Schon oft wurde von unseren Lesern gerügt, dass unsere Lautsprecher dem Auge so wenig von dem bieten, was sie dem Ohr bescheren: Genuss. Die einfach nur rechteckigen Kästen seien angesichts der vielen wohlgeformten Industrieboxen kaum Anreiz, das Wohnzimmer mit ihnen vollzustellen. Sie machen es gar schwer, die Lebensabschnittsgefährtin von dieser Notwendigkeit zu überzeugen.
Zu unserer Rechtfertigung geben wir zu bedenken, dass optisch ansprechender Lautsprecherbau immer etwas mit gutem Werkzeug und Zuschneidetechnik zu tun hat. Das erste bekommt man im guten Baumarkt, das zweite leider meist nicht. So ist es oft das kleinere Übel, gerade geschnittene Bretter zu kubischen Formen zu verkleben als mit nicht ausreichenden Mitteln ein “So weit, so gut”-Produkt zu fertigen. Anders ist es, wenn man jemanden kennt, der ein wenig professioneller ausgerüstet ist und nicht nur eine CNC-Fräse besitzt, sondern sogar bedienen kann. Zu dieser sehr angenehmen Sorte Mensch gehört fraglos Franz Thomaier, berufsmäßig Schreiner und dem aufmerksamen Leser durch die “Highend-Geschichte” bekannt. Als er mir seine Idee der “Spantenbox”
Insgesamt sind es sechs verschiedene Innenformen mit jeweils den gleichen Außenrundungen, aus der die Box entsteht. Alle Bretter sind mit dicken, roten Zahlen durchnummeriert und im Rahmen befinden sich acht Löcher, in die genau ein 8 mm Dübel passt, der in großer Zahl gleich dem Holzbausatz beiliegt. Als mitdenkender Handwerker hat Franz die Bohrungen nicht komplett symmetrisch programmiert, sondern einen Abweichler zur Orientierung vorgesehen. So passen die Bretter nur zusammen, wenn die richtigen Seiten übereinander liegen.
Auf der Rückwand liegend wurde Brett 14 auf der Rückseite mit Holzleim eingepinselt, umgedreht und dann an den vier Ecken durch 30 mm lange, stramm sitzende Dübel zwangszentriert. Damit sie auch im unteren Brett guten Kontakt haben, wurden sie mittels Gummihammer und einem dünneren Dübel um ein paar Millimeter zusätzlich versenkt.
Auf die gleiche Weise werden die links liegenden Platten nach und nach auf den rechten Stapel geleimt, wobei immer abwechselnd die Eck-und die Mittellöcher mit Dübeln bestückt werden.
Schon nach einer halben Stunde können die Innereien eingebaut und die Duetta Tops für die nächsten sieben bis fünfzehn Jahre ausgiebig durchgehört werden. Als Alternative bietet sich für das ordentliche Schleifen der Außenhaut an, von der die Spuren des ausgetretenen Leims und die Rauigkeiten der MDF-Kanten entfernt werden müssen.
Lackieren leicht gemacht
Hässlich fand ich die Boxen mit der Streifenoptik nicht, doch noch schöner könnten sie sein, wenn etwas Lack die Farbe des Holzwerkstoffs verdeckt. Die Frage, Pinsel oder Rolle stellte ich mir nicht, denn damit habe ich noch nie auch nur ausreichende Ergebnisse erzielt. So freute ich mich über das neu erworbene Feinsprühsystem W 660 der Firma Wagner, mit dem der Farbauftrag tatsächlich so einfach gelingt, wie es der Prospekt verspricht. Zwar wurde der junge Mann, der auf dem Karton abgebildet war, nicht für die anstehende Arbeit mitgeliefert, doch “Selbst ist der Mann” gilt seit jeher als der wichtigste Satz für jeden Hobbybastler.
Das große, dunkle Ding mit dem Griff ist ein Kompressor, der durch den Schlauch Luft zur Spritze drückt. Durch ein raffiniertes Waveguide rund um die Austrittsdüse wird die Farbe keilförmig horizontal oder vertikal oder auch punktförmig fein verteilt. Der Luftstrahl verhindert zugleich, dass Sprühnebel ums Eck auf angrenzende Flächen gelangt. Die Farbmenge ist stufenlos einstellbar, wodurch laufende Lacknasen leicht zu verhindern sind. Für Leute, die wie ich immer mehrere Arbeiten zur gleichen Zeit ausführen müssen, ist der schnelle Wechsel des Sprühkopfes mittels Klick und Dran ein riesiger Vorteil, den das um 50 Euro billigere W-640-System nicht bietet. Das anschließende Reinigen der Köpfe ist so leicht wie das tägliche Abwaschen. Verwenden kann man alle möglichen Grundierungen und Farben, sie sollten aber auf einander aufbauen und das gleiche Lösungsmittel beinhalten. Zum Spritzen müssen sie meist ein wenig verdünnt und auf die richtige Viskosität eingestellt werden, was mit dem mitgelieferten Messkelch nur ein paar Minuten dauert. Wie mit allen neuen Werkzeugen habe ich natürlich ein paar Tests veranstaltet und Probebretter mit den verschiedensten Farben bespritzt. Dabei habe ich durch meine vielen Fehler die richtige Sprühentfernung und Farbdosierung gefunden. Danach war der Farbaufbau ein Kinderspiel.
Doch wie so alte Meister sind, hatte er gleich noch einen Tipp parat, den auszuprobieren ich nicht bereut habe. “Egal ob wasserlöslich oder nicht, Buntlack auf Holz bleibt nur so lange schön, wie er noch feucht glänzt. Danach siehst du alle Fehler auf der Oberfläche besser als zuvor” Er riet mir zu – “nicht lachen” waren seine Worte – Acryl-Wetterschutzlack auf Wasserbasis. Man merkt es am Gewicht der Dose, der hat mehr Füllstoff und deckt damit viel besser. Auch den sprühte ich in zwei Durchgängen mit reichlich Trockenzeit auf die Boxen, die unbenebelte Front beließ ich weiß. Abschließend versiegelte ich den Lack mit zwei Lagen Aqua Holz- und Korksiegel in seidenmatt. Streiten können wir nun noch über die Farben, die ich für meine Boxen ausgesucht habe. Ich wollte nicht so einseitig sein wie der alte Henry Ford, dem jede Farbe auf seiner Tin Lizzy recht war: “Hauptsache sie ist schwarz” legt ihm die Überlieferung in den Mund.
Nun gefällt es den meisten Lesern nicht, wenn ein Lautsprecher zwar gebaut, aber nicht wirklich vorgestellt wird. Ich kann das verstehen, auch wenn es mehr Arbeit macht. Im Wesentlichen handelt es sich hier immer noch um Duetta Top mit Eton 7-360/37 Hex und ER4, allerdings habe ich sie gegenüber der vor Jahren in gedruckter Form veröffentlichten Variante mit einem kleinen “Lift-up” versehen. Das Gehäuseinnere wurde entschärft, die aufwendige Matrix, die eher dem “Aha-Effekt” zugedacht war, wich einem durchdachten, viel einfacheren Versteifungskonzept. In der Spantenbox hat Franz die Bretter gleich in die Einzelplatten eingearbeitet, was sogar noch mehr Stabilität bewirkt. In der Frequenzweiche habe ich alle Bauteile, die nur den Inserenten der Zeitschrift dienten, durch geeignetere, wenngleich auch billigere ersetzt. Der Spannungsteiler vor dem Hochtöner wurde durch einen Vorwiderstand ersetzt, weshalb der vorgeschaltete Kondensator kleiner wurde. Die Kammer hinter dem ER4 ist mit einer 8 mm dicken Moosgummimatte ausgekleidet, die Reflexionen von der Rückwand eliminiert. Statt des Refllexrohres auf der Rückwand habe ich der neuen Duetta Top einen Reflexschlitz unter der Schalwand spendiert. So kann sie notfalls auch wandnah aufgestellt werden. Auf die Präsentation der Chassisdaten verzichte ich an dieser Stelle, da beide Schallwandler bereits ausführlich im Magazin behandelt wurden.
Klang
Die baulichen Änderungen bewirkten natürlich auch eine leichte Klangveränderung, von der ich behaupte, dass sie in Richtung “noch besser” geht. Um mich nicht selbst beweihräuchern zu müssen, entnehme ich die Klangbeschreibung aus Postings von Dietmar (Bergteufel 2) und Markus (transswiss), die im Hifi-Forum über ihre Hörerfahrungen mit Duetta Top berichteten.
… ich hörte die Duetta Top als ausbaufähige Variante – volle 2 – 1/2 Stunden lang – obwohl mir schon recht schnell klar war, das ist mein Lautsprecher. Es rastete einfach ein. Dieser Lautsprecher klang schon in der Grundvariante so, wie ich es in 35 Jahren selten erlebt habe, jedes Detail war da, aber ohne separiert zu klingen. Es fehlte zwar die allerunterste Oktave, aber es störte in keiner Weise den Musikgenuß. Das gesamte Klanggeschehen offenbarte eine außergewöhnlich stabile Raumortung und Tiefe, verbunden mit einer selten gehörten Natürlichkeit oder auch Selbstverständlichkeit. Kurz, ein für mich perfekter Lautsprecher (für Klang-Geniesser). Die Vorfreude auf die große Duetta, mindert meine Hörfreude in keiner Weise, da ich auch schon mit der Duetta Top ADW sehr glücklich bin und – vermutlich – lange bleiben werde.
So, das war’s mit dem Bauen und noch nicht genug. Angehört habe ich die kleinen Duettas natürlich auch. Tja, was erwartet Mann so? Auf jeden Fall nicht so einen schönen, trockenen, präzisen und auch tiefen Bass. Wow. Das hätte ich der Kleinen nicht gegeben. Wenn die Kleine schon so gut aufspielt, was für einen Bass bringt wohl die Grosse? Vermutlich wäre das zu viel für meinen Raum. So in Ruhe hingesetzt und mal der Musik gelauscht. Peter Gabriel, UP, Song Sky blue – Wow, schön, Gänsehautfeeling. Holly Cole, Temptation, „Jersey Girl“, der Bass läuft richtig schön runter, die Höhen .. Der ER4 von Eton bringts so klar und sauber … Nach diversen CDs von Pop über Jazz zu Rock habe ich noch AC/DC – Stiff upper lip in den CD Player gelegt. Wow. Die Kleinen machen richtig toll Druck. Die rocken so was von ab. Geil.
Die Duetta Top ADW ist in kurzer Zeit meine Lieblingsbox geworden und hat die FT-1600 abgelöst. Die Duetta macht eine richtig schöne Bühne und staffelt die Musik klar. Es fehlt mir nichts, das ganze Musikspektrum kommt rüber und zwar so wie es soll. Der ER4 bringt die Höhen so klar und sauber, so was habe ich noch nicht gehört.
Zeitlich liegen die beiden Posts etwa zwei Jahre auseinander, offenbar hat Duetta Top in der Zeit nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Kann sich ein Bausatzentwickler Schöneres wünschen?
Udo Wohlgemuth
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Nabend zusammen ich habe die duettatop auch aber als light Version.
Das Problem was ich jetzt habe ist ich muss die Chassis vor meinem sehr lebhaften Sohn schützen. Habe mir auch schon Akustikstoff dafür besorgt, jetzt die eigentliche Frage kann ich die Abdeckung über die komplette front machen oder muss der Reflexkanal extra Ausgespart bzw frei bleiben?
Mfg
Hallo Fabian,
dem Reflexkanal ist es egal, ob er zugedeckt wird. Dein Akustikstoff wird vermutlich bis über 10 kHz keinen Einfluss auf den Klang haben.
Gruß Udo