Vorwort:
Schwager Wolfgang ist ein eher ruhiger Mensch, vielleicht gerade deswegen ist sein Leben eng mit der Musik verbunden. Die Räume seines Hauses sind vollgestopft mit Schallplatten, über Jahrzehnte gesammelt, dazu gesellen sich zahlreiche CD’s in weitere Regalmetern und ebenso selbstverständlich war die folgerichtige Anschaffung von entsprechenden DVD’s und BlueRays.
Natürlich wird in seinem rustikalen, kleinen Hörraum auch gestreamt, ebenso rustikal sind seine beiden alten Stereoboxen. Sie haben mehrere Leben hinter sich, die Sicken fangen nun an, dünnhäutig zu werden, und dass auf den Chassis das Kürzel „DDR“ aufgedruckt ist, zeugt zu Recht dafür, dass langlebige Produkte schon im vorigen Jahrtausend erfolgreich gebaut werden konnten. Unstrittig ist, dass an diesem Glied seiner Hörkette, den alten Boxen, ein direkter Handlungsbedarf besteht.
Schwager Wolfgang hat(te) auch beruflich mit Musik zu tun. Ihm oblag die alltäglich korrekte Darbietung von Bild und Ton einem größeren Publikum gegenüber. Er kennt hochwertige HIFI-Boxen für den Home-Bereich und welche Preise hier aufgerufen werden, weiß er nur zu gut. Nie und nimmer kann er sich so etwas leisten, auch das weiß er.
So war es mehr als selbstverständlich, dass er zum Jahresend-Event 2018 in Nordhausen, quasi vor seiner Haustür, den Abend lang anwesend war. Nach einer gewissen Überraschtheit bei den zahlreichen Hörproben, insbesondere was die handlicheren Exemplare betraf, ein paar Tage später dann die klamme Frage an mich: „Was kostet denn so etwas?“
Ein kurzer Blick in den Shop hat ihm gezeigt, dass es eine reale Welt ist, in welche ich ihn gelotst hatte. Die Familie tagte kurz danach, schließlich darf Schwager Wolfgang mittlerweile seinen wohlverdienten Ruhestand genießen und hat darüber hinaus bald Geburtstag. Ich bekam das ‚Go‘ für seinen Wunsch, das familiär gesponsorte Geburtstagsgeschenk.
Die Auswahl:
Welche Boxen sollen es werden, die alles entscheidende Frage. Ich bin in der Pflicht, man verlässt sich auf mich! Ein limitierender Faktor ist die Baugröße. Es können nur Regalboxen werden, denn sie müssen in seinem Hörzimmer auf einer Kommode stehen. Ein langes, schlankes Spargeldesign ist nicht möglich. Sein Hörraum ist ca. 15 m² groß, da können auch keine dicken Dinger aufgestellt werden. Ich brauche eine kleinere Box und aus der Bluesklasse soll sie sein, der Schwager hat es verdient.
Der Shop ist gut gefüllt mit solchen Produkten und bereits im niedrigen dreistelligen Eurobereich ist die Auswahl vielfältig. Aus der SB Reihe sind sehr gute Varianten im Angebot, mit den Eton Chassis oder denen aus der Sartoris Reihe bewegt man sich weiter in Richtung oberes Ende der Fahnenstange.
Die Chorus kenne ich, ist sie doch in meinem Besitz. Sie wäre ein Kandidat. Wenn man eine Schippe bei den Eton Chassis drauf legt und sich für die Hexagon Sandwich Struktur der Bassmitteltöner Chassis entscheidet, wird auch eine Schippe mehr geliefert im gewählten Blueslevel. Diese Schippe sei dem Schwager gewährt.
In meinem Hinterkopf geistert noch immer ein exzellent auflösender Kandidat herum, die kleine L 41, habe ich sie doch in Eschborn 2017 selber gehört. Dort fühlte sie sich neben meiner Chorus 71 recht wohl und sie zeigte mit ihrer alles sezierenden Höhendarbietung dank der Magnesiumkalotte was in der Oberklasse angesagt ist. Dass sie sich im Bassbereich auch nicht gerade verstecken muss, ist bei den ADW-Konstrukten selbstverständlich. Der um drei Zoll größere BMT der Chorus 71 konnte ihr gegenüber im Frequenzkeller allerdings problemlos punkten.
Wie der Name L 41 klassiert, ist der Bass-Mitteltöner mit einem Durchmesser von vier Zoll definiert. Niemand hat ihr wegen der Minimembran eine vollwertige Basswiedergabe zugeordnet. Bei solch kleinen Chassis hat die ACL Bauweise allerdings bereits des Öfteren diese Schranke ausgehebelt und für verblüffte Blicke gesorgt.
Es gäbe da auch noch die L 51, das Budget sagte leider NEIN zu dieser hoch interessanten ER 4 Variante.
In der Bluesklasse wurden bereits ACL Derivate erfolgreich gebaut, alle mit 5 Zoll Membranen. Im Vergleich zur 4 Zoll Membran weisen sie ein Mehr von 50 % an Membranfläche auf. Eine L 41 als alleinige Lautsprecherbox? Schafft sie das ohne Subwoofer Unterstützung?
Ich entscheide mich für diese L 41 als ACL, vor allen Dingen wegen der Keramikkalotte mit ihrem Potenzial. Damit beschreite ich Neuland, diese Box gibt es noch nicht, das ist nicht neu für mich. Ebenso nicht neu für mich ist die Gewissheit, dass der Entwickler bei solchen Projekten ein verlässlicher Ansprechpartner ist, zumal eine Voranfrage bei ihm die „Mach das Projekt!“ Antwort ergab.
Im Shop ist die L 41 eher ein wenig unauffällig -empfohlen für den Front- bzw. Reareinsatz- aber sie bekommt jetzt eine weitere Aufgabe quasi als Vollkost-Interpret übertragen. Dazu spendiere ich ihr ein Sahnehäubchen oder besser gesagt ein Sahnefundament in Form der bereits genannten ACL Bauweise.
Die Boxen für Schwager Wolfgang waren gefunden, sie sind aus der gehobenen Bluesklasse mit einem mehr als moderaten Preis. Es konnte losgehen.
Der Bauvorschlag:
Möglichst niedrig in der Höhe war die Vorgabe und sogleich wurde mit dem Entwickler Mailkontakt aufgenommen, innerhalb weniger Stunden folgte zeitnah eine positive Antwort mit einem ersten Volumenvorschlag erkennbar am oberen Screenshots. An Hand der konkreten Gegebenheiten im kleinen Hörzimmer bei Schwager Wolfgang musste ich insistieren und umgehend folgte eine endgültige Volumenaufweiterung, das ist Kundenservice par excellence.
Der ursprüngliche Rauminhalt von 6 L der L 41 entwickelte sich somit über den Erstvorschlag von 12 L Rauminhalt hin zu der endgültigen 18 L ACL-Version, was sofort mit einem Pegelanstieg von 4 dB bei 60 Hz gegenüber dem Erstvorschlag im Simulationsprogramm belohnt wurde. Das ist sehr viel.
Die nächste Grafik zeigt die endgültigen Volumina.
Nach zwei Werktagen war das das Paket mit den Bausätzen eingetroffen, alles vollständig. Selbst die einen Tag nach der Bestellung nachträglich erbetenen Bassreflexrohre BR50 (die L41 ohne ACL aus dem Shop benötigt diese nicht) lagen bei, perfekt. Im Bild ist recht gut ersichtlich, dass der BMT nur unwesentlich größer ist als der HT oder die Terminals. Wenn ich nicht wüsste, was selbst die Produkte der Spaßklasse, welche ich selber schon gebaut habe, im Bassbereich zu leisten im Stande sind, so könnte man grübeln, ob daraus etwas Gescheites werden kann.
Ich bleibe bei meinem bewährten Design, der Korpus aus 20 mm Buche Multiplex und die jeweils eingesetzte Front- und Rückplatte aus 20 mm schwarz durchgefärbten MDF. Alle Kanten abgerundet, alle Klebefugen mit einer kleinen Schattenfuge ausgefräst. So habe ich schon gebaut, da bin ich jetzt Profi und somit kann nichts mehr schief gehen. 😉
Die Volumina aus der o.g. Grafik sind gegeben, das sind 5,9 L für die obere Kammer in welcher der BMT sitzt, die drei unteren Kammern teilen sich die 12,1 L zu gleichen Teilen. Den HT muss ich unter den BMT setzen sonst wird die obere Kammer zu hoch was sofort zu einem Spargeldesign geführt hätte.
Nach ein wenig Rechnerei ergab sich die Gesamthöhe von 53,5 cm. Bei einer Gesamtbreite von 20 cm folgte daraus die Gesamttiefe mit 29 cm, alles gerechnet als Außenmaße mit 20 mm Holzstärke. Wer andere Maße wünscht, kann entsprechend umrechnen, die Volumina der Innenkammern müssen beibehalten werden. Die Holzstärke der Innenteiler beträgt 15 mm, so werden ein paar Millimeter weniger Bauhöhe heraus geschunden.
Der Bau selber:
Die ganze Leimerei habe ich nicht fotografiert, da ist nichts Besonderes. Aber zu den Fräsausschnitten noch ein paar Fotos. Im folgenden Bild ist der Ausschnitt für das Terminal mit 76 mm Durchmesser zu sehen. Die schwarze MDF Platte ist im oberen Teil –im Foto nicht sichtbar- mit zwei Schraubzwingen auf der OSB-Opferplatte befestigt, auch nach erfolgtem Durchbruch des Fräsers bleibt sie fixiert. Die innere Kreisscheibe, welche über die zentrale Bohrung den Fräszirkel führt, wird durch zwei versenkte Holzschrauben auch nach erfolgter Fräsung auf der Opferplatte ebenso fixiert.
Natürlich geht es nicht so wie im Bild. Was ist da passiert, hatte ich nicht geschrieben, es kann nichts mehr schief gehen? Die Breite des Fräsers nicht berücksichtigt, zum Glück war die Frästiefe um 0,3 mm über den Schraubenköpfen eingestellt, Fräser gerettet. So ist es richtig und nach dem Durchbruch, alles bleibt fixiert:
Ein Dank an die Firma Eton soll auch nicht unerwähnt bleiben, auf der Verpackung des Hochtöners ist eine 1:1 Bohrschablone aufgedruckt, das ist German Level.
Ich habe sie ausgeschnitten und als Anreißhilfe benutzt, sogar die beiden Bohrungen mit 10,0 mm Durchmesser für die Auskragungen der Lötstützpunkte sind markiert.
Zu den Frequenzweichen:
Diesmal keine geätzten Leiterplatten, 3 mm Sperrholzbrettchen tun es ebenso gut. Trotzdem wie bei einer Leiterplatte auf der Rückseite geroutet, alle Anschlüsse kreuzungsfrei verlegt und mit viel Lötzinn stabil verbunden. Die schwere Spule mit zwei Kabelbindern gesichert und alles mit reichlich Heißkleber fixiert, nach einer Stunde war es geschafft.
Befestigt werden sollten die Weichen auf ein paar Montageklötzchen, in diese waren Rampamuffen eingeplant. Damit sollten die Weichen mit normalen M5 Maschinenschrauben montiert und vor allen Dingen super leicht wieder demontiert werden können.
Das ist konsequent schief gegangen, die Einschraubmuffen haben das Multiplex komplett zersprengt. Jetzt wollte ich es wissen und habe das Multiplex durch massiv Buche ersetzt. Das Ganze in Buche ebenso zersprengt. Ich habe gelernt, dass Rampamuffen ihre Berechtigung in vollvolumigen Holz haben.
Die Weichen sind schließlich in bewährter Manier mit simplen Holzschrauben befestigt, auch nach der Verklebung des Gehäuses kommt man zur Not heran. Dass der Ausschnitt für das Terminal direkt gegenüber dem Bassreflexrohr liegt ist fast schon normal, und wie normal wird sich bald zeigen.
Die Innenteiler dürfen nicht aus dem Korpus heraus ragen, mit einem Haarlineal ist das leicht zu überprüfen. Es braucht nur noch an der Weiche die ganze Kabelei angelötet werden und die Box kann mit den fehlenden Seitenteilen endgültig verschlossen werden. Beide Seitenteile waren um jeweils 5 mm größer zurecht gesägt und das war wie schon immer gut so. Die Box darauf gelegt und die endgültigen Umrisse angezeichnet plus ein, zwei Millimeter größer gesägt. So stehen sie auf jeden Fall leicht über, der Bündigfräser hat dann leichte Arbeit.
Es war Freitag, kurz nach 19.00 Uhr, nach dem beruflichen Arbeitstag ist kreative Entspannung in der Werkstatt angesagt. Die Klebeflasche bereits in der Hand klingelte das Telefon. Na gut, ich fahre morgen früh am Samstag 400 km nach Norden, die Kinder in Kiel riefen um Rat. Die Klebeflasche verstöpselt, die notwendige Ruhe war dahin, kleben geht auch Sonntag abend. Oder einen Tag später, ich bin immer noch voll im Zeitplan.
Kiel, Sonntag Vormittag.
Pünktlich zum Sonntag-Frühstücksei ist bei ADW die allwöchentliche Ausgabe des aktuellen Bauberichtes lesbar. Der Boardie Knutbox hat seine UDO_15 ACL vorgestellt, ein tolles Projekt. Die grundlegenden ACL Dimensionierungshinweise, ermittelt an einem Osterfest vom Entwickler, hat er noch einmal genannt. Ja, kenne ich.
Wie, was, was schreibt er da, 80% vom Membrandurchmesser? Der Durchlass der Innenteiler??
Au weia, ich habe einen Treffer gelandet. Die Länge der Innenteiler ist von der Chorus 51 übernommen, ich habe aber keine 5 Zoll sondern 4 Zoll Membranfläche. Meine Innenteiler stimmen nicht, ich habe weit mehr als 80% Durchlass, folgerichtig müssen sie länger werden!
Sonntag abend, zurück in der Werkstatt wurden noch drei Leisten mit etwas über 12 mm Breite an die Innenteiler angeleimt, die 80 % Regel war erfüllt. Wenn ich das Gehäuse bereits Freitag abend endgültig verleimt hätte, nicht auszudenken…
Zwei Nachmittage später haben die Fräser ihre Arbeit vollendet, angenehme runde Außenkanten sind vorhanden, die Schattenfugen sind gefräst und ein erster Grobschliff mit 80er Körnung ist erfolgt. Die Kleberreste sind entfernt, morgen noch ein Feinschliff und dann wird geölt.
Dass eine der Öffnungen für die Bassreflexrohre etwas größer ausgefallen war, ist nicht weiter dramatisch. Ein, zwei Lagen Panzertape um die geriffelte Dichtfläche des BR gewickelt und schon sitzt es stramm. Sollten die Bassreflexrohre wie im konkreten Fall noch ein wenig in der Länge variiert werden, ist das selbst bei sehr stramm sitzenden Rohren relativ leicht machbar. Dazu wird das genau gegenüber sitzende Terminal entfernt, durch diese Öffnung ein Kantholz gesteckt welches auf das BR von hinten aufsitzt. Mit einer Schraubzwinge und drei Brettchen auf der Frontseite wird es langsam wieder heraus gedrückt, es kann noch so fest sitzen.
Welche Länge soll das BR 50 erhalten? Wieder eine Mail nach Bochum, in der Sofortantwort stand: „Beginne bei 100 mm, einkürzen bis auf Minimum 60 mm, ist es dann zu kurz sende ich dir zwei neue BR“. Mit 70 mm war die endgültige Länge gefunden.
Zum Finish:
Keine Experimente bei Schwager Wolfgang, Eiche dunkel war gewünscht. Im örtlichen Baumarkt gab es kein Hartöl in diesem Farbschlag, das einzigste Produkt war Fußboden Hartöl in Teak. Die Oberfläche bekam eine schöne Maserung, durch die dunkle Farbwahl wirken die Boxen massiv. Ein paar Probleme bereiteten mir in das Holz eindiffundierte Klebereste des Holzkaltleimes Titebond Ultima II. Nach der Zwingenfixierung tritt der überschüssige Leim an den Klebenähten aus, dass er umgehend entfernt wird, ist kein Problem. Beim nächsten Mal werde ich mit einem feuchten Lappen konsequent auch die letzten Spuren wegwischen. Diese Leimreste sind doch in das Holz eingedrungen und haben es gegenüber dem Öl etwas konserviert, ich muss nachschleifen.
Fertig geölt. Trocknen, nochmals feinschleifen, insbesondere die Kanten, zweite dezente Ölung.
Klangbeschreibung:
Das komfortable Zeitfenster erlaubte eine mehr als zweiwöchige Einspielzeit, das ist ausreichend, um die Klangbeschreibung aufgelockert darbieten zu können.
Teil 1, First Sound:
Das kennt man, kaum sind die Chassis eingebaut, muss es sein. Die neuen Boxen an einen Hörplatz geschleppt und eilig verkabelt. Ein Wondom Modul mit dem allbekannten TPA 3116 D-Class Chip war der erste Zuspieler. Eingeschaltet und ich war in einer anderen Welt. Ein Klangkörper stand vor mir, von links nach rechts und in die Tiefe. In diesem agierte Allan Taylor mit seinen Mannen, es wurde Could Hard Town gespielt, neben seiner angenehmen sonoren Stimme taten weitere Bassgitarren ihren Teil dazu. An meinen Hörplatz war der Klangkörper durchsichtig vor mir ausgebreitet, beginnend vom tiefen Frequenzkeller bis hin zu den höchsten Zischlauten, die L 41 ACL lieferte dies mit einer souveränen Mächtigkeit, als hätte sie noch nie etwas anderes getan.
Da waren nicht nur die deutlich hörbaren Riffs, das sanfte Kratzen auf den Gitarrensaiten, welches vom Magnesium-Keramikhochtöner auf seine eigene Art und Weise mühelos und trotzdem prägnant wiedergegeben wurde. Auch die Darbietung der Basskomponenten überraschte in ihrer Natürlichkeit. Dass so etwas von der kleinen vier Zoll Membran, in europäischen Maßeinheiten sind das 10 Zentimeter, dargeboten werden kann, ist beeindruckend. Das ist Bombe, das ist ACL.
Teil 2, die Probehörer:
Einige Tage sind vergangen und die L41 ACL ist bereits ein wenig eingespielt.
Drei engagierte, audiophile Gäste hatten sich angemeldet.
Andreas, der Erste.
Er ist kritischer Experte, mehrfacher ADW Selberbauer –noch- in der Spaßklasse, er durfte zunächst vom USB-Stick ‚Youngstown‘, dargeboten von Steve Strauss, genießen, um sofort zu Simon Phillips‘ Drum Solo live for BeatIt zu wechseln. Dass der Pegelsteller sich im gegenseitigem Einvernehmen bis auf 14.00 Uhr bewegte, zeugte von der nicht abreißenden Harmonie zwischen dem mittlerweile eingesetzten Marantz HD-AMP1 und der L 41 ACL. Ein klein wenig aufgeregt kamen die Kommentare des Hörgastes „man, der Hochtöner ist saugut, ohne schrill zu sein. Das passt da jetzt, die Bässe, ich dachte, die sind ein wenig verwaschen“.
Seine mitgebrachte Musik war an der Reihe, die Fernbedienung gehörte ihm. Techno, Hochpegel. Der erste Titel erklang mit der Bemerkung ‚ der hat schon Chassis geschafft. Die L41 ACL übergibt die Bassschläge in den Raum und ist unbeeindruckt.
Beeindruckender war allenfalls der Gesichtsausdruck des Gastes. Es folgte Deichkind mit ‚So`ne Musik‘ und der Pegelsteller erreichte die 15.00 Uhr Stellung. Mein Probehörer saß nicht mehr still auf dem Sofa, „ja, gleich, jetzt“ lässt er verlauten und dann schoben sich durch die tieffrequenten Beats hohe, harte Metallinstrumente in den Vordergrund, sehr präsent, aber nicht unangenehm dargeboten. „Das ist es!“ begleitet von einem heftigem Händeklatsch, war seine Reaktion. Er wusste, was sein Teststück beinhaltet. Die akkurate Darbietung der L 41 ACL nötigte ihm ehrlichen Respekt ab. „Im Stück sind zwei Bässe übereinandergelegt, einer ganz tief, der fehlt“, so sein Kommentar um gleich darauf zu kontern „der MUSS fehlen, das geht physikalisch nicht!“ und noch euphorischer: „Das ist keine Kritik!“. Bei sich schließender Haustür war noch ein „Perfekt, perfekt, mein Schwager…“ zu vernehmen.
Der nächste interessierte Besucher, Micha, AKA FlykiteSurfer.
Er, ein Bochumer Sofabesucher, proaktiver Teilnehmer vom letzten Jahresendevent, muss keine langen Statements abgeben, da reichen ein, zwei Sätze und ich weiß was gemeint ist. Leicht kopfschüttelnd: „Alles da, alles.“ Dann im Hochpegelbereich „Das Sofa vibriert! Aber weißt du was? Die Größe der Box ist genial, nicht so hoch gebaut, das Volumen ist trotzdem da. Die würde selbst bei meinem Schwager passen.“ (habe ich da ein Schwager Design umgesetzt? 😉 )
Das ist kein Alleinstellungsmerkmal der L 41 ACL, das wissen wir beide. Diese bauliche Ausführung hat rein gar nichts mit den akustischen Qualitäten zu tun. Trotzdem ein Aspekt, welchen ich als völlig nebensächlich hielt. Seine Schlussbemerkung brachte es auf den Punkt: „Wie die anderen Großen, in Bochum oder in der Kreismusikschule, die hier spielen absolut auf deren Augenhöhe.“ Wow.
Tags darauf der dritte Probehörer, Kevin.
Schick sehen seine Home-Boxen aus, hergestellt von einem namhaften Hersteller, darauf kann man stolz sein, da weiß man was man hat, Selbstbau ist eher obsolet. Nichts desto trotz ist man lernfähig und neugierig. Kevin urteilt generell angenehm direkt. Er ist immer fair, auch zu sich selber. Nach einigen Sekunden des ersten Titels „Oh, meine beiden Größeren zu Hause klingen da ein bisschen dumpf bis matschig, hier ist es, als ob jemand ein Tuch weg gezogen hat.“ Solche Aussagen kennt man, nur dass man dies direkt aus seinem Mund vernehmen darf, ist schon eine eigene Hausnummer. Wieder der Verweis von ihm auf die angenehme Größe der Box und bei der Nennung des Bausatzpreises langes Nachdenken. Dass der Hochtöner als Highlight überaus detailliert seine Arbeit verrichtet, wurde ebenso bestätigt wie die unerwartet angenehme Basswiedergabe, jetzt mit den Worten „unglaublich, wo holen die kleinen Membranen so tiefe Töne her“.
Teil 3, der endgültige Stellplatz:
Kurz nach dem Osterfest die Übergabe an den glücklichen Besitzer. Zur Geburtstagsfeier überraschte Schwager Wolfgang mit einem neuen Zuspieler, Vakuumröhren mit einem schweren Ausgangübertrager verrichten ihre Aufgabe.
In seinem privaten, exclusiven Hörraum haben die L 41 ACL ihre endgültige, täglich Arbeit aufgenommen.
Tief versunken wurde gelauscht, kaum eine Reaktion, was schon genug gelobt ist. Dann die Reaktion: „Da, rechts im Saxofon, hörst du es, ein wenig Spucke im Mundstück, das höre ich.“ Am Ende des Besuches das Statement: „Die reichen völlig aus für meinem Raum. Und was den Rest angeht, werde ich alles nach und nach trennen müssen, was hochwertige Aufnahmen und was Mischmasch ist, das ist jetzt möglich, das mache ich.“
Da blieb auch mir nicht mehr viel zu sagen außer: „Ich weiß.“
Zusammenfassung:
Die ACL vergrößerte Kleine erstaunt. Klangmäßig ist alles da und genau da, wo man es erwartet. Das wiedergebbare Frequenzspektrum lässt nichts vermissen. Tiefe Frequenzen werden wie selbstverständlich präsentiert und über die hohen Frequenzanteile muss man beim 26 HD 3 in keinster Weise diskutieren. Das ist Bluesklasse pur. Die Luftigkeit und Durchsichtigkeit einer Bühne werden bei entsprechenden Aufnahmen unangestrengt dargeboten.
Dass der Pegelsteller des Zuspielers ein wenig weiter nach rechts gedreht werden muss, obliegt den physikalischen Gesetzmäßigkeiten, das ist so. Die 55 cm² Membranfläche des ETON 4-312 Hex befinden sich in einer anderen Größenordnung als z.B. die 366 cm² eines ETON 11-212 Hex, welcher in Duetta & Co. werkelt, für eine üppige Großraumbeschallung sind halt dieser Boliden die entspanntere Variante.
Wer sich solch einem sehr hohen Level noch ein wenig weiter annähern möchte, darf im Nachgang über ein wenig Subwooferunterstützung nachdenken. Das ist keine Schande, unbedingt notwendig ist es aber auch nicht.
In einem wichtigen Bereich, dem WAF zieht die L 41 ACL auf jeden Fall davon. Mit ihrer moderaten, räumlichen Ausdehnung in Verbindung mit dem beeindruckenden Klangfeld punktet sie in kleineren Räumen, Understatement garantiert. Mit noch ein paar Watt mehr vom Zuspieler, heutzutage kein Thema, zeigt sie auch in der großen Wohnstube selbstbewusst aus welchem Hause sie stammt.
Ein im deutschen Automobilbau existierender Hersteller im Oberklassenbereich hat bereits recht lange einen eigenen Werkstuner A**. Dort wird aus den Serienmodellen für die geneigte Kundschaft ein Leistungsplus herausgekitzelt, u.a. werden dazu an kritischen Stellen edle Materialien wie Keramik und Magnesium verwendet, auch Leichtbau-Wabenstrukturen kommen zum Einsatz. Unter Ausnutzung aller Möglichkeiten wird trickreich am Herzen, dem Hubraum gearbeitet.
All dies passiert auch bei dieser Box. Sollte diese Lautsprecherbox ein Namensschildchen erhalten, so wird Folgendes lesbar sein:
L 41 powered by ACL
Rundmacher
Nicht mehr lieferbar
Moin Rundmacher,
da isser ja, der Bericht zu acelierten L41. Sehr schön und anschaulich geschrieben, ein kurzweiliges Lesevergnügen.
Bekommen wir die guten Stücke zum Hörevent zu Gehör? Ick freu mir…
Ciao
Chris
Hallo Monti,
auch wenn die Boxen nicht mehr in meinem Besitz sind sage ich ganz einfach mal ja, zum nächsten großen Hörevent gleich wo werde ich sie dem Schwager ausspannen und mitbringen. Wer wenn nicht er hätte Verständnis dafür, es könnte sogar sein das er selber erscheint, schließlich war der Auslöser voriges Jahr solch ein Besuch.
Dieser Tage ist mir aufgefallen es wird langsam Zeit das ich meinen Wohnort endlich mit in die Probehören Landkarte aufnehme, neben einer weiteren mitteldeutschen Probehör-Location ist die Typenvielfalt an vorführbaren Boxentypen von Spaßklasse über Einsteiger- bis Bluesklasse angewachsen, wobei ich hier kein Einzelkämpfer bin.
Gruß Rundmacher
Hallo Rundmacher,
Schöner Bericht über genau das richtige Projekt :-).
Anhand der verschiedenen ACLs die sich bei Euch in der Musikschule sehr überzeugend vorgestellt haben, habe ich eigentlich schon dort spontan entschieden meine Symphony 4 (Vorgänger der Linie41) nach dem ACL Prinzip zu erweitern. Schön, das Du jetzt die Vorlage lieferst!
Der nächste Winter kommt. Dann gehts wieder ans basteln.
Schöne Grüße, foo
Hallo,
schönes Teil. Wie es aussieht ein würdiger Nachfolger der Symphony 5 ACL, die ich mal bei Udo hören durfte. Auch das kompakte Design hat was. Meine Frage. Wenn ich das richtig sehe, müsste man bei entsprechender Umrechnung der Kammermaße (unter Beibehaltung der Volumina) auch eine schlanke Standbox hinbekommen?
LG
Volker
Hallo Volker,
natürlich geht das. Um auf das gewählte Volumen zu kommen musste ich bei der Bauhöhe von etwas über 50 cm recht tief gehen. Wenn du eine schlanke Standbox wünschst einfach umrechnen, bei einem Meter Bauhöhe hast du dann nur noch 15 cm Tiefe (grob geschätzt!). Jetzt ist auch senkrecht Platz in der oberen Kammer bis zum ersten Innenteiler, wenn du willst kann der Hochtöner dann oben positioniert werden. Das ist das Standarddesign.
Gruß Rundmacher
Hallo Rundmacher, Hallo restliches Auditorium,
als jemand, der ab und zu von zu Hause arbeiten darf, war ich in der glücklichen Lage einen Hörtermin in meinem heimischen Wohnzimmer anbieten zu können. Da des Rundmachers Heimat unweit des schönen Eichsfeldes liegt, vereinbarten wir einen Termin kurz vor der Übergabe an den Schwager.
Die kleinen standen also auf dem Sideboard, welches auch dem TV als Stütze dient und brachten eine sehr souveräne Darbietung quer durch den musikalischen Gemüsegarten. Ob Techno, HipHop, Drum’n’Bass, Rock oder Klassik, über die klangliche Größe der kleinen Regalboxen gab es nicht den entferntesten Zweifel.
Da der Beschenkte offensichtlich mit dem Geschenk sehr zufrieden ist, hat die Familie die richtige Entscheidungen getroffen und in der Werkstatt des Rundmachers ist ein adäquater Holzverschlag für die Eton Chassis entstanden. Mir gefällt die Kombination aus MDF schwarz und Holz mit schöner Ölung immer mehr.
Insgesamt ein tolles Projekt und ich freu mich wie Bolle auf die nächste Probehörung, dann wohl bei Familie Rundmacher.
Gruß Enrico
Und die wird bald sein, die nächste Probehörung 🙂
Das sollte dann so richtig aktiv werden.
Gruß Rundmacher
Die sind wirklich schön kompakt! Glückwunsch!
Ein Bericht, wie gemacht um die Stimmung an einem verregneten, trüben Vormittag im Ruhrgebiet aufzuhellen. So schreibt man einen Bericht, so soll er sein 😉
Glücklicherweise sind die Däumlinge selbst in der „azzelierten“ XXL Ausführung für meine Zweitbehausung zu klein, die Entscheidung ist schon schwer genug angesichts der zahlreichen Berichte / Bauvorschläge ….
Grüsse
Thomas
Klasse Bericht, sehr spannend geschrieben, lieber Rundmacher.
Gottseidank ist in diesem Forum Ansteckungsgefahr positiv. Selbstdiziplin nur eine Übergangsphase, und Dank der Kraft Deiner Worte sind meine Schreibtischboxen schon wieder etwas mehr kaputt gegangen.
Jedesmal wenn eine „kleine“ ACL-Box das Licht der Welt erblickt, haut es meinen eine virtuelle Kerbe ins Gehäuse.
Ja, Ja, Selbstdiziplin, die hat es jetzt leicht, weil ich grade den Spargroschen im Urlaub unter die Nordfriesen bringe.
Drum höre ich mich jetzt nicht sagen: „Du Schatz, wie wäre es……………“
Schluss jetzt, ich muss mich wieder beruhigen, schau jetzt gleich den Wetterbericht an.
Peter
Vielen Dank für den schönen Bericht! Die Kreation ging mir auch schon mehrfach durch den Kopf! Experimente in der Preisklasse müssen eben auch gewagt werden. Und bisher hat das ACL Prinzip nicht enttäuscht.
Und sehr schön sind sie geworden und die Klangbeschreibung liest sich vielversprechend. Der Wink zur L51 ACL motiviert ja vielleicht auch noch jemand das letzte große ACL Prinzip zu wagen! Das wäre toll!
Nur wie kriegen wir all die Neukreationen auf einem Hörevent zusammen, es bleibt spannend!
Moin Moin,
ein schöner Start in den Sonntag, morgens im Urlaub, schön auf Udo’s Seite stöbern, wie eigentlich jeden Sonntag …
Sehr schöner, motivierender Bericht!! Dieses ACL-Prinzip ist schon eine Bombe! Und schon wieder eine Variante die einem alle Pläne überdenken lassen… sehr ansprechender LS.
Gruss, Markus
Dieser Sonntag fängt ja gut an.
1. Es regnet.
2. 7:00 noch kein neuer Bericht im Magazin.
3. 7:00 Bericht da. (geht doch).
4. Jetzt bauen die den TMT über den Hochtöner und schreiben ging nicht anders.
5. 20 Sekunden auf die Zeichnung geschaut.
6. Geht doch (Sogar ohne die Gehäuseabmessungen zu verändern.
7. So kann es nicht weiter gehen, wenn es so weiter geht.
Spaß bei Seite. Immer wieder schön zu lesen wenn sich jemand Gedanken macht und ein Projekt startet.
Wünsche dem Geburtstagskind viel Spaß mit seinen neuen Lautsprechern.
Gruß Michael
PS: Das mit dem TMT unter dem HT als ACL bei gleichen Gehäuseabmessungen geht wirklich. Das ist mein einziger Kritikpunkt. Ich fände es optisch schöner wenn der HT ober säße. Die Abmessungen des Gehäuses gefallen mir.
Geht ja gut weiter. Bei der Uhrzeit zu Punkt 3 sollte 7:30 stehen. Kommentare kann man nicht bearbeiten. Womit wir wieder bei Punkt 7 wären. Teufelskreis. Ich gehe jetzt in meine Werkstatt.
🙂
Hallo Michael,
komisch, ich kann die Kommentare bearbeiten. Es mag sein, dass dafür ein höherer Berechtigungsgrad in der Rollen-Hierarchie nötig ist. Aber das weiß Vadder Reiner besser.
Gruß Udo
Ich sitzte Sonntags oft schon früh am Schreibtisch. Gegen 6 Uhr gucke ich dann ein erstes Mal hier vorbei. Manchmal muss ich dann noch ein wenig warten. Aber in der Regel wird es mit spannenden Bauberichten belohnt. Heute wieder. Danke fürs Teilhabenlassen!
Hallo Helge,
eigentlich wollte ich nie wieder ein Magazin mit regelmäßigem Turnus herausbringen, das hat sich irgendwie aber selbsttätig so entwickelt. Um mir selbst dennoch ein wenig Unabhängigkeit von gewohntem Trott vorzugaukeln, variiere ich einfach die Zeiten der Veröffentlichung. Ich rede mir halt gern ein, dass so die Spannung bei den Früaufstehern unter den Lesern etwas erhöht wird 😉
Gruß Udo