lausprecher ohne Gehäuse und kleinem Breitbänder für Musik heraus kommt. Nachteil dieser Bauform ist der extrem niedrige WAF (der schon mal problematische Women Acceptance Factor). Die Dinger müssen sowas von frei im Raum stehen und bei etwas mehr als 12m² ist das annähernd mitten im Raum… Musik ist ab diesem Zeitpunkt aber wieder richtig geschmeidig hörbar! Aber die Suche ging weiter…

Dann verfiel ich leider zu schnell dem gelben Lieferanten und baute die SB 240. Die machten noch viel mehr Spaß. In Verbindung mit den Teufels kann der Subwoofer aus diesem Haus bei Filmen auch getrost deaktiviert werden und ich mag es untenrum durchaus kräftig. Naja die Türme mit Stückgewicht von 60kg sind aus Gründen der Größe bei meinem Schwager in gute Hände gekommen, da werden Sie mehr gefordert. Dort spielen Sie übrigens mal so, mal anders gegen Dali Rubicon 6, die mal ganz lässig 3x so viel kosten, mit weniger Dampf unten rum, aber Piano-Lack-Optik haben. Also bin ich wieder am Anfang.

Es kam zwischendurch fürs Bastelzimmer meiner Frau die Mona 2.1 ins Haus geflattert, dessen Baubericht ich auch noch schuldig bin. Doch nun ist erstmal meine Mutter dran. Haus verkauft, neue Wohnung, leider auch ein neuer Lebensabschnitt, also will ich Ihr mal was Schönes für die Ohren bauen. Die Wahl war „relativ“ eingeschränkt in dem Dschungel des Udos… Sorry für den Sarkasmus, aber leicht fällt es bei den ganzen Berichten nicht, sich zu entscheiden und wenn ich dann mal im Laden vorbei komme, wird es bestimmt teuer. Das spar ich mir wiederum für mich selber auf. Also kurz gefragt ob Mona auch mit einem „normalen Stereo-Verstärker“ gehen, Antwort: theoretisch gehen schon, aber… Gut also ad Acta. Die SBs sind gut, preiswert, aber die hatte ich schon. Die Contras waren preislich dicht dran, warum die es nicht geworden sind – keine Ahnung. Im Yaris meiner Frau sind seit etwa einem Jahr Eton verbaut. Mit Jodas Worten: Sehr zufrieden damit Sie ist! Also probieren wir mal ein Stück vom Eton Hifi-Kuchen. Hmmm, Linie 51 ist doch deutlich too much für mal eben, Linie 71 zu groß, also sollen es blind die 41 werden… Stopp da war noch was neues… Chorus 51 und das ausschlaggebende Argument stammt von Justus! Wenn ich das Zitieren darf:

Moin,
die Chorus konnte ich gestern auch hören. Es ist ein sehr schöner Lautsprecher, der bestimmt viele Freunde finden wird. Ich sehe ihn zwischen den “normalen” Etons und den SBs – sehr schöne Auflösung, Präzision und Trockenheit.

Für einige, ist der Eton Bass viel zu trocken, für andere der SB-Bass viel zu weich und unkontrolliert. Die Chorus-Reihe schafft meiner Meinung nach den Spagat zwischen trockenem und warmen Bass und bietet so eine gute Alternative für die, die gerne einen trockeneren Bass als bei den SBs haben möchten, ohne gleich die Investition für die “normalen” Etons tätigen zu müssen.

Gruß
Justus

Vielen Dank für genau die richtigen Worte, die ich für den Warenkorb brauchte!

Also bei Udo nachgefragt, gerechnet, nachgefragt, geändert, nachgefragt und bestellt. Kurz und knapp: Plastikröhrchen weg und Terminal gegen Polklemmen getauscht. Der Reflexkanal wurde auf die Maße 160mm*12mm und 143mm Tiefe festgelegt. Die Kanten etwas überstehend geplant und das Material sollte Leimholz aus Eiche für die Seiten, die Front und den Rest in Akazie dunkel geölt werden.

Da dieses fertige Regalbretter aus dem Baumarkt sind, hab ich mir überlegt, die Brettchen selber auf entsprechendes Maß zu bringen. Mit diesem Gedanken begann das Übel. Geliehen habe ich mir über drei Ecken Werkzeug zum Sägen, und zwar aus dem hochgelobten Haus Festool. Ausgeladen, zusammengeschraubt und mal ein paar Schnitt gewagt. Die gesägten Brettchen am Ende sauber gestapelt, aber was is dat denn für ein Mist: alle Schnitte schief. Gesucht wie der letzte Anfänger… Fehler gefunden, der Beistelltisch ist 2mm tiefer als der Haupttisch und die Einlegeplatte ist auch nicht im Winkel. Im Netz mal gesucht, ob ich zu dämlich beim Zusammenbau war, nöö, bekanntes Problem, bei manchen 1 mm, bei anderen 3 mm Höhenunterschied. Dadurch sind zwar die Brettchen von den Maßen einseitig passend, doch wenn man die Schnittkante sieht ist die selbst bei 18mm Holz aus dem Winkel… Ich könnte ko**en, brechen und mich übergeben… was also tun, es ist ja nicht so schepp.

Na wird schon „schiefgehen“, mal grob zusammengestellt. Najaaa, leimen wir erstmal und dann schleifen wir nachher passend… Wenns nix ist, wird’s ein teures Feuer in der Feuerschale und ich fang halt nochmal an. Ok, Chassisöffnungen gefräst, geleimt, gewartet, Oberflächen geschliffen und dabei auch noch Kratzer in die dunkel geölte Akazie gemacht.

Grml, also komplett alles abgeschliffen. Der hell/dunkel Effekt ist schon mal zum Teufel. Reflex-Schlitz gefräst und im Anschuss alle Kanten gebrochen. Als Finish gab es Osmo Holzwachs transparent.

Jetzt kommt wieder mein absoluter Lieblingsabschnitt bei allen Arbeiten: warten bis trocken ist. Ok, es müssen ja auch noch die Weichen aufgebaut werden, ein passabler Zeitvertreib für den Augenblick. Also Brettchen aus Sperrholz zum Basteln genommen, auf 90 x 150 mm gestutzt und die Bauteile gepuzzelt. Ganz schön fett die dicke Spule vor dem Bass für so en kleines Böxli. Leitungen dran, beschriftet und fertig sind die Weichen.

Bestimmt werde ich beschimpft wenn ich sage, dass ich sie nicht an die Rückwand geklebt, sondern auf dem Versteifungsbrett fixiert habe?! Die Bauteile sind im Gesamten gar nicht mal so leicht und ich empfinde es feiner, sie liegend zu betten. Evtl. hätte man sie auch auf dem Reflexbrett befestigen können (Anmerkung der Redaktion: Nein, dort werden die Spulenwerte vom Bassmagneten verändert), aber so ruhen sie nun entspannt und ohne Absturzgefahr hinter dem Bass. Die Mutter von den Polklemmen und den Kunststoffring auf die Anschlussleitungen gefädelt, durchs Loch gesteckt und angelötet… Naja, versucht. Verdammt, Lötkolben zu klein… für die massiven Polklemmen sind 25W deutlich zu wenig. Also rein in die Karre, auf die Arbeit geeiert und eine 80W-Lötstation geholt. Die geht mit der Temperatur definitiv nicht in die Knie und die Lötstellen sehen auch schön brav glänzend aus. Jetzt noch die Chassis angelötet und in die Fräsungen geschraubt.

Nur mal so eine Frage in die Runde: Beim Bass war eine Dichtung bei, der passt damit auch plan in die Fräsung. Beim Hochtöner war nichts bei, aber mit 2 mm Vorlegeband und fest verschraubt, stand mir der Höchtöner etwas zu weit vor. Fräst ihr nen halben Millimeter tiefer, lasst Ihr die Dichtung weg oder benutzt ihr ganz was anderes? (Anmerkung der Redaktion: Wir benutzen keine Dichtungen). Nun denn, der Bau ist vollendet und nun zur ersten Hörprobe.

Angeschlossen sind die Chorus an einen Pioneer A-757 Mark II, der wiederum an „Zone 2“ an einem AV-Receiver Yamaha RX-V775 hängt. Als Zuspieler dient für alles mein HTPC, darauf spielt uns Media Monkey die Musik vor. Equalizer sind keine eingerichtet und am Pioneer ist die Direct Taste gedrückt. So angeschlossen greift auch das Eingemessene vom Yamaha nicht als Klangverbieger in die Lieder.

Beginnen wir mit Zucchero – My love der Bass stramm und oben spielen ganz fein die Percussion Schellen. Bei The Doors – Riders oft the Storm prasselt der Regen im Hintergrund, links präzise die Hi-Hats, ab und an spielt auf dieser Seite die Gitarre etwas vordergründiger, rechts klimpert die Elektro-Orgel. Bei With Arms Wide Open – Creed, Word up – Cameo wird schon langsam die Lautstärke nach oben korrigiert. Nochmal kurz nachsehen ob der Subwoofer aus ist und sonst nichts anderes hier zwischenspielt, nööh, kommt alles nur aus den beiden Chorus… „Faszinierend“ würde ein spitzohriger Vulkanier sagen. Bass wo er hingehört, die Trompete quiekt nicht. Kein pfeifen, zischen, quäken, egal bei welchem Abschnitt. Dann gehen wir in der Playliste mal auf Schöngeist – Zusammen allein da wippt der Fuß und nickt der Kopf im Takt. Eisbrecher – 1000 Narben, Skillet – Monster, da wird ein bissel mehr auf der E-Gitarre geschrubbt und auf dem Schlagzeug wird’s ein bisschen flotter. Resist and Bite – Sabaton, ….fump, fump, fump kommt ganz sauber unten aus den tiefen Tönen und Gitarre spielt und spielt und spielt immer dieselbe Abfolge klar und präzise. Nightcrawler, nein, nicht von Judas Priest sondern von Powerwolf. Auch wenn böse Blicke kommen und sich Falten auf der Stirn entwickeln, ich finde diese Variante deutlich besser! Double Nature – Mustasch, Lola Montes – Volbeat, Sirens Of the Seven Seas – Sirenia, Moria – Bloodbound, egal welche Richtung, es macht alles richtig Spaß. Dann mal was völlig aus der Art geschlagenes, Hans Hartz – Nur die Steine leben lang, Reinhard Mey – Das Narrenschiff, Schandmaul – Euch zum Geleit, Santiano – Es gibt nur Wasser, und wer mal Spaß, an dem für mich, coolsten Contrabass haben möchte, hört mal in Stef Bos – Wodka rein. Jupp dat is flämisch, aber richtig klasse! Dann geht’s mal rüber zu Broilers – Bitteres Manifest, Serum 114 – Die Nacht mein Freund, Unheilig – Sagte ja: Ich könnte die ganze Playlist reinschreiben und an jedem Lied versuchen zu beschreiben, was mich daran klanglich begeistert. Es gibt nichts zu meckern. Es ist eh mehr eine Geschichte für den Beginn einer Freundschaft geworden als ein Baubericht. Ich hoffe, meine Mutter nimmt sie auch an!? Man verzeihe mir die Länge.

Das Fazit fehlt aber dennoch

Zu Beginn habe ich Justus zitiert. Nur, warum waren seine Worte ausschlaggebend?! Wie schon geschrieben, sind die SBs große Klasse und machen richtig Laune. Dennoch finde ich sie, im direkten Vergleich mit meinen Teufeln, bei den Höhen nicht ganz so klar und fein. Aber dennoch klarer als die Breitbänder meiner Dipole. Wenn man die Lautsprecher alle mit genügend Zeitabstand einzeln hört, fällt es nicht auf, wirklich nur im direkten Vergleich empfinde ich es so. Die Chorus schlagen sich in den hohen Tönen besser. Wie sich allerdings die SB18 im Bass gegen die Chorus schlagen, kann ich nur bedingt sagen. Ich habe die 240er gebaut und zwar so, dass auch Bi-Amping möglich ist. Also kann ich die oberen zwei Wege einzeln hören, aber der Vergleich hinkt natürlich extrem und ist Quatsch! Allerdings empfinde ich die SBs bei schnellen Schlagzeugen und höheren Pegeln nicht mehr ganz so präzise. Bei den Chorus sehe ich das bis jetzt so: „Bass da, flup, Bass wieder weg“ auch bei einer schnellen double Bass und höherem Pegel. Immer schön knackig. Auch wenn ich ein Tabu brechen sollte, an die Hochtöner der Dali´s kommen die Chorus nicht ran (bei dem günstigen Preis wäre das auch schon Wahnsinn) da bin ich fast überzeugt, dass es hierfür schon der ER4 sein müsste, bzw. die Linie 51. Das kann ich vielleicht ein anderes Mal „erhören“, wenn das Portemonnaie für einen Bausatz aus der Linie 5 ausreichend gefüllt ist.

Kurzum ist Chorus 51 für mich der hochwertigste Bausatz, den ich bislang verbaut habe und den ich jederzeit auch wieder bauen würde! Danke an  Udo für diesen großartigen Lautsprecher und für die Hilfe. Danke auch an alle anderen Baubegeisterten, ihre Werke und die viele guten Ideen für echte Unikate!

Nodda Christian

Nicht mehr lieferbar

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Oh oh, jetzt werde ich schon zitiert…ich hoffe deine Bewertung deckt sich mit meinen Aussagen.

Wenn du die chorus kennst, kennst du auch Eton?!

Hallo Christian,
schöner Bericht mit gaaanz viel Geschmack. Bei Powerwolf habe ich erwartungsgemäß einen völlig anderen…. 😉
Gruß
Andre

Hallo und vielen Dank für den schönen Bericht. Endlich mal ein Baubericht zur Chorus Reihe, da warte ich schon länger drauf. Optik gefällt mir auch sehr gut. Muss ich mich mal umschauen, in meinem Baumarkt gibt das gar nicht.

Ich schlage mich auch gerade mit Werkzeugunzulänglichkeiten rum. Bei mir sitzt die Kopierhülse nicht mittig auf der Fräse, was den Chassisrändern eine ungewollte „Agilität“ (= krumm und schief) verleiht.

Irgendwas sagt mir, dass es deine Mutter bestimmt auch brennend interessiert, wie sich die Chorus 51 gegenüber der ACL Variante schlägt und sie ihre vergleichenden Eindrücke nicht für sich behalten will 🙂 Okay okay, ich mach das vielleicht selber 🙂