31. Dezember 2022

Famous last words – Time to say good-bye

Autor: Andreas Radau

Ganz in Weiß, oder die Katze im Sack.

Eigentlich haben sich meine Standlautsprecher immer ganz gut angehört, aber irgendwas hat gefehlt. Bei geringen Lautstärken nicht so klar, bei mittleren Lautstärken sehr gut, bei höheren Lautstärken aber auf die Dauer zu aufdringlich. Es musste doch auch noch besser gehen. Also trug ich mich schon länger mit dem Gedanken, mir neue Lautsprecher zu kaufen oder zu bauen…?

Wenn man sich im Internet nach guten Lautsprechern umschaut, stößt man unweigerlich auf Udos Seite. Die gelesenen Berichte fasse ich jetzt mal grob zusammen: Wer es irgendwie räumlich und budgetmäßig unterbringen kann, baut die Duetta. Also habe ich Udo kontaktiert, um einen Hörtermin zu vereinbaren. Die Entäuschung war zunächst groß, als er mir sagte, dass es wegen Corona keine Vorführgelegenheit mehr gibt. So musste ich in den sauren Apfel beissen und das tun, was ich sonst unter gar keinen Umständen jemals tue: die Katze im Sack kaufen. Aber, wie sagt man so schön: nützt ja nix!

Einteilig sollten sie werden, möglichst schmal und schlicht weiß seidenmatt. Also hab ich mir die Zeichnungen der “Vadder” Variante heruntergeladen und noch ein wenig abgeändert, da ich gerne alle Seiten auf Gehrung machen wollte.

Beim Holzhändler meines Vertrauens hab ich dann eine 22 mm MDF–Platte transportgerecht zerteilen lassen. Während ich einige Tage auf das Holz wartete , habe ich zum Verleimen der Gehrungen einige Ratschen-Spanngurte gekauft und etliche kleine Eckwinkel geschnitten.

Die Platten haben Felix und ich dann teils mit der Handkreissäge und teils mit der Tischkreissäge zugeschnitten.

Der Probe-Zusammenbau sah erstmal ganz vielversprechend aus

Auf den Innenseiten wurden die Nuten für die Verstärkungen und die Mittel-Hochton-Kammer mit einem 22mm Fräser eingefräst. Die Nuten waren allerdings so eng, dass ich die einzusetzenden Bretter mit einem kleinen Hobel etwas anschrägen musste, um sie überhaupt zusammen zu bekommen. Eine Nut war dann auch etwas “verrutscht” , ich habe sie etwas breiter machen müssen.

Die Lautsprecheröffnungen konnte ich noch nicht einbringen, da die Bassöffnung mit 28cm in der 30cm Front bis fast nach ganz außen reicht und die Front ja auch auf Gehrung geschnitten ist. Für die Hochtöner-Einfräsung hab ich mir eine Blechschablone auslasern lassen, die ich vorab an einem Probestück getestet habe.

Dann ging es ans Verleimen. Man braucht ungefähr acht Arme und muss blitzschnell arbeiten. Nicht vergessen zu markieren, wo oben und unten und vorne und hinten ist. Wir haben zuerst die Seiten mit den Fronten verleimt, um dann am nächsten Tag Boden und Deckel einzusetzen. Bei einer Box passte alles 100%ig , bei der anderen musste ich den Deckel noch etwas einpassen, die ist jetzt etwa 2-3mm kleiner.

Die Ecken habe ich mit einem 3mm Radius gerundet. Bass und Mitteltöner wurden mit einem Fräszirkel eingebracht. Wichtig: Sowohl der Hoch- als auch der Mitteltöner sind etwa 1mm größer als angegeben, also erst messen, dann fräsen.

Da die Bässe etwas auf sich warten ließen, habe ich die Boxen zwischenzeitlich mit Feinspachtel gespachtelt, geschliffen und dann zweimal grundiert. Für die Lackierung habe ich PU-Satin von Caparol gewählt, Die Farbe lässt sich sehr gut mit der Schaumstoffrolle aufbringen und das Ergebnis ist durchaus wohnzimmertauglich.

Die Weichen habe ich auf 10mm Spanplatten zweiteilig aufgebaut, d.h. jeweils eine für den Bass und eine für Mittel- und Hochton. Da die Bauteile teilweise doch recht schwer sind, kamen hier Gürtel und Hosenträger in Form von Heißkleber und Kabelbindern zum Einsatz.

Immer noch hieß es, auf die Bässe warten. Als Udo mich informierte, dass nun sie endlich eingetroffen waren, konnte ich es dann nicht mehr abwarten, bin hingefahren und hab sie abgeholt, um noch am selben Abend die Einfräsungen zu machen und die Endbeschichtung aufzurollen. Da ich mit den Kabellängen zwischenzeitlich etwas großzugig umgegangen bin, hat Udo mir auch noch einige Meter mitgegeben.

Am nächsten Tag dann noch eben schnell (4 Stunden) die Weichen und die Chassis eingesetzt und dann konnte ich meine Duettas endlich im Wohnzimmer aufstellen, wozu meine Frau und ich sie erstmal aus dem Keller hochtragen mussten.

Der Klang: erstmal großartig, beim genaueren Hinhören fiel jedoch auf, dass der linke Hochtöner tot war. Also ging es am nächsten Tag auf Fehlersuche, … ich hatte das Eingangskabel an der Weiche in der Eile spätabends falsch angelötet.

Jetzt nochmal zum Klang:
Für unser 28m² Wohnzimmer manchmal ein bisschen viel Bass, aber kein Problem, der Yamaha Receiver (N803D) hat eine Einmessfunktion, die solche Sachen ausbügeln kann.

Und jetzt nochmal, zum Klang: ganz einfach…Wahnsinn! Laut wie leise ein sehr detaillierter, angenehmer Klang im ganzen Raum. Seither haben wir schon einige Abende mit schöner Musik bei einer guten Flasche verbracht. Am besten bis jetzt: “Grönemeyer live in Bochum 2015”. Ansonsten auf meiner derzeitigen Playlist:

Grönemeyer – Sekundenglück
Ulla Meineke – Tänzerin
Santana feat. Everlast – Put your lights on
Distance light and sky – Dont go dark on me
Bradley Cooper – Out of time
Janis Joplin – Mercedes Benz

Andreas

Und so geht mit diesem Bericht eine große Ära zu Ende, das Zeitalter der Duetta. Ja, ein wenig Wehmut schwingt selbstverständlich mit. Zwanzig Jahre sind in der Hifi-Szene eine kleine Ewigkeit, die nur wenige Namen im Gedächtnis überleben. Doch mehr als die kleine Träne im Auge bedeutet es mir, diese Geschichte mitgeprägt zu haben und Schmittis Idee so lang dem geneigten Publikum zugänglich gehalten zu haben. Nicht unterschlagen will ich den gehörigen Anteil, den Reiner Kröner und Philipp Vavron dazu beigetragen haben. Dass ich meinen Blick jedoch stets nach vorn richte und der Rückschau dabei nur wenig Zeit einräume, ist hinlänglich bekannt. Ist ein Meilenstein erreicht, wird der nächste ins Visier genommen. So halte ich es auch dieses Mal und sage meiner Duetta schlicht und einfach: “Danke, dass es dich gab.”

Udo

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Frohes Neues,

Andreas, Glückwunsch zur Duetta

Die Einteilige war auch meine erste Duetta, somit für mich schön zu sehen das es damit einen Abschluss findet.

Für viele war der ER4 bei Duetta der ausschlaggebende Faktor, für mich eher der 7/360Hex. Was Reiner Kröner und Philipp Vavron da geschaffen haben ist bis heute State of the Art und Udo hat mit seiner Weichenentwicklung dem ganzen die Krone aufgesetzt, die Übergänge passen einfach auf dem Punkt.

Wie sagt man so schön, alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.

Gruß Schülzken

Ein schöner Bericht, der auch die Lieferschwierigkeiten von Eton erwähnt. Ja, ein wenig Wehmut ist dabei, wenn die letzte Flasche des ausgezeichneten Duetta-Jahrgangs weg ist. Dennoch kein Grund in Trauer zu verfallen. Der neue BelAir-Jahrgang ist auf genau gleichen Niveau. Charakterlich präsentiert sich BelAir sehr harmonisch mit viel feinen Nuancen, wo der Connaisseur selbst kleinsten Details im symphonischen Bouquet genießen kann. Ein feiner Hauch von Frische und Spritzigkeit wohnt im neuen Jahrgang, was zu einer Leichtigkeit trotz der Fülle von Informationsmenge führt.
Chassis können Ersetzt werden, die entstandenen zwischenmenschlichen Beziehungen nicht.
Ein gutes und gesundes neues Jahr wünschend:
Rincewind

Andreas, Dir Glückwunsch den Mut gehabt zu haben und noch eine zu ergattern 🙂
Ein kleiner Tipp zum Bass: der lässt sich sicherlich zähmen wenn du mal testweise die Lautsprecher einen halben Meter nach vorne ziehst. Mit der Menge der Dämmwolle darf auch gespielt werden.
So oder so ein tolles Werk, Respekt vor der Gehrung
Matthias

In diesem Sinne: auf ein frohes Neues!
Ein grandioser Lautsprecher, der auch bei mir schon viele verzaubern durfte:-)
Danke Udo für den Klang den du damit so vielen möglich gemacht hast- und für die Schaffung einer adäquaten Nachfolge

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