Furnieren mit dem Bügeleisen

Kleine Boxen haben kleine Flächen und was bietet sich da mehr an, als den Kisten einen feinen Holzanzug überzustülpen, der natürlich auch glatt gebügelt werden will. Es ist sicher für die Wiki sinnvoll, wenn meine übliche Vorgehensweise hier auch einmal Buchstabe für Buchstabe erklärt wird. So wird es wohl niemanden stören, wenn ich an dieser Stelle Bilder und Worte aus dem Bericht über die RS-100 PC wiederhole. Das erspart denjenigen, die sich noch an die Jahre zurückliegende Vorstellung erinnern, das Suchen nach dem Motto: “Wo war das noch?”. Die Anderen sehen diese Bilder nun zum ersten Mal und das ist gut so. Wer sich anschließend auch einmal am Furnieren versuchen will, findet die einschlägigen Online-Shops mit Hilfe einer Suchmaschine. Leichter als Echtholz zu verarbeiten ist “SaRaiFo”, das zudem auch noch den tropischen Regenwald vor der Abholzung bewahrt.



Man braucht nicht viel, um seiner Box einen schönen Holzanzug zu verpassen: Leim, Rolle, Messer, Unterlage, Zollstock, Dreiecksfeile, Anschlag, Schleifklotz und natürlich Bügeleisen und Furnier. Das Furnier erhält einen Zentimeter Zugabe zum Boxenmaß. Einfach ist der Schnitt entlang der Faser. Das Messer wird vom Anschlag geführt.

Etwas vorsichtiger muss gegen die Fasern geschnitten werden, damit am Ende des Schnitts kein Span ausbricht. Mit der Rolle wird die erste Seite beider Boxen gleichmäßig dünn mit Leim berollt.

Während der Leim auf den Boxen trocknet, rolle ich Leim als gleichmäßigen, weißen Film auf alle zugeschnittenen Furnierstücke, die sich ihrerseits anschließend (im Gegensatz zu SaRaiFo) durch die aufgetragene Feuchtigkeit rollen. Das Bügeleisen wird auf mittlere Temperatur (zwischen Wolle und Seide) gestellt und vorgeheizt.

Wenn der Leim glasig geworden ist und das Furnier sich weitgehend wieder entspannt hat, wird es passend auf die Box gelegt und mit dem Bügeleisen in der Mitte fixiert. Langsam und mit leichtem Druck wird das Bügeleisen in Faserrichtung über das Furnier geführt. An den Kanten wird es leicht schräg gehalten, damit wir hier einen guten Halt erreichen.



Unten und oben ist wieder Vorsicht geboten, weil das Furnier hier gern einreißt. Mit der Kante der Dreiecksfeile sägen wir das überstehende Furnier ab, erst links, dann rechts und das Furnier einfach auf den Tisch fallen lassen.



Die Feile wird generell nur nach unten bewegt, um kein Furnier abzureißen. Mit dem Schleifklotz wird der Schnitt geglättet. Er wird nur im rechten Winkel zum Furnier flach an der Box bewegt. Box umdrehen und Leim auf die zweite Seite Auftragen ist der nächste Arbeitsgang.



Um keine Zeit zu verschwenden, wird während der Trocknung von Box 1 die zweite MDF-Kiste verschönert. Nach der zweiten Seitenplatte ist die Rückwand dran, Leim auf dem seitlichen Furnier sofort mit einem feuchten Lappen abwischen. Bügeln wie mittlerweile gelernt, am Rand mit schrägem Eisen.



Wieder schneidet die Feile das überstehende Furnier mit Abwärtsbewegung ab, mit dem Schleifklotz wird das Furnier nur in Faserrichtung beigeschliffen. An Deckel und Boden gilt wieder die alte 90 Grad-Regel.



Nach der Rückwand wird die Front bearbeitet. Zuerst Leim auftragen, dann bügeln. Der Reflexkanal wird auf die brutale Art geöffnet. Ein Schlag mit der Feile lässt das Furnier einreißen, der Rest wird vorsichtig heraus gesägt. Die Arbeitsrichtung ist nach unten!



Am Ende des Schlitzes wird die Feile so gedreht, dass sie seitlich flach aufliegt. Ein letzter Leimauftrag wird auf den Deckel gerollt. Denk an den feuchten Lappen, wenn Kleber auf das Furnier gelaufen ist. Noch einmal ist Bügeln angesagt. Bevor das Eisen wieder für Hemden benutzt wird, das Säubern des Bodens nicht vergessen.



Das Feilen haben wir jetzt oft genug geübt, da spare ich mir die warnenden Worte. Geschliffen wird nur in Faserrichtung. Gerade beim Deckel wird das oft vergessen und der Schleifklotz seitlich gern dagegen geführt. Zur Prüfung, ob das Furnier überall gut klebt, streichen wir mit der flachen Hand darüber. Wo es hell klingt, müssen wir noch einmal druckvoll nachbügeln.



Nach dem Fräsen des Chassisausschnittes habe ich die rechte Box schon klar lackiert. Die Maserung des Sapeli-Furniers wird dadurch schön betont. Für die Furnierarbeit habe ich etwa drei Stunden benötigt, allerdings war der größte Teil davon Wartezeit, die ich gut mit anderen Betätigungen füllen konnte.

Udo Wohlgemuth

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