18. Dezember 2016

Sag einfach Duetta

Autor: Vadder

Vielleicht hat die Community ja schon bemerkt, dass ich Udo ein wenig beim Magazin unterstütze. Bedingt dadurch bin ich öfter in Bochum und muss mich (fast) jedes mal dem Klang des ER4 aussetzen. Jetzt tobte in meinem Kopf ja schon lange der Gedanke „Ich will den ER4“. Nicht dass die Hochtonkalotte in meiner Symphony 84 schlecht wäre. Bei weitem nicht! Die spielt Fertigboxen aus dem 3000€-Segment locker an die Wand. Aber es gibt ja immer was Besseres.

Wer sich eventuell an meinem Baubericht zur S84 erinnert, kennt wohl noch das Mantra meiner Frau: „Das sieht so aus wie vorher!“ Also kreisten in meinem Gehirn die unmöglichsten Gedanken. Gattinnenmord war ausgeschlossen, weil bei uns nicht als Brauchtum akzeptiert. Mal ganz abgesehen von sehr persönlichen und emotionalen Gründen.

Nächster Gedanke: Doppel 7 oder Duetta Center

Schülzken hatte da eine Abwandlung des DC mit zwei HP 70 als Reflexrohr bzw. entsprechend großer Schlitze im Köcher. Der Hörtermin war schnell vereinbart und ziemlich beeindruckend. Es ist schon erstaunlich, welche Auswirkung der Spaß auf den Klang hat. Eine Öffnung zugestopft ergab einen verdammt tiefen Bass für die 7zöller. Beide offen brachten reichlich Druck. Und die Abmessungen als Standbox passten exakt zum Mantra. Ein Plan war schnell skizziert.

– Einschub Anfang –

Wenn ich schon bei Schülzken war, durfte natürlich eine Klangprobe der Granduetta nicht fehlen. Die Lady ist einfach unbeschreiblich. Schon bei geringen Lautstärken bewegt sie genug Luft für eine Föhnfrisur. Und das mit einer Leichtigkeit und Klangfülle, die ihresgleichen sucht. Gut, dass selbst für mich der unmögliche Schnitt (4 x 11 m) unseres Wohnzimmers die Dicke ausschloss.

– Einschub Ende –

Damit stand fest, dass es der DC in der Standversion wird. Ein wenig Musik über die D7 während der Gesprächsrunden bei Udo untermauerte die Meinungsbildung. Wenn da nur nicht wieder die beste aller Ehefrauen gewesen wäre. Jetzt muss ich Frauen nicht unbedingt verstehen, Astro- und Quantenphysik sind da meistens einfacher, aber…

…plötzlich und unerwartet flüsterte bei der Hochzeit unseres Sohnes eine weibliche Stimme „Es kann auch etwas größer werden.“ Hähhhh????? Habe ich akustische Halluzinationen? Sicherheitshalber noch mal nachsehen. Tatsächlich, die Stimme gehörte zu meiner Angetrauten. Ebenso sicherheitshalber noch mal nachgefragt. „Duetta?“ „Ja.“  Ufff!!! Man mag sich jetzt Udos große Augen vorstellen, als ich beim nächsten Besuch sagte: „Mach doch bitte ein Pärchen Duettas für Anfang September abholbereit. Dann habe ich im Urlaub Zeit zum Basteln.“

Damit standen die Innereien der Lautsprecher fest. Nur die schöne Skizze des DC war komplett hinfällig. Aber auch die Duetta musste in Ihrer Erscheinung dem Raum und den Möbeln angepasst werden. In Erinnerung an Frauchens Mantra waren alle extravaganten Rundungen per se raus. Vielmehr sollte das maximale Volumen auf minimaler Grundfläche verwirklicht werden. Also einteiliger Quader und möglichst schmal, unter 40 cm tief und max. 115 cm hoch, weil die vorhandenen Schiefersockel noch drunter passen mussten.

Im Endeffekt wurden es dann im lichten Maß B/H/T 26,4x107x34 cm. Kurz durchgerechnet, 96 Liter passen als Gesamtvolumen, wenn ca. 85 Liter davon auf den Bass entfallen. Sieht fast so aus wie vorher. Nur ein wenig breiter, höher, tiefer. Eigentlich müsste ich mich angesichts der im Magazin herum wimmelnden Superbauten schämen für das, was ich an schlichtem Design zusammengeklaubt habe. Mach ich aber nicht.

Zur Überbrückung der Wartezeit nahm ich mir die Schiefersockel vor. Schließlich begleiten die mich seit zwanzig Jahren als Lautsprecherunterlagen. Nur sind die leider B/H/T 21x5x32 cm groß. Also deutlich zu schmal für die 30 cm Frontbreite der Duetta.

Jetzt hatte ich noch ein paar ziemlich solide und 60 cm lange Alustangen im Keller liegen. Mittig durchgesägt ergab das genau die Duettabreite. Passt! Die kommen unter den Schiefer. Nur höhenverstellbar muss der Kram noch werden. Die Lösung trat mir beim Besuch im Baumarkt vor Augen. Dort gab es Abdeckkappen aus Kunststoff im Hutmutterndesign für M6-Schrauben. Also passende Gewinde in die Stangen schneiden, jeweils eine Kappe zur Fußbodenschonung auf den Schraubenkopf und eine zur Tarnung des überstehenden Gewindes oben auf die Stange. Mattschwarzer Lack war auch noch da und wurde zum Verstecken der verkratzten Eloxierung herangezogen.

Eine feste Verbindung Box-Schiefer wurde verworfen. So kann ich die Platten mit der Kreuzwasserwaage ausrichten, ohne mit mehr Kilos als notwendig zu jonglieren.

Pause, Urlaub, Normandie. Derweil waren die Fronten bei Udo zum Fräsen. Bei dem minimalen „Fleisch“  neben dem Bass habe ich mir die Arbeit mit dem Fräszirkel erspart. Außerdem mag ich eckige Fräsungen für Hochtöner nach Sohnemanns Audible Surroundset nicht mehr.

Pause und Normandie vorbei, aber noch Urlaub zu Hause

Das Furnier hatte der Paketdienst inzwischen auch geliefert, Materialmangel war also keine Ausrede. Leider verlangen Reparaturarbeiten am Haus meine Anwesenheit auf dem Dach. So müssen sich die mittlerweile abgeholten Duettabausätze die Zeit mit dem neu zu verlegenden Firstziegeln teilen. Morgens First, bis es auf der Südseite zu heiß wird, danach Duetta. Geht schon, dauerte nur länger.

Zuerst wurden die Weichen zusammengebaut. Zur wiederkehrenden Freude meiner Frau wie immer in der Küche. Manchmal verstehe ich ja ihren verzweifelten Blick, wenn ich wieder ankomme „Hmmm, weißt Du…“

Die Zeit danach reichte noch, um die Separees für Hoch- und Mitteltöner in Angriff zu nehmen.

Nachdem das Dach wieder seinen täglichen Tribut erhalten hat, kamen die Reflexkanäle und die Fronten an die Reihe. So ein wenig fehlte mir da doch der Elan (ich werde wohl zu alt für Doppel D, also Dach und Duetta) und ich war um jede Minute froh, die der Leim zum Trocknen brauchte. Böden und Deckel wurden demgemäß auf den nächsten Tag verschoben.

Same procedure as every day. Wieso hat das Haus eigentlich so einen langen First? Und warum halten die alten Klammern so gewaltig? Aber zumindest das Wetter meint es gut, weil bewölkt. Da geht die Arbeit viel leichter von der Hand. Ab spätem Mittag war die Duetta wieder an der Reihe. Deckel drauf, Boden drunter, fertig ist Nummer 1 im Rohbau.

Fällt jemandem etwas an dem Foto auf? Na? Ich helf mal. Der Hintergrund hat sich im Detail geändert. Mein Hauswasserwerk meinte nach 25 Jahren, es hätte genug geleistet. Also wurde da auch noch etwas Neues installiert. Schon wieder zwei Stunden von der Duettazeit weg. Und nur noch 2,5 Tage bis zur Motorradtour. Männo, ich will die Kisten vorher wenigstens einmal hören.

So, nach der Pumpe waren wieder Deckel und Boden die Spielgenossen. Nach angemessener Trockenzeit des Leims durften die Schätzen aus dem Keller an‘s Tageslicht. Mit Furnier wollte ich sie nicht die schmale Treppe hoch wuchten. Die Kisten sind auch so schon schwer genug. Und vor das rechte Fußgelenk habe ich mir natürlich auch eine geknallt.

Jetzt hieß es die leichten Abweichungen an den Stoßkanten zu spachteln und zu schleifen. Dank des gut passenden Zuschnitts im Baumarkt war da recht wenig zu tun.

Mit „Das sieht so aus wie vorher“ stand natürlich das Oberflächenfinish in Furnier Nußbaum dunkel fest. Aber zwei unterschiedliche Maserungen für Front/ Deckel und Seiten war schon möglich. Also frisch an‘s Werk. Leim auftragen, trocknen lassen, bügeln, überflüssiges Furnier entfernen, Öl auftragen. Noch 16 Stunden bis zur Tour, Öl ist trocken, Weichen einbauen, Chassis mit minimalem Schraubeneinsatz verbauen, Terminals weglassen und nur mit Lüsterklemmen anschließen. Passt, noch 12 Stunden bis zur Tour und die Dinger geben Laute von sich. Der Vadder hat Ruh!

Nach der Tour dürfen die Dütten sich einspielen und bekommen auf das farbige Öl noch ein paar Schichten Leinölfirnis.

Leider war die Realität mal wieder etwas anders als der Plan. Das Mopped zickte auf der Rückfahrt und Vadder durfte sich mit der Fehlersuche an diversen Motorsensoren austoben. Zumindest konnten die Duettas während dessen unbelauscht Töne produzieren.
Öl gab es dann am darauf folgenden Wochenende.



Fertig!!!!!!

Jetzt warten wahrscheinlich alle auf die Klangeindrücke. Da nichts schlimmer ist, als eine unerfüllte Erwartung, also bitte…

Allerdings habe ich da ein kleines Problem, nämlich dass ich die Duetta schon (zu) oft gehört habe. Es wird also kein „Uiihhh, boahhh, toll“ mit einem Schwall blumiger Worte hier stehen. Statt dessen einfach nur: Orgel hört sich wie Orgel an, Saxophon wie Saxophon. Erprobt wurde das mit Domnerus/ Sjökvist auf Antiphone Blues.

Aber was mache ich jetzt in der Zukunft? Die Granduetta passt wirklich nicht in die Wohnung. Ende mit Basteln?

Schaun wir mal 🙂

Vadder

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Hallo Vadder,

mir ist gerade erst Deine interessante Versteifungstechnik aufgefallen. Finde ich gut. Hält bestimmt das Dämmmaterial da wo es hingehört. Ist unter der unteren Versteifung noch Dämmmaterial oder ist das der “Bereich um das Ende des Reflexkanals”, der frei bleibt?

Gruß

Ben

Finde ich sehr gelungen. Einzig der Sockel ist nicht mein Geschmack.

Eine Frage hätte ich noch zu den Maßen.
Wenn ich das Lichte Maß (26,4x107x34) zu Grunde lege sind das genau 96L. Wenn ich davon 85 Liter abziehe und noch Platz für die Hoch-Mittelton-Box und Versteifungen abziehe bleiben da keine 9 Liter selbige übrig.

Reicht das wirklich aus und wenn ja kann man eine Duetta Top auch in ein ähnlich kleines Maß quetschen?

Moin, wenn du ohne abziehen auf 13L kommst passt das für das duetta Oberteil das geschlossen gebaut ist und weniger tief spielen muss als die Top

Bei der Top mir Bassreflex liegt das zulässige Volumen nach meiner Erinnerung bei grob 20-40 Liter

Eine top in 9 Liter hätte ich schon längst als rear back in Regal stehen wenn es ginge. .. 🙁
Matthias

Hallo Vadder.
Gratulation zu deimen Dütten! Toller Bericht und auch den schlichten Aufbau, wie Du es nennst, finde ich gut und bin ein Freund, von dieser Art zu bauen. Perfekt! Wünsche Dir wohlige und musikalische Tage!

Gruß Jörg

Hallo Vadder,
meinen Glückwunsch zu einer solchen Angetrauten, dem unterhaltsamen Bericht und natürlich den schlanken Dicken!
Was mich aber jetzt in einen großen innerlichen Konflikt stürzt, ob ich mich nicht zu schnell von meiner Angebeteten auf die (gerade erst im August erstandene) D7 herunterhandeln ließ und zu wenig Zeit investierte, um wie Du, ein Paar schlanke Dicke hin zu bekommen. Wieder was gelernt.
Gruß Dieter

Hallo Vadder,
Schlank is sie geworden die Dicke.
Ja, ja die Sensoren haben mich auch schon vom Bauen abgehalten… 😉
Gruß Dino

Moin,

habe zwar schon viele Bauberichte gelesen aber eine so schlanke “Dicke” finde ich sehr interessant und ansprechend. Das Design mag schlicht sein aber in meinen Augen wesentlich gefälliger als andere Versionen. Glückwunsch – die würd’ ich auch nehmen. Und Dein Schreibstil ist kurzweilig und amüsant. Sehr schön zu lesen.

Danke und Gruß

BigBernd

P.S. Ich stoße – auch wenn mittlerweile unnötig – ins selbe (Sockel)Horn wie Matthias. 😉 Es lebe das Renterdasein!

Tja Vadder, da war der Abend bei Schülzken. Seitdem trage ich mich auch mit Aus- und Umbaugedanken, um so eine Dicke unterzukriegen – oder ‘ne Linie. Sehr schöner Bericht. Irgendwie (nicht) platt mitten aus dem Leben.

Gruß, Henning

Sauber Vadder, mitten ausm Leben.
Viel Freude mit den Dingern, aber das haste ja schon. Sláinte!

Nur eins, Nostalgie hin oder her, geh mal in den Hornbach und hol Dir Granitplatten und las sie in der richtigen Größe zuschneiden… Ziehst doch nem Elefanten auch keine Stöckelschuhe an 😉

So, genug gemeckert, fein geworden, und wohl verdient die Queen 👍

Matthias

Hallo Vadder,
Glückwunsch zur Duetta, auch dich beneide ich jetzt um das gute Stück.
Linkes Bild ganz unten. An der linken Seitenwand der rechten Box hat sich ein Furnierfehler eingeschlichen, sehe ich das richtig?

Gruß Udo

Nabend Vadder,

meine einteilige Dütta war seinerzeit fast identisch zu Deiner.
Kann mich auch noch gut an deinen Besuch erinnern.
Auch ich dachte, ich wäre mit Dütta am Ziel angekommen. Nun denn, abwarten.

Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß.

Gruß schuelzken

Ich lese hier interessiert mit,

als silent Reader. Besser gesagt als slow silent Reader.
Das prägt, es hinterlässt Eindrücke.
Jetzt sagt jemand nimm doch einfach die Duetta, den Klassiker!
In den äußeren Abmaßen kann wie immer variiert werden, da schafft Flexibilität.
Natürlich haben wir als Alternative eine neu vorgestellte Linie 5, ein wenig Zoll kleiner, reicht ja, für das Effekt-Heimkino.
Trotzdem, nimm die Duetta, das bleibt.
Über die Feiertage als Denkaufgabe.

Es grüßt freundlich
Rundmacher

Duetta ist Duetta ist Duetta.
Hatte Linie 54 und die Dicke ne Woche zum Vergleich, mir kommt die Queen weiterhin mehr entgegen, würd nicht tauschen wollen, auch wenn es weniger Basteln bedeutet…

Matthias

Hallo Vadder,

nach vielen hin und her der Recherche, würde ich gerne die Duetta a la Vadder realisieren, da meine Regierung nur diesen zulässt.. 🙂
Wäre es möglich mir den Bauplan für den Zuschnitt zukommen zu lassen?

Vielen Dank
Gruß Christian

Herzlichen Glückwunsch zu deiner Frau
und den neuen Lautsprechern. 😉

Ein schöner unterhaltsamer Bericht. Wünsche ganz viel Spaß mit den feinen Teilen. Sind wirklich schön kompakt geworden. Klasse Arbeit, Daumen hoch.

Gruß Michael

Wow, wusste gar nicht, wie schlank man eine Duetta bauen kann!

Sehr unterhaltsam geschrieben, der Bericht. Klingt nach perfektem Zeitmanagement zwischen Mopped, Firstziegeln und Boxenbau.

VG Jo

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