29. Januar 2023

U_Do 51 CoACL – Uwes erstes Leserprojekt

Autor: Dilettant

Das Treffen in Nordhausen 2022 brachte mir neben vielen anderen Erlebnissen zwei Erkenntnisse:

Erstens, meine Chorus 73 klingen auch im Vergleich zu den neuen Kreationen von Udo noch ganz ordentlich. Ich muss jetzt nicht sofort mein ganzes Equipment neu bauen.

Andererseits ist man nach so einem Treffen ja auch angefixt und möchte unbedingt wieder neue Klangmöbel erschaffen…

Da half mir dann die zweite Erkenntnis auf die Sprünge.

Beim Kaffee zwischen den Hörsessions verriet mir Udo, dass es die Koax-Chassis aus der U_do-Reihe nun auch mit rundem Korb gibt. So würden sie mir optisch besser gefallen, das war mir sofort klar. Und ich wollte schon immer mal diese Art von Treibern verbauen. Schon auf der Heimfahrt schossen mir erste Bilder durch den Kopf.

Zu Hause angekommen schwärmte ich erst einmal meiner besseren Hälfte von dem Treffen vor. Ich glaube, sie war beinah erstaunt, dass ich nicht gleich einen kompletten, neuen Satz mit Chassis und Weichenbauteilen mitgebracht hatte. Schnell war ein Plätzchen für neue Boxen ausgemacht. In der frisch renovierten Küche fehlte noch eine adäquate Beschallung. Hier taten noch meine ersten Needle-Boxen (aus einem Vor-Udo-Zeitalter) ihren Dienst.

Die Dinger durften also nicht allzu groß sein, sollten aber das volle Spektrum abbilden können. Da kommt man schnell zur ACL-Lösung. Also Udos Shop durchforstet und festgestellt, dass es bisher für den Koax keine ACL’er gibt.

Meine Mailanfrage beantwortete Udo gewohnt schnell und auf den Punkt! Ich hatte mir die U_do 19 für mein Projekt ausgeguckt und mir 12 Liter Innenvolumen ausgerechnet. Udo schickt mir Simulationen zu und befand, dass eine 15 Liter Version besser klingen müsste. Der Startpunkt für das Projekt war gesetzt.


 
Natürlich gibt es auch die Freecad-Datei zum Selbstmodifizieren der ACL.

Bei der Gestaltung wollte ich einen Bezugspunkt zur Küche haben. Hier haben wir als „Fliesenspiegel“ eine Art Metallplatte verwendet, die man zu diesem Zweck beim schwedischen Einrichtungshaus erwerben kann. Mit diesen nur 3mm dicken Platten könnte man bestimmt auch Boxen verkleiden, so meine Idee. Zudem wollte ich schon immer mal Rundungen mit Biegesperrholz selbst formen. Daraus ergab sich dann wie von selbst das Design für die neuen. Doch vorab musste ich herausfinden, wie sich das Material verarbeiten lässt.

Das sah vielversprechend aus. Also ran an die richtigen Boxen!

Die eigentlichen Boxen waren schnell aus 16mm-Resten MDF zusammengeleimt. Auf die Seiten habe ich dann jeweils ein „Opferbrett“ geschraubt.

Ich wollte die Front-und Rückseiten etwas überstehen lassen, aber gerade an den Seiten brauchte ich genügend Anpressdruck für Spanngurte, damit das verleimte Sperrholz hier zum Schluss eine schöne geschlossene Optik hat.

Dann mussten erst einmal die späteren Seitenteile aus dem Metalllaminat möglichst genau zugeschnitten werden. Auch wenn diese erst im letzten Arbeitsgang eingesetzt werden, war dies der einzige Zeitpunkt zum Anmessen.

Jetzt begann der spannende Teil mit dem Biegesperrholz. Ich glaube, hier zeigen die Bilder ganz gut die Vorgehensweise.

Bei diesem Arbeitsschritt passierte auch DAS Missgeschick, das zu jedem Boxenbau dazu gehört… Ich hatte beide Sperrhölzer, die auf einer Seite aufeinander geleimt werden, gleich lang geschnitten. Ich habe dabei natürlich nicht bedacht, dass durch die Biegung der ersten Lage die zweite etwas länger sein muss. Der Moment seine Stimmbänder mit einem kräftigen Schrei zu trainieren war gekommen! Aber kein Problem ohne Lösung. Also mit der Oberfräse noch etwas mehr entfernt und eine kleine Leiste eingeklebt und angeschliffen. Bei der fertigen Box ist der Fehler nicht mehr zu sehen.

Das eigentliche Biegen ging dank Anfeuchten mit einem Dampfreiniger und gleichmäßigem Verschrauben recht einfach von der Hand. Die Schraublöcher habe ich am Ende wieder mit Leim verfüllt. Da ich das ganze noch mit Furnier überziehen wollte, musste ich hier nicht so genau acht geben.

Anders als die meisten hier komme ich besser mit Kontaktkleber beim Furnieren klar. Hier kann man zwar ab dem Moment des Auflegens nichts mehr verschieben, das Anpressen über die Rundungen mit der Tapetenrolle funktioniert dann aber ganz hervorragend. Die Oberfläche habe ich anschließend nur mit Wachs behandelt, da mir die Optik so am besten gefällt.

Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, die Weiche im Fuß der Box zu verbauen. Zu diesem Zweck waren gleich zu Beginn schon innen Kabel verlegt worden. Nun mussten sie durch den Ständer zum Fuß geführt werden. Dazu dann noch die Gewindestange, um Box und Fuß miteinander zu verspannen. Und das alles durch die kleine Öffnung für das Reflexrohr. Ich glaube, danach könnte ich jetzt auch Dreimaster in Flaschen aufbauen … aber auch hier hat sich die Hartnäckigkeit des nördlichen Ostwestfalen ausgezeichnet und am Ende hat alles seinen Platz gefunden. Im Fuß selbst habe ich mit der Oberfräse ein Plätzchen für die Weiche ausgearbeitet. Die Rohre habe ich zum Schluss noch mit Sand verfüllt.

Nun endlich konnten die Opferbretter entfernt werden. Sie waren allerdings so verklemmt, dass einfaches Abschrauben nicht funktionierte. Also wurden sie in einzelnen Stücken ausgefräst. Die zu Beginn für jede Seite angepassten Metallseitenteile fanden nun ohne große Mühe ihren Platz und konnten verklebt werden.

Jetzt nur noch die Chassis und die Weiche verlöten und einsetzen und die fertigen Lautsprecher in ihr neues Zuhause tragen.

Zuerst habe ich sie an meinen Arcam-AVR in der guten Stube angeschlossen und nach dem reinen Funktionstest ein wenig einspielen lassen. Dann konnte ich mir den Vergleich zu den Chorussen nicht verkneifen. Das ist natürlich von Größe und Preis her unfair. Trotzdem mussten die Kleinen im Bass nicht schamrot werden. Das ACL-Prinzip bekommt ihnen sehr gut und sie klingen rund und tief, man könnte auch sagen erdig. Bei der Auflösung der Höhen kann man den Preisunterschied dann nicht mehr wegdiskutieren. Hier spielt eine Chorus 73 in einer anderen Klasse. Aber für sich gehört ohne den direkten Vergleich klingt sie sehr geschlossen ohne jegliches Zischeln und – dem Koaxchassis entsprechend – sehr gut räumlich gestaffelt.

Mittlerweile sind sie in die Küche eingezogen und tun ihren Dienst an einem Numan-Radio. Hier spielen sie ganz hervorragend alles, was die Sender in den Äther pusten. Die Auflösung ist für diese Aufgabe fast schon zu gut. Und hier kommt eine weitere positive Eigenschaft zum Tragen. Sie können auch leise wunderbar musikalisch Details rüberbringen, die eine Needle da eher mal verschwiegen hat.

Ich bin mit Optik und Klang rundherum zufrieden und kann jedem den Nachbau nur empfehlen! Danke an Udo, dass ich mal einen wirklich „neuen“ Bausatz ausprobieren durfte!

Liebe Grüße
Uwe

Zur U_Do 51 CoACL im Online-Shop

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Hey Uwe,

Sau Geil das Design das Furnier Kommt richtig schön zur Geltung.

Meine Frau hat schon gesagt wir müssen wohl nächste mal vorbeikommen wenn wir wieder oben sind.

Die Rundungen gefallen mir sehr.

LG Christian / Chris-Chan

P.S oderdas Furnier jetzt an der L44

Hi Uwe,

Hammer Design und ich muss sagen, dass mich insbesondere dein planerischer Ansatz sehr gefallen hat, das ist eine große Stärke von Dir!

Genieße es!

VG, Johannes

Da hast du dir ein paar sehr schöne Lautsprecher gebaut. Das Design und die Ausführung gefallen wir mir sehr gut. Ich will auch irgendwann etwas mit Rundungen machen.
Toll gemacht!
Viel Spaß beim Kochen 🙂

Last edited 1 Jahr her by Manu

Hallo Uwe,

sehr schön! Das sieht nach einer interessanten Nischenlösung aus. Wir sehen ja hier im Magazin und Forum, dass es immer wieder Wünsche nach etwas ausgefalleneren Bausätzen gibt. Eine normale U_Do 51 ACL wäre in einem ähnlichen Gehäuse sicher einen Tick spritziger im Hochton gewesen, aber das will man gar nicht immer, und der Koax spielt im Sweet-Spot als Punktschallquelle wahrscheinlich schön räumlich, wie ein Breitbänder. Außerdem hat der Hochtöner im Koax quasi einen eingebauten Berührungsschutz, der die Kalotte vor versehentlichem oder mutwilligem Eindrücken (z.B. durch Kinderfinger) bewahrt.

Ich habe auch gerade ein spezielles Projekt mit dem Koax-Chassis fertiggestellt. Bericht folgt.

Eine Frage: wie kommte der große Radius an die Ecken der 3mm dicken Metallpanele? Oder ist das HDF, beschichtet mit dünner Alufolie, was sich fräsen oder feilen ließe?

Beste Grüße,
Martin F

Hallo Martin,

auch Dir ein Danke für den freundlichen Kommentar!

Du hast das richtig erkannt. Die Paneele besteht im Kern aus HDF. Auf beiden Seiten ist eine dünne Schicht Metall aufgetragen. Einmal in Silber, so wie ich es verbaut habe, und einmal goldfarben. Den Anblick habe ich mir erspart… Ich habe die Kante dann grob mit der Stichsäge zugeschnitten und den Rest einfach mit dem Exzenterschleifer nachgearbeitet.

Gruß
Uwe

Perfekt! Ich mag es immer sehr, wenn das Design zur Einrichtung passt und dennoch wie hier zeitlos ist. Das Design ist zwar nüchtern technisch, dennoch strahlt es durch das Furnier (Esche?) eine gewisse Wärme aus. Auch die Umsetzung mit ihren technischen Raffinessen sucht ihresgleichen. Ich bin ja eher der Typ, der Rundungen in Multiplex schichtweise aufbaut, weil mein Respekt vor dem Biegen noch zu groß ist. Viel Spaß mit den gar nicht mal so kleinen Küchen-Lautsprechern 🙂

Hallo Alex,

danke für die Blumen! Das Furnier nennt sich Olive, ist aber SaRaiFo-Furnier und entsprechend aus anderen Hölzern zusammengesetzt. Ich hatte es in Nordhausen das erste Mal live gesehen auf den wunderschönen Boxen von ChrisChan und wollte es auch unbedingt mal einsetzen.

Gruß
Uwe

SaRaiFo Furnier habe ich auch schon verarbeitet. Ist ein tolles Material. Hätte nur gedacht, dass Olive dunkler rauskommt. Das Wachs scheint das Abdunkeln aber klasse zu verhindern. Das werde ich wohl mal als Ersatz / Ergänzung zu Esche einsetzen. Der WAF- Faktor war gestern ebenfalls riesig. Danke dir für deinen Tipp.

Grüße Alex

Respekt, die sehen echt super aus!

Ein wirklich tolles Design mit der Rundung, den seitlichen Überständen und einem schönen Materialmix. Die Ständer sind ja fast ein Projekt für sich. CoAx mit ACL finde ich auch sehr reizvoll, auf jeden Fall (be-)merkenswert Deine Lautsprecher!

Herzlichen Glückwunsch zu zwei superschönen Lautsprechern. Die Biegung ist dir wirklich gut gelungen, werde ich auch probieren. Reicht es, oberflächlich zu befeuchten oder badest du das Brett? Es ist ja recht dick.
Und auch das Furnier liegt perfekt an. Nach meinen 53ern bin ich beim furnieren auch von Leim auf Kontaktkleber gewechselt.

Also nochmal: Chapeau
Und herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Pärchen.

Danke für das Lob! Das Fuma-Sperrholz lässt sich trotz 5mm Dicke sehr gut biegen. Bei mir reichte das Befeuchten mit dem Dampfreiniger. Wenn man dann zwei Schichten verleimt und trocknen lässt, hält es die Form.

Gruß
Uwe

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