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  • Dieses Thema hat 4 Antworten und 4 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 5 Jahren von Rincewind.
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    • #36231
      Florian

        Guten Abend zusammen,

        meine Geschichte mit dem Selbstbau beginnt auf dem berühmten Sofa in Bochum und einer SB15 STC für meinen Schreibtisch als Resultat. Lange tut sich nichts und ich bin glücklich. Irgendwann habe ich eine Mona 2.1 für meine Holzwerkstatt gebaut. Zweckmäßig im OSB Gehäuse (Ein großartiges Konstrukt, was auf 12qm erfolgreich gegen Maschinen, Staubsauger und Gehörschutz ankämpft. Vielen Dank für diesen Bausatz!) Es folgt eine Mini ACL aus Jux und Tollerei, die ich irgendwann zu einer mobilen Boombox machen möchte. Den Qualitäten der Mini ACL ist zu verdanken, dass ich mir nun die RS100ACL vorgenommen und klanglich als bisher beste Lösung für meinen Schreibtisch entdeckt habe. Die Gestaltung des Gehäuses geistert schon länger in meinem Kopf rum:

        Nussbaum Wurzelholzfurnier mit Hochglanzfinish (Schellack oder Ballenmattierung..mal gucken)

        In dieser Bau-Doku möchte ich ein bisschen von meinen Erfahrungen beim Bau teilen.

        Das Gehäuse hat gerade noch Maße, bei denen man passende Wurzelholzfurniere finden kann…oder auch nicht. Gemessen an dem Furnier, was ich mir ausgesucht habe ist sie sage und schreibe 1cm zu hoch. Egal. Volumina und Abhängigkeiten der Maße in ein Tabellenkalkukationsprogramm eingetippt und die Höhe bei gleichbleibender Tiefe verringert. Passt!

        Da ich ein selektiv ungeduldiger Mensch bin, habe ich parallel OSB Gehäuse gebaut, damit ich die RS100ACL auch garantiert sofort hören kann. So ist sichergestellt, dass ich mir mit den “echten” Gehäusen auch die nötige Zeit lasse. Die Kosten für eine OSB Platte und der minimale Mehraufwand die doppelte Anzahl Platten über die Kreissäge zu schieben waren es wert. Bis Dato stehen also die RS neben der nun stummen MiniACL auf meinem Schreibtisch und beschallen mich.

        Testgehäuse

        Die ‘richtigen’ Gehäuse bestehen aus 12mm MDF. Front und Seiten haben mit Absicht Übermaß, um sie dann mit dem Bündigfräser zu bearbeiten. Das geht mit dem selbstgebauten Frästisch wunderbar von der Hand. Danach kann fast ohne Schleifen zum nächsten Schritt über gehen.

        Nun kommt der wirklich (für mich) kniffelige Teil: Das aufbringen der Furniere.

        Buchenholzfurnier auf Vlies, wie ich es bei anderen Boxen verwendet habe ist geradezu kinderleicht zu verarbeiten. Leim draufpinseln oder rollen, glatt drauflegen, mit dem Bügeleisen drüber. Fertig!

        Das Holz, welches ich mir hier ausgesucht habe, hält gleich mehrere Herausforderungen bereit. Trotzdem ist es meiner Meinung nach die Mühe wert (Begründet liegt meine Fastzination dafür wohl in den Wurzelholzapplikationen der Armaturenbretter von Jaguar und BMW aus den 90ern). Für die Box habe ich 2 Sätze Blätter bestellt, wobei nach den entgültigen Abmaßen nur der rechte Stapel in Frage kommt.

        Jetzt die Unwegbarkeiten der Furniere:

        1. Es ist wellig -> Hier hilft das Bügeleisen. Ein flaches ‘drauflegen’ am Anfang ist nicht möglich. Ich stelle das Bügeleisen auf Stufe II – Seide. Zwischen Bügeleisen und Furnier kommt ein Blatt Backpapier. Mit viel Geduld und viel Druck lässt sich das Furnier dann irgendwann aufbügeln. Trotz allem kann es sein, dass hinterher eine wellige Struktur und/oder Blasen zurückbleiben. Was hier hilft ist einfach: Mehr Bügeln. Und zwar nachdem der Leim trocken ist. Beim initialen Aufbringen reicht die “klebkraft” des Leims meist nicht um das wellige Furnier zu halten (Ich verwende dabei gewöhnlichen Weißleim). In diesem Fall habe ich 2 Abende mit Bügeln verbracht und fast alles glätten können. Bei einer der Seitenwände habe ich scheinbar nicht aufgepasst. Nach 3 Tagen gab es noch Blasen, die ich mit einer weiteren Bügelaktion aber glätten konnte.
        2. Es is porös -> Wenn man eins der Blätter gegen das Licht hält kann man beinahe durchgucken. Das hat zur Folge, dass sich Leim durchdrückt, wenn zu viel aufgetragen wird. Klingt erstmal nicht so schlimm, aber wenn das Furnier später geölt werden soll um die Maserung anzufeuern bleiben diese Stellen unbeeinflusst. Das ergibt farblich unpassende Flecken. Um das zu verhindern trage ich den Leim mit einem Spachtel auf und ziehe alles ab, bis auf eine dünne fast durchsichtige Schicht.
        3. Es hat Fehlstellen -> Neben den kleinen “Porösitäten” gibt es auch Astlöcher, Risse und sonstige Fehlstellen. Ich verwende schwarzen Holzkitt. Die meisten Fehlstellen sind ind er Nähe von dunklen Ästen oder Fehlstellen. Nach dem anfeuern durch Öl passt das Schwarz entweder ins Bild oder fällt nicht weiter auf.
        4. Es ist brüchig -> Die überstehenden Ränder entferne ich mit einer Feile. Wenn es gut läuft wird die Kante recht glatt, aber je nach Struktur gibt es immer wieder Ausrisse. Ich habe auch schon mit einem scharfen Messer gearbeitet, aber das birgt die Gefahr, dass man die Fläche auf der angrenzenden Seite beschädigt. Das Bild unten verdeutlicht wie sehr das Zeug zerbröselt. Die Ausrisse müssen ähnlich wie die Fehlstellen zugespachtelt und abgeschliffen werden, damit die Kanten stabil bleiben.

        Das Bild unten zeigt den Stand nach dem Spachteln. Sieht katastrophal aus, ist es aber nicht. Durch Schleifen wird der Großteil wieder entfernt. Es bleibt nur, was ich den Löchern ist, der Rest wird wieder freigelegt.

        Der nächste Arbeitsschritt ist für mich eine Art Hassliebe. Schleifen. Dauert lange, aber wenn man Geduld hat kommt etwas Gutes dabei raus. Ich habe keine Geduld, aber ich habe hohe Anforderungen and das Ergebnis. Deswegen zwinge ich mich weiter zu machen, bis es passt. Der beste Indikator ist dabei das eigene Tastgefühl. Mit ein wenig Übung fühlt man sofort ob es “reicht” oder noch nicht.  Ich nutze einen Exzenterschleifer; zuerste 120er dann 180er Schleifpapier. Später vielleicht 240er.

        Insbesondere in diesem Projekt werde ich beim Schleifen ungeduldig. Warum? Weil es nach dem Ölen schon immer so gut aussieht. Beweisstück 1:

        Die zweite Box ist soeben geölt. Der Plan sieht nun vor, das Ganze ordentlich durchtrocknen zu lassen. Danach möchte ich die Ausschnitte fräsen. Das möchte ich vor dem Finish machen, damit ich Ausrisse reparieren und schleifen kann.

        Ich bin mir noch nicht ganz sicher wie ich das Finish gestalten soll.

        Option a: Schellack. Mit Bimsmehl die Poren schließen und dann mit dem Ballen auf Hochglanz bringen.

        Option b: Ballenmattierung. Ich habe schon einige Teeboxen mit dieser Technik gebaut. Ist eher eine ‘faule’ Variante -> Mehrere Schichten Schnellschliffgrund aufbringen und anschleifen (schließt auch Poren). Später Ballenmattierung drüber und mit einem Ballen mit Spiritus auf Glanz polieren.

        Anregungen und Kommentare herzlich Wilkommen 🙂

        Viele Grüße,

        Florian

      • #36233
        Udo Wohlgemuth
        Administrator

          Hallo Florian,

          wenn du die Boxen fertig hast, sollten wir die Doku auch als Leserprojekt im Magazin vorstellen. Ich denke, dass die Rubrik “Werkstattpraxis” dadurch ordentlich aufgewertet wird.

          Gruß Udo

        • #36234
          Peterfranzjosef

            Hallo Florian,

            Wunderschöne Kleinode werden das.  Gefallen mir total gut.

            Langsam werde ich wohl nicht mehr um meine ersten Furnierfahrungen herumkommen. Gerade auch weil immer wieder wichtige Kniffe und Erfahrungen weitergeben werden, und so (für mich) dem “Schrecken” nach und nach die Zähne gezogen werden.

             

            Peter

             

          • #36239
            Florian

              Hallo zusammen,

              @Udo: Sehr gerne. Ich zwinge mich auch weiterhin Fotos zu machen (Das vergesse ich sonst gerne beim Basteln..)

              @Peter: Freut mich, dass sie dir gefallen. Als ich das erste mal ein Furnier dieser Art in den Händen hatte wusste ich garnicht so recht wie ich damit umgehen soll. Ich habe ein paar Fehler gemacht aber im wesentlichen einfach immer weiter gebügelt, geschliffen oder repariert. Bisher hat sich das ausgezahlt: Ich habe noch nie ein Furnier wieder abschleifen müssen, weil es vergurkt war.

              Viele Grüße,

              Florian

            • #36281
              Rincewind

                Hallo Florian!

                Ich habe mich noch nicht an Wurzelholz-Furnier herangewagt eben aus den von Dir erwähnten Herausforderungen. Du hast mit erheblicher Mühe das Furnier super auf die Boxen gebändigt und geölt sieht es super aus!

                Ich habe vor paar Jahren auch ein paar RS100PC mit Schellack überzogen, dabei habe ich die Poren mit Bimsmehl und Öl verschlossen.

                Grüße
                Rincewind

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