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Der Luxman PD 289 – ein vollautomatisches Mikro Seiki Laufwerk der nahezu Blues Klasse. Die Firma Luxman hatte seine gesamte Plattenspieler-Palette bis 198x von Mikro Seiki bezogen. Die Mikro Seiki Laufwerke, insbesondere die Hochwertigen, erzielen zurecht auf dem Gebrauchtmarkt Höchstpreise. Der PD 289 ist ein sehr guter Plattenspieler, dank cleverer japanischer Ingenieurkunst. Der Plattenteller ist überraschend leicht, jedoch liegt die Masse hauptsächlich in dem Rand des Tellers, was dem Teller einen hohen Drehimpuls verleiht (wichtig für die Dynamik bei der Wiedergabe). Die Tellermatte dämpft das klingende Alu-Chassis hervorragend. Die Auswahl der verwendeten unterschiedlichen Materialien im Chassis unterdrücken die Schwingungen ausgezeichnet. Auch die Entkopplung des Tonarms vom Chassis ist den Ingenieuren ausgezeichnet gelungen.
Was sollte beim Abholen überprüft werden:
- Haube auf Risse und Beschädigungen überprüfen
- Blick auf den Tonarm: keine Risse oder Beschädigungen
- Blick von der Seite: Ist der Plattenteller immer im gleichen Abstand vom Chassis?
- Sind die Füße des Plattenspielers noch ok (kleine Risse gehen noch)?
- Ein alte Schallplatte (die notfalls Beschädigt werden kann) auflegen und Gerät einschalten:
- Bleibt die Drehzahl konstant – die Markierung im sollte stehen und möglichst nicht wandern im Stroboskop-Licht
- Fährt der Tonarm zum Anfang der Schallplatte ohne ruckeln oder hackeln?
- Der Tonarm sollte gedämpft (langsam) auf die Schallplatte aufsetzen
- Hebt sich der Tonarm am Ende in der Auslaufrille hoch und fährt zurück? Schaltet sich der Motor auch aus?
- Sind die Kabel (auch das Erdungskabel) ohne Risse? Sind die Stecker-Kontakte gut (also weder Angelaufen noch Oxidiert)
Wenn nach der Prüfung eine für beide Seiten zufriedenstellende Abmachung getroffen worden ist, kann man das gute Stück mitnehmen.
Wichtiger Hinweis: Für den Transport den Plattenteller und das Gegengewicht am Tonarm abnehmen.
Zu Hause angekommen und im Tageslicht betrachtet, offenbart das Gerät die kleinen Fallstricke vom „Nichtraucherhaushalt“. Anscheinend hatte der Vorbesitzer des Verkäufers durchaus einen „Raucherhaushalt“ angehört.
Nach gründlicher Reinigung ist die Kiste wieder ansehnlich geworden.
Plattenteller abnehmen, den Tonarm fixieren und den Plattenspieler umdrehen stand als nächstes auf dem Programm. Der erste Blick offenbart: die Gerätefüße haben ihre Lebensdauer überschritten.
Der Luxman PD 289 ist ein Top- Gerät, so dass sich die Suche nach Ersatz durchaus lohnt. Auf Udo’s Couch habe ich Walter Fuchs getroffen, der mir den Rat gab Sorbothane Füße zu besorgen. Zu beachten ist, dass das Gewicht des Plattenspielers zu den Füßen passt.
n der Ecke unten rechts befindet sich die Mechanik für den Arm. Den Antrieb des Tonarms erledigt ein kleiner Motor, der mittels eines Gummiriemens mit der übrigen Mechanik verbunden ist. Auch hier gilt es das Stück Gummi durch neues zu ersetzen. Ansonsten ist die Technik in einem ausgezeichneten Zustand, ich habe an zwei Zahnrädern das alte Fett gegen neues ausgetauscht. Mehr war nicht zu tun.
Also den Boden wieder befestigen (neue Füße sind drauf :D) und umdrehen. Die Fixierung des Tonarms lösen – hier ein Stück Haushaltsgummi. Das originale, Stückchen Plastik ist wohl vor langer Zeit abgebrochen.
Dank Freundschaft und 3D Druck konnte ein passender Ersatz montiert werden
Das nächste Problem – ein sehr häufiges – ist die Dämpfung des Tonarmlifts. Bzw. das Fehlen der Dämpfung beim Absenken des Tonarms. Die Dämpfung besorgt ein hochviskoses Silikonöl – eher eine Plempe als Öl… Das Öl lässt sich für paar Euro in einer Einwegspritze erwerben. Die Zahl: 20.000 CPS oder 30.000 CPS oder 50.000 CPS gibt an, wie „plempig“ das Zeug ist. Je höher die Zahl, desto langsamer sinkt am Ende der Tonarm. Die meisten Anwender bevorzugen 30.000 CPS, da es zu den meisten Tonarm-Liftes passt.
Das Nachfüllen der Silikon-Plempe gestaltet sich je nach Plattenspieler mehr oder weniger Aufwändig. Bei diesem Luxman hilft ein kleiner Trick um den Aufwand zu minimieren. Es kostet aber Zeit 😉
Vorne, der schwarze Kragen am Fuß des Tonarms, aus dem die Achse des Tonarmlifts kommt, ist die „Einfüllwanne“ für die Silikonplempe. Immer Abends diese schön voll machen. Über die Nacht sorgt die Erdeanziehung, dass die Plempe dorthin wandert, wo der „Dämpfer“ ist. Nach drei, vier Nächten ist der Vorgang erledigt. Alternativ kann man die gesamte Tonarm-Mechanik auseinander nehmen um an den „Dämpfer“ zu kommen.
Der vorhandene Tonabnehmer Grado Prestige Gold hat mir weder optisch noch in seinem Klang gefallen. Glücklicherweise habe ich noch einen geschenkten Audio Technica AT13 EAV in der Kiste gehabt. Dieser passte zumindest optisch besser zum Plattenspieler. Nach der ersten Justage kam bei der Überprüfung heraus, dass der Aufsetz- und Abschaltpunkt nachjustiert werden müssen. Die Stellschraube für den Aufsetzpunkt ist nur von unten erreichbar. Das macht das Justieren nicht gerade einfacher. An der Schraube mit dem Schraubendreher ein wenig – paar Grad – drehen, dann die Änderung durch Einschalten kontrollieren. VORSICHT! Der Aufsetzpunkt reagiert sehr Empfindlich auf das Verstellen der Schraube…
Hingegen ist die Einstellschraube für die Endabschaltung nahezu günstig auf der Oberseite zu erreichen.
Das tonale Ergebnis des brauchbar justierten Tonabnehmers war für mich großartig! Ich konnte hören wie die alten Schallplattenaufnahmen „aufgefüllt“ wurden, wo ich einen Tick mehr Schmelz oder Wärme vermisst habe. Dies war so gut, dass ich eine sehr gute Nachbaunadel in Japan gekauft habe. Sparky war so nett, dass er gegen eine warme Mahlzeit sowohl eine Justage-Schablone für das Gerät erstellt hat, wie auch eine penible Justage des Tonabnehmers vorgenommen hat.
Der penibel eingesetzte Tobnehmer AT13 EAV mit der JICO Nadel zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ja, es fehlen beim Abspielen einige Feinheiten, die bessere Tonabnehmer mit „schärferen“ Nadeln erzielen. Doch am Ende bleibt ein unaufdringlicher Sound, der sich sogar als „Nebengeräusch“ bei der Arbeit eignet. Unverständlich hingegen ist es für mich, warum die modernen Audio Technica Tonabnehmer für meine Ohren immer so kalt und spitz klingen.
Fazit: Der Luxman PD 289 ist ein fantastischer Plattenspieler, dessen Design für mich eine zeitlose Eleganz inne wohnt. Für diesen Plattenspieler lohnt sich die Anschaffung passender, hochwertiger Tonabnehmer so richtig. Mein AT13 EAV ist sicherlich ein durchschnittlicher Tonabnehmer aus dem Ende der 1970 / Begin 1980er Jahre. Dennoch macht dieser mir unglaublichen Spaß! Ich tue mich sehr schwer, einen neuen, sehr guten (und teuren) Tonabnehmer einzusetzen. Verdienen tut es das Ergebnis der Mikro Seiki Ingenieure.
Einen abschließenden Beitrag wird es noch geben 😉
Viele Grüße
Rincewind