Gehäusedämmung

Die beiden größten Feinde des Lautsprecherbauers sind die Gehäuseschwingung und der Durchtrittsschall. Außer der Wahl des geeigneten Baumaterials helfen andere Maßnahmen erfolgreich, diese Störenfriede bei ihrer Aufgabe zu behindern und sie zur selben zu zwingen

RINGVERSTEIFUNGEN
Aus einem genau nach den Innenmaßen des Gehäuses geschnittenen Brett, das (sogar besser) nicht aus dem Gehäusewerkstoff sein muss, wird das Innere so herausgeschnitten, dass nur ein Rand von 2 bis 3 cm (je nach Größe der Box) stehen bleibt. Dieses Brett wird einige Zentimeter über oder unter der Boxenmitte innen eingeklebt. Dadurch werden die Gehäusewände in verschieden große Stücke geteilt, deren jeweilige Resonanzen zu unterschiedlichen und höheren Frequenzen verschoben werden, die vom Bass (in einer großen Box) oder vom Bassmitteltöner (in einer kleinen Box) nicht mehr angeregt werden. Bei hohen Boxen sind auch mehrere Ringversteifungen sinnvoll.  Statt eines Versteifungsrings  verwenden wir in unseren Bauvorschlägen Bretter mit 10 cm Tiefe, die zwischen die Seiten auf die Front oder Rückwand geklet werden.

WANDBEDÄMPFUNG
In den Hausausbauabteilungen vieler Baumärkte werden aus Holzfasern und Binder locker gepresste Weichfaserplatten von 6 bis 12 mm Stärke, manchmal auch im Holzzuschnitt nach ihren Maßen zu Quadratmeterpreisen von 5 bis 10 Euro angeboten. Flächig mit Kleister für schwere Tapeten auf die Gehäuseinnenwände geklebt, behindern sie theoretisch das Ausschwingen der Wände in Eigenresonanz, da sie selbst viel lieber in einer anderen Resonanz ausschwingen würden, was wiederum der Wand nicht gefällt. Eine Klopfprobe verrät sofort die beklebte Wand durch das wesentlich kürzere Nachschwingen. Die Dämmplatten sollten ca. 3 cm schmaler zugeschnitten werden als der Boxeninnenraum, da sie dann nicht aneinanderstoßen. Als Schneidwerkzeug eignet sich ein Teppichmesser mit Abbrechklinge und ein Holzbrett oder ein Metalllineal. Mit dem Messer am Metalllineal entlang angeritzt, lässt sich das Weichfaserdämmmaterial leicht passend abbrechen. Ein Vergrößern des Boxenvolumens auf Grund des Einsatzes von Weichfaserdämmplatte ist nicht nötig, da die Schallgeschwindigkeit durch sie (virtuell) in dem Maße herabgesetzt wird, wie sie Platz verbraucht. In der Praxis ist das Bekleben der Wände mit Weichfaserplatten recht aufwendig, der Nutzen gering.

Sehr beliebt sind selbstklebende Bitumenplatten, die den Boxenwänden mehr Gewicht geben, Ausschwingen in (nun tieferer) Eigenresonanz verhindern sie jedoch nicht, denn ein sich biegendes Material schwingt locker mit der Wand mit. Gleiches gilt für Filz und Noppenschaumstoff, eigentlich wirkt es nicht.

Aufwändig ist der Bau des klassischen Sandwichgehäuses, bei dem zwischen zwei Bauplatten Sand oder Bleischrot eine Schwingungsübertragung von innen nach außen abfedert. Nachteile dieser Methode sind das hohe Boxengewicht und der schwierige Gehäusebau. Der Sand muss nahezu staubtrocken sein, damit die Bauplatten nicht aufquellen, modern oder gar schimmeln, regelmäßiges Nachfüllen ist erforderlich, da der Sand sich mit der Zeit setzt. Fast genauso wirksam ist das flächige Verkleben zweier unterschiedlicher Bauplatten, z.B. MDF auf OSB.

Innenraumbedämpfung
Im Handel wird eine Fülle verschiedener Dämmmaterialien angeboten, die, in die Box eingebracht, je nach Dichte verschiedene Frequenzbereiche bedämpfen. Sie dienen in erster Linie dazu, im Gehäuse entstehende „stehende Wellen” (dies sind Schallwellen, deren Länge genau dem Abstand zwischen zwei Gehäusewänden entspricht, und die deshalb, in sich selbst reflektiert, zu einem Dröhnen der Wände führen) oder vom Lautsprecher in die Box abgestrahlte Mitteltonanteile zu unterdrücken. (Auch wenn wir als erklärte Pazifisten gegen jede Form von Unterdrückung eintreten, raten wir von der Gründung einer „Initiative gegen die Unterdrückung der Mitteltonanteile“ aus klangtechnischen Gründen dringend ab.) Je nach Materialdichte und Füllgrad muss das Gehäuse um 10 bis 30 % verkleinert werden. Bei ausgearbeiteten Bauvorschlägen ist eine solche Gehäuseverkleinerung schon eingerechnet (oder sollte es jedensfalls sein). Je dichter (und damit schwerer) das Dämmmaterial desto höher sind die Reibungsverluste und desto besser ist die Wirkung. Durch Reibung in Wärme umgesetzte Schallenergie steht glücklicherweise nicht im Verdacht, Wohnungsbrände zu verursachen, doch sind Glas- und Steinwolle wegen des damit erhöhten Krebsrisikos bedenklich, der Austritt kleinster, lungengängiger Partikel ist selbst bei geschlossenen Gehäusen garantiert.

An welchen Stellen welcher Dämmstoff einzubringen ist, geht aus dem Bauplan zur Box hervor – sollte dies einmal nicht der Fall sein, kann man nach der Faustregel vorgehen: Geschlossene Gehäuse werden mit Dämmmaterial vollständig locker bis dicht gefüllt, bei Bassreflexboxen muss der Platz hinter dem Reflexkanal frei bleiben. Filz, Noppenschaum oder andere offenporige Materialien bedämpfen stehende Wellen wirkungsvoll, wenn sie mitten in die Box gehängt werden. Ausnahmen von diesen Regeln werden in jedem Fall angegeben.

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