Seit etwa 8 Jahren lese hier still und heimlich mit. Das Prinzip Selbstbau hatte mich schnell überzeugt – hochwertigste Chassis in selbst zusammengezimmerte Holzhütten zu stecken und dabei das Geld von Marktetinggeschwurbel oder Pianolackfinsish der Hersteller zu sparen, machten für mich Sinn. Das Magazin, damals noch das gelbe, wurde schnell lnhaliert und jeder neue Bericht genüsslich gelesen.
2014 wurde der erste Anlauf genommen und „erstmal“ ein günstiger Bausatz mit einem Breitbänder gebaut – geringes Risiko sozusagen. Aber von wegen: Einstiegsdroge, man ist angefixt – nach dem Bau ist vor dem Bau. Nun sollte also etwas Gescheites für meinen Vintagemarantz ins Schlafzimmer kommen. Maximaler Klang bei minimaler Größe standen ganz vorne im Lastenheft.
Die Duetta Top war lange mein Favorit – so mochte ich die (optische) Kombination des eckigen ER4 und des runden 7-Zöllers. Leider war sie mir dann doch ein bisschen zu groß. Glücklicherweise musste Eton seine Chassis „modernisieren“ und Udo kam in Zugzwang neue Bausätze zu entwerfen: Die Line 5x war geboren und derer Linie 51 war die für mich perfekt kleinkopierte Variante der Duetta Top.
Also gut, die soll es werden. Im März dieses Jahres wurden dann die ersten Pläne entworfen und auch ein kleiner „Aufsteller“ kreiert, um die Dimensionen besser einschätzen zu können: Passt. Der Kasten soll etwas kleiner und schmaler, dafür etwas tiefer als das Original werden.
Nun fehlten nur noch Zeit und eine Tischkreissäge – ich wollte das Gehäuse aus 22mm MDF auf Gehrung zuschneiden, damit man die Stoßkanten später nicht mehr sieht. Ausserdem sollte eine Tischkreissäge sowieso in keiner Werkstatt fehlen. Der Sommerurlaub kam hier gerade recht, zwischen einer Woche Italien und einer Woche Nordseeküste stand nun noch Boxenbau im Terminkalender der 3 Wochen Urlaub. So wurde flott der Bausatz bestellt und beim Biber der Zuschnitt geholt. Obwohl ich hier eigentlich millimetergenaues Arbeiten gewohnt bin, sollte es dieses Mal irgendwie nicht ganz klappen. Die Maße stimmten bis auf 2mm nicht, sie waren zu groß. Aber halb so wild: da ich die Gehrungen noch ansägen musste, spielt dieser Malus später keine Rolle mehr.
Die Gehrungen wurden dann mit Klebeband verleimt und wie wild mit Schraubzwingen fixiert (diese Momente kennen, glaube ich, viele von uns).
Die Reflexbrettchen habe ich dann nach dem Trocknen mittels Abstandshalter (bei mir 1,3cm Öffnungshöhe) eingeleimt und fand am Ende des Tages folgende Kästchen in meiner Werkstatt wieder.
Am nächsten Tag wurde die Front eingeleimt und abends die Ausschnitte für den ER4 mittels selbstgemachter Schablone und für den TMT mittels Fräszirkel erstellt.
Der Reflexkanal war dann doch relativ schwierig, da mein 12,7mm Kopierfräser mit Anlaufring unten exakt in den 13mm Kanal bzw. die 13mm Bohrung passen musste. Also erstmal ein 13mm Loch gebohrt. Fräser rein und einmal von links nach rechts gezogen. Die minimale Fehlstelle wurde mit etwas Spachtel kaschiert und so hatte ich schon zwei ansehnliche Kästen im Keller. Für die Optik wurden die Kanten noch mit einem Abrundfräser abgezogen.
Der innere Ausschnitt für den ER4 wurde dann mit Forstnerbohrer und Stichsäge erledigt und dann durfte die eine Kiste „oben“ schon einmal zeigen, wie nah sich Theorie und Praxis sind.
Jetzt kam Farbe ins Spiel und die Rückwand des ER4 wurde eingeleimt. Zeitgleich kam auch das Paket von Udo und Jonas bei mir an, sodass ich mit meinem Drahtverhau anfangen konnte, während die Farbe im Keller trocknete. Insgesamt sind 3 schichten Lack mit der Rolle lackiert worden, jeweils mit Zwischenschliff. Mit einen scharfen Stechbeitel ließen sich Staubeinschlüsse sehr gut eliminieren. Das Ergebnis ist durchaus als gut zu bezeichnen, aber sicher nicht perfekt. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden.
Die Weiche wurde nach dem Zusammenlöten „trocken“ getestet (nichts brannte oder explodierte… puh) und auch von Udo für gut (Eigenwillig, aber technisch korrekt) befunden (kurze Mail genügt, toller Service). Sie konnte dann innen auf der Rückwand Platz nehmen.
Am nächsten Tag ging dann alles ganz schnell. Zuerst wurde der ER4 eingebaut. Bohrungen gemacht, Kabel durchgetüddelt und die Bohrungen wieder mit Heisskleber verschlossen. Das Moosgummi wurde in das kleine Volumen gelegt, vorgebohrt und der ER4 festgeschraubt. An die Frequenzweiche wurde der ER4 mittels Wagoklemmen angeschlossen. Die Watte habe ich dann zusammengerollt durch die Öffnung des TMTs geschoben und innen etwas „aufgelockert“. Jetzt musste nur noch der TMT mit den Kabelschuhen versehen, die Löcher vorgebohrt und die Schrauben festgeschraubt werden. Fertig. Die Beiden durften dann auf dem Sideboard im Schlafzimmer Platz nehmen und sollten dann am Marantz einmal zeigen, wo der Ziegenbock den Honig versteckt hält.
Fazit: Boxenbau, der Weg ist das Ziel. Schade, dass man fertig ist. Spaß hat es gemacht und auf das Ergebnis ist man sogar stolz. Was die Zwerge zu leisten im Stande sind, ist enorm. Soviel Punch (Deutsch: Druck?) traut man den beiden gar nicht zu. Bühne? Vorhanden. Der ER4? Unglaublich feinzeichnend. Habe ich vorher noch nie so gehört.
Ich bin mehr als zufrieden. Und hübsch sehen sie auch aus. Bis zum nächsten Boxenbau?
Jan
Nicht mehr lieferbar
Hallo Matthias und Martin,
da Jan sich hier nicht angemeldet hat, sind leider keine Antworten von ihm möglich. Aber vielleicht liest er trotzdem mit und registriert sich zum Mindesten vorübergehend, um Auskunft zu geben.
Gruß Udo
OK. Danke für den Hinweis.
Gruß Martin
Hallo Jan. Dein Werk ist kaum von Kaufware zu unterscheiden. Und es passt sehr gut zur Umgebung. Ich gratuliere. Das nennt man gelungen. Bzgl. Der Gehrung bin ich etwas neidisch. Gehe doch bitte auf Matthias‘ Frage ein. Gruß Martin
Klasse gemacht, perfekt gearbeitet, schönes Finish! Gratuliere zu dem tollen Lautsprecher!
Sehr fein geworden, Glückwunsch!
Und Gehrung in Heimarbeit, darf ich fragen, welche Tischkreissäge das so fein hinbekommen hat?
Im Idealfall sogar hier ergänzt:
https://www.acoustic-design-magazin.de/Lautsprecher-selber-bauen/Thema/was-ist-euer-lieblingswerkzeug/
Oder einfach ne kurze Antwort hier
Matthias
Ich beantworte mal stellvertretend die Frage zur Tischkreissäge.
Sie ist ja auf einem Bild zusehen. Es handelt sich dabei um die Bosch Professional Tischkreissäge GTS 10 J. Eine kompakte Säge die für den Bau entwickelt wurde. Klein aber fein.
Gruß Michael
Danke michael,
Falls Du die dick empfehlen kannst frei ich mich auf deinen Post bei Wekrzeug 🙂
Ich selbst mags mangels eigener Erfahrung da nicht platzieren
Liebe Grüße
Matthias
Wenns dir langweilig werden sollte und du dich gerne wieder auf den weg machen möchtest… Was ich richtig geil fänden würde, wenn du dein gehäuse dem des marantz anpassen würdest. D.h. Eine leimholz / echtholz-verkleidung, welche die des marantz nahe kommt und auch das gleiche design… Farbton, schnitt und vor allem (wenn ichs richtig gesehen habe) eine phase von innen nach außen. Eigentlich zu schade fürs Schlafzimmer… Ebenso der marantz. Optisch ein echter Augenschmaus. Paar details zu diesem wäre echt nett 😉
Wow, man sieht es auch auf den Fotos, dass Du auf den 10tel Millimeter genau gebohrt und gefräst hast. Und die Lackierung ist auch top. Glückwunsch zu dieser Maßarbeit, die sind echt schön geworden.
VG, Jo
Hallo Jan,
Glückwunsch zur MiniDuettaTop, schickes Ding.
In der Tat bist du einer der wenigen die diesen kleinen,
aber groß aufspielenden Lautsprecher gebaut haben.
Gruß Schülzken
Hallo Jan,
schlicht und schnörkellos, mir gefällt es.
Die komplette Gehrung finde ich gut, ich hab es bisher nicht hinbekommen (mit dem geborgten Werkzeug).
Viel Spaß damit.
Gruß Enrico