6. Januar 2019

Reinhards Duetta

Autor: Gastautor

Gerne möchte ich euch vom Bau eines Boxenpaares der Duetta ADW (einteilig) berichten. Alles begann natürlich mit einem Besuch bei Udo Wohlgemuth. Ich hatte einen Fragenkatalog dabei, so dass wir die zwei Stunden höchstinteressante DIY-Boxenbauthemen bis ins Detail zerpflückten. Die Notwendigkeit des Bassreflexrohres war dabei ebenso Thema wie die besondere Herausforderung an ein Finish in Klavierlack. Am Ende fuhr ich mit dem kompletten Paket (Lautsprecher, Weichenteile, Terminals, Kabel, Dämmmaterial, Schrauben) und einer gehörigen Portion Vorfreude wieder weg.

Dank der Zuschnittliste von „Gregors Duetta“ hatte ich ohne viel Aufwand die Bretter kurz danach bei einem Online-Zuschneider für unter 200, Euro bestellt und ein paar Tage später in der Werkstatt.

Beim Fräsen der Chassisausschnitte bot mir zum Glück mein Nachbar und Freund Optikermeister Ludwig seine Hilfe an. Mit seiner CNC-Fräse, mit der normalerweise nur Brillengestelle ausgefräst werden, haben wir die TT- und MT-, vor allem aber die schwierigeren, weil rechteckigen HT-Löcher und Aussparungen gefräst – mit einer nach Chassisdatenblatt vorgegebenen Genauigkeit, dass einem schwindlig wird.

Parallel wurden bereits die Einzelteile zusammengeleimt, die Frontplatte eingesetzt und am Schluss – bevor die letzte Seitenwand aufgeleimt wird – alle Innereien wie Weichen und Röhrenentzerrung zusammen- und schon mal zur Probe eingebaut. Die Reflexlöcher müssen innen natürlich schon vor dem Verleimen eingeschwärzt werden, später kommt man nicht mehr ran:

Frontansicht mit Ausfräsungen:

Die Weiche wurde auf einer 12 mm Muliplexplatte aufgebaut, die teilweise schweren Spulen und großen Kondensatoren mit Kabelbindern befestigt und zusätzlich großzügig mit Heißkleber fixiert. Die Freiluftverdrahtung mit kurzen Wegen macht hier wirklich Sinn, obwohl mein Elektronikerherz eigentlich nach einer Platine verlangt hätte. Die Weiche wird auf vier stabilen Holzfüssen später absolut wackelfrei an die Rückwand geschraubt.

Anmerkung der Redaktion: Die beiden 100µF-Kondensatoren wurden beim Aufbau leider vertauscht

Im unteren Rückwandbereich finden die Anschlussterminals sowie ein versenkter Schalter zum wahlweisen Zuschalten der Röhrenentzerrung (ebenfalls dort angebracht) Platz. Im Hochtöner-Gehäuse wurden zwei Anschlussterminals verbaut, die die Verbindung zu den eigentlichen Kabeln zur Weiche herstellen. Sie bestehen aus Reisnägeln wie auch die Anschlusspunkte auf der Frequenzweiche.

Chassis rein, ein kurzer Probelauf mit billigem Werkstattverstärker und nur aufgelegter Seitenwand klang schon mal vielversprechend.

Jetzt alles wieder raus und final die Seitenplatte aufleimen, Stöße verschleifen, die Kanten mit einem 3 mm Radiushobel brechen und auf die Suche machen nach einem Lackierer, der sich an Klavierlack rantraut. Nicht einfach, aber am Ende habe ich das bei Fa. Schleich in Altfeld an der A3 machen lassen:

Die Stöße sind bei genauem Hinsehen leicht zu erkennen, da ich leider nicht auf Gehrung sägen ließ, sondern die Seitenteile stumpf auf die Frontblende geleimt hatte. Das hatte mir der Lackierer , Udo und auch weitere Bekannte prophezeit. Insgesamt wirkt der schwarze Klavierlack aber extrem wertig.

Die Versorgung:

Parallel dazu entstand ein nach Vorgaben aus demMagazin und Weissbauer selbstgebauter Hi-Res-Audioplayer, bestehend aus:
Raspberry Pi 3
DAC Pro plus
Display
Netzteil mit 2 x 5 Volt
USB-Hub
Gehäuse und Tastenmodul von Fa. Weissbauer
Software: Moode 4.2

Der Raspberry Pi 3 mit HifiBerry DAC Plus Pro:

Frontblende von Weissbauer:

Erste Probe-Innenausbauten:

Der fertige, funktionsfähige Player:

Und dann kam der große Moment. Den 37 Jahre alten Luxman R1040 anschließen, Moode-Audioplayer hochfahren und erste Töne vernehmen. Eine Wucht.

Die schwarzen Türme spielen nun seit mehreren Monaten, dazwischen gab es einen Whiskyabend mit Hörprobe für 8 Hifidelisten. Dazu auch gleich ein direkter Hörvergleich zwischen einer Luxman Röhrenendstufe (MQ 3600) und dem Luxman Transistorverstärker R1040. Vinyl vs. Hi-Res Streaming wurde ebenfalls verglichen (Pink Floyd / The Wall).

Fazit: Das Duetta-Paar spielt ein unglaublich angenehmes, unaufdringliches, sattes, ausgewogenes Klangbild. Klassikstücke werden detailgenau dargestellt. Bei „Trontheim Solistene“ (Magnificat 4. Et misericordia, 24 Bit 192 kHz) einem der schönsten Stücke, die es überhaupt gibt, wird einem die breite Bühne mit feinster Linie vor das akustische Auge gepinselt. „Dancing in the City“ (Marschall Hain, 1978) wird ehrlich und unverfälscht mit kräftigem Bass dargestellt. Mir fällt im Moment nichts ein, was man an der Weiche oder sonst wo optimieren könnte. Die Boxen begeistern mich unentwegt. Mein Tipp, wenn der Platz vorhanden ist: Einfach nachbauen!

Reinhard

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Hallo Reinhard,

schö isse geworden, die Dicke und der Mediaplayer weiss auch zu gefallen. Danke für deinen Beitrag und viel Spass mit den neuen LS.

Gruß Jörg

Hallo Reinhard,

irgendwann landet man bei der Duetta, die Landung hier ist auch schon vorbereitet. 🙂
Mit dem schwarzen Lack das sieht sehr edel aus, mal schaun ob er reißt, meine Mona Satelliten haben nach einem Jahr schwache Risse an den Leimfugen sichtbar durch die Lackierung hindurch bekommen.
Jetzt zu dem Gehäuse vom Carsten Weissbauer (seine Site ist seit längerem down, ist da was?), ich habe dieses auch, es liegt sogar ein weiteres Gehäuse bereit zum Einbau von edlen Komponenten.
Der USB Anschluss, unter dem Netztaster, wie hast du das gelöst? Die Frontplatte ist ja von exquisiter Dicke, deutsch halt. Die vom Carsten angegebene USB Buchse samt angegossenen Kabel -mit Stecker- die kann man nicht direkt verschrauben, innen an der Platte, die Löcher stimmen nicht. Selbst wenn es ginge, ein Adapterblech wäre zwar schnell gefunden, die Buchse wird dann immer noch viel zu weit nach innen montiert, kein von außen eingesteckter USB Stick würde je Kontakt mit der Buchse bekommen. Ich habe mir da kleine Aluminiumadapter fräsen lassen, damit sitzt die Buchse in direkten Kontakt mit der Frontplatte. (habe noch einen liegen…)
Und über dem Netztaster das dunkle Viereck, ein weiterer nachträglicher Durchbruch?
Genieße deine Duettas, ein schönes Glas Rotwein darf es auch einmal dabei sein.

Es grüßt freundlich
Rundmacher

Hallo Rundmacher,
sorry wegen der späten Antwort. Tatsächlich komme ich auch nicht mehr auf die Weissbauer-Homepage !?!
Zu den Rissen: bis jetzt ist alles gut, ich klopf auf Holz – oder in dem Fall besser MDF-Platte.
Der USB-Anschluss unter dem Netzschalter wahr tatsächlich ein ziemliches gepfriemel, hab da mit zwei Lochleisten aus Metall (sieht man sogar auf dem einen Bild) und Heiskleber solange rumgewurschtelt bis die Buchse zentrisch saß und steckbar war, ich nutze sie ehrlich gesagt nie.
Das Viereck über dem Netztschalter ist nur ein Typenschild, das mir mein Nachbar noch zum Spaß gefräst hat.

Schöne Zeit und Gruß

Reinhard

Hallo Reinhard,
danke für den Bericht. Schöne schwatze Brocken sind das. Der Lack sieht wirklich edel aus.
Deinen Höreindruck kann ich bestätigen.
Höre gerade Muddy Waters Album „Folk Singer“ auf der Duetta, da wird jedes Fingernagelkratzen auf dem Gitarrendeck ein Erlebnis.
Viel Spaß weiterhin, Dino

Hallo Dino. Muddy Warers. Super Tipp für einen kalten feuchten Vormittag allein daheim.
G8

Hallo Reinhard,
wurde ne extrem schöne Box!

Was mich interessiert, sofern die Hifiisten nach dem Whisky das noch bewerten konnten 😀, wie ist der Vergleich zwischen den Verstärker und den Quellen denn so ausgefallen.

Gruß Achim

Hallo Gipsohr, auch hier sorry für die späte Antwort (bin nicht so oft online).
Am faszinierendsten war der Vergleich Luxman-Röhre mit Luxman-Transistor.
Znächst war der Transistor viel voluminöser und kontrastreicher was aber einfach am Loudnesstaster und den angehobenen Höhen und Bässen lag, diese Regler gibts ja beim Röhren-Lux nicht. Als alles auf Null gestellt war hatte niemend mehr einen Unterschied ausmachen können. Kein Scherz: der Röhren-Lux war nicht mehr vom Trans-Lux zu unterscheiden obwohl ich eine direkte Umschaltung aufgebaut hatte als keine Leerzeit zwischen zwei Hörsequenzen war. Bei den Quellen hat mich überrascht, dass Vinyl tatsächlich eine grössere Dynamik brachte als jede Digitalquelle. Gut, das Staubknistern fehlte halt bei den Digi-Quellen.

Gruß

Reinhard

Hallo Reinhard,
sehr schön geworden deine Duetta.
Ein Kritikpunkt ist wahrscheinlich, dass stumpfe Verleimen, denn es wird sich sicherlich noch mehr abzeichnen. Gerade im Frontbereich ärgerlich um im im Blickfeld. Gerade in Verbindung mit dem Klavierlack eine optische Reizung.
Wenn du aber deine Musik damit voll genießen kannst, hast du alles richtig gemacht.
Ich wünsche dir mit deinem Werk ganz viel Spaß und Zufriedenheit.

Gruß Lars

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