Startseite Foren Gehäuse- und Weichenbau Gehäuseprinzip "ACL" verstehen und anwenden Antwort auf: Gehäuseprinzip "ACL" verstehen und anwenden

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geloescht

    Moin.

    Warum hier und SB 12 ACL? Die war doch schon mal irgendwie untergetaucht.

    Naja, das Ding ist ja gar nicht übel, auch wenn das Gehäusesystem ein wenig undurchsichtig ist. Ich hatte seinerzeit versprochen, mir einmal Gedanken darüber zu machen, wie man die Wirkung der Bassabgabe in dieser Tiefe, sogar unterhalb der Freiluftresonanz des Lautsprechers, eventuell in ein Denkmodell zementieren kann.

    Der alte Fuchs Udo hatte natürlich bereits die Lösung unter seiner weißen Matte und vermutlich auch bei dem Bau angewendet. Alter, man darf noch Ältere nicht so auf die Schippe nehmen.

    Nachdem ich wieder klar im Kopf bin, habe ich, neben anderen Schmuddeligkeiten, das Problem ACL, auch unter der Prämisse meiner Erkenntisse, angeschaut. Die “asymetric chamber line” funktioniert zu einem wesentlichen Teil auf dem System der Kannibalisierung der Schadereignisse, also auf der Auslöschung von Energieimpulsen, welcher Art auch immer, die zu stehenden Wellen führen können. Die Brettchen erfüllen genau den von Udo apostrophierten Effekt, daher auch, die für Udo-Konstrukte, lächerliche Menge Dämmstoff. Welche zusätzlichen Effekte der verlängerten Laufleitung entspringen, muss experimentell erarbeitet werden.

    So ein System kann man natürlich in mathematisches Konzept fassen, Phasenverschiebung innerhalb einer rechteckigen Box sind ja geradezu mein zweites Ich.

    Was tun? Ich hatte einmal die Blues-Box gebastelt, die bei mir ein mehr oder weniger tristes Dasein fristet. Ich habe nur noch einen kleinen Schreibtisch, alles läuft digital. Die 23 hatte meine ungeteilte Aufmerksamkeit und das kleine Kerlchen ist fast verhungert. Als Pausenfüller ab und an in Betrieb, ein feines Lautsprecherdasein stellt man sich anders vor.

    Aber….. warum eigentlich nicht? Auch um wieder einmal den Geruch von Weißleim in der Nase spüren, OSB sägen lassen. Gesagt, getan. Da für die Größenberechnung keine Vorgaben existieren, kurz die 20 Liter angepeilt, verkleinern kann ich später immer noch. Mir war auch bewußt, dass im Inneren noch einiges zu fummeln sein könnte, daher musste die Rückseite vorab abnehmbar gestaltet werden.

    Mein Affinität zum goldenen Schnitt konnte ich nur in der Planimetrie ausleben. Sei´s drum.

    Es entstand mein übliches und vertrautes OSB-Schächtelchen, innen 17 x 11 cm. mächtig und rund 110 cm. hoch, zuzüglich eines Acrylrechtecks pro Seite im Bereich der Chassis, um die gleiche Breite wie die Blues-Box zu erhalten, denn die Weiche sollte erhalten bleiben. Im Inneren wurden noch einige Gimmicks eingebaut, um wirklich die absolute Sicherheit zu bekommen, dass nichts von hinten auf die Membran schlagen kann.

    Die erste Hürde war die Länge des Bassreflex, meine Abwasserrohre NW 70 mm. feierten Urständ. Der 5. Versuch war dann dicht dran und durfte sich mit pulsierender Energie füllen lassen.

    Mit Kumpel auf die Couch drappiert und los. Volltreffer. Am NAD 317 und Sansui SIX, den dicken Sansui wollte ich mal ruhen lassen, Tonträger in der Arcam Diva. Von wegen, NAD und SB geht gar nicht. Und wie das geht. Das Duo aus englischem Gentleman und indonesischer Göre gehört zusammen wie Laurel und Hardy.

    Was sich da an Klang entfaltete (nach 5 Bassreflexversuchen), macht normalerweise weit, weit kostspieligeren Konstrukten alle Ehre. Sehr ehrlich, transparent und tonal einfach fein, charmant halt. SB-Weichbass? Pustekuchen. Nicht “trocken”, sondern analytische, saubere, gut konturierte Basswidergabe, die sich wie ein Federbett unter das restliche Musikgeschehen legt. Genau so soll es sein.

    John Campbell, feinster Blues zum Hinknien als Ouvertüre. Das Narbengesicht wäre glatt wieder auferstanden, hätte er geahnt, wie ergreifend seine Musik sein kann. Die ganze musikalische Palette abgefahren, von Nightwish´s “Stargazer” bis Concierto de Aranjuez in großer Orchesterbesetzung. Das kleine Luder ekelt sich vor gar nichts. Die Musik strahlt einfach, das Böxchen verschwindet im Klanggeschehen.

    Vergleich zur 23. Die hat natürlich eine ganz andere Bassgewalt, aber im Mittel- und Hochtonbereich ist bei beiden der gleiche Stallgeruch vorhanden. Die Große Schwester löst, durch den kongenialen SB 12 bedingt, etwas besser auf und ist insgesamt der Lautsprecher, der zeigt, wer das Sagen hat. Aber beiden ist die abartige Räumlichkeit zueigen, die ich so liebe, ebenso die allrounderische Musikalität. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass bei der SB 15 gerade einmal 160 Euro pro Seite werkeln, inclusive Holz, Kellerbier und Mettbrötchen, kommt man durchaus ins Grübeln.

    Gesamtnote 1,3 für den Spargel. 0,1 Punkte Abzug für die Aufforderung, noch ein wenig Zeit für die endgültige Optimierung zu vergeuden. Aber will ich das nicht? Irgendwie schon. 0,2 Punkte Abzug für die 4 Stunden, die ich wieder unproduktiv im Musikzimmer verbringen musste.

    Mein Kumpel konnte sich gar nicht mehr einkriegen, so hat ihn das begeistert, ich dachte schon, die Beruhigungspillen kommen zum Einsatz. Er organisiert mir die Messungen, holt sie auch morgen ab. Er wird über Weihnachten richtig gut Musik hören.

    Udo´s ACL ist es wert, einfach mal was zu versuchen. Für die Verschleierung der wahren Tatsachen bekommt er aber 5 Minuspunkte ins Vokabelheft, für die Idee aber gleich wieder 10 gut geschrieben. Ich ziehe meinen Hut, großer Meister.

    Hesse