14. Februar 2021

Lams einfache Duetta

Autor: Lam Dang

Ich durfte vor vielen Jahren als Student den Klang einer Duetta bewundern, der mir über die Jahre nie richtig aus dem Kopf gehen wollte. Mangels Geld und Platz in meiner kleinen Studentenwohnung blieb die Duetta lange ein Traum. Obwohl ich als Zwischenlösung immer wieder mit einer Duetta Top geliebäugelt hatte, siegte am Ende doch die Vernunft.

Als wir uns letztes Jahr den Traum von den eigenen vier Wände erfüllt hatten, kam die Erinnerung an die Duetta zurück und damit auch der Gedanke, das Projekt nochmal in Angriff zu nehmen. In Anbetracht der Größe dieses Lautsprechers hatte meine Freundin natürlich ein Wörtchen mitzureden. Man muss nun dazu sagen, dass sie ein großer Fan von selbstgebauten Dingen ist und auch die bis dato verwendeten DIY Lautsprecher in unbehandeltem MDF immer charmant fand. Also noch während dem Umzug vorsichtig nachgefragt, vorgewarnt wegen der Größe, Pappkartons probeweise auf den Boden gestellt und im Anschluss tatsächlich ein O.K. bekommen – Juhu =D

Nun ist es so, dass ich die Duetta sehr viele Jahre gar nicht mehr gehört hatte und nur noch mit dieser alten Erinnerung „arbeiten konnte“. Will ich wirklich nach so langer Zeit so viel Geld in eine verblasste Erinnerung investieren, ohne nochmal probe zu hören? Ja warum nicht – was konnte schon schief gehen – immerhin ist es die Duetta, ich kann doch sicher meinem jungen Vergangenheits-Ich trauen!

Einige Monate nach dem Umzug also mal Udo kontaktiert und angefragt bzgl. kleinstem Fußabdruck, der möglich wäre bei der Duetta. Die Wahl viel schnell auf die einteilige Duetta mit den kleinsten Mindestmaßen. An der Stelle muss ich auch gleich mal den Support vom lieben Udo sehr loben, der immer sehr geduldig und freundlich alle Emails beantwortet hat und es sich sogar nicht nehmen hat lassen, mir mitten in der Nacht eine Email zu schreiben, weil ihm ein Fehler in der Bemaßung aufgefallen war, die ich verwenden wollte. Danke Udo und Hut ab, so geht Service!

Zusätzlich fragte ich noch an bzgl. Verstärker da ich doch bis dato nur einen etwas schwachbrüstigen NAD besitze und nicht wusste, wie gut das Ganze mit der Duetta harmonieren würde. Nach ein paar Emails fiel die Wahl dann auf die aktive Variante der Duetta, dann muss ich mich nur um etwas kümmern, dass einen brauchbaren Vorverstärker hat.

Dann ging es recht schnell – Teile wurden bei Udo bestellt und MDF platten grob zugeschnitten beim Baumarkt besorgt. Dann ging es ab in die Werkstatt. Die Duetta war für mich eine Art Übungsprojekt in dem ich mal ein paar neue Werkzeuge ausprobieren wollte.

Die Werkstatt war zu dem Zeitpunkt noch sehr chaotisch und provisorisch eingerichtet. Aber die Vorfreude auf die Duetta ließ kein Aufräumen und Einrichten zu. Nach dem Auspacken der Lieferung musste ich erstmal ne Weile die schönen Chassis bewundern. Das Muster der Membran ist ein wahrer Blickfänger.

Nervös ging’s los ans Werk. Da einige der Werkzeuge (Tischkreissäge, Oberfräse, Flachdübelfräse) neu für mich waren, entschied ich mich für die einfachste Variante: Kasten bauen, Löcher fräßen, Stumpf verleimen. Einfach, simpel, kein Risiko :-).

Erst wurden die Bretter auf das richtige Maß gesägt, dann akribisch beschriftet und Probe gelegt. Dann folgten einige Übungen mit der Oberfräse. Ich hatte nichts um Kreise zu fräsen, also kurz auf YouTube und Anleitung für einen Fräszirkel gesucht, damit war das Problem gelöst und ich hatte wieder was gelernt.

Dann folgten einige Probefräsungen für den Mittel- und Tieftöner. Für den ER4 habe ich mir einen kleinen Rahmen aus einem Stück Restholz gebaut.

Die Fronten waren fertig, die Öffnungen für die Hypex Aktivmodule aus der Rückwand herausgesägt und die geschlossene Kammer dafür auch vorbereitet. Das untere Brett für den Reflexkanal habe ich dann noch vorlackiert, da ich mir ziemlich sicher war, dass ich nach dem Verleimen nicht mehr richtig ran kommen würde. Verwendet habe ich MDF Grund und matt weiße Farbe aus dem Baumarkt von Schöner Wohnen. Nun konnte, das Verleimen quasi starten. Ich habe vorher noch mit einer Flachdübelfräse entsprechende Schlitze gefräst, damit das Verleimen einfacher wird.

Da stand es nun, das Rohgehäuse, die Duetta zum Greifen nah. Aber einige Tage musste ich mich wohl noch gedulden. Das Gehäuse sollte ja für das neue Wohnzimmer einigermaßen ansehnlich sein.

Als nächstes wurde dann als Vorbereitung für den Anstrich alles geschliffen und für die optische Komponente noch alle Kanten mit der Oberfräse abgerundet.

Das Ergebnis bis hier gefiel mir ganz gut. Doch nun kam der Teil, der mir am wenigsten Spaß machte. Das Grundieren und Lackieren… Irgendwie musste ich da durch, trotz der Versuchung, einfach mal alles einzubauen und Probe zu hören.

Aber ich hielt mich an Udos Rat und wollte das Ganze komplett zu Ende bringen, da ich wohl sonst die nächsten Jahre eine Duetta in rohem MDF im Wohnzimmer stehen gehabt hätte. Die nächsten Tage und Nächte wurde also gestrichen, geschliffen und wieder mehr gestrichen.

Es war vollbracht. Das Ergebnis ist nicht professionell, aber fürs erste Mal war ich ganz zufrieden. Nun ging es endlich ab ins Wohnzimmer und ans Zusammenbauen.

Kabel verlegen, Aktivmodule rein, Dämmwolle rein, Chassis rein und endlich ertig, die Aufregung steigt.

Jetzt konnten die guten Stücke an Ihren Bestimmungsort. Als sie endlich standen, hatte ich erstmal ein großes Gefühl der Erleichterung und Zufriedenheit. Wow, ich habe jetzt eine Duetta im Wohnzimmer stehen. Und wow ist die groß! Und ohje, wird sie laufen?

Und wie sie läuft! Obwohl sie nicht eingespielt war, kam direkt nach den ersten Klängen dieses wohlige Gefühl zurück, das ich so lange in meiner Erinnerung hatte – ich war wieder der junge Student der fasziniert vor einem Lautsprecher saß und einfach nur mit geschlossenen Augen die Musik genießt. Was nun folgte, war eine lange Einspielzeit, in der ich meine gesamte Musiksammlung von Jazz, Rock, Pop und auch sonst alle möglichen Genres rauf und runter gehört habe. Egal ob Dire Straits, Patricia Barber, Chuck Mangione, Beth Hart, T-Square, London Grammar oder Lady Gaga. Die Queen of Blues spielt sie alle und lässt mich vieles wieder neu entdecken. Einige Freunde und Bekannte haben mittlerweile schon den Weg in mein Wohnzimmer gefunden, um den Klang der Dicken zu genießen, und einige davon bekomme ich auch nur schwer von der Couch, wenn sie erstmal angefangen haben, ihre Musik aufzulegen.

Mittlerweile steht sie nun schon ein Jahr bei mir und ich habe mich noch lange nicht satt gehört. Ich nutze meine freie Zeit daheim ausgiebig, um vor der Duetta zu entspannen und ich denke, dass mir die Queen of Blues noch viele Jahre Freude schenken wird.

Das Einzige, was mich über die Zeit gestört hatte (und was jedem Besucher immer direkt auffiel), war, dass meine alte Wohnzimmeraustattung aus der guten Studentenwohnung im Vergleich zur massiven Größe der alten Dicken doch sehr kümmerlich aussah. Deshalb kam dieses Jahr noch ein passendes Sideboard und ein entsprechend dimensionierter Fernseher dazu ;).

Bin ich nun am Ende der Reise angekommen? Ja und nein. Surround wäre wohl ganz nett, Udo ich melde mich ;).

Vielen Dank nochmal an Udo und auch die gesamte ADW Community für all die Infos und Bauberichte, die das möglich gemacht haben. Es ist unglaublich wie ein phänomenaler Lautsprecher das Leben so sehr bereichern kann!

Lam

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Hallo Lam,
die Duetta geht einem nicht aus dem Kopf wenn sie einmal postiv drin ist. Viel Spaß beim Hören!
Gruß Dino

Hallo Lam,

schöne Arbeit! Ich habe eingangs auch direkt gedacht, dass so große Lautsprecher eine super Rechtfertigung sind für einen TV gut jenseits der 65″ ist 😀

Hallo Lam,

Die Duetta war für mich eine Art Übungsprojekt in dem ich mal ein paar neue Werkzeuge ausprobieren wollte.

Der war richtig gut. Jetzt kann man loslegen mit den Werkzeugen. 😉

Also auf jeden Fall herzlichen Glückwunsch zur aktiven Duetta! Einteilig, so klein wie möglich, reicht.

Auf einem Bild sieht man wie das Aktivmodul neben dem Gehäuse hängt und auf den Einbau wartet. Ich möchte nochmals darauf aufmerksam machen das Hypex empfiehlt die Cassis-Kabellitzen miteinander zu verdrillen, insbesondere wenn sie etwas länger sind.

Wie spielst du zu?

Bist du auch direkt aktiv?

VG Rundmacher

Der Mittel und Tieftöner haben doch noch die selbe Farbe? Der Bass sieht auf den Bildern schwarz aus. Duetta.. Irgendwann werde ich auch schwach.. 😀 Schön gebaut 🙂

Hallo Lam,

herzlichen Glückwunsch zur Verwirklichung des Duetta-Wunsches.

Es lohnt ungemein die Queen im Haus zu haben, auch wenn sie dann Ansprüche auf ihre Thronsaaleinrichtung entwickelt. 🙂

Schwarz-weiß ist meine auch, gefällt mir immer wieder. Lasst ihre Größe vielleicht auch etwas kleiner erscheinen.

Servus, gut gemacht Deine Duetta, Lam.

Peter

PS:

In diesen A…ch-zeiten sind positive und freudeschenkende Momente um so wichtiger.

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