8. August 2021

Selbstbau mal anders – Doppel 7

Autor: Thomas Naumann

Ich hatte schon vor vielen Jahren immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, mir Lautsprecher selber zu bauen. Aber der Gehäusebau mit den Holzarbeiten hat mich wegen dem fehlenden Platz und den benötigten Maschinen von der Sache abgehalten. Trotzdem kaufte ich mir ab und zu Lautsprecher-Selbstbau-Magazine und in einem der Hefte entdeckte ich die Internetadresse vom Lautsprecherbau Schreinerei Thomaier.

Die Seite von Udo kannte ich schon und als ich sah, dass die Schreinerei auch Gehäuse für Udos Produkte fertigt, hatte ich die Idee, die Gehäuse dort bauen zu lassen und die Lackierung und Verkabelung selber zu machen.

Also mit Udo per Mail in Verbindung gesetzt mit der Frage, ob Chorus 85 oder Doppel 7. Er machte  mir den Vorschlag, die Doppel 7 zu bestellen, da sie bei wandnaher Aufstellung gutmütiger wäre und auch ausbaufähig zur Duetta.

Also Schreinerei Thomaier angemailt, mit ein paar Sonderwünschen, wie Abdeckrahmen und Anschlußterminal mit Einfräsen. Nachdem mir ein paar Tage später der Kostenvoranschlag vorlag, bestellte ich die Doppel 7 in 25 mm Multiplex HDF Deck mit Via Blue Terminal, Einfräsung und Abdeckrahmen. Natürlich in Vollgehrung und Gehäuse komplett zusammengebaut.

In der Zwischenzeit legten meine Frau und ich die Farbe fürs Gehäuse fest. Wir entschieden uns für Rot RAL 3003 mit rotem + fuchsia-farbigen Glitter. Da ich gelernter Maler und Lackierer bin, fertigte ich ein paar Musterplatten mit unterschiedlichen Mengen an Glitterzugabe. Nach ewigen Diskussionen einigten wir uns dann auf ein Farbmuster, was uns beiden gefiel.

Da ich die Lautsprecher auf eine Standplatte stellen wollte, habe ich hierzu selber am Computer etwas entworfen. Mit diesem Entwurf ging es dann weiter zu einem Metallbau-Betrieb, der meine Vorstellungen umsetzen konnte.

Die Platten habe ich aus 8 mm Edelstahl poliert fertigen lassen, mit 8 mm Gewinde für die Füße. Von Via Blue habe ich mir die Ufo Absorber bestellt und für die Abdeckung oben noch ein paar Ziermuttern.

Nach uns endlos vorkommender Wartezeit war es dann endlich soweit und wir konnten zur Schreinerei Thomaier fahren, um unsere Gehäuse und Anschlußterminals abzuholen. Die Gehäuse waren top gefertigt und die Schreinerei hatte sogar die Gehäusekanten abgerundet. Jetzt konnte es endlich mit der Lackierung losgehen.

Lackierung:

Verwendet habe ich wasserverdünnbaren Lack und Grundierung, die ich über meinen Arbeitgeber bestellt habe. Es sind Produkte von der Fa. Conti und Sigma. Das sind hochwertige Lacke, die mit der Baumarkt-Qualität nicht zu vergleichen sind. Bekommen haben die Gehäuse als erstes eine Grundierung mit Conti-Multi-Grund, den ich zweimal mit der Spritzpistole aufgetragen habe.

Natürlich immer mit Zwischenschliff, da wasserverdünnbare Lacke keine so hohe Haftung haben wie lösemittelhaltige Lacke. Nach der Grundierung erfolgte der Vorlack. Auch hier wieder 2 Durchgänge mit der Spritzpistole.

Nun folgte der Lackauftrag. In den roten Lack kamen 15 % roter Glitter und der dazugehörige Härter hinein. Gehäuse durchgespritzt und am nächsten Tag das Ganze noch einmal praktiziert.

So, nun wieder schleifen und als nächstes Klarlack mit rotem- und fuchsiafarbigen Glitter zu je 2,5 % versehen. Das Ganze wieder mit der Spritzpistole aufgetragen. Nach der Trocknung vorsichtig geschliffen, bis alles schön glatt war und dann kamen noch 2 Lagen Klarlack darüber.  Das Endresultat kann sich sehen lassen.

Die Abdeckrahmen habe ich in schwarz lackiert und mit schwarzem Bezugsstoff versehen.

Zum Glitter ist zu sagen, dass die Farben auf eine silberne Folie aufgedampft werden. Durch das Schleifen nach dem Lackieren bricht man diese Farbe etwas und es kommt noch silber im Lack dazu. Durch mehr oder weniger Schleifen, kann man die Intensität des Silbers beeinflussen. Das Ganze muß man nun noch ein paar Tage trocknen lassen. Auf den Fotos kommt dieser Silberglitter nicht so gut raus. In Natur ist die Glitter-Lackierung einfach nur ein Traum. Der Lackieraufwand ging über 1,5 Wochen und hat mich ca. 25 Stunden beschäftigt.

Als dann die Trocknungsphase abgeschlossen war, ging es endlich an die Lötarbeiten und Endmontage.

Lötarbeiten, Endmontage und Fazit:

Das heißt, die Weiche habe ich von Udo aufbauen lassen, Kabel selber angelötet, Weiche und Dämmwolle ins Gehäuse, Chassis und Anschlußterminals angeschlossen und festgeschraubt. Lautsprecher auf den Edelstahlplatten mit doppelseitigem Klebeband befestigt. Alte Lautsprecher entsorgt und die Doppel 7 an deren Platz gestellt.

Lautsprecherkabel angeklemmt und Verstärker eingeschaltet, in der Hoffnung, auch einen Ton zu bekommen. Was soll ich sagen: das Ergebnis war sensationell.

Schon im nicht eingespielten Zustand ein Traumergebnis gegenüber den alten Boxen. Zum Zeitpunkt dieses Berichtsschreibens haben die Lautsprecher ca. 60 Stunden hinter sich. Die Stimmen grandios und man hört Töne (trotz unseres Alters – grins), die man vorher nicht wahrgenommen hat. Auch vom Bass her vollkommen ausreichend, so daß ich meinen Subwofer entsorgen konnte. Gehört haben wir ganz unterschiedliche Musik (Pink Floyd, Queen, CCR, Deep Purple – aber auch Klassik usw.). Wir haben das Ganze nicht bereut, obwohl es doch einiges an Arbeit gemacht hat. Jetzt hören wir noch mehr Musik als vorher und die „Glotze“ bleibt aus.

Nun kann jeder fragen, was denn mein Lautsprecher mit Selbstbau zu tun hat. Die Gehäuse wurden vom Fachmann gefertigt, die Weiche habe ich von Udo löten lassen. Doch muss man tatsächlich jede Arbeit mit eigener Hand ausführen, wenn andere das doch besser können? Als Fertigbox hätte die Doppel 7 sicherlich fünfstellig gekostet. Ich habe Franz Thomaier für beide Gehäuse etwa 600 Euro gezahlt, die Bausätze kosteten mit Fertigweiche ungefähr 1800 Euro. Diese Lackierung hätte ich in keinem Laden quasi von der Stange bekommen. Wenn du nun noch einmal nach oben scrollst:

“Aber der Gehäusebau mit den Holzarbeiten hat mich wegen dem fehlenden Platz und den benötigten Maschinen von der Sache abgehalten.”

Ich bin froh, dass ich trotzdem nicht auf die Doppel 7 verzichtet habe. Und selbst wenn ich auch die Lackierung anderswo hätte machen lassen, hätte ich immer noch massig gegenüber einer Fertigbox ähnlich hoher Qualität gespart.

Unser Dank geht ganz besonders an Udo für die tolle Beratung per Mail und das hervoragende Produkt, das er entwickelt hat. Zwar habe ich die Chorus 85 nicht gehört, aber die Empfehlung für die Doppel 7 war für unsere Ohren genau richtig.

Viel Spaß beim selber bauen oder bauen lassen.

Gruß Thomas N.

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Genial, die würden gut zur Farbe in unserer Küche passen 😉

Schade, das das Glitter in den Fotos nicht so durch kommt, sieht bestimmt genial aus

Glückwunsch, und ich bin mir sicher, das was du dir an Klebe und Lötarbeit gespart hast, wurde doppelt und dreifach beim Lackieren schön gemacht!

Viel Freude

Matthias

Moin, hoffe gut erholt akustisch willkommen zurück 🙂
Es ist eine Art Himbeer rot, bis auf ca 1m Höhe, darüber weiß. Die Farbe wurde extra auf Basis einer Vorlage meiner Design Expertin abgemischt
Liebe Grüße

Hi Thomas,
Gratuliere zu diesem schönen Lautsprecher. Die Farbe finde ich großartig. Es muss nicht immer schwarz oder weiß sein.
Eine Frage zum Raum. Wie groß ist dein Wohnzimmer?
Bei mir werkelt die Duetta Top, welche ich zu einer D7 oder Duetta upgraden möchte.
Viele Grüße und viel Spaß weiterhin,
Hermann

Da hast du dir ja was richtig nettes gezaubert! Die Farbe sieht abgefahren aus.
Ich finde es überhaupt nicht verwerflich sich auch mal vom Profi unter die Arme greifen zu lassen. Nicht jeder hat Zeit und Lust alles selber zu machen. Hauptsache es macht Spaß und das Ergebnis stimmt.

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