Verstärker-Tipps

Wer seine Bluesklasse adäquat mit Signalen versorgen will, braucht einen guten Verstärker, vielleicht sogar noch einen beseren. Dafür gilt jedoch nicht, dass nur alles, was neu und teuer ist,  als Zuspieler geeignet ist. Es gab schon vor vielen Jahren erstklassige Verstärker, die heute immer noch so manches Neugerät alt aussehen lassen. Eine gute Anleitung zum Kauf gebrauchter Amps schrieben Hesse und Rincewind. Damit der lesenswerte Bericht nicht ins Vergessen gerät, stell ich ihn an exponierterer Stelle in den Grundlagen ein.

Good Old HiFi

Auf den Magazin-Seiten geht es in erster Linie um Bausätze für Lautsprecherboxen. Experten und Leser entwickeln und stellen erstklassige Bausätze vor, die in vielen Fällen als HighEnd bezeichnet werden können.

Dennoch ist im Forum manchmal zu lesen, dass ein Bausatz zu Hause anders klingt wie erhofft oder vorher gehört wurde. Meistens ist der Übeltäter ein moderner AVR oder vergleichbar schwacher Vertreter der Gattung: China Kracher. Ja, es gibt brauchbare und gute und sehr gute HiFi Geräte aus China, aber diese kosten i.d.R. auch mehr als 100 Euro.

Eine Alternative zu einem neuen Stereo-Verstärker ist (neudeutsch) ein Vintage-Gerät. Die Gründe für diese Empfehlung sind vielfältig:

  • die Class AB Verstärker-Technik war bereits in den 80ern des 20 Jahrhunderts ausgereift
  • die lebhafte Konkurrenz auf dem HiFi-Markt zwang die Hersteller Viel für das Geld des Kunden zu bieten
  • Die meisten Hersteller kannten damals den Begriff “geplante Obsoleszenz” nicht. Die Geräte der Oberklasse und der Top-Preisklasse wurden quasi für die Ewigkeit gebaut.
  • Die Preise für die Vintage-Geräte sind im Jahr 2014 im Vergleich zu 2013 oder 2012 etwas gestiegen, doch das Preis-Leistung-Verhältnis bleibt unübertroffen.
  • Über die Geräte gibt es vielfältige Erfahrungen und Berichte von Nutzern und nicht nur von selbsternannten Fachleuten.
  • Mittlerweile hat sich auf dem Gebiet des Old-Hifi ein eigener Markt entwickelt mit einer großen Dynamik und, wichtig, Servicefirmen, die die Geräte auf Neuwert aufarbeiten. Bei guten Geräten lohnt sich das immer.
  • Insbesondere der wieder stetig wachsende Markt an Vinyl hat den Gebrauchtmarkt befeuert. Die Verstärker haben meistens sehr gute Phonovorverstärker, die umschaltbar (Moving Magnet [MM] oder Moving Coil [MC]) und somit auch für kritische Abtaster geeignet sind.

Klar haben die 20 Jahre oder Älter zählenden Geräte ein paar Nachteile:

  • Eine Garantie gibt es nicht, wenn die Geräte privat gekauft werden. Händlerware ist um einiges teurer.
  • Verschleißteile müssen ggf. ersetzt oder instand gesetzt werden. Das sind
    • Transistoren (auch die verschleißen)
    • Drehschalter, die wieder einwandfrei in Gang zu bringen sind
    • Sieb-Elkos, die manchmal nach 20 oder 30 Jahren ausgetrocknet sind und ersetzt werden müssen.
  • Das Design hat, aus heutiger Sicht, bei einigen Geräten einen negativen WAF (die Geräte der Firma Technics sind ein Beispiel dafür), wobei man anerkennen muss, dass einige Geräte auch echte Designerstücke sind, deren Charme sich auch die W´s nicht entziehen können.
  • Oft sind Gebrauchsspuren vorhanden: Kratzer, abgenutzte Beschriftungen oder gravierender Beulen im Gehäuse.
  • Bei Plattenspielern hat man oft fehlende oder schadhafte Riemen. Direkttriebler sind da unkritischer. Die Abtastsysteme sind oft defekt oder fehlen ganz, bzw. die Nadel ist unbrauchbar.

Das Thema Good Old HiFi ist alleine Aufgrund des langen betrachteten Zeitraums sehr vielfältig, hinzu kommt die enorme Vielfalt der Philosophien der Hersteller. Also lieber Leser, erwarte nicht einen kurzen Artikel. Es handelt sich hierbei um ein Essay geschrieben von zwei Autoren. Daher solltest Du lieber Leser dir entsprechend viel Zeit nehmen!

Erste Schritte zu Good Old HiFi

Der erste Schritt ist, sich darüber in klaren werden, was man will. Soll es ein Verstärker für den Partyraum oder Nebenraum sein, dann reicht oft ein einfaches Standardgerät der diversen Hersteller, dass heute (2014) für 20 – 30 Euro verkauft wird. Vorwiegend handelt es sich dabei um Verstärker aus der unteren Mittelklasse der meisten bekannten Hersteller (Technics, Yamaha, Onkyo, Denon, Telefunken, Marantz, …). Natürlich kann man als Käufer auch mal viel Glück haben und bekommt ein deutlich höherwertiges Gerät, nur weil ein Kratzer auf der Front ist. Leider ist dieses Glück recht selten.

High-End-Receiver Sansui Six Baujahr 1970-1972 aus der Digit – Serie. Auch heute noch in der Spitzenklasse klanglich und haptisch angesiedelt.

 

Rückseite des Sansui Six mit Anschlüssen für 6 Lautsprecher, Rauschunterdrückung, 4 Tonbandgeräte, Trennung Vor- und Endstufe usw.

 Soll ein paar Bluesklasse-Lautsprecher ordentlich und standesgemäß befeuert werden, dann weg von der Massenware und hin zu den Oberklasse, Spitzenklasse und absoluten Spitzenklassemodellen der Premiumanbieter der 1970er und 1980er Jahre.

Doch Vorsicht, Spätestens Mitte der achtziger Jahre begann schleichend ein Wettbewerb über den Preis. Die Firmen gerieten unter Preisdruck und mussten an der Qualität der Bauteile sparen. Die Geräte aus den Beginn der 1990er Jahre sind qualitativ noch auf der Höhe der 80er, allerdings nicht mehr in den unteren Preisklassen. Daher muss man halt genauer hinschauen und auf den Erhaltungszustand der Geräte achten.

Wie erfolgt die Einteilung der Geräte in verschiedene Klassen?

Um einen Anhaltspunkt über die Wertigkeit eines Geräts (das gilt nicht nur für Verstärker) gibt zunächst der ursprüngliche Preis einen Hinweis. Die Preise wurden damals in DM (Deutsche Mark) angegeben. Es ist aber nicht einfach möglich, den DM Preis zu halbieren um damit den ungefähren Euro Preis zu erhalten. Denn zwischen den Preis von 500 DM in den 70ern und 500 DM in den 90ern liegen mehrere Größenordnungen der Kaufkraft.

Beispiele:

VW Golf kostete in der einfachsten Version in der Mitte der 70er etwa 8000 DM, Anfang der 90er Jahre ca. 13000 DM. Der Käufer bekam zwar “mehr” Auto, jedoch nicht mehr an der Hauptfunktion: Transport von A nach B. Der steuerfreie Verdienst lag Anfang der 90er Jahre bei 580 DM und Anfang der 80er lag er bei etwa 320 DM. Wenn also ein Verstärker Ende der 70er ca. 500 – 600 DM gekostet hat, war das ein Gerät der Oberklasse. In den 90ern war für diesen Preis ein Gerät der Mittelklasse zu haben. Es ist jedoch nur zum Teil möglich, die Geräte über den Preis in etwaige Leistungsklassen einzuordnen, da die Preise auch von Markennamen und der Positionierung des Herstellers im Markt abhingen.

Ein weiterer Anhaltspunkt ist meistens die Modellnummer des Verstärkers. Die Hersteller haben i.d.R. ihre Produkte in verschiedenen Ausführungen und Qualitäten angeboten um möglichst viele Käufer bedienen zu können. Die Abstufungen in den Ausführungen spiegeln sich meistens in der Modellnummer. Bei vielen Herstellern über Jahrzehnte. Daher lohnt sich hier die Suche nach Prospekten im Internet. Mit diesen Informationen und (manchmal) bekanntem Preis lässt sich in etwa die Positionierung auf dem Markt bestimmen (Klasse).

Beispiel: Verstärker der Marke Technics zum Beginn der 90er Jahre

Die Verstärker von Technics aus dieser Zeit weisen einen sehr geringen Klirrfaktor auf, oft Werte von 0,0009% bei angegebener Leistung (zum Vergleich: moderne Class D Verstärker haben bei angegebener Leistung einen Klirrfaktor von 1% oder mehr- Röhre ist hier kein Vergleich! Die wurde gebaut um Musik einen ganz speziellen Sound zu geben).

Die Typenbezeichnung ist beginnt stets mit S- , dann kommt „V“ oder „VX“ zum Schluss „A“. Die erste Zahl gibt in etwa die Einordnung in die Preis-/ Leistungsklasse: 9 oder 8 sind jeweils die Spitzengeräte, die 4 oder 5 sind Mittelklasse. Darunter (also 3 oder 2) bedeutet Einstiegsgeräte.

Übersichten verschiedener Vintage  Kataloge findet sich im Internet unter dem Begriff Hifi-Archiv Kataloge.

Technics SU-V470PXS Einsteiger-Klasse aus den 90ern

Technics SU-V470 mit einem überdimensionierten Netzteil – max. Leistungsaufnahme 480W !!

Übersicht Vintage-Markt (2014)

Bei Vintage-Geräten im Low-cost-Segment kann man eh nicht viel falsch machen, wenn jedoch ein Gerät schon über 100,- Euro Kaufpreis geht, sollte man zumindest vorher mit dem Verkäufer reden, ab 300,- Euro auf jeden Fall anschauen oder bestätigen lassen, dass die versprochenen Merkmale eingehalten werden. Wenn der Verkäufer vor nicht allzu langer Zeit eine Revision hat durchführen ließ, die Rechnung vorlegen und eventuelle Regressansprüche abtreten lassen.

In dem Hochsegment werden Geräte zwischen rund 100,- und 10.000,- Euro angeboten, kein Witz, die 10.000,- werden auch für ganz besondere Raritäten, z. B. einen neuwertigen Marantz-Receiver 2600 bezahlt. Wobei der Preis nicht einmal das Merkmal ist, sondern auch die Situation des Verkäufers. Kritisch sollte man da sein, wo die Geräte weit unter Marktwert angeboten werden. Wenn das nicht ordentlich begründet werden kann und man das Gerät nicht vorher besichtigen und funktional prüfen kann, Finger weg.

Wenn man ein subjektiv gesehen teures Gerät erstehen will, auch einen kurzen Check durchführen, was eine Überarbeitung durch einen Fachmann kosten kann. Da sollte man im Zweifelsfalle zwischen 50,- und 150,- Euro einrechnen und man hat Sicherheit. Bei den meisten Geräten der Spitzenklasse, die einem gefallen, lohnt sich das auch. Dies gilt natürlich nicht, wenn man einen Verstärker vom Händler bezieht, der die Funktion oder Rückgabe garantiert.

Empfehlungen für Verstärker? Dies ist ein schwieriges Feld, da die Geräte auch oft einer Klangphilosophie folgen und der Empfehler auch Vorlieben zu einem oder anderen Klangbild hat. Auch die Bewertung des Klangbildes ist stark durch eine subjektive Empfindung geprägt ist. Zudem gab es in jedem Jahrzehnt Markennamen die verschwanden und neue kamen hinzu. Da der Artikel nicht ein Geschichtsbuch der HiFi ist, sondern eine Hilfestellung für den Leser sein soll, konzentrieren sich die Autoren auf die Marken, die Ihnen bekannt oder geläufig sind. Falls also der Leser die eine oder andere Marke vermisst, so ist das Absicht und der Leser sollte sich selbst auf die Suche nach Informationen machen.

Als erstes wäre da Sansui zu nennen, die schon in den 1960ern gute Geräte für die Ewigkeit gebaut haben. in den 1970ern war die Marke, auch besonders in den USA Kult, weil sie optisch und technisch das damals machbare verkörperten. Top Auslegung der Netzteile, qualitativ hochwertige Bauteile war immer Sansui-Gedankengut. Die Verstärker sind heute noch aktuell und auf der Höhe der Zeit. Klanglich wunderschön, die älteren eher an Röhrenklang angelehnt, ab Mitte der 1970er kraftvoll, neutral mt leichtem Hang zum warmen Klanggeschehen. Wenn da 30 Watt draufstehen, sind auch echte 30 Watt drin. Die guten und gut erhaltenen Teile sind nicht billig, aber preiswert. 250 bis 4000,- Euro werden je nach Verstärker aufgerufen, der hohe Preis z. B. für die Endstufe BA 5000.

Auch die Receiver von Sansui sind einen Blick wert, auch die neueren Geräte aus den 80ern. Ein guter, preiswerter Einstieg in das feine Hören.

Marantz-Geräte, ob Verstärker oder Receiver, uneingeschränkt empfehlenswert bis Ende der 1970er klingen rund und etwas “weich”, was an einer analytischen Box durchaus sehr angenehm sein kann. Die Receiver sind legendär und erzielen heute gute Preise, teilweise bis in den hohen vierstelligen Bereich. Die gedankliche Grundlage war bis dahin die Gleiche, wie bei Sansui. Paul Marantz ist eigentlich der Begründer des modernen Hi-Fi-Gedankens.

Pioneer hat sich Beginn der 70er und bis in die 80er hinein mit guten Geräten am Markt etabliert. Einer der Verfasser hat heute noch seinen ersten Verstärker aus Baujahr 1969 und der funktioniert noch einwandfrei. Nein halt, ein Birnchen ist defekt.  Die frühen Pioneers erinnern auch noch deutlich an die Röhrengeräte und haben einen sanften, warmen Klang.

Technics ist von Anfang einen anderen Weg gegangen und hat Wert auf analytische Wiedergabe gelegt, also ein Fall für wärmer abgestimmte Boxen oder Analytik-Freaks. Diese Nachteile kann man teilweise ausgleichen. Durch ordentliche Netzteile sind die Technics alle ziemlich potent und pegelfest, das gilt jedoch für die vorgenannten Firmen allesamt.

Anschauen sollte sich man aber auch auf jeden Fall die Geräte der deutschen Hersteller aus den 70er und 80er Jahren, von Dual, Braun und auch Telefunken gab es solide und gut klingende Geräte, hier seien stellvertretend die Receiver von Telefunken genannt, die sich, nachdem man die „Hausfrauen-schwelle“ mit dem altbackenen Image überwunden hat, als durchaus sehr gut klingende Hi-Fi-Geräte entpuppen.

Alle anderen japanischen  Firmen, wie Luxman, Yamaha, JVC, Denon, Accuphase usw. haben alle gute Verstärker in verschiedenen Kategorien gebaut, natürlich auch in den entsprechenden Preiskategorien, von Taschengeldware bis unerschwinglich, der Markt ist mit Tausenden Verstärkern gesegnet. Daher kann man auch kein Gerät speziell empfehlen, hier ist die Kreativität jedes Einzelnen gefragt.

Onkyo A-9780 Oberklasse aus den 90ern



Ein Blick ins Innere. Auch hier ein potentes Netzteil

380W Leistungsaufnmahme für 2x135W an 8Ohm

NAD 317, kräftiger, klanglich hervorragender Spitzenklasseverstärker aus England

Wie gehe ich vor? Der Markt ist riesig… Hilfe!  Survival Guide oder wie kaufe ich “good old HiFi”

Die Risiken beim Gebrauchtkauf sind im Eingang bereits beschrieben worden. Nach der Vorauswahl und der Festlegung der Verstärkerklasse sollte man ruhig in einschlägigen Foren stöbern, denn dort gibt es auch gute, wertfreie Beiträge.

– Empfehlenswert ist hier Hifi-Wiki, eine Datenbank mit vielen Inhalten, jedoch ohne Wertungen.

– Das Forum „Good-old-Hifi“ ist von Fachleuten, die jeden Tag mit den Geräten in der Reparatur zu tun haben, gemacht und sehr engagiert und neutral.

– Andere Foren vorsichtig bewerten, dort sind sehr viele Leute mit Scheuklappen unterwegs, also genau hinschauen.

– Auch das Magnetofon-Forum ist hilfreich.

Die wichtigste Regel lautet: Sich vor dem Kauf ein paar Gedanken machen, wofür man sein Geld ausgibt.

  • wieviel Geld kann ich/ will ich ausgeben?
  • Ist der Phono-Eingang besonders wichtig? (MM oder MC)
  • Wird ein Pre-Out benötigt?
  • Welche Marke oder Modellreihen (Baujahre) sind besonders interessant?
  • Wieviel Zeit kann in die Suche investiert werden?
  • Will ich/ kann ich kleine Probleme (verschlissene Potis oder Relais) selbst beheben?

Bei Standardgeräten ist das Kaufrisiko relativ gering, da wenig Geldeinsatz erforderlich ist. 10 oder 20 Euro kann man notfalls verschmerzen. 3 Päckchen Zigaretten, weg, der nächste bitte.

Bei kostspieligeren Geräten, nach jeweiliger Definition, geht man vorsichtiger zu Werke, wie bereits oben beschrieben.

– Nach Möglichkeit anschauen und die Funktion prüfen oder eine Rückgabe vereinbaren.

– Einen kurzen Check machen, was eine Instandsetzung kosten könnte. Es gibt Firmen, die Renovierung in verschiedenen Stufungen und Preislagen anbieten.

– Genau abchecken, was das Gerät kann, eventuell aus dem Netz eine Beschreibung laden.


Vorher auf jeden Fall mit Verkäufer sprechen!

Wo kann ich kaufen?

Das schöne ist, die Vintage-Geräte sind (wenn sie in Ordnung sind) preiswert. Für die alten Verstärker gibt es verschiedene Quellen:

1. Der Fachhändler

Hier können die Geräte mit einer Gewährleistung gekauft werden (Bitte nicht verwechseln mit Garantie. Für Juristen sind das zwei, völlig unterschiedliche Dinge.) Die Verstärker sind i.d.R. in ihrer Funktion geprüft und ggf. Instandgesetzt. Für diesen Service und die Gewährleistung ist natürlich eine Bezahlung erforderlich, das Geld dafür holt sich der Händler über den Verkaufspreis. Als Käufer erhält man ein sauberes und funktionsfähiges Gerät und die Sicherheit bei Problemen mit dem gekauften Verstärker eine Lösung zu finden.

2. Die Kleinanzeigen oder das Online-Auktionhaus

Über die Online-Plattformen, insbesondere Kleinanzeigen kommt der interessierte Käufer an viele Angebote dran. Doch welches der Angebote bietet das geringste Risiko ein defektes Gerät zu erwerben?

Wenn das bei einer Online-Plattform ein gewerblicher Händler einen Vintage-Verstärker verkauft, dann ist er gesetzlich Verpflichtet eine Gewährleistung auf das Gerät zu geben. Hier ist der Käufer fein raus, denn im Normalfall hat der Händler kein wirtschaftliches Interesse ein defektes Gerät zu verkaufen.

Anders ist es, wenn der Verkauf durch einen privaten Verkäufer erfolgt. Hierfür habe ich für mich eine kleine Strategie entwickelt. Ich kontaktiere den Verkäufer und frage nach einer Möglichkeit das Gerät einmal zu hören. Hiermit kann ich sicher gehen, dass der Vintage-Verstärker keine kratzen Potis hat, die Lautsprecherschutzschaltung funktioniert (insbesondere die Relais).
Da ich in einem Ballungsgebiet wohne ist das gut machbar. Wenn jemand auf dem Land wohnt, wird es sich zweimal überlegen müssen, wie weit er bereit ist zu fahren.

 3. Flohmarkt

Hier hilft nur die Bereitschaft ein Wagnis einzugehen. Da es auf dem Flohmarkt keine Möglichkeit gibt einen Verstärker zu testen ist man angewiesen, dem Beteuerungen des Verkäufers zu glauben. Dafür ist der Preis auf den Flohmarkt meistens sehr günstig.

Flohmarkt empfiehlt sich für alle, die sich nicht scheuen kleine Probleme selbst zu beheben.

Good Old HiFi und moderne Musikquellen

Der etwas kryptische Titel meint Streamingdienste oder Streaming zu Hause. Ebenfalls ist damit das heutzutage allgegenwärtige Smartphone gemeint. Klar ist, dass die Elektronik von damals nicht auf WLAN oder Bluetooth® vorbereitet war, also eigentlich nicht einmal davon geträumt hatte. (Bluetooth ist ein eingetragenes Warenzeichen der Bluetooth.org).

Aber die Musik befindet sich heute nicht mehr nur auf schwarzen Scheiben, die mit einer Nadel abgespielt werden. Viele Inhalte kommen heute in Form einer gemischten, schier endlosen Kette aus Nullen und Einsen. Auch wenn die Autoren dieses Artikels die Meinung vertreten, dass RICHTIGE Musik meistens in schwarze Scheiben eingraviert worden ist, sind Ihnen die neuartigen Errungenschaften der Technik nicht gänzlich unbekannt.

Damit der Besuch seine Musik mal über echte Lautsprecher und Verstärker hören kann, ist es nicht verkehrt, zumindest einen Bluetooth®-Audio Adapter zu haben. Es ist i.d.R. ein kleines Kästchen mit Cinch-Buchsen für den Anschluss an den Verstärker. Die mobilen Telefone verbinden sich über das Bluetooth-Protokoll mit dem Kästchen und senden ihre Nullen und Einsen. Das Kästchen macht daraus ein analoges Signal, dass vom Verstärker an die Lautsprecher weitergegeben wird. Aber Vorsicht, es muss nicht unbedingt an der Musik liegen, wenn der Klang das Ohr nicht erfreut. Das mobile Telefon und das Bluetooth Kästchen, könnten sich auf ein Musik-Übertragungsformat geeinigt haben, dass die Qualität einer MP3 Datei mit 128kBit hat.

Eine Alternative bieten die zahllosen, fertigen Netzwerk-Player oder DIY Lösungen (z.B. RaspberryPi mit Volumio oder Squeezbox Software und einem externen DAC). Hiermit kann fast alles, was aus Bits und Bytes besteht, in ein analoges Signal umgewandelt werden. Diese Netzwerkplayer (auch im DIY Bereich) beherrschen die Übertragung der Daten über WLAN und bieten (je nach Software) UPNP und/oder AirPlay.

Kurz: Der Verstärker aus der Vintage-Klasse kann auch mit der richtigen Verbindung Smartphone, ebenso MP3-Player sowie Lap-Top und die sonstigen elektronischen Gimmicks. Und das in exzellenter Qualität.

Anmerkung und Fazit

Wer den Schritt zu good old HiFi geht (oder wagt), kann mit recht wenig finanziellem Einsatz seine Anlage stark aufwerten. Mit einem AVR-Receiver im X.Y Betrieb ist ein ordentlicher Vintage-Verstärker nicht zu vergleichen, er ist einfach um Klassen besser. Räumlichkeit, Dynamik und Klang werden nur von wenigen, modernen Multi-Media-Verstärkern erreicht. Die Einbindung eines Vintage-Gerätes in die Heimkino-Kette bringt einen hohen Spaßgewinn.

Einer der Verfasser betreibt eine Anlage mit einem 42 Jahre alten High-End-Receiver und einem mittelpreisigen Bausatz aus Udo´s Premium-Portfolio. Diese Kombination spielt in einer Liga, die im Neu- und Fertigsegment mit Faktor 10 – 15 zu bezahlen wäre. Klang: Mittendrin statt nur dabei.

Bitte keine Gerätelisten erwarten, obwohl die Verfasser eine Reihe Geräte kennen, die man nennen könnte. Die erwähnten Foren oder Websiten sind mit BigBrother-Google leicht zu finden. Mit ein wenig Mühe findet man sich in dem Markt anhand dieser Roadmap recht zügig zurecht. Und fragen kostet nichts.

Rincewind und Hesse

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