Home › Foren › Bau-Dokumentationen › Chorus 85 › Antwort auf: Chorus 85
Bau-Bericht Chorus 85
Hallo liebe Selbstbaugemeinde. Mein erster Kontakt mit dem Selbstbau von Lautsprechern war recht exakt vor zwei Jahren. Als Einstieg habe ich zu diesem Zeitpunkt ein paar Elip 2 gebaut. Ich war und bin immer noch begeistert von diesen Lautsprechern. Was dann kam, wisst Ihr alle. Nach 2 Jahren wollte ich mehr. Als zweites Projekt wollte ich nun eine SB23/3 im schlanken Gehäuse bauen. Also habe ich Sketchup angeworfen und zwei lange Wochen Gehäuse geplant. Es sollte kein dicker eckiger Kasten werden. Nun, es ist dieser Entwurf geworden. Macht er die Lautsprecher doch optisch etwas schlanker.
Dann kam der 23.9.2017 und plötzlich mit ihm erschien die Chorus 85. Das war wie ein Geburtstagsgeschenk, welcher exakt einen Tag später stattfand. Dann ging es wieder los dieses hm, hm. Am 25.9. habe ich dann einfach den Bausatz bestellt. Mein Gehäuse war ja virtuell fertig. Lediglich das Volumen und die Größe des Mitteltonfaches mussten angepasst werden. Am darauffolgenden Mittwoch wurde Material gekauft. Biege MDF habe ich dieses Mal auch erworben. Ich wollte meine Nachbarn mit dem Sägelärm verschonen. Naja, gesägt wurde aber trotzdem reichlich. Wie nun bekomme ich die Form auf die Lautsprecher???? Auch hier hat mir Sketchup geholfen. Es gibt zwar auch mathematische Möglichkeiten oder Ausprobiererei, es sollte aber möglichst genau werden. Also im 3D Programm penibel alle paar Zentimeter die Rundung abgefahren und Maße notiert. Diese Punkte habe ich so exakt wie möglich auf meine zukünftige Lautsprecherfront übertragen.
Einige Tage zuvor habe ich mir ein flexibles Kurvenlineal gekauft. Auch eine Fräse habe ich erworben. Beides erwies sich als große Hilfe. Wie habe ich so lange ohne Fräse gelebt? Anlegen, ausrichten, fixieren waren ruckzuck erledigt. Dann die Form grob mit der Stichsäge ausgeschnitten und direkt mit dem Bündigfräser an der Kante lang gefahren. So einfach kann das Leben sein. Die Form konnte ich nun für alle vier benötigten Bretter nutzen.
Danach baute ich mir eine Laminierform für die Außenhülle. Die Idee dabei war mir die Arbeit beim Verkleben der Seitenwände zu erleichtern. Der Bogen ist zwar nicht so extrem, trotzdem nicht einfach zu Händeln. So konnte ich eine Wand in ruhe verkleben und dann die nächste. Als Kleber habe ich Bindan-Propellerleim benutzt. Mit einem Lackroller habe ich zügig beide Platten entsprechend flächig mit Kleister versehen, auf die Form gelegt, mit mehreren Kanthölzern und Schraubzwingen in Form gebracht. Nach nur 2 Stunden konnte ich die nächste Wand leimen usw.
Und hat die Vorgehensweise einen Vorteil? Für mich eindeutig ja. Trotzdem muss auch die vorgefertigte Seitenwand mit Schraubzwingen oder Schrauben an den Fronten bzw. Rückseiten fixiert werden. Das geht aber deutlich einfacher und schneller als mit Schicht für Schichtaufbau. Bei größeren Wandstärken könnte die Außenhülle eventuell zu steif werden, um sie an den Radius der Außenwand anzupassen. Es ist in diesem Fall vorteilhaft als Erstes die Außenwände zu laminieren und die Form als Schablone für Fronten/Rückseiten zu nutzen.
Nun aber wie die LS aufbauen? Spanten bauen? Ne, das war mir zu viel Arbeit. Bei dieser Lautsprecherform kann ja nicht einfach mal ein Spantenmodell benutzt und mehrfach kopiert. Jede Spante hat andere Maße. Also habe ich MDF Latten aus einer Platte geschnitten und nach der Form der Rundung bündig mit dem Rand verklebt. Diese durften nur nicht zu breit werden. Das Vorhaben hat auch gut funktioniert. Damit das Gehäuse auch stabil wird und nicht schwingt, habe ich zusätzlich je zwei 8 cm Brettchen verklebt. Nachfolgend wurde das Mitteltonfach eingeklebt.
Als nächste sind die fertigen Außenwände dran.
Die Seitenwände bestehen nur aus 2x3mm MDF und 1x10mm Biege MDF. Ich hatte bedenken wegen der relativ geringen Gesamtstärke. Die Lücken im MDF habe ich ja nicht ausgefüllt. Ich dachte mir naja, im schlimmsten Fall muss ich von vorn anfangen. Also wurden mutig die Wände verleimt und mit der Hilfe von wenigen Schrauben an die Form der Front/Rückseite gezwungen. Das hat sehr gut funktioniert.
Weil Sketchup das Gehäuse mit Netto 63,8 Liter Innenvolumen berechnet hat, wollte ich die Möglichkeit nutzen, um die Materialstärke von innen zu erhöhen. Abzüglich 7,3 Liter brutto für das Mitteltonfach und ca. 2 Liter für die diversen Latten hatte ich noch gut 4 Liter Luft. Also habe ich innen viele Flächen einfach mit überzähligem Biege MDF versehen. Mal sehen, ob es hilft. Es beruhigt das Gewissen.
Nach der Trocknungszeit über Nacht wurden überstehenden Kanten bündig gefräst. Seitlich ging das gut nur oben und unten nicht. Ick habe ja keene Kante, an welcher ick mit dem Fräser langfahren konnte. Das war ein Fehler. Mit Stichsäge, Raspel und viel Handarbeit schaffte ich es, nach einer gefühlten Ewigkeit, dennoch. Anschließend wurden Deckel und Boden verbaut.
Ein ärgerliches Missgeschick ist mir beim Fräsen passiert. Das kommt davon, wenn man mit dem Gerät noch keine Erfahrung hat. Ich habe eine Macke in die Front gefräst. Falsch angesetzt und es ist passiert. Tja, und nun??? Eigentlich wollte ich auf die Front und die Rückwand noch 3 mm MDF gegen kleben um die offenen Löcher vom Biege MDF abzudichten. Das konnte ich nun vergessen. War nicht mehr auszugleichen. Hm, ohne lange weiter nachzudenken habe ich kurzerhand die Kanten angeschrägt.
Hier sieht man die schrägen Kanten:
Diesemal lief alles wie am Schnürchen. Nun aber wie diese Löcher vom MDF dichtmachen? Verspachteln? Nee, dazu hatte ich keine Lust. Wieder hm, hm was mache ich. Dann viel es mir ein. Blindfurnier war die Antwort, laut dem Internet. Das wird genügen, hoffte ich. Es kommt ja noch eine Furnierschicht drüber. Furnieren, das war im übrigen auch eine Premiere. Im Internet gab es ja viele Hinweise und Videos zum Thema. Also gesagt, getan. Im Eifer des Gefechts habe ich mal wieder keine Bilder davon verewigt. Im Großen und Ganzen habe ich diese Aufgabe gut bewältigt. Die Oberfläche behandelte ich nachfolgend mit Osmo Hartwachsöl, welche im Forum so gelobt wird. Die Bodenplatte aus Buche habe ich im übrigen mit Rampamuffen und Schrauben am Gehäuse verankert.
Ausschnitte fräsen:
Wow, das habe ich schon mal bis hierhin geschafft. Die Weichen habe ich schon mal zwischendrin aufgebaut. Dank Udos Plan ist das das auch für Neulinge gut zu schaffen. Ich kannte das Prozedere ja schon von der Elip2.
Dann wurde es spannend. Das Gehäuse konnte nun bestückt werden. Die Arbeit ging mir recht zügig von der Hand. Alles war ja gut vorbereitet. Also Weichen in das Gehäuse und verdrahten. Zum Anschluss der Lautsprecher an die Weiche wurden Wagoklemmen benutzt. Damit habe ich gute Erfahrungen und es geht natürlich schnell. Die Dämmwolle aufgeteilt. Ein kleineres Stück kam locker in das Mitteltonfach. Ein Anderes wurde unter dem Reflexrohr verteilt. Den großen Rest habe ich locker in der Box verteilt. Als Nächstes wurden die Chassies verlötet, vorgebohrt und verschraubt. Nun musste ich nur noch das Terminal verlöten und den Reflexkanal einschieben.
Puhh, die Arbeit ist vollbracht. Was für ein Glücksgefühl. Danke Udo, für Deine tollen Bausätze!!! Durch Dich ist es jedem möglich und erschwinglich in den Genuss von High End Klang zu kommen. Dazu kommt der Stolz der eigenen erbrachten Leistung. Das sind Augenblicke, welche wirklich zufrieden machen.
Zur Klangbeschreibung aus meiner Sicht. Die Elip2 ist schon ein großartiger Lautsprecher. Die Chorus 85 legt die Messlatte noch ein gutes Stück höher. Sie spielen einfach Rund, ohne über zu betonen. Die Höhen empfinde ich noch Detailreicher. Nichts nervt. Der Mittelton in meinen Ohren grandios. Der Tiefton sehr ausgewogen mit schönem Bauch. Überhaupt nicht schwammig oder zu trocken. Genau die goldene Mitte. Wenn in der Aufnahme vorhanden, geht richtig die Post ab. Die Instrumente wirken sehr natürlich. Es entsteht eine räumlich, tief gestaffelte Bühne. Diese Box ist ein Allrounder für alle Arten von Musik. Einen Vergleich zur SB23/3 kann ich nicht machen. Das können andere Hörer besser. Beide haben ihren Platz sicherlich verdient. Die Chorus ist noch nicht eingespielt. Mal sehen was sich noch tut und wie lange sie dazu braucht.
Auf einen Vergleich mit der SB417 bin ich auch gespannt. Ich vermute, das diese dynamischer zu Werke geht.
Liebe Grüße
Sven
Bitte entschuldigt. Leider habe ich nicht genügend Bilder gemacht.