Im letzten Sommerurlaub baute ich die Linie 51 – Blues im Schlafzimmer – und schloss den Bericht mit dem Worten „Bis zum nächsten Boxenbau?“. Eigentlich war ich zufrieden. Eigentlich waren überall Lautsprecher, wo welche sein sollten – Küche, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer – auch im (nicht heimischen) Büro waren welche.
Tja, eigentlich.
Die zu studentischen Zeiten gezimmerten Lautsprecher im Büro sollten ein Update erhalten. Diese waren eher nach Optik, denn nach physikalischen Gegebenheiten gebaut – zwei Visatonchassis mit Fertigweiche gaben ihr Bestes. Auch haben sie ein nach hinten zeigendes Bassreflexrohr, das auf einem 40cm tiefen Möbel für das Büro suboptimale Moden erzeugt – die Kollegen dankten mir ab und an.
Also Update: Chorus 51 sollten es werden, da sie mir optisch und größentechnisch gut gefielen. Zumal als Budgetvariante zur Linie 51 war ich auf einen Vergleich gespannt.
Udos Plan habe ich leicht über den Haufen geworfen: Höhe und Breite des Lautsprechers wurden etwas reduziert und gegen etwas mehr Tiefe getauscht. Die Bassreflexrohre wurden durch einen Schlitz ersetzt. Länge und Öffnungsfläche sind hier natürlich gleich geblieben.
Nachdem ich das letzte Mal beim Biber an der Säge enttäuscht worden war, wählte ich dieses Mal den Onlinezuschnitt. Die Bestellung von Zuschnitt und Bausatz ging zeitgleich raus. Udos Paket war deutlich schneller, sodass der Bau mit der Weiche begann.
Zwei Brettchen wurden vorbereitet und die Bauteile erstmal trocken zusammengelegt. Die große und schwere Spule wurde mit Kabelbinder in Position gezwungen und dann Schritt für Schritt alles zusammengelötet. Heißkleber hielt die restlichen Bauteile fest und am Abend konnte ich (mangels Gehäuse) einmal trocken testen.
Die der Onlinesäge entgegengebrachte Geduld wurde mit einem prima Zuschnitt belohnt, dann konnte der eigentliche Bau ja losgehen. Wie bei der Linie 51 auch sollte das Gehäuse auf Vollgehrung (hier in 19mm MDF) entstehen. Die Gehrungen waren mit der GTS10J schnell am Holz und dank Flachdübel waren die Bretter schnell zusammensteckt und verleimt. Den Deckel ließ ich noch weg, da ich das Brett für den Reflexschlitz erst noch einleimen musste. Zwei Abstandshalter und viel Leim halfen mir dabei.
Danach kam der Deckel dran und die Lautsprecher bekamen eine semi-professionelle Markierung zur Orientierung – damit man weiß, wo das Führungsloch für den Reflexschlitz zu bohren ist und wo die Fräsungen der Chassis platziert werden müssen. Dies ging alles so schnell, dass ich hiervon gar keine Fotos habe.
Via Sprühdose (schwarz matt) wurde der Reflexschlitz und die gefrästen Vertiefungen eingefärbt, um spätere Spaltmaße zu kaschieren. Am nächsten Tag konnte bereits weiße Farbe mit der Rolle aufgetragen werden. Dank Außentemperaturen von >35°C waren drei Schichten Farbe mit Zwischenschliff innerhalb von anderthalb Tagen fertig getrocknet: Die Hochzeit konnte beginnen.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: Leider hatte ich im Eifer des Gefechts die Frästiefe des Hochtöners mit der des Terminals verwechselt. Der Hochtöner hätte eigentlich 6mm versenkt werden sollen, steht nun aber 3mm über. Egal – der Lack ist noch nicht durchgehärtet – kann man sich später drum kümmern. Erstmal wollte ich hören, wie sie klingen. Natürlich gesellten sie sich zu allererst zur Linie 51 ins Schlafzimmer und durften dann zeigen, was in Ihnen steckt. Was soll ich sagen – gefällt.
Im Vergleich zur Linie 51 sind sie etwas vordergründiger, Bühne weiter vorne. Bei der L51 löst sich die Musik komplett von den Lautsprechern, bei der C51 weniger stark. Liegt ggf. aber auch daran, dass sie noch nicht eingespielt sind? Ich würde sie auch gar nicht in „besser“ oder „schlechter“ einordnen, eher in eine alternative Charakteristik. Mag also Geschmacksache sein, was einem besser gefällt. Im Wohnzimmer durften sie auch nochmal gegen die Vintagetröten ran – klanglich war ich mehr als zufrieden.
Aber da war noch was: der vorstehende Hochtöner. Nachdem der Lack eine Woche lang durchhärten konnte, habe ich mir eine Schablone für meine Kantenfräse gebaut. So konnte ich den Ausschnitt um weitere 3mm vertiefen. Nach etwas Schleifarbeit passte der Hochtöner einwandfrei, ohne dass der Lack Schaden genommen hatte.
Nun stehen sie im Büro und beglücken mich täglich mehrere Stunden mit ihrem Wohlklang – wieder bin ich mehr als zufrieden.
Jan
Nicht mehr lieferbar
Wirklich sehr schöne Umsetzung Jan!
Kannst du die Abmessungen/Zuschnitte ins Forum setzen? Die Rohre blind durch einen Schlitz zu ersetzen, traue ich mir (noch) nicht zu.
Hallo Jim,
ob Jan hier noch mitliest, weiß ich nicht. Aber der Schlitz hat 19 cm² Öffnungsfläche und 12 cm Tiefe. Vielleicht hilft dir das schon weiter.
Gruß Udo
Hallo Andi.
Glückwunsch zu den beiden Hübschen.
Die Kantenfräse mit der Schablone zum Tieferfräsen ist eine gute Lösung. Man kann nie genug Werkzeuge haben……
Gruß Martin
Hallo,
Toller Bericht, verrätst du deinen Holzdealer?
Gruß Andi
Hallo Andi,
der Autor bat mich, dir seine Antwort unter deine Frage zu stellen:
„@Andi – der Holzdealer war http://www.expresszuschnitt.de
Gruß Jan“
Gruß Udo
Kann ich hinsichtlich der absoluten Exaktheit der Zuschnitte auch nur empfehlen, aber durch Versand ect. natürlich deutlich teurer als im Baumarkt!
Danke Udo, Danke Jan, habe gehofft es gibt noch weitere gut 🙂 mit mehr Auswahl. Gruß Andi
Hallo Jan,
Dein Design mit den runden Kanten gefällt mir auch hier wieder sehr gut.
Optisch finde ich die Chorus 51 mit dem runden HT harmonischer als die Line 51 mit dem eckigen ER4.
Viel Freude mit der C51 im Büro. Auch für die Kollegen 🙂 .
Peter
Hallo,
schönes Projekt, gefällt mir gut.
Zwei Fragen: kaufst Du das Holz als Zuschnitt auf Maß und machst die Gehrungsschnitte selbst? Wie bekommt man denn die Flachdübel präzise in die Gehrungen?
Grüße bw
Hallo BW. Ich antworte mal da der Gastautor das glaub ich nicht kann.
Mit den Flachdübeln geht das bei Gehrung genauso wie beim stumpfen verleimen. Nach dem die Gehrungen gesägt sind ein Brett flach hinlegen und die Nuten einstechen. Nur nahe der Innenseite damit genug Material stehen bleibt. Dann das Anschlussbrett auf die Gehrung stellen am besten vor eine 90 Grad Stütze und mit der selben Einstellung die Nuten stechen. .
Gruß Michael
Hallo bw,
der Autor bat mich, dir seine Antwort unter deine Frage zu stellen:
„@bauerwilkins – das Holz habe ich exakt auf Maß bestellt und die Gehrungen selbst angesägt. Das geht ziemlich genau – das wichtigste ist jedoch, dass man alle gleichen Seiten mit der gleichen Einstellung des Parallelanschlags sägt. Zu den Flachdübeln: die Flachdübelfräse (Makita PJ7000J) hat hierfür einen Anschlag. Wie Michael es schon beschrieben hat, werden beide zu verbindenden Bretter flach hingelegt und die Fräse mit auf 45° eingestelltem Anschlag auf die Bretter angesetzt (bei beiden Brettern je eine Fräsung links außen und einmal rechts außen). Die Fräsungen passen durch den Anschlag automatisch. Aufgrund der Tatsache, dass wir Menschen sind und Fehler machen, bestelle ich mir ein Brett in Reserve (z.B. 5x das Boden/Deckel-Brett) – eines davon konnte ich bei diesem Projekt gut gebrauchen.
Gruß Jan“
Gruß Udo