27. Mai 2018

Linie 53 von Tobias

Autor: Gastautor

Es ist traurig aber wahr: Das Leben ist ein einziger Kompromiss! Auch meine Entscheidungsfindung bei der Bausatz-Suche hat das bestätigt und trotzdem hört sich das Resultat im Nachhinein kein bisschen wie ein Kompromiss an. Wie Udo schon sagte: „Die richtige Box ist immer die, die du nimmst!“

Der Bau

Nachdem das Interesse am Lautsprecher–Selbstbau durch verschiedene Einflüsse geweckt wurde, beginnt auch meine Geschichte mit einer Fahrt nach Bochum. Als Essener eine relativ kurze Reise über die A40, um auf dem berühmten Sofa Udos verschiedene Kreationen zu hören. Ich wusste, dass es wohl ein Standlautsprecher werden sollte, was sowohl durch die Raumgröße (ca. 34 qm) als auch von meiner Vorstellung von der Basswiedergabe vorgegeben war. Für meine Ohren waren die Klänge aus Udos Lautsprechern über alle Modelle hinweg ein echter Hammer, aber es waren jene mit dem ER4, die mich besonders beeindruckt haben. Damit begann für mich die Qual der Wahl: Bereits die Doppel 7, als erster ER4 Standlautsprecher brachte neben einem genialen Hoch-Mitteltonbereich einen überraschend vollen Bass mit. Die beiden Flagschiffe Duetta und Linie 54 legten im Bassbereich allerdings eine entscheidende Schippe drauf und am Ende des Probehörens war mein (knapper) Favorit die Linie 54.

Wieder zu Hause begann ich mit dem Planen und leider auch dem Zweifeln: Ist es wirklich als erster Versuch im Lautsprecher-Selbstbau die richtige Entscheidung, den beinahe teuersten Bausatz zu wagen? Die Größe war auch ein Problem. In der zweigeteilten Version aber auch in der sehr schönen einteiligen Variante ist die Linie 54 ein sehr großer Lautsprecher und war meiner besseren Hälfte für unser Wohnzimmer nicht zu vermitteln. Diese Überlegungen brachten mich dann kurzzeitig zur Duetta, die in der schlank gebauten, einteiligen Ausführung zumindest subjektiv eine (geringe) Verbesserung der Abmessungen mit sich brachte und auch den finanziellen Einstieg um rund 700 Euro nach unten korrigierte. Ein Pappkarton, dessen Abmessungen dieser Variante auf ein paar cm glichen, wurde gefunden, im Wohnzimmer an Ort und Stelle gesetzt und von meiner Liebsten kritisch beäugt. Auch ich musste letztlich zugeben, dass eine solche Box (ein bisschen!) zu viel für unser jetziges Wohnzimmer ist.

Dass ich als Kompromiss bei der Linie 53 gelandet bin, habe ich dem erneuten Lesen des Magazinartikels zu verdanken. Mir gefiel auf den ersten Blick die relativ schlank wirkende Bauform der 53, bei dennoch vielversprechendem Bassvolumen und Verwendung immerhin eines 8 Zoll Tieftöners. Weitere Bestärkung erhielt ich durch die zahlreichen Bauberichte des Vorgängers BlueNote und den extrem gut ausfallenden Urteilen über ihren Klang. Ein zusätzlicher ausschlaggebender Punkt: wenn in den nächsten Jahren ein Umzug in ein anderes Zuhause mit größeren Verhältnissen ansteht, habe ich die Möglichkeit meine handwerklichen Fähigkeiten nochmals bis ans Limit zu treiben und die Linie 54, meinen ehemaligen Favoriten, durch den Upgrade-Bausatz zu realisieren.

Während sich diese Entscheidung langsam festigte, stieg ich in die genauere Planung ein. Für meinen Geschmack kann man mit einer nicht komplett rechtwinkligen, sondern leicht nach hinten geneigten Gehäuseform oder geschwungenen Seitenwänden die in meinen Augen schönsten Lautsprecher entwerfen. Um meiner Vorstellung ein Beispiel zu geben sind die Ovator S-400 und S-600 von NAIM bestens geeignet. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen, einen Plan zu entwerfen, der mir mit meinen einfachen Werkzeugen eine solche Bauart ermöglichte, ließ ich letztlich diese Bauweise fallen und sah mich nach einer Alternative um. Meinen großen Respekt an alle, die sich nicht haben aufhalten lassen.

Die finale Bauart wurde folgende: Eine rechtwinklige Form mit aufgesetzter Schallwand aus Multiplex, gesägt und gefräst von Udo, das restliche Gehäuse aus 22mm MDF, welches ich mir im Holzhandel habe passend sägen lassen. Bei den Abmessungen ist es fast beim Original-Plan geblieben. Aber eben nur fast: Ich hatte fest eingeplant, Rollen unter der Box anzubringen, weil die optimale Aufstellung zum Hören im Wohnzimmer nicht stehen bleiben kann. Mit Rollen wären aus den 107cm der Linie 53 dann leider auch wieder deutlich über 1,10 m geworden. Ich entschied mich deshalb für eine Bauhöhe von glatt 1m, was dann bei unveränderter Breite des Lautsprechers zu einer Tiefe des Gehäuses von 39,5cm führte (alles Außenmaße). Mit Udos Hilfe und Berechnung wurde eine Bauweise mit Reflexschlitz anstelle des Rohres möglich, welcher zur weiteren Vereinfachung meines Vorhabens die gesamte Boxenbreite einnahm.

Der Bauprozess startete mit dem „trockenen“ Zusammensetzen der Teile. Der Zuschnitt war tatsächlich millimetergenau und alles passte zu meiner freudigen Überraschung auf Anhieb. Udos Tipp, Fugenleim zu besorgen, erfuhr ich leider erst, nachdem ich schon den normalen Ponal Classic Holzleim erstanden hatte, jedoch war das Verleimen des ersten Durchganges – auf der Seitenwand liegend alle Teile des Innenlebens (MT- Kammer, Deckel, Boden und drei Versteifungen) und die zweite Seitenwand – auch mit dem normalen Leim ein erstaunlich problemloses und sehr präzise gelungenes Unterfangen.

Das Ergebnis war ein bereits sehr stabiles Skelett, mit dem ich einen Eindruck von der endgültigen Größe gewinnen konnte: Nicht klein, aber gefühlt ein gutes Stück wohnraumfreundlicher als meine Erinnerungen an die Linie 54 und die Duetta.

Zu diesem Zeitpunkt ging es an den Bau der Frequenzweiche. Ein guter Freund mit elektrotechnischen Kenntnissen und Löt-Erfahrung konnte zum Glück für das Projekt und ein paar Bierchen begeistert werden und so entstand die Weiche auf zwei separaten Holzbrettchen, wodurch man die große und über ein halbes Kilo schwere Bassspule auf der Versteifung liegend einbauen konnte. Mein Vertrauen in Heißkleber war zum Zeitpunkt der Planung noch nicht besonders groß. Das änderte sich danach. Heißkleber scheint wirklich alles zu halten. Das Gehäuse erhielt seine Rückwand und darin wurden die fertigen Weichen auf die Rückwand (großes Brettchen) bzw. der unteren, hinteren Versteifung (kleines Brettchen) mit Holzschrauben aufgeschraubt.

Es fehlte für das fertige Gehäuse nur noch eine vordere Wand und damit ging die richtig schweißtreibende Arbeit los: Ausschließlich in Richtung der Maserung wurde die von Udo gefräste Front aus 21mm Birke Multiplex in mehreren Körnungen geschliffen. Dann wurden die Front und die ebenfalls abgeschliffenen seitlichen Kanten der Schallwand mit farblosem Osmo Hartwachs-Öl einmalig geölt.

Auch wenn es eine schweißtreibende und sehr staubige Arbeit war – das Ergebnis war es absolut wert. Es ist eine wirklich edel wirkende Holzoberfläche geworden.

Ehe die Front endgültig aufgesetzt werden konnte, musste der MDF-Korpus noch wohnzimmertauglich bearbeitet werden. Kleinere Überstände an den Klebefugen (alle unter 1mm) wurden zuerst schleifend geglättet. Ich hatte bei Schranktüren gute Erfahrungen mit einer Folierung gemacht und hoffte auf eine ebenso schnell und einfach verwirklichte Oberfläche wie zuvor. Das gelang mir auf dem Lausprecherkorpus im Nachhinein nicht hundertprozentig. Eine sehr hochwertige Folie mit Luftkanälen für beide Boxen konnte ich für rund 35 Euro (Ausverkauf sei Dank) recht günstig erstehen. Beginnend bei der Vorderkante der Seitenwand brachte ich mit einem Helfer zusammen die Folie in Richtung Hinterkante, dann ohne Unterbrechung um die Kante geklebt auf der Rückwand und nach einer weiteren Kante auf der zweiten Seitenwand auf. Die erste Seitenwand wurde zu einer matt schwarzen, am ehesten an Schiefer erinnernde Fläche, die ich mit Lack nie und nimmer in dieser Qualität hinbekommen hätte. Leider konnten wir nach der ersten Kante einige kleine Falten nicht ganz vermeiden und nach der zweiten Kante wurden diese teilweise größer und wir haben einzelne Partikel unter der Mitte der Folie nicht mehr entfernen können. Das Endergebnis sieht trotz dieser kleineren Fehler nicht schlecht aus, als Fazit würde ich jedoch eine Folierung um Kanten herum eher vermeiden. Die Enden bzw. Schnittkanten der Folie wurden dann vorne von der später aufgesetzten Front verdeckt und auf der Unterseite (sowieso unsichtbar) und der Oberseite (später abgedeckt) grob abgeschnitten und umgeklappt.

Dann wurden die Polklemmen in der Rückwand verschraubt und vor dem Verleimen der Front mit der Weiche verlötet. Es war die schwierigste Lötstelle des ganzen Baus und es konnte erst mit einem geliehenen Lötkolben mit mehr Power (60W) eine brauchbare Verbindung geschaffen werden.

Mit der Multiplexfront aufgesetzt und verleimt (ich habe vor dem Ölen zum Glück daran gedacht, die Klebeflächen der Schallwand-Rückseite mit Kreppband abzukleben) war das Gehäuse endlich komplettiert und bis auf die Oberseite schon sehr ansehnlich.

Zum Einbau der Chassis fehlten nur noch die Bohrungen für die Chassisschrauben in der Front, das Verlegen der Kabel für Hoch- und Mitteltöner, inklusive der benötigten Bohrungen und das Abdichten dieser um die Kabel herum mit Kaugummi (luftdicht und auf Udos Tipp hin im Gegensatz zu Heißkleber wieder reversibel). Dann kam die Akustikwatte in die Lautsprecher.

Über die erforderlichen 8mm Moosgummi in der Hochtöner-Aussparung kam dann zuerst der ER4 in die gut passende Fräsung und wurde mit dem Kabel verlötet. Die Verbindung habe ich hergestellt, indem ich die Stecker abgeknipst habe, die dünnen Kabel durch meine Bohrung in der ER4 Abdeckung gezogen habe und erst in der Mitteltonkammer das Löten vornahm (die Redaktion empfiehlt, die Stecker nicht abzukneifen und die Verbindung per Lüsterklemme herzustellen – siehe “Duetta bauen“). Die anderen beiden Chassis wurden angelötet und eingeschraubt und schon war ein erster Probelauf an einem ausgemusterten AV-Reciever möglich. Die Schutzschaltung blieb arbeitslos und es kamen richtig klingende Töne aus den Boxen. Das Löten schien also gemäß des Schaltplans geklappt zu haben.

Der eigentliche Plan war, die Boxen angeschlossen zu lassen und in diesen nicht bewohnten Räumen für viele Stunden einzuspielen. Dem stand meine Ungeduld im Weg und so kam das Boxenpaar ohne Einspielzeit in das Wohnzimmer unserer Wohnung.

Ich war vorgewarnt von den zahlreichen Bauberichten – die ersten Arbeitsstunden des ER4 sind wirklich kein Genuss! Die höchsten Töne, vor allem die Zischlaute, die der AMT besser als jede mir bekannte Hochtonkalotte wiedergibt, kommen anfänglich viel zu scharf und schneidend. Ein Stofftuch auf die Box zu legen und eine Ecke vor den Hochtöner hängen zu lassen, war der Trick, mit dem in den ersten Stunden erträglich Musik gehört werden konnte. Zu Anfang war ich auch überrascht vom dünnen, kraftlosen Bass. Mit verbesserter Aufstellung gewann er etwas an Fülle, war aber immer noch ein großes Stück von meiner Erwartung entfernt. Ich war anfänglich sogar sicher, dass beim Probehören die Doppel 7 bedeutend besser im Bass Druck machte. Mein erster Gedanke war, dass sich evtl. doch ein Fehler in der Polarität des Tieftöners eingeschlichen hatte. Als Test spielte ich einen 2 Hz „Ton“ ab und konnte an der Chassisauslenkung sehen, dass der Hub der Tieftöner absolut gleichmäßig war. Daraufhin mittels Testtönen von 25 – 80 Hz (alle gratis bei Youtube zu finden) die Bassverteilung im Raum geprüft. Der Bass kam einigermaßen kraftvoll an vielen Stellen im Wohnzimmer an, der Tiefbass aber leider nicht am Hörplatz. Raumakustik ist ein …….. . Also wurde ein wenig herumgeschoben und experimentiert, was sich zu diesem Zeitpunkt ohne die eigentlich geplanten Rollen als zu mühsam erwies. Näheres zum Klang also später.

Für die Montage der Rollen hatte ich unter der Box einen Sockel aus 3 übereinander geleimten, 15mm starken Multiplexplatten in der gleichen Grundfläche wie die Box vorgesehen. Ich dachte bei der Planung, es würde ausreichen, die Lautsprecher nur nach vorne, ein Stück von der Wand weg zu bewegen und bestellte versenkbare Parkettrollen ohne Lenkung. Leider erwies es sich doch als notwendig, auch eine seitliche Verschiebung zu ermöglichen, also musste eine lenkbare Ausführung her. Um die an sich gelungene Optik zu nicht zu ändern, bestellte ich Lenkrollen von 57mm Gesamthöhe. Diese konnten direkt am Korpus angeschraubt werden und erreichten den Boden „durch den Sockel hindurch“, der dank kreisförmigen Ausschnitten dann quasi nur noch Blende für die Lenkrollen war.

Damit nicht allzu viel Luft zwischen Sockel und Boden übrig blieb (57mm Höhe der Lenkrolle vs. 45mm Sockel) brachte ich den Sockel mit ca. 7 mm Abstand (4 Bierdeckel) an der Box an. So entstand zusätzlich eine leicht schwebende Optik der Lausprecher auf den Sockeln, die ich äußerst hübsch finde.

Die letzte bauliche Maßnahme betraf die fehlende, obere Abdeckung. Ein passend zugeschnittenes 0,75mm starkes Stahlblech bildet jetzt den oberen Abschluss. Da ich die Front extra mit einem winzigen oberen Überstand aufgeleimt hatte, entstand zwischen Multiplex und Metall ein nahezu glatter Übergang.

Der Klang

Nachdem sogar die im Haushalt lebende weibliche Person ihr überraschendes Lob über das Aussehen ausgesprochen hatte, konnte ich endlich den Klang der Linie 53 genießen. Die Einspielphase war überstanden und der ER4 machte jetzt saubere Arbeit. Der Bass wurde (auch unabhängig von der Aufstellung) mit dem Einspielen viel druckvoller und die Rollen ermöglichten ein wildes Herumfahren im Wohnzimmer.

Den Klang der eigenen Box zu beschreiben, stellt mich wie jeden anderen Berichtschreiber vor die üblichen Schwierigkeiten. Grundsätzlich kann ich bei rund sechs Wochen Abstand zum Probehören von Duetta und Linie 54 keine gravierenden Unterschiede benennen, sondern finde, dass eine mehr oder weniger vergleichbare Spielweise der Lautsprecher bei mir ankommt. Vielleicht trügen mich eine zu lange zurückliegende Erinnerung und das Fehlen des Direktvergleiches, aber für mich liefert die 53 eine gefühlt ebenbürtige Vorstellung ab. Die Instrumente und die Stimmen klingen als stünden sie im Raum. Sie klingen extrem(!) richtig – wie es die beiden größeren Lautsprecher auch vermögen. In den Lautstärkebereichen, in denen ich mich in der Mietswohnung bewegen kann, füllt die Linie 53 das rund 34 qm große Wohnzimmer extrem gut, sie klingt nach einem richtig großen Lautsprecher. Es lösen sich die Töne sehr gut von den Boxen und werden gefühlt in einer über die Lautsprecher hinausgehenden Breite vor einem abgestrahlt, was insbesondere auffällt, wenn die Lautsprecher etwas näher beisammen stehen als das „gleichschenklige Hifi-Dreieck“. Der Klang der Instrumente verschlechtert sich mit der Sitzposition auf dem Sofa fast gar nicht, allerdings „zieht“ außerhalb der mittigen Sitzposition der Klang ein bisschen zu der näher stehenden Box und die Breite geht verloren.

Dank der Rollen konnte ich sehr viele Aufstellungen und vor allem Abstände ausprobieren und es hat sich die folgende Konstellation ergeben: Bei größerem Abstand zur Wand, näher am Sofa, gewinnt der Bass an Kontur und Tiefe und spielt über alle Frequenzen sehr, sehr homogen, als ob Raummoden fast gar nicht existierten. Dafür klingt es, wenn man es mit dem Vorziehen der Boxen übertreibt, ein bisschen wie aus dem Kopfhörer, irgendwie „direkt ins Ohr“ und es braucht einen wieder größeren Hörabstand um dem Klang Breite und eine Differenzierung der Instrumente zu geben. Um zwischen diesen Extremen den Sweetspot zu ermitteln, haben sich die Rollen als unverzichtbare Hilfe erwiesen und ich kann jedem nur empfehlen, Rollen für den eigenen Bau einzuplanen. Auch wenn einzelne Aufnahmen bestimmte Anpassungen wünschen lassen, ist eine schnelle und einfache Veränderung der Lautsprecherposition häufig schon eine Abhilfe.

In einer optimierten Position ist der Klang aus den beiden Boxen in jeder Hinsicht eine absolute Wucht. Zuspieler sind bei mir ein Onkyo CD-Player und ein Thorens TD147 Plattenspieler mit einem guten ELAC Tonabnehmersystem. Die Verstärkung kommt von einer Moon Audio Vorstufe mit integrierter Phonovorstufe und einem Stereo Endverstärker von Brinkmann Audio mit 75W pro Kanal an 8 Ohm. Ich kann an dieser Elektronik bei jeder getesteten Musikrichtung nur Lobendes berichten.

Der Bass ist wirklich tief und druckvoll, aber dennoch sehr präzise. In meiner Musiksammlung habe ich keine Aufnahme gefunden, bei der ich irgendetwas vermisse, sei es bei elektrischen Bass-Beats oder den gezupften Bässen der Bassgitarre. Die öfter zitierten, tiefsten Orgelpfeifen, bei denen die Duetta ihre zusätzliche Basskraft ausspielen soll, konnte ich mangels Aufnahme nicht testen, kann mir aber vorstellen, dass dort kleine Limitationen der Linie 53 auffallen würden. Die „nur“ 75W der Endstufe bilden auch im Tiefbass keinerlei Probleme, selbst als ich sehr „nachbarschaftsfeindliche“ Lautstärken kurzzeitig testen konnte.

Der Mittel- und Hochtonbereich gehört klar zu den Besten, die ich jemals gehört habe. Sehr durchzeichnend und präzise, aber dank der herausragenden Eigenschaften des ER4 ohne jede unangenehme Schärfe, egal ob bei Zischlauten oder Schlagzeug. Dass Stimmen eine Gänsehaut zu erzeugen vermögen, wird eigentlich nur von der Qualität des Sängers eingeschränkt. Und natürlich der Aufnahmequalität. Allerdings habe ich nach mittlerweile vielen Hörsessions und einigen Gurken-Platten nicht den Eindruck, dass diese Lautsprecher und diese Anlage eine akustische Lupe darstellen, die jeden Fehler übermäßig hervorhebt. Ist die Aufnahme allerdings gut, entfaltet sich ein derartig mitreißendes und präzises, aber lebhaftes Klangbild, dass es kaum zu glauben ist, nicht vor einer unerhört teuren High-End Box zu sitzen.

Ich kann zum Abschluss noch von einem A/B Vergleich berichten, der vielleicht für einige interessant ist, die gerade selber die Verstärkerfrage überlegen: Ich habe die Vor-Endstufenkombination im Vergleich durch meinen AV-Reciever ersetzt und mit dem gleichen CD-Player über die gleichen Kabel und mit unveränderter Lautsprecheraufstellung (im pure-direct Modus des Recievers) einen Vergleich angestellt. Auch wenn der verwendete Denon AVR-X4000 kein Einsteiger-Gerät ist, waren die Unterschiede gravierender, als ich je gedacht hätte. Fehlende Basskontrolle und der intransparente, irgendwie verhangene Hoch- und Mitteltonbereich waren die größten Auffälligkeiten im Vergleich, mit denen ich selber gar nicht in der Ausprägung gerechnet hätte!

Abschließend möchte ich nochmals meinen allergrößten Dank an Udo richten für diesen absolut überzeugenden Lautsprecher! Ich kann einerseits jeden Selbstbauer verstehen, dessen Entscheidung unter den gegebenen Voraussetzungen auf die Duetta oder die Linie 54 gefallen ist, andererseits fühle ich mich verpflichtet, an dieser Stelle für die wahnsinnig gelungene Linie 53 Werbung zu machen. Für diesen vollwertigen und wirklichen High-End-Klang bietenden Lautsprecher ist das Preis-Leistungsverhältnis überragend. Zudem finde ich das Verhältnis von Größe zu Klang sogar besser und sehe deutliche Vorteile bei der Akzeptanz der Box für Wohnräume!

Vielen Dank fürs Lesen, ich rolle jetzt mal wieder meine Boxen in Position!

Tobias

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Hallo Tobias,

coole Idee mit den Undercover-Rollen!

Gruß aus Essen

Sehr schöner Baubericht, ausführlich und mit einigen interessanten Details, wie den verstecken Rollen! Danke dafür 😉

Herzlichen Glückwunsch zu den tollen Lautsprechern! Und zur Klangbeschreibung, die ich auch sehr genossen habe. Es ist schon unglaublich wie man quasi ohne Werkstatt ein solches Werk zaubern kann.

Jetzt sollte nur noch der unsägliche Center, der auf einem Bild zu erkennen ist, durch etwas adäquates von Eton ersetzt werden 😉

Liebe Grüße
Uwe

Hallo Stefan. Habe ein Bild in der Lautsprecher-Galerie eingestellt. Meintest Du das so mit den Rollen?
Gruß Martin

Servus Tobias,
“akustische Lupe”… was für eine Wortkreation. Ich liebe es!

Die Idee mit den versteckten Rollen finde ich auch Klasse. Statt aus dem vollen vier Löcher zu fräsen hätte ich es mir vermutlich einfacher gemacht und nur die Bretter mit Leisten aussenrum nur “gefaked”. Aber so ist es natürlich insgesamt wertiger und anspruchsvoller…

Am spannendsten finde ich das Klangerlebnis, das Du durch das verschieben beschreibst! Da muss ich mal testen, wie sich das bei meinen zweiteiligen SB23/3 anhört, wenn ich die Satelliten am Idealplatz belasse und mal nur die Bässe verschiebe.
Vielleicht macht dann die Bassbox als Couchtisch Sinn…
Das ist wirklich spannend!

Weiterhin viel Spass. Tolle Lautsprecher!

Gruß, STefan

Hallo Tobias,

ein toller Bericht mit vielen informationen, vielen Dank dafür, es hat Spaß gemacht, ihn zu lesen.
Besonders gut gefällt mir die Idde mit den ‘unsichtbaren’ Rollen und dass es scheint, als würden die Lautsprecher schweben. Ist bei meinen ähnlich, aber auf die Idee, Rollen einzuarbeiten bin ich nicht gekommen. 🙂

Viele Grüße und frohes Hören,
Thomas

Moin Tobias.
Deinen Bericht hab ich schon 2 X gelesen und freue mich, dass Du recht ausführlich geschrieben hast. Incl. der Klangbeschreibung. Was mir besonders gut gefällt ist die Idee mit der Metallplatte für den Deckel. So etwas sollte man sich merken. Viel Spaß mit Deinen Schätzen. Gruß Martin

Hallo Tobias,

danke für den schönen und vor allen Dingen recht ausführlichen Bericht im letzten Teil.
Wie man Bretter verleimt oder auch hier und da einen Fehler begeht (und ihn dann auch wieder ausgleicht…) ist Bestandteil eines jeden Bauberichtes. Besonderheiten wie sandgefüllte Doppelwände, externe Show-Weichenaufbauten oder Gehäusevarianten in multiverleimten Fräsorgienrahmen gehören auch zum Pflichtteil eines jeden Berichtes.

Sehr gern wird dann auf den Kürteil gewartet,der Klang, was und wie hat man ihn erlebt.
Das ist hier super beschrieben.
Ein großer Beitrag!

Es grüßt freundlich
Rundmacher

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