Home Foren Bau-Dokumentationen Bluetooth Box: Mobile Mini Mona

  • Dieses Thema hat 5 Antworten und 3 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 4 Jahren von Markus Zeller.
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    • #45597
      Florian

        Hallo zusammen,

        eigentlich warten bei mir noch zwei furnierte RS 100 ACL auf ihr Schellackfinish, doch dann wurde es Sommer und es wurde ein andere Projekt plötzlich viel wichtiger: Eine mobile Blutooth Box.

        Seit über 10 Jahren begleitet mich eine Konstruktion aus einer Boombox (1€ in der Bucht), einem daran festgeschraubten Autoverstärker und einer 24Ah Bleigelbatterie zum Beispiel auf Festivals. Laut, ausdauernd und unzerstörbar. Leider aber sehr schwer, sperrig, Kabelgebunden und nicht zuletzt absolut grauselig im Klang.

        Etwas Neues musste her. Zuerst habe ich mir diverse kaufbare Bluetooth Boxen in verschiedenen Größen angeschaut. Nach einigem Probehören war klar, dass kein auf dem Markt verfügbarer Krachmacher auch nur mittelmäßige klangliche Anforderungen erfüllen würde. Insbesondere wenn man Klavier oder andere etwas anspruchsvollere Instrumentalmusik auflegt verspüre ich jeweils spontan das Bedürfnis die Flucht zu ergreifen. Also selber bauen!

        Die Anforderungen waren denkbar einfach:

        – Kompakt und leicht tragbar
        – Robust und idealerweise spritzwassergeschützt
        – Integrierter Akku
        – Bluetooth tauglicher Verstärker

        Mir kam in den Sinn das Ganze im Stil eines Gitarrenverstärker Topteils zu bauen und mit Kunstleder zu beziehen.

        Erster Bausatz Kandidat für die Bestückung war die Mona. Als ich dann aber Testgehäuse aus OSB gebaut hatte, war ich vom Volumen doch etwas überrascht: Das musste kleiner werden. Kurz habe ich überlegt stattdessen 2 Mini ACL in ein Gemeinschaftsgehäuse zu verfrachten, war aber mit der Bassperformance nicht zufrieden, also doch die Mona. Den ersten Hinweis zur Verkleinerung lieferte Udo: Die Satelliten brauchen kaum Volumen. Aus den 3l wurden also 1l pro Seite. 4l gespart! Beim Bass weiche ich vom Bauvorschlag ab. Deswegen ist es auch eigentlich keine echte Mona mehr..

        Basscad spuckte mir den unten stehenden Vorschlag aus, den ich durch ausdauerndes Trial&Error-ändern der Volumina und der Reflexöffnung nicht besser und/oder kleiner gestalten konnte. Ich behaupte nicht, dass es nicht geht, denn dafür fehlt mir die Expertise. Mit dem Ergebnis habe ich mich aber erstmal zufrieden gegeben. Udo oder andere Fachkundige werden mir mit Sicherheit sagen können ob das eine passable Lösung ist, oder warum ich hier Blödsinn fabriziert habe.

        Also Bleistift und Papier gezückt, ein bisschen rumgerechnet und eine Testbox aus OSB gebaut. Als Bassreflexrohr dienten 50er HT Rohre unterschiedlicher Länge. Da die Mona aus der Werkstatt ja schon vorhanden war, mussten für die Satelliten keine neuen Gehäuse her.

        Den Sub habe ich im Vergleich zur Mona nicht mehr Phasenverdreht angeschlossen. Im Freien war alles super. In geschlossenen Räumen fällt auf, dass das Setup sehr aufstellungskritisch ist. Weil aber die Freiluftanwendung der Hauptanwendungszweck ist: Test bestanden!

        Der Sub kommt natürlich nicht so tief wie der originale Mona. Zusätzlich muss man sagen, dass bei moderner elektronischer Musik und höheren Lautstärken Luftgeräusche entstehen. Die Lautstärke war mir mehr als ausreichend.

        Auch die Reflexrohrlänge habe ich nicht mehr geändert. Kürzere Rohre führen zu Dröhnen und bei längeren Rohren geht schnell viel verloren.

        Beim Gehäuse habe ich mich für 12mm Multiplex entschieden und hinterher die Kanten mit einem Bündigfräser abgerundet. Die Front ist nach hinten gesetzt um ein Gitter aufzunehmen. Auf der Rückseite gibt es ein Fach für die Elektronik.

        Die krakelige Zeichnung spare ich mir an dieser Stelle und lasse die Bilder vom Zusammenbau für sich sprechen 🙂

        Im Bild unten zu erkennen: Ich baue Boxen gerne indem ich die Abwicklung der Platten in einer Aufspannung säge, damit sie exakt die selbe Breit haben (Hier die Tiefe der Box). Boden und Deckel mache ich dann in der Länge etwas breiter und Fräse sie hinterher mit dem Bündigfräser ab.

        Später soll ein Schutzgitter mit Akustikstoff an die Front. Damit das Holz nicht durch das Gitter durchscheint habe ich sie Schwarz gebeizt.

        Die Farbwahl für den Kunstlederbezug habe ich meiner Frau überlassen. Ein dunkler Grünton sollte es werden. Auf den Bildern im Internet sah das ganz in Ordnung aus. Als das Leder dann ankam war mein erster Gedanke: Mist, Schultafel-Grün. Der zweite Gedanke: Falls es wirklich aussieht wie eine Schultafel könnte man mit weißem Lackstift o.ä. Sprüche a la Bart Simpson auf die Box schreiben (“Ich werde nie wieder zu leise Musik hören…”).

        Nach beziehen war erinnerte die Optik allerdings nicht mehr im Geringsten an eine Schultafel.

        Das Leder wird mit Sprühkleber auf der Box befestigt. Ich habe zuerst die Abwicklung in der Länge abgeschnitten und später dann die Kanten passend zugeschnitten.

        Der Bezug hat mir vorher viel Kopfzerbrechen bereitet. In Summe war es dann doch recht einfach

        Die Kante habe ich mit einem Lötkolben verschweißt. Sieht OK aus und ist stabil genug. alternativ könnte man eine Leiste drüber kleben/schrauben

        Die Ecken waren etwas friemelig, aber aber optisch musste es nicht perfekt werden, weil ja noch Boxen-Ecken dran sollten.

        Die umgeklappten Kanten werden innen festgetackert.

        Als nächstes Standfüße, Ecken und Tragegriff. Mit dem Zwischenergebnis war ich schon mehr als zufrieden.

        Das Anfertigen der Rückplatte inklusive der Elektronik hat mich mehr Zeit gekostet als der ganze Rest der Box. Am Ende wurde es doch ganz schön eng. Folgendes war unterzubringen:

        – 2.1 Bluetooth Verstärker
        – 18V Li-Ion Akku (5 x LG HG2 Zellen)
        – BMS Platine
        – 2x USB Ladebuchsen
        – Mini-USB Step-Up Konverter zum Laden via USB
        – Ladebuchse für externes Netzteil
        – 2x Kippschalter zum Trennen der Batterie bzw. Lademodus
        – Display für den Ladezustand
        – Frequenzweichen

        Fall jemand interesse hat, suche ich auch gerne nochmal raus, welche Teile ich genau verwendet habe. 🙂

        Als kleiner Disclaimer: Achtung! Die Li-Ion Zellen dürfen nicht ohne BMS betrieben werden. Um mir weitere Erklärungen zu ersparen, was man alles beachten muss ziehe ich mich hier mal mit einem: “Bitte nicht nachmachen!” aus der Affäre.

        Die Trägerplatte ist aus Alu. Zunächst mit Haftgrund und dann mit schwarzem Lack behandelt. Leider nicht ganz so glatt geworden wie ich es mir erhofft hatte.

        Um die Knöpfe des Verstärkers erreichbar zu machen habe ich das unten gezeigte Teil gebogen/gesägt/gebohrt und gefeilt.

        Der Akku besteht aus 5 in Reihe geschalteten Zellen mit Punktgeschweißten Lötfahnen. Zusätzlich wird jede Zelle einzeln vom BMS überwacht.

        Das Einschrumpfen der Zellen zu einem Paket hat mich 3 Anläufe gekostet, bis alle Zellen flach auf der Rückplatte lagen.

        Den Kühler vom Verstärker musste ich um mehrere Millimeter runterschleifen, weil ich mich mit der Tiefe des Einbaufachs etwas verschätzt hatte. Das Akkupack habe ich mit einem Metallbügel gegen die Platte geschraubt (Wärmeübergang) und mit Heißkleber die Lage gesichert. Die USB Platinen sind auf ein L-Profil geklebt und mit Kabelbindern gesichert. Einer meiner Albträume war, dass man die Buchsen nach innen drückt, weil sich da irgendwas löst. Die Klinkenbuchse vom Verstärker habe ich dann auch noch rausgelötet und in die Rückwand integriert.

         

        Fertig!

        Das Frontgitter besteht aus einer 6mm Multiplexplatte mit 4 ausgeschnittenen Öffnungen sowie einem Gitter hinter dem Akustikstoff.

        Das mit dem Akustikstoff sieht super aus, war aber leider eine blöde Idee. Zumindest in Verbindung mit dem Stahlgitter. Die Schwingungen am Reflexrohr sind so stark, dass ein hässliches Geräusch entsteht wenn der Stoff auf das Gitter schlägt. Ich dachte schon der Lautsprecher sei hinüber. Mittlerweile habe ich den Stoff wieder entfernt.

        Mittlerweile hat sie sich bei diversen Gelegenheiten bewährt; meistens draussen.
        Ein Dauertest hat über 18h Laufzeit bei “gehobener” Lautstärke ergeben, also deutlich über den angepeilten 10h (Vielliecht sollte ich Elektro-Autos bauen ;-)).
        Mit einem Gesamtgewicht von 8kg kann man sie auch noch ganz Komfortabel tragen.
        Brutto habe ich (inkl. Mona Bausatz) etwas über 300€ für Material ausgegeben. Das klingt viel, ist aber immernoch weniger (etwas) als eine vergleichbare kommerziell erhältliche Boombox kostet. ‘Netto’ ist es nochmal deutlich weniger, weil ich z.b. nur die Hälfte des Kunstleders gebraucht oder teuren Lack+Haftgrund und Metallreiniger gekauft habe. Aber hier wurde nicht auf Kosten optimiert sondern es ging um den Spaß am Bauen und eine gewisse Vorstellung vom Endergebnis zu verwirklichen. Fall jemand an einer Teileliste interessiert ist, kann ich die gerne mal zusammentippen.

        Damit schließe ich diesen etwas länglich gewordenen Baubericht und hoffe, dass er in welche Form auch immer als Inspiration dient 🙂

        Viele Grüße,

        Florian

         

      • #45657
        Marc

          Hallo Fabian,

          holla die Waldfee, sieht aus wie der “Old but not Cold – Its a HotRod!” unter den Boomboxen (was ein doofer Name). Gelungene Optik, gefällt mir sehr gut! Und der Bericht hat Spass gemacht! Schreibe doch noch ein wenig zum Klang.

          Du schreibst, dass Du den Bass nicht Phasenverdreht angeschlossen hast. Kannst Du kurz erklären was das bedeutet und welchen Effekt es dadurch gibt? Bin selber Nichtelektriker kann nicht ganz folgen …

          Danke und beste Grüsse

          Marc

          sry, jetzt schweife ich in Deinem Fred etwas ab:

          Selber habe ich gerade eine Mona für die Küche zusammengekloppt. Meine Frau ist begeistert. Ich war Anfangs etwas erschrocken, als die ersten Töne vor mir vom Tisch kamen. Da fehlten doch die Mitten! Bin ich von meinem “grossen Udo-Produkt” schon so verdorben, dass ich die Begeisterung anderer Forenschreiber nicht teilen kann? Nein, sie brauchten denn auch ein wenig Einspielzeit. Mittlerweile sind sie auf den Küchenschrank gezogen und dürfen bei uns wohnen bleiben. Auch wenn Sie manchmal ganz schön Party machen (hier steht ein dicker Smiley). Meine Frau trällerte zu Dota Kehr mit, ist begeistert als wären es die ersten richtigen Lautsprecher… öhm ja, halt in der Küche. Um meine Kinder zu beeindrucken gabs erstmal Die Antwoord- Banana Brain, Nura – Chaya und Stormzy – Vossi Bob auf die Ohren; drückende Bässe.

          Die Grosse dann, hoa Papa, das ist ja ganz schön aber mach doch mal  Rachmaninoff Konzert in C an. Das blieb dann auch bis zu Ende an. Sie sprach nicht von den Kisten, aber wie schön diese Musik sei.

          Abends beschalle ich meine Kinder statt mit Schulaufgaben mit Slayer, Metallica, Sepultura, Megadeth u.ä. meiner eigenen Jugend. Abermals keine Kritik, sondern “Wow, das kann man gut zum Sport hören”.  (hier steht noch ein dicker Smiley)

          • #45694
            Markus Zeller

              Moin Marc,

              da hast Du aber gas gegeben … ? In Nordhausen warst Du dir doch noch unsicher … oder?

              Viel Spaß mit den kleinen 😉

              Gruß, Markus

          • #45695
            Markus Zeller

              Hallo Florian,

              na das ist ja mal eine Umsetzung! Cool!… schöner Bericht!

              Das mit den Luftgeräuschen kann ich mir gut vorstellen. Das BR-Rohr liegt so dicht am Treiber das die Luft keine Zeit hat sich zu beruhigen und mit “voller Wucht” an der Kante des BR-Rohres vorbei gepresst wird. Das führt dann zu unerwünschten Schwingungen. Aber wenn es nicht stört .. auch egal 😉

              zum Klang: Ich bin noch nie auf die Idee gekommen das mal bei Aufstellung im Garten zu probieren … muss ich spaßeshalber mal machen 😉

              Gruß, Markus

            • #45769
              Florian

                Hallo zusammen,

                @Marc,

                Das Gehäuse ist ein Bandpass, genauso wie beim Original, d.h. die Phase ist um 180° (halbe Schwingung) verschoben. Elektrisch kann man das beheben, indem man die Polung umdreht. Udo empfiehlt hier allerdings auch ‘eigenhändiges experimentieren’. Je nach Raumakustik kann es Sinn machen, oder eben auch nicht. Für meinen Einsatzzweck hörte es sich am besten mit “richtig herum” angeschlossenem Treiber. Ganz passt es dann auch wieder nicht. Ein Phasenregler, wie man ihn an Subwoofern bzw. deren Verstärkern findet wäre wohl am besten geeignet um Bass und Satelliten in Phase zu bekommen.

                Bei der Klangbeschreibung verweise ich mal als Basis auf die der Mona 😉 Mir gefällt besonders die gute Sprachverständlichkeit und die Tatsache, dass man “fast alles” drauf geben kann, ohne sich zu gruseln. Die einzige Ausnahme stellt meiner Ansicht nach klassische Klaviermusik dar. Das ist aber dann auch schon eine der Königsdisziplinen für Lautsprecher.

                Der wesentliche Unterschied zur Originalmona ist ansonsten die Basstiefe: Die Grenzfrequenz liegt bei 60Hz. Beim Originalgehäuse sind es ca. 45Hz. Das merkt man schon recht deutlich. Wie beim Orignial hat man aber über den Verstärker einige Stellschrauben um den Frequenzgang ordentlich zu verbiegen. Ich nutze eine 2.1 Verstärkerplatine die ähnliche Einstellmöglichkeiten hat wie der Nobsound NS 14G. Das reicht im einiges rauszuholen, aber reicht natürlich nicht an das Nivau der Mona heran. Die Physik lässt sich eben nur begrenzt austricksen.

                Eine Eigenart der Kiste ist natürlich der geringe Abstand der beiden kleinen Treiber voneinander. Das ist nicht gerade optimal. Wenn sie auf dem Boden liegt führt das vor allem in Innenräumen zu einem etwas merkwürdigen Klangbild. Es scheint eine winzig schmale Bühne zu geben sodass sich der Klang extrem ändert, wenn man sich auch nur ein bisschen durch den Raum bewegt. Die direkte Reflexion am Boden stört dabei vermutlich zusätzlich. Abhilfe schafft aber der einfache Trick die Box hochkant hinzustellen. Der Klang kommt dann mehr oder minder von einem Punkt aus und ist weniger stark Richtungsabhängig.
                Draussen fällt das Phänomen weniger stark auf.

                @Markus:

                Schön, dass dir der Bericht gefällt 🙂

                Ich hätte eher auf den kleinen Querschnitt getippt als den Abstand zum Treiber, aber da bin ich ehrlich gesagt überfragt. Klassik, Jazz (meisten), Rock, Metal stellen kein Problem dar. Man hört es eigentlich nur bei allein stehender (elektronischer) Bassdrum ohne irgendetwas drum herum. Ein Beispiel wäre Hoded Coin – Demaso.

                • #45772
                  Markus Zeller

                    Moin Moin,

                    Ich hätte eher auf den kleinen Querschnitt getippt als den Abstand zum Treiber, aber da bin ich ehrlich gesagt überfragt.

                    Das kann natürlich auch sein 😁 … Hauptsache macht Spaß!

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