Ich bin ein alter Hifi Hase, heute würde man sagen High-Ender. Aber nachdem dieser Begriff nun auch nicht mehr das ist, was er mal war, möchte ich mich lieber als “Audiophiler” bezeichnen. Das bedeutet: Ich war in Abhängigkeit von meinem Budget und meiner Hörerfahrung immer auf der Suche nach dem bestmöglichen in der Wiedergabe von Musikkonserven. Mal mehr, mal weniger. In der Jugend war ich stolz auf meinen NAD 3020. Das war damals. Heute habe ich mich in Regionen hochgeschraubt, bei denen so mancher den Zeigefinger zur Stirn führt und energisch darauf rumtippen lässt. Aber so ist das eben, mit einem Hobby. Wenn man vom Virus gepackt ist.
Wie dem auch sei, ich möchte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass meine Bewertung auf Komponenten fusst, die – so meine ich – auch feinste Details in der Tonkonserve wiederzugeben imstande sind… sofern Tonmeister, Aufzeichnung und Pressung es zulassen. Denn letztlich ist es eigentlich gar nicht so sehr die Frage nach dem besseren Lautsprecher, dem perfektesten Kabel oder der immer aktuellen Glaubensfrage, ob Schallplatte oder CD das bessere Reproduktionsmedium sind. Ist der Tonmeister ein Pfuscher, nützt auch der neueste BlueRay-Player nichts. Leider. Aber lassen wir das.
Zu meinen Komponenten:
Bei mir erfolgt die CD-Wiedergabe über einen Audiomeca Mephisto II mit frisiertem Netzteil und einem externen 128kBit DAC mit selektierten Bauteilen. Als Vorstufe kommt bei mir eine Octave HP500 SE zum Einsatz und als Endstufen die entsprechenden Octave MRE130 Monoblöcke. Diese betreibe ich mit gematchten KT88 Gold Lion Röhren (sind im Klang runder und haben einen tiefer gehenden Bass als die Originalröhren). Für bessere Kraftreserven verfügen die MRE130 über die Hofmann’schen SBB’s (Super Black Box). Im Grunde ist das jeweils ein separater Kasten mit einer ganzen Batterie von Kondensatoren. Also eine potente Kraftreserve für anspruchsvolle Schallwandler, obwohl – wie ich bereits jetzt sagen muss – die Duettas gehören nicht zu den besonders anspruchsvollen Schallwandlern. Schon gar nicht mit der Impedanzkorrektur in der Weiche.
Die Stromversorgung aller Komponenten erfolgt über eine von der Hausverteilung direkt gelegten Stromleitung mit eigener Schmelz-Sicherung. Die Wandsteckdose ist von Furutech, als “Steckerleiste” dient mir hernach einen PS-Audio Power Plant Premier. Wenn man so will eine recht luxuriöse Art der Stromverteilung. Sämtliche Kabelverbindungen, ob Stromversorgung oder Interconnect sind aus der Silent Wire Reference Serie.
Man sieht also, ich gehöre der Gattung “Kabelfetischisten” an. Daneben gibt es aber noch eine Reihe von teils gravierenden und teils weniger gravierenden Massnahmen zum Geräte- und Hörraum-Tuning, die mich dann vollends als Anhänger des Voodoo und der Esoterik diskreditieren. Sozusagen das “Coming-Out” eines jeden High-Enders (an dieser Stelle mein freundlicher Gruss an Herrn Kirbach von der Zeitschrift STEREO). Zum Einsatz kommen bei meinen Hörsitzungen… äääh, ich meine natürlich: bei meinen okkulten Voodoo-Messen… solche obskuren Komponenten wie ein Acoustic Revive RD-3 Disk-Demagnetiser, Raum-Resonatoren (Klangschälchen) von Acoustic System, selbst ein Schuhmann Resonator findet sich, und auch vor dem Anfasen der CD-Kanten *huch* schrecke ich nicht zurück. Dies ist übrigens eine der wirkungsvollsten Tuningmassnahmen – nur so ganz am Rande – da die Dreidimensionalität der Silberscheiben teils dramatisch zunimmt und grundsätzlich alle Aufnahmen ihre digitale Härte verlieren. Ist definitiv KEINE Einbildung. Ich spreche gerne vom analogisieren der Aufnahme. Einziges Problem: Das Ansetzen der Sichel an den geliebten Tonträger kostet ordentlich Überwindung.
Dass mein Hörraum durch gezielte Platzierung von Akustik- Schaumstoffmatten Schall- bzw. Hör-optimiert ist, das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Also, ohne eine der jetzt üblicherweise sofort aufschreienden Glaubens- und Sinndiskussion über teils metaphysisch anmutende Tuningmassnahmen entfachen zu wollen… man erkennt, ich betreibe mein Hobby mit sehr viel Liebe zum Detail und scheue auch nicht vor obskuren Experimenten zurück. Denn, es ist ein Hobby. Und es macht Spass zu experimentieren.
Kommen wir zum eigentlichen Thema, den Schallwandlern:
Bisher setzte ich Lautsprecher vom namens Reference 2DC (Hersteller sicherheitstechnisch von der Redaktion entfernt) ein. Ein ganz ausgezeichneter Lautsprecher, sofern man primär Pop und Rockmusik hört. Sie spielen glasklar und knackig, haben einen satten, knorrigen Bass und auch bei hohen Lautstärken klingen sie niemals angestrengt. Einzig der Nachbar oder die Ehefrau können nerven, wenn sie mit Nachdruck das Herunterregeln der Lautstärke fordern. Auch sind die Reference 2DC recht genügsam, was die verwendete Elektronik angeht. Mein Lautstärkeregler kam nie über die 11Uhr Stellung hinaus.
Als alter, bzw. ehemaliger Elektrostaten-Freund hat mir bei den Reference vor allem die wunderbar dreidimensionale Raumausleuchtung gefallen, die Aufdröselung auch komplexester musikalischer Geschehen. Es sind Lautsprecher, die auch bei sehr grossen Orchestern (z.B. den Clevelandern) in den lauten Phasen eines brachialen Tutti niemals die Übersicht verlieren…
nur…
irgendwie war ich mit dem Klang der Lautsprecher nie wirklich zufrieden.
Warum?
Nun, ich bin eben KEIN Pop- und Rock-Liebhaber! Das ist der wesentlichste Punkt. Ich bin ein ausgemachter Klassik- und Jazz-Hörer. Und da sind bei Lautsprechern andere Qualitäten gefordert als knochentrockene Bässe und glasklare Höhen auch bei Ohren schädigenden Lautstärken. In sofern waren diese mit Spitzenbewertungen ausgezeichneten Hochpreiswandler ein klassischer Fehlkauf für mich und gleichzeitig der eindeutige Beleg dafür, dass es eben nicht DEN Referenzlautsprecher gibt. Hören ist etwas sehr subjektives und letztlich auch eng verbunden mit den eigenen Vorlieben. Egal, was diverse Testzeitschriften mit Punktevergabe als Absolutbewertung suggerieren. Egal wie viel Objektivität man diesen Fachzeitschriften zubilligt oder ob man sie alle für “gekauft” hält. Fakt ist, Hören und der Hörgeschmack ist etwas durch und durch Subjektives. Auch in einer Redaktion. Also, lange Rede, kurzer Sinn: In Bezug auf eine Violine oder einen Blechbläser klingen/ klangen die Reference 2DC (mir) zu vordergründig klar und überspitzt höhenbetont. Sie tönen auf den ersten Höreindruck nahezu perfekt und stellen alles andere neben sich in den Schatten. Aber auf die Dauer waren sie für meine Ohren viel zu spitz und überzogen klar. Je länger, desto mehr. Wobei – das sei gesagt – dies aber durchaus auch an einer fehlenden Symbiose zwischen Hörraumakustik (Betondecke, Holzboden, Steinwände, spärliche Möblierung) und den Lautsprechern liegen mag. Ergo: Etwas neues musste her…
Während meiner langen Recherchen nach neuen Lautsprechern war ich eigentlich drauf und dran mir wirklich sündteure Teile zuzulegen. Wir sprechen hier von der Kategorie Avalon Eidolon oder ähnliches. Allein der exorbitante Luxuspreis hielt mich irgendwie ab. (Oder war es doch meine Frau??) Ein Musikfreund und Leidensgenosse riet mir dann, mal nach einem Lautsprecher namens DUETTA im Internet zu forschen. Da würde sehr viel Positives drüber geschrieben, über diesen Bausatz.
Duetta? Selbstbau? Ich? Naserümpf!
Ich war doch auf der Suche nach dem ultimativen Schallwandler. Nicht nach irgendeinem Spasstöner aus der Bastelecke. Das erinnerte mich doch sehr an meine ersten ernsthaften Gehversuche in Sachen HiFi. Da habe ich auch mit Bohrer uns Säge bewaffnet bevorzugt Dynaudio-Treiber in Holzkisten verbaut. Das machte Spass und war deutlich billiger, als sich die für mein damaliges Portemonnaie unerreichbar teuren Originale zu kaufen.
Doch nach ausgiebigem Studium diverser Forenbeiträge kam es dann zu meinem ersten Mailkontakt mit Udo. Ein sehr aufschlussreicher Kontakt, das sei an dieser Stelle gesagt. Denn rasch stellte ich fest, es handelt sich NICHT um einen der typischen „Die kommerziellen Lautsprecher sind alle überteuert und bei mir kriegste viel mehr Leistung für viel weniger Geld“- Kontakt. Nein, es ging eigentlich recht seriös und informativ zu. Man konnte im Grunde einfach so ein bisschen Fachsimpeln und Hörerfahrungen austauschen. Auf jeden Fall wurden meine eigenen Hörerfahrungen mit den Reference Lautsprechern im Gespräch nicht nur geteilt bzw. bestätigt, sondern sie wurden auch fachlich und sachlich begründet. Das schaffte Vertrauen. Erheblich.
Und als ich dann in meinen Gedankenspielen um den Duetta-Bausatz ein Gehäuse konstruierte, das nach allem aussah, nur nicht nach Selbstbau, da half mir Udo intensiv bei der Umsetzung und beantwortete stets rasend schnell meine unzähligen Fragen. Und – das sei hier mal betont – zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch kein einziges Bauteil bei ihm gekauft. Das war wirklich toll.
(Redaktionelle Anmerkung: Die Zeichnungen wurden von Martin erstellt und von ihm freundlicherweise zur Veröffentlichung freigegeben. Für etwaige Maßfehler übernehmen wir und er keine Haftung.
Die Gehäuse selbst, man kann hier die Hommage an Lautsprecher aus dem Hause Avalon Acoustics deutlich erkennen, habe ich dann bei einem Schreiner mit CNC-Fräse fertigen lassen. An dieser Stelle sei direkt vor einem Nachbau gewarnt: Die Gehäuse sind ein Fluch! Kein einziger Winkel ist rechtwinkelig, keine einzige Wand parallel. Die Umsetzung des Gehäuses hat meinen Schreiner wohl mehrere Jahre seines kostbaren Lebens gekostet und sind letztlich wohl mit DER Grund, warum Avalon Lautsprecher so exorbitant teuer sind. Es liegt nur an den Gehäusen.
Ja nun, kommen wir mal zum wesentlichen…
Hat sich mein (erneuter) Blindkauf gelohnt?
Meine eigene Spannung war entsprechend gross. Erster Eindruck nach Chassis- und Weichenmontage: Es funktioniert. Es kommt ein Ton raus. Nichts explodiert, nichts funkt oder kokelt vor sich hin. Aber befriedigend war das nicht, was da aus den Schallwandlern kam. Es klang alles sehr, sehr zweidimensional, ziemlich vermatscht und gerade der hoch gelobte Hochtöner kam mir etwas sehr papierig klingend daher. Nun gut, dachte ich, ist ja kein Wunder: Komponenten frisch eingeschaltet, quasi die Erstinbetriebnahme, Anlage noch nicht warm… kann ja auch nicht gut klingen. Aber ob da tatsächlich das viel beschriebene Potential drin ist? Wie gesagt, Hören ist was Subjektives. Und natürlich auch ganz erheblich abhängig von den Komponenten und der Hörraumakustik und den eigenen Hörgewohnheiten. Udo hatte mich ja gewarnt, das die Umstellung erheblich sei. Aber Umstellung hin, Umstellung her: Das da war nicht im Ansatz das, was ich gewohnt war. Das klang eher nach billigem China-Import denn nach High-End.
Da es bereits recht spät war, stellte ich daher den CD-Player auf REPEAT und ließ die Anlage die ganze Nacht über durchlaufen. Am nächsten Tag dann meine erste ernsthafte Hörsitzung.
P.S: Ich bin noch ganz hin und weg von meiner Hörsitzung gestern abend. Die Duetta legen immer noch zu. Und bei diesem K2 Sampler, Stück 8, Heart of Glass, welches ich so gerne mag… ehrlich, so authentisch und intensiv, beinahe privat, habe ich die Einspielung mit den Reference 2DC noch nie gehört. Und endlich klingt der Flügel auch nach Flügel. Der Mega-Hammer.
Beste Grüße aus der Schweiz
Martin
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Wirklich toll geschrieben und sehr schöne Lautsprecher.