24. Dezember 2022

Famous last words – part 1

Autor: Gastautor

So ist es im Leben, nichts währt ewig. Doch gibt es keinen Grund, deshalb in Trübsal zu verfallen. Geht eine Tür zu, öffnen sich andere, so ist es auch bei meinem inneren Abschied von Eton. Nein, der Vertrieb hat seine Arbeit nicht beendet, nur die Produktion steht schon zu lang recht still. Gelegentlich bekam ich im fast abgelaufenen Jahr ein paar Chassis, mit denen hier und dort Heimkino-Ergänzungen zur Duetta-Reihe möglich waren, die bei vielen Selbstbauern noch ganz oben auf der Liste standen. Ein sinnvolles Geschäftsmodell lässt sich darauf jedoch nicht aufbauen, ein “kann sein oder kann nicht sein” verträgt kein Kaufmann auf längere Sicht.

Sicher werden weiterhin sporadisch im Shop ein paar Chorusse auftauchen, doch bekannte Bausätze wie Doppel 7, MiDu,  (Gran)Duetta und Duetta Top, die ihren festen Platz in meinem Leben hatten, sind nun Geschichte. Gern denke ich zurück an die Zeit ihrer Entstehung in Schmittis Redaktionszimmer, wo wir konspirativ Legenden schufen, obwohl wir es damals noch nicht einmal im Entferntesten erhofften oder gar erahnten. “Ich brauch für Eva (Audio Exclusive) eine Box, die auf der High End vorgeführt werden soll” war die Geburtstsunde der Duetta Top. Sein “Wir brauchen eine Referenz für unser Magazin” gebar Duetta. Es wird sie nicht mehr geben, denn ihren Mittelpunkt, den 7-360, kann ich nicht mehr auf Lager legen. Er wurde nur noch für mich gefertigt, im Gegenzug musste ich eine entsprechende Menge abnehmen, für die ich keine zuverlässig lieferbaren Partner habe.

Sang- und klanglos will ich die letzten 20 Jahre trotzdem nicht hinter mir lassen, einen kleinen Abgesang in Form von letzten Bauberichten schulde ich meiner Duetta-Reihe, die so viel für mich getan hat. Gut dafür geeignet ist diese Jahresendzeit, in der sicher viele die Muße finden, sich mit mir gebührend von diesen Ikonen des Selbstbaus zu verabschieden. Auch wenn diese Lautsprecher nicht mehr nachgebaut werden können, sind die handwerklichen Fähigkeiten ihrer Erbauer sicher eine gern gesehene Inspiration für eigene Werke. Und so starten wir die “letzten Worte” mit der nicht alltäglichen Granduetta, designed by Mathis.

——

Nachdem ich eine Duetta probehören konnte, war klar, dass ich sie bauen musste. Es war das Beste, was ich bis jetzt gehört habe. Im Selbstbau habe ich etwas Erfahrung. Die Duetta ist nicht der erste Lautsprecher, den ich selber baue. Vor ihr hatte ich eine Quadral Vulkan 3 oder 4, bin mir nicht mehr sicher. Der Lautsprecher war nicht schlecht. Der Bass war aber in meinem Raum überhaupt nicht tief und druckvoll. Das kann natürlich auch an der Positionierung im Raum gelegen haben. Danach habe ich einen Vier-Wege-Lautsprecher gebaut. Es war eine selbstentwickelte Box, die mein Vater in seiner Studienzeit in einer kleinen Lautsprecherfirma gebaut hat. Ich konnte die Chassis über das Internet noch beschaffen oder aus Boxen ausbauen. Es war ein 12 Zoll Basschassis von LPG verbaut und Hoch- und Mitteltöner von MB Quart. Das Gehäuse habe ich aus 30mm MDF gebaut. Die Front war 60mm stark. Die Box war dann ein Schritt nach vorne.

Aber nach einiger Zeit wollte ich dann wieder etwas Neues. Ich habe mir dann eine JBL 250 ti (die originale, keine Klavierlack schwarze) gekauft. Da mir das Gehäuse nicht so gefiel, habe ich es mit einer rechteckigen Front neu gebaut und vom Lackierer Hochglanzweiß lackieren lassen. Die JBL war dann klanglich ein weiterer Schritt nach vorne. Die 250 ti hatte ich dann auch eine ganze Zeit, bis ich die Duetta dann hören konnte.

Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir eine Duetta zu bauen. Da mir die JBL 250 ti aber sehr gut gefiel und ich bis dahin nicht die Möglichkeit hatte, eine Duetta zu hören, gab es erst mal keinen Grund, etwas zu verändern. Dann konnte ich sie aber hören und entschloss mich, mir eine zu bauen. Ich habe mich dann für die GranDuetta entschieden, da ich mir dachte, wenn ich schon eine baue, dann gleich die Große. Dann muss ich nicht ständig überlegen, ob ich die Duetta doch noch aufrüsten soll.

Ich habe mich für ein dreiteiliges Gehäuse entschieden. Jeweils ein Bass-Chassis oben und unten, die beiden Mitteltöner dazwischen, alle in einem eigenen Gehäuse. Als Baumaterial wählte ich 25 mm MDF mit aufgedoppelter Front. Die Seitenteile habe ich als Sandwich aus jeweils drei 12mm MDF Platten gebaut. Eine Platte habe ich ausgesägt, damit ich einen Rahmen hatte, den ich zwischen zwei weitere Platten leimte. Zum Verleimen habe ich mit PU-Leim genommen, da dieser Leim aufquillt und so alle Spalten füllt. Als der Leim trocken war, habe ich in den Rand ein Loch gebohrt und den Hohlraum mit Quarzsand befüllt. Das Befüllen ist etwas mühsam, da man den Sand komprimieren muss, damit der Hohlraum komplett befüllt ist. Ich habe mit einem Hammer leicht gegen die Platten geschlagen. So geht es ganz gut, dauert aber. Die Platten habe ich mit etwas Übermaß gemacht und als sie fertig waren vom Schreiner auf das Richtige Maß zusägen lassen. Bilder vom Bau der Seitenwände zu machen, habe ich leider vergessen. Die Seitenteile in der Sandwichbauweise zu bauen ist etwas aufwändig, aber nicht sonderlich schwierig. Als ich damit fertig war, habe ich das restliche Holz beim Schreiner bestellt.

Es war doch sehr viel Holz. Als ich das sah, war ich etwas schockiert. Als erstes habe ich die Fronten aufgedoppelt. Danach habe ich alle Chassis-Ausschnitte mit der Oberflächenfräse ausgefräst. Das ist eine sehr staubige Angelegenheit und ich würde jedem empfehlen, das mindestens in der Garage, besser noch draußen zu machen. Da die Bässe und die Mitteltöner rund sind, ist das sehr gut und genau zu machen. Der Hochtöner ist etwas schwieriger wegen der quadratischen Form. Ich habe es frei Hand versucht. Das ist nicht ganz so gut geworden. Da ich aber noch Velours auf die Front klebe, fällt es dann nicht mehr so auf. Auch die Versteifungen wurden gesägt.

In die Bassgehäuse kommen drei Bretter. Außerdem habe ich noch zwei Bretter eingeleimt, die den Boden und den Deckel verbinden. Das soll auch die Stabilität verbessern. Auf dem unteren Gehäuse steht nämlich ganz schön viel Gewicht drauf. Danach habe ich begonnen, die Bassgehäuse zusammenzuleimen.

Die innere Frontplatte habe ich kleiner sägen lassen als die äußere. So ist mehr Fläche zum Leimen und das Verspannen geht deutlich einfacher. Außerdem habe ich immer zwei Nägel in die zu verleimende Fläche geschlagen und bündig abgezwickt, auf die ich etwas geleimt habe. So rutschten die Platten nicht weg, wenn man sie verspannt. Als alles verleimt war, habe ich die Bassgehäuse gewogen. 44 Kg bringt ein Gehäuse auf die Waage. Mit Chassis und allem sind es bestimmt an die 50 Kg pro Gehäuse.

Als nächstes kamen die Mittelhochtongehäuse dran. Da das Volumen für beide Mitteltöner klein ist, habe ich eine nach vorn spitz zulaufende Trennwand in das Gehäuse eingebaut

So soll sich der Schall totlaufen, hoffe ich zumindest. Wenn nicht, schadet es aber auch nicht. In das hintere Gehäuse kommen die Frequenzweichen rein. Es ist über die herausnehmbare Rückwand zugänglich. Auf der Rückwand sitzen drei Anschlussterminals, ein BiAmping Terminal, an das die Verstärker angeschlossen werden, und zwei für die Verbindung zu den Bässen.

Die Bassgehäuse haben dann jeweils ein Anschlussterminal. Als das Gehäuse fertig war, habe ich noch die Trennwand abgedichtet.

Auf dem Bild sieht man das Gehäuse für die Frequenzweichen. Als alle Gehäuse aufgebaut waren, ging es ans Schleifen und Verspachteln.

Das ist nicht unbedingt meine Lieblingsarbeit, dauert normalerweise auch nicht allzu lang. Bei sechs Gehäusen hat es aber doch einiges an Zeit verschlungen. Als das erledigt war, habe ich die Gehäuse entstaubt und mit dem Lackauftrag angefangen. Ich habe mich für eine Farbe entschieden, die die von Le Corbusier entwickelt wurde und normalerweise für Wände gedacht ist. Da mir der Bauhausstil sehr gut gefällt, wollte ich für meine Lautsprecher so eine Farbe verwenden. Um diese Farbe auf Holz anzuwenden, musste ich die Gehäuse erst einmal weiß lackieren. Drei Aufträge waren nötig, bis mir das Ergebnis gefiel.

Danach habe ich die eben beschriebene Farbe zwei mal aufgebracht. Zum Schutz kamen noch zwei Schichten Klarlack drauf. Insgesamt musste ich die Box also siebenmal lackieren. Die Wandfarbe, die ich verwendet habe, kaschiert Unebenheiten im Holz sehr gut. Auch ein Grund, weshalb ich die Farbe gerne verwende.

Danach ging es ans Zusammenbauen. Als erstes habe ich Kimber 4pr-Kabel an die fertig aufgebaut gelieferten Frequenzweichen gelötet. Ob das klanglich was bringt, weiß ich nicht (wahrscheinlich nicht), aber ich dachte mir, wenn ich schon so einen Aufwand betreibe, investiere ich auch in solches Kabel. Für den Hochtöner habe ich die mitgelieferten Kabel verwendet, da das Kimber dann doch zu dick ist. Danach wurden die Weichen in ihr Gehäuse eingebaut.

Als nächstes habe ich die Front mit Velours bespannt. Das gibt es als selbstklebende Folie, ist sehr leicht zu verarbeiten und sieht gut aus.

Nun wurde der Rest eingebaut. Ich habe mich für Bassreflexrohre mit Trichter vorn und hinten und entsprechend langem Zwischenstück entschieden. Dann kamen noch die Bespannrahmen drauf, die Dübellöcher für die Bespannramen habe ich vor dem Lackieren gebohrt. Die drei Gehäuse aufeinandergestellt und alles angeschlossen konnte ich endlichdas erste Mal meine GranDuettas hören. Die Boxen sind 195cm hoch und wiegen um 150 Kg das Stück.

Ich war wirklich gleich begeistert von der Box. Der Bass macht richtig Druck und geht richtig tief herunter. In den Höhen löst die Box perfekt auf. Die GranDuetta ist noch mal ein ganzes Stück besser als die JBL. Ich könnte auch nicht sagen, dass die Box am Anfang schlecht geklungen hat, wie oft geschrieben wird. Vielleicht wird es, wenn die Box richtig eingespielt ist, noch besser. Vor einiger Zeit habe ich mir einen Subwoofer mit vier 12 Zoll Scan Speak Chassis gebaut. Mit Bassregelung und vier mal 250 Watt-Aktiv-Modul. Der Subwoofer geht linear bis unter 20 Herz. Mit der GranDuetta ist er eigentlich völlig überflüssig geworden.

Der Bau meiner Gran Duetta war sehr aufwendig und zeitintensiv, aber nicht so schwierig, da ich keine schrägen Flächen habe. Es sind einfach sechs rechtekige Kisten. Ich betreibe die Gran Duetta zur Zeit mit zwei Luxman M03 in gebrücktem Modus und als Vorstufe habe ich eine Accuphase c280v. Irgendwann will ich mir noch zwei Luxman kaufen, das hat aber Zeit.

Ich kann den Selbstbau allgemein, die Duetta und vor allem die GranDuetta nur empfehlen. Für das Geld, das Bausatz und Bau kosten, bekommt man bei Weitem nichts vergleichbares Fertiges. Da muss man weit in den fünfstelligen Bereich gehen, bis man etwas Gleichwertiges findet.

Mathis

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Berühmte letzte Worte – ein Abgesang auf Eton.

Warum eigentlich nicht? Wenn es für Paragon wenn überhaupt erst da wirtschaftlich wird, wo es für Udo absolut unwirtschaftlich ist, eine solche Menge des speziell für ihn entwickelten 7-360 HEX zu bauen und abzunehmen, dann sind alle Bausätze, wo dieser eingesetzt wird, nicht mehr zu erwerben.

Und ob es überhaupt nochmal etwas von Eton zu hören gibt, bleibt fraglich. Die Situation dort ist ja nicht erst seit gestern so und eine Vorschattung auf das, was kommt. Um so besser finde ich aber die Idee, dem Vergangenen nicht nachzutrauern, sondern es mit einer Reihe von Bauberichten zu würdigen, die ansonsten nicht mehr veröffentlicht worden wären.

Das ist eine willkommene Abwechslung zu den Jahresrückblicken im linearen Fernsehen, zum Abschluss des Jahres noch mal eine geballte Ladung handwerkliches Geschick und Selbstbauideen präsentiert zu bekommen.

Gruß,
-Sparky

Ich schaue nicht mehr ganz so regelmäßig hier vorbei, aber lese noch immer bei Zeiten mal mit. Das es bei Eton nicht mehr ganz so rosig aussieht, ist mir im Shop schon aufgefallen, und unser kürzliches Gespräch hat das Gefühl noch verstärkt. Dennoch ist dieser Abgesang, wenn auch mit gewaltigem Baubericht garniert, doch überraschend und bedauerlich.
Von aussen betrachtet irgendwie schwer nachzuvollziehen wie man so tolle Produkte seitens des Herstellers so vor die Wand fahren kann…

Nunja, wie bei vielen anderen Themen auch, gebe ich mich noch ein wenig dem Zwangsoptimismus hin, vieleicht hört man in 2023 ja doch noch besseres!

Das Du lieber Udo für guten Ersatz sorgst, daran hab ich überhaupt keinen Zweifel. Irgendwie hält einen die Not so halt auch jung 😛

Moin Mathis,

als stolzer GD-Besitzer kann ich deine Begeisterung nachvollziehen, Tag für Tag.
Soviel Arbeit hab ich mir nicht gemacht. Ich hätte aber auch keine 2m-Türme gebaut. Ich find sie trotzdem sehr geil. Sozusagen eine Männer-Box. Respekt für deine Trümmer.

Grüße Enrico

Tja,
auch ich hoffe insgeheim, auf ein umdenken.
Als Besitzer einer Duetta, die sich im Heimkino doch ein wenig allein fühlt. 😉 oder bin nur ich es der sich nochmal einen passgenauen Center wünsch?
Jaja die Stimme im Kopf. Welcher Selbstbauer kennt sie nicht.
Duetta bleibt einfach Duetta und ER4 eben ER4. Für mich unvergleichlich und unerreicht im Klang.
Bei solch tollen Selbstbauumsetzungen fällt der Abschied nochmals schwerer.
Aber wie Anfangs schon geschrieben, ich versuch geduldig zu warten.
Allen anderen wünsche ich mit den tollen Nachfolgern die gleiche Zufriedenheit.
VLG
Björn

Wow,

das ist auch bei mir kein Standard, Heiligabend, nein jetzt bereits am ersten Weihnachtsfeiertag kurz nach Mitternacht hier hinein zuschauen.
Der aktuelle, allwöchentliche Baubericht zum Frühstück erscheint zum Jahresausklang quasi als Wort zum Sonntag.
Und ich kann mitreden, ich darf mitreden, wie viele andere Eton-Selbstbauer.
Ob es ein Abgesang ist, ob es letzte Worte sind, ich für mich lasse das Thema ganz einfach mal so im Raum stehen.
Ich hoffe trotzdem, das an entsprechender Stelle ein Umdenken einsetzt, wir benötigen nicht nur notwendige Medikamente wie Fiebersaft oder Betablocker aus zuverlässiger einheimischer Fertigung sondern auch eine gewisse Bandbreite hochwertigen technischen Produkten.

Die würdigen Nachfolger haben wir kennen -oder besser hören- gelernt, “The Show must go on”.

Es grüßt freundlich
Rundmacher

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