8. Januar 2023

Alex baut die BelAir 92

Autor: Alex M.

Prolog
Aufmerksam wurde ich auf die grandiosen Lautsprecherbausätze von Udo über einen Bekannten. Nach einiger Recherche und unzähligen positiven Berichten liebäugelte ich schnell mit der Duetta-Serie. Leider musste ich dann nur schnell feststellen, dass bedingt durch etwaige Lieferengpässe sowie die Umstrukturierung von ETON das alles nicht so einfach darstellte, weshalb ich den Gedanken schnell wieder begrub. Als Udo dann zum Jahreswechsel 2021/ 2022 Schritt für Schritt die BelAir-Serie schuf, flammte meine Begeisterung neu auf. Nachdem ich in dieser Zeit mit großem Interesse die Beiträge der neu vorgestellten Lautsprecher las, stieg das Interesse immer weiter an. Kurzum verabredeten wir ein kleines Probehören, da ich natürlich einmal herausfinden wollte, wie die Lautsprecher performen und welches Gefühl sie in mir auslösen. Zum Testen hatte Udo uns dann die 52 ACL, die Doppel 9, die Big 5 sowie die Lady aufgebaut, sodass wir einmal das Spektrum der Serie anhören konnten.

Der Besuch hat sich alle mal gelohnt und ich war von allen Lautsprechern wirklich begeistert. Begleitet durch Udos kompetente Beratung und Erläuterung zu den unterschiedlichen Bauweisen sowie Eigenheiten hörten wir uns durch die eine oder andere Musikstunde. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön, es hat wirklich Spaß gemacht! Das Fazit des Besuchs war, dass für meinen Geschmack sowie die Gegebenheiten die BelAir 92, alias Doppel 9 das neue, große Ziel wurden und ich zögerte auch nur wenige Stunden mit der Bestellung.

Bau der Doppel 9
Aufgebaut wurden die Lautsprecher auf einem Gehäusebausatz der Schreinerei Franz Thomaier GmbH, welche in ihrem Onlineshop CNC gefräste Kits für eine Vielzahl von Udos Bausätzen anbieten. Auf diese Weise konnte ich mir viel Sägerei im Keller ersparen und hatte alle Platten direkt auf Maß vorhanden.

Kleine Anpassungen an der Schallwand sowie der Bodenplatte wurden allerdings noch selbst vorgenommen. In die Schallwand wurden von hinten kleine Neodym Magnete eingesetzt, sodass ich vorne theoretisch noch bezogene Rahmen vor die Chassis setzen kann. Um diesbezüglich eins vorwegzunehmen: Dazu ist es immer noch nicht gekommen, da mir der Blick auf die Membranen wirklich gut gefällt. Um die Bohrungen sehr gerade und mit definierter Tiefe einzubringen, verwendete ich einen Bohrständer mit Anschlag. So konnten die Bohrung ausreichend und gleichmäßig tief gesetzt werde, sodass die Magnete auf der Vorderseite noch ausreichend Kraft übertragen. Im Anschluss wurden dann von hinten die Magnete mit Kleber eingesetzt.

Zusätzlich wurden am Boden Gewindemuffen eingesetzt, sodass die Füße mit M4 Schrauben montiert und ggf. auch wieder demontiert werden können, ohne dass hier irgendwann das Holz ausfranst. Die Lautsprecher stehen nun auf den kleinen Ufos von Viablue. Über die Notwendigkeit solcher Füße kann man natürlich streiten, jedoch etwas Dämpfung zum Boden hat dem Frieden mit Nachbarn sowie dem Klang noch nie geschadet.

Ein Bekannter erzählte mir, dass man zum Verkleben von Gehäusen auf Gehrung die einzelnen Außenbretter an den Kanten vorab mit einem Klebeband verbinden und das ganze Paket dann zum Leimen umdrehen kann. Damit werden die Außenkanten super und es kann sich beim Zusammensetzen nichts mehr verschieben. Dafür braucht man natürlich hinreichend große Platten zum Drehen und Ablegen und ausreichend Platz. Nachdem ich das nicht hatte, blieb mir nur das übliche Vorgehen. Weißleim auftragen und dann alles schnell zusammenbauen. Anschließend schnell mit Gurten und Winkeln verzurren und gucken, dass auch alles grade ist. Damit sich die Gurte nicht ins Holz ziehen, hatte ich vorab noch Transportschutzecken vorbereitet. Diese Aktion war leider eine wirklich hektische Aktion und ich hatte immer mindestens eine Hand zu wenig. Ich kann nur jedem empfehlen, sich beim Kleben größerer Gehäuse ein paar Hände dazu zu holen oder es etappenweise umzusetzen.

Im Anschluss wurden die Gehäuse an den Kanten einmal geschliffen. Um hierbei nicht ungewollt zu viel Material wegzunehmen, wurden alle Kanten von Hand mit 120er und 180er Papier bearbeitet. Im Anschluss hatte ich ziemlich coole, dunkle Lautsprecher-Gehäuse vor mir stehen, die einen ersten Eindruck vermittelten, wie es denn mal aussehen könnte.

Damit komme ich nun auch schon zu dem Thema der Oberfläche bzw. dem Finish. Nach einiger Überlegung wollte ich die Gehäuse nicht nur einfach lackieren, sondern furnieren. Auch wenn mir einige Bekannte davon abgeraten hatten, motivierten mich auch mitunter die Bauberichte hier im Magazin dazu, es zumindest zu versuchen. Nachdem meine erste Furnierbestellung etwas in die Hose gegangen war, hatte ich im Internet die Furniere von EasyWood entdeckt. Diese haben auf der Rückseite ein Vlies, sodass diese etwas unempfindlicher gegen Knicke und damit auch einfacher zu verarbeiten sind. Zudem bestehen die Bögen aus mehreren Teilstücken und sind daher sehr groß (Bogen: 2.440 x 1.220 mm). Damit entfällt jegliches Zusammenstückeln oder etwaige Randprobleme. Schlussendlich wurde es dann amerikanischer Kirschbaum. Nach dem Zuschnitt sowie Nummerierung der einzelnen Bögen habe ich ein zwei Optionen für das spätere Finish an einigen Reststücken ausprobiert. Es wurde nach den Tests ein farbloses Hartwachsöl von Oli Natura. Ausprobiert hatte ich auch ein gefärbtes Hartwachsöl sowie TopOil von Osmo, was mir etwas zu dunkel war. Falls jemand ein deutlich dunkleres Finish erzielen möchte, kann ich die Produkte von Osmo aber auch nur empfehlen.

Die zugeschnittenen Furnierbögen wurden dann mit der Bügelmethode auf die Gehäuse geklebt. Vorab wurde die zu furnierende Fläche seitlich mit Kreppband abgeklebt, sodass kein Leim auf die Seitenflächen laufen konnte. Verwendet habe ich einen Ponal Weißleim, welcher mit einfachen Schaumstoffrollen auf den Bögen sowie dem Gehäuse aufgetragen wurde. Wie stark der Leim angetrocknet war, konnte ich dann immer wieder mit dem Finger testen. Sobald der Leim glasig wurde und der Finger nur noch leicht anklebte, konnten die Bögen auf dem Gehäuse positioniert und dann mit dem Bügeleisen aufgebügelt werden. Um die Reibung vom Bügeleisen zu reduzieren, kam herkömmliches Backpapier als Zwischenlage zu Einsatz. Im Anschluss ließ ich den Leim etwa 1-2 Stunden aushärten, bevor die Kanten nachbearbeitetet wurden. Mithilfe eines Lineals und eines Skalpells konnten alle Ränder grob zugeschnitten werden. Den restlichen Überstand konnte ich dann mit einem Schleifblock und 180er Schleifpapier beischleifen. Das war für alle Seiten zwar eine etwas mühevolle Arbeit, jedoch hat es sich bezahlt gemacht. Alle Kanten sind sauber und es ist kein Furnierstück ausgebrochen, wie es stellenweise bei Verwendung einer Kanten- oder Oberfräsen passieren kann.

Vergleichbar bin ich auch bei den Aussparungen für die Chassis vorgegangen. Erst grob mit dem Skalpell ausschneiden (gelegentlich die Klinge wechseln, hilft auf jeden Fall) und dann mit dem Schleifpapier bis zur Kante. Je mehr man sich dafür Zeit nimmt, desto weniger muss man sich nachher ärgern. Es dauert leider einfach! Mit Abschluss der Schleifarbeiten konnten dann auch die Chassis das erste Mal Ihren Platz einnehmen und es passte alles wie gewollt.

Im Anschluss wurden die Korpusse mit 180er und 240er geschliffen und das erste Mal geölt. Zudem wurden auf der Rückseite die Polklemmen samt Trägerplatte montiert. Um hier auch metrische Gewinde verwenden zu können, kamen wieder Gewindemuffen zum Einsatz. Um das Finish noch etwas aufzuwerten, habe ich im Anschluss die Oberfläche nach ausgedehnter Trocknungszeit mit 240er Papier nochmal angeschliffen. Die zweite Ölung wurde dann mit einem Schleifschwamm von 3M mit 400er Körnung eingeschliffen. Dadurch wurde die Oberfläche noch etwas glatter und ließ sich im Anschluss sogar mit einem Poliertuch auf Glanz bringen. Das Finish ist natürlich kein Vergleich zu einer lackierten Oberfläche, hat aber durch die sichtbare und fühlbare Maserung einen wirklich schönen Look und sieht sehr wertig aus.

Mit Abschluss der Holzarbeiten wurden dann noch fix zwei Weichen gelötet. Basierend auf dem Schaltplan von Udo und den Bauteilen ist das schnell erledigt. Verklebt wurden die Bauteile auf einer vorgebohrten Holzplatte, welche als Träger dient. Verlötet wurde dann auf der Rückseite. So wirkt die Weiche auf der Fronseite schön clean. Die einzelne Spule für den Tiefton wurde dann direkt im Gehäuse verklebt. Im Anschluss wurden die Weichen mit Abstandshaltern aus Plastik (Bauhaus) in die Gehäuse geschraubt und die Kabel verlegt. Danach stand nur noch die Dämmung der Doppel 9 an.

Zum Schluss wurden die Chassis verschraubt und die Boxen aufgestellt. Mittlerweile haben sie auch bei mir im Wohnzimmer ihren Platz gefunden und hören sich einfach nur klasse an. Ich bin wirklich total begeistert von den Doppel 9 und habe noch keinen Song gefunden, bei dem sie nicht glänzen. Auch durch alle Genres und Interpreten… Diese Lautsprecher machen einfach alles mit und besitzen Kraft bis zum Abwinken. Zum Testen der Lautsprecher habe ich mich durch ein paar Interpreten treiben lassen. Es begann mit „London Grammar – Hey Now“. Schon in den ersten Sekunden lief es mir bei der phantastischen Stimme von Hannah Reid eiskalt den Rücken runter. Es folgte „Aurora – Runaway“ um diesen Hochtönern noch etwas mehr Bühne zu geben. Eins kann ich sagen: Die Auflösung der AirMotion-Hochtöner ist einfach überragend. Dabei zeigten sich aber auch immer mehr die eigentlichen Doppel 9, die über die 2,5-Wege-Weiche von Udo ein unglaubliches Potential entfalten. Also wechselte ich auf „Elle Valenci – Perfect Blue“, um noch etwas mehr Beat zu spüren… und das tat ich. Hier zeigte sich die gestochen scharfe Auflösung des Klaviers, gepaart mit einem ganz sauberen Beat. Bestätigt wurde die Komposition der nochmals bei einem kurzen Schwenk in die ruhigere Techno-Ecke. Kurzum zauberten die ruhigen und ausgewogenen Töne von „Christian Löffler – Haul“ ein Lächeln auf mein Gesicht. Sauberer Bass, ganz ausgewogen und Details in Hülle und Fülle. Um schlussendlich der rockigeren Schiene nicht gänzlich untreu zu werden, entschied ich mich für „Queen – Who wants to live forever“. Ich glaube, ich muss an der Stelle nicht mehr erwähnen, wie sich die Gänsehaut bis in die Fingerspitzen ausgebreitete. Was für eine Bühne! Was ein Lautsprecher!

Auch die erste Inbetriebnahme des selbstgebauten Vorverstärkers auf Basis von Thel-Audioworld sowie AudioPCB-Bausätzen hat unglaublich viel Spaß gemacht. Mit Blick auf die Bauphase meiner ersten, selbstgebauten Lautsprecher kann ich zum einen sagen, dass es sich wirklich gelohnt hat, und zudem wird es sicher nicht der letzte Lautsprecherbau von mir gewesen sein.

Alex

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Servus Alex,

erstmal super Artikel, und wirklich tolle Boxen, ganz mein Ding.
Meine Frage, da Udo von mir so weit weg ist, warum hast du dich für die Doppel 9 entschieden und nicht für die Lady ?. Ich bin nur Millimeter von der Bestellung entfernt und tendiere zwischen den beiden.

Liebe Grüsse aus Garmisch
Michael

Schiebst du die Lautsprecher aus den Ecken, bevor du hörst? Falls nicht, hast du richtig Glück mit deinem Raum 😀
Wirklich tolle Lautsprecher hast du gebaut. Viel Spaß damit

Hallo Alex, da ist dir handwerklich ein tolles Gehäuse gelungen. Akustisch, davon könnte ich mich in Nordhausen überzeugen, hat mich das Teil sowieso restlos überzeugt. Dich ja offensichtlich auch!
Viel Freude damit.
Achim

Hallo Achim,

auch an dich die Frage warum hat dich die Doppel 9 mehr überzeug, als z.B. die Lady?

Liebe Grüsse
Michael

Hi Michael,

Udo hat schon im Entwicklungsbericht zur D9 geschrieben, dass sie der Lady ordentlich auf die Pelle gerückt ist. Sowas schreibt Udo nicht einfach so. Ich denke die Unterschiede sind halt nicht mehr so gross und bei den Gehäuseabmessungen greifen dann viele doch gern zur wohnraumtauglicheren Variante. Ist aber auch nur eine Vermutung. Ich hab die D9 in Nordhausen gehört, die hat mich auch restlos überzeugt. Leider habe ich keinen direkten Vergleich zur Lady, da sie für mich nicht in Frage kommt. Vielleicht findet sich ja jemand der sie im direkten Vergleich gehört hat. Würde mich auch interessieren. Aber die D9 ließ absolut nichts vermissen.

Gruß Chris

Guten Abend,

auch ich konnte neulich bei Udo die Lady und die 92 im direkten Vergleich hören. Ich konnte dabei allerdings keinen nennenswerten Unterschied im Tiefton hören, was mich zunächst etwas erstaunt hat. Doch die Boxen standen sehr frei im Raum und bei größerer Wandnähe von Lautsprechern und Hörplatz hätte sich das sicherlich schnell geändert. Mir hatte die Lady komischerweise auch nicht so gut im Hochton gefallen, aber das mag ein sehr individuelles Empfinden von mir sein.

Grüße Sebastian

Hallo Michael,
ich hatte die Lady gar nicht gehört. Schlicht, weil die Größe nicht in meine Räume passt. Selbst die Doppel 9 ist für mich leider zu groß.
Neben mir stand ein deutlich kleinerer Boardie als ich, sein spontaner Satz: „…die sind es, die Bau ich…“.
Besser könnte ich mein Gefühl auch nicht beschreiben. Da hat’s einfach eingerastet…
LG Achim

Hallo Alex,

sehr schicke Gehäuse! Bei Zeiten muss ich das auch mal probieren mit dem Furnieren.

Glückwunsch zum perfekten Ergebniss, mir gefällts ;0)

Hallo Alex,

danke für deinen tollen ausführlichen Bericht und herzlichen Glückwunsch zu diesen Schmuckstücken!

Sich einfach das Zusägen des Gehäuses sparen und die gewonnene Zeit ins perfekte Finish investieren – das hat sich echt gelohnt! Und auch wenn manchmal die Geduld wegen der vielen kleinen Schritte strapaziert wird, am Ende schaut man über viele Jahre stolz wie ein kleines Kind jeden Tag wieder auf sein Werk. Also alles richtig gemacht!

Ich wünsche dir viel Spaß und noch viele Gänsehautmomente mit deinen Schönen.

Liebe Grüße
Uwe

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