30. August 2017

Duetta Top Beton

Autor: Christoph Pesch

Was damit ursächlich zu tun hat:
– Obwohl ich seit Jahrzehnten keine Langeweile habe und dies vermisse
– Dinge bauen – weil nichts so Spaß macht, wie etwas zu realisieren, was es gestern noch nicht gab
– Weil der ER4 fällig war

Und warum das Ding so aussieht, wie es aussieht:
– Ein System mit Treibern, wo der eine rund und der andere eckig ist.

Ich kann es nicht mehr sagen, ab wann ich im ER4 das Griffbrett einer Gitarre und im Eton 7-360/37Hex das Gitarren-Schallloch sah. Auf jeden Fall habe ich nur noch in dieser Richtung geforscht. Eine schöne Gitarre hat ja irgendwie auch mit Musikwiedergabe zu tun UND steht für ein Stück Handwerk, sinnbildlich für das, was man früher baute, bevor es für uns alle so richtig digital wurde.

Aus eigentherapeutischer Sicht muss ich vorweg schicken, dass ich in meiner Herkunftsfamilie auf gar keinen Fall musisch ausgebildet wurde. Soweit meine Erinnerung zurückreicht, hatte ich in meiner frühen Kindheit nur einen einzigen, kurzen Kontakt mit der Welt der Musik :

Im Arbeitszimmer meines Großvaters, vor fast 50 Jahren, vollgestopft mit einem Schreibtisch, Regalen, Bett, Nachttisch und allem möglichen Krimskrams – da stand ganz hinten an die Wand gelehnt eine Klampfe. Wir durften sie damals, als wir klein waren nicht berühren, aber ich sehe sie vor mir, die kunstvoll verzierte Rosette, und der Gitarrenrücken, der, lt. Wikipedia, “aus mehreren Holzspänen tränenförmig zusammengesetzt“ war. Aus einer Zeit, als man Holz nur in eine Richtung biegen konnte – dies ist meine Erinnerung und so wurde gebaut.

Ohne Kopf, mit sehr kurzem Hals, aber mit Korpus und in der Zimmerecke.

Wir verlassen den klinischen Teil, verstehen nun, warum das Ding so aussieht, wie es aussieht und gehen zum Handwerklichen.

Man erinnere sich:

Beim Gießen von Flüssigkeiten auf der Erde brauche ich eine Form, bis das Material sich verfestigt. Massiv zu arbeiten heißt, außenrum Grenzen setzen und Beton hinein schütten.

Einen Behälter zu schaffen, verlangt zusätzlich eine innere Schalung, die erst mal dem frischen Beton widerstehen soll, danach aber wieder herausgelöst werden muss. ( ich brauche 2 Stück für Stereo und will wiederverwenden). Was den Aufwand betrifft, ist meine innere Schalung deutlich mehr als die doppelte Arbeit und wird sich am Tage X wehren, wieder ans Tageslicht zu kommen, weil allseitig Beton, fest angeschmiegt schon da ist.

Um beim Einbau der Treiber, also in ein Paar Wochen, exakt 21 Liter vorzufinden, baute ich erst die innere Schalung, die die Silouette schon haben sollte – doppelte rundum 2,5 cm auf und war jetzt in der Ebene, die man später, für alle Zeiten sehen sollte. Dies war eigentlich die falsche Reihenfolge. Das hört sich einfach an, ist aber wegen der paranussartigen Form von meinem Hirn nicht mehr rechnerisch zu holen. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich das Modell der inneren Schalung ausgelitert oder seine Verdrängung in der Badewanne nachgewiesen, heisst: Modell tauchen, hohen Wasserspiegel anzeichnen, Fläche der Wanne an dieser Stelle addieren oder multiplizieren, voilà 21 Liter.

 

Ich erinnere an dieser Stelle an den Blick von Udo, als ich mal so unschuldig sagte, die Große, die Duetta bauen zu wollen. kl. Materialkunde: Beton wiegt 2,4mal so viel wie Wasser UND Holz schwimmt.

21 Liter der Duetta Top sind sportlich kompakt und realistisch für Geschossdecken aller Art. Für diejenigen, die es bis hier vergessen haben: Ich mache das, weil`s Spass macht und trotzdem war es vor Baubeginn nicht geplant: umseitig Sichtbeton, fugenlos, integrierter Bassreflexschlitz, ein einziger Gießvorgang, blabla – zu diesem Zeitpunkt hieß das Ding nicht mehr “die Mandoline“, “die Klampfe“, sondern knackig englisch: iop – in one piece. Wenn schon, dann auch alles in einem Guss.

Vor allem die Entscheidung zugunsten einer selbstgefertigten Bassreflexöffnung gestattete höhere gestalterische Möglichkeiten und ausufernden Arbeitseinsatz. Denn die Bassreflexöffnung ist nur eine von drei Aussparungen, an die ich denken muß. Die Plätze, an denen später die Treiber eingeschraubt gehören, müssen freibleiben,

also muss ich verhindern, dass Beton überall hinläuft, provisorische Aussparungskörper in die verdrehte Schalung fixieren, und zwar so, dass ich nach dem Erhärten des Betons, am Tag, wo ausgeschalt wird – der Tag der Ernte – diese zerbrösele.

Die Fa. Eton machte übrigens etwas, was ich jetzt beinahe vergessen hätte: Auf meine Anfrage, auf mein Bitten, schickte man leere Chassis, wg. eines Mangels aus der Produktion herausgenommen, und überließ sie mir zum Einpassen.

Ich habe eine nicht-zweidimensionale Front und muss hunderte Male die Treiber ansetzen und wieder wegnehmen, bis es passte. Der Spaß, diese Korrekturen nicht mit von mir selbst bezahlten Treibern machen zu dürfen, ist riesig. Obendrein kann ich wegen der fehlenden Membran sehen, ob der Magnet nicht doch hinten anstößt.

inneres Volumen= 21 Liter
50cm*43cm*35cm ( h*b*t )
monolitische Bauweise
Gewicht: ~ 30kg
Bassreflex-Spalt: ~ 1,5cm*2cm*16,5cm, “ von tropfenförmiger Art…..“.

Zum Abschluss eine Kleinigkeit in eigener Sache: Ich möchte Udo`s Tradition folgen, am Ende von Bauberichten Musikstücke exemplarisch zu erwähnen, um für den Leser zuhause nachvollziehbar zu machen, wie gut ein Lautsprecher sein kann. Für alle, die wie ich ein wenig zwischen Gestern und Morgen stehen. Bitte hört Euch – wahlweise auf einer Duetta Top – an:

Titel: “House of the Rising Sun”, Album: relaxer artist: alt-j

Gruß und Dank an die Firmen ADW und ETON, ohne die ich gar nicht anfangen brauche.

matunda

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Hi Matunda,
ich als Techniker tendiere immer die Technik in den Vordergrund zu stellen. So hat für mich der ER4 immer Rechtwinklig zum Fußboden zu stehen. Ich würde bei der Schieflage ein nicht optimales Schallfeld vermuten. Ich würde also ständig den Wunsch verspüren die Lautsprecher auf die echte untere Ecke zu stellen, damit der ER4 gerade steht. Auch optisch geht das bei mit gar nicht anderers.

Bitte meine Worte nicht als Kritik verstehen. Das ist einfach eine in mir verankerte festgefahrene Ansicht von der ich mich nur schwer lösen kann. Die Lautsprecher sind super gemacht und sind ein absoluter Hingucker. Ich würde fast vermuten, dass du von Berufswegen mit Architektur oder Gestaltung zu tun hast (Architekt oder Innenarchitekt?). Daher auch keine Kabel auf den Bildern.
Ich bin also was deine Lautsprecher betrifft hin- und her gerissen. Einerseits optisch top andrerseits würden die Lautsprecher bei mir sofort eine Fuß bekommen um Sie auf auf die Ecke zu stellen.

Liebe Grüße, Uwe

Ich habe mir extra etwas Zeit genommen bevor ich meinen Eindruck zu schreiben.
Ich bin schwer beeindruckt !! Sehr gerne wäre ich beim Bau dabei gewesen um mitzufiebern zu hoffen und bangen. Dann den großen Moment der ersten Klänge erleben.
Die Optik ist nicht so mein Geschmack aber in die gezeigte Szene passt es einfach perfekt. Wirst Du noch Ständer bauen? Ich könnte mir vorstellen dass ein quadratischer Querschnitt , eingeschalt mit sägerauen Brettern perfekt dazu passen würde.
Nochmal meine Anerkennung.
Vielleicht hast Du noch Fotos aus der Bauphase
Gruß Martin

Wow. Die sind ja mal richtig toll geworden. Das Gefällt mir richtig gut. Form und Farbe ein Traum. Aber in gespiegelter Form wäre es der absolute Hammer. Aber ich weiß dafür braucht man auch gespielgrlte Formen. Und das ist auch noch mal eine Herausforderung mehr. Ich wünsche für Spaß mit den Schönheiten.

LG Michael

Super Klasse Design und tolle umsetzung, mein glückwunsch dazu.
Ein kritikpunkt hätte ich aber. Warum hast du die links und rechts nicht gespiegelt ? Das sähe bestimmt noch ein bisschen Harmonischer aus.
Viel grüße aus dem Münsterland

Wunderschön, die Teile. Ich hab seit ca. 3 Jahren die klassischen Duettas im ordinären Bauhaustil, so wie beim Udo in Bochum gehört. Ich bin immer noch sehr zufrieden. Na und die neue Platte von Alt-J klingt, gerade auf Vinyl, überragend.
Glückwunsch und viele Grüße
Klaus Wildenberg

Hallo Matunda,
da ich selbst schon an einer SB36 Betonbox Idee gescheitert bin, würde mich dringend die verwendete Betonmischung interessieren.

Hallo Matunda

Ich bin immer wieder begeistert, wenn Menschen es schaffen Lautsprecher in so schöne innovative Kunstwerke zu verwandeln.

Glückwunsche!

Liebe Grüße
Björn

Guten Morgen Christoph,

Jetzt habe ich das Regal genauer gesehen. Vermute ich richtig das das auch selbst gemacht ist?
Sehr Schön die ganze Ecke.

Wenn das ein DIY Regal ist könnte ich mir eine Art Sockel aus Beton und dem Holz der Treppe für deine Duetta Top vorstellen. Nur so eine Idee 🙂

Viel Spass im Ohrensessel.
Björn

Hallo Christoph!

Super Design und professionelle Umstetzung! Respekt!

Ich hätte mir, wie es bei Bauberichten so üblich ist, mehr Details zur Umsetzung gewünscht.

Liebe Grüße,
Klemens

Hallo Christoph,

erstmal großes Lob an Deine Zauberfähigkeiten. Welchen Zauberspruch hast Du verwendet um die Innere Schalung zu entfernen. Oder kannst Du es bitte nochmal beschreiben, wie Du vorgegangen bist?
Eine innere Schalung plus 2,5cm Beton gehalten von der äußeren Schale/Grenze. War die innere Schale tatsächlich nur eine hohle Schale oder ein Gipskörper, den Du später ausgeschält hattest? Wie hattest Du den Abstand zwischen innere und äußere Schale gewähleistet. also überall 2,5cm Abstand. Meine Sorge wäre dass die Schalen verrutschen.

vg
Uwe

Hi Uwe,
lass uns quatschen. Nimm bitte Kontakt auf,
Christoph

Hi matunda,
Sau cooles Projekt – gefällt mir sehr!

Was ich nicht verstehe: legst du dich zum Musikhören auf den Boden?
Gruß Max

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