Home › Foren › Kaufberatung (Stereo, Surround usw.) › Kontrabass und Orgel bei wenig Platz – kann das gehen? › Antwort auf: Kontrabass und Orgel bei wenig Platz – kann das gehen?
Die Vorlesung war reine Zeitverschwendung. Hätte ich stattdessen mal lieber 90 Minuten lang Musik gehört. Das mache ich jetzt wieder. Händels Messias, in der Bearbeitung von Mozart. Im heimischen Wohnzimmer, auf den SB18.
Und ich nutze einfach mal die Gelegenheit, um meine Frage aus dem Titel zu beantworten. Kontrabass und Orgel bei wenig Platz – geht das? Ja. Das geht. Die SB18 machen jeden Kontrabass- und fast jeden Orgelton hörbar. In der Subkontra-Oktave wird es merklich leiser, aber die Musik funktioniert trotzdem.
ABER:
Ich habe am Sonntag auf der Duetta kurz Mahlers Auferstehungssinfonie angemacht. Die beginnt (neben Tremolo-Geigen) mit Celli und Kontrabässen unisono. Auf der SB18 bereits ein Genuss (Kontrabass – check), aber auf der Duetta nochmal ein ganz anderes Level. Nicht nur, weil der Eton-Bass trockener ist, sondern ganz offensichtlich auch, weil es selbst den Kontrabässen (und nicht nur der Orgel) gut tut, auf größeren Chassis dargestellt zu werden. Damit sind wir also (endlich) beim ersten wirklich wichtigen Fazit nach dem Probehören am Sonntag angekommen:
Auch, wenn sie mir optisch gut gefällt, die Linie 74 würde mir vermutlich jedes mal, wenn ich dann Achtzöller oder gar 11er höre, “zu klein” erscheinen. Und damit fällt das wichtigste Argument für Linie 71 weg (Upgradefähigkeit).
Zweites wichtiges Fazit:
Dass mir der Hexacone-Sound nochmal deutlich besser gefällt als die SB-Pappe, habe ich oben bereits angedeutet. Das habe ich in Berlin ziemlich zügig gemerkt und Jo hat gleich bestätigt, dass es ihm ähnlich ging. Der Eindruck hat sich auch nicht wieder relativiert – bislang war ich von den SB18 ausschließlich beeindruckt (weil ich sie mit Yamaha und Teufel verglichen habe), jetzt finde ich sie immernoch erstaunlich gut, wünsche mir aber den trockenen Bass aus Berlin zurück.
Um das aber nochmal ganz deutlich zu sagen: Der SB Bass ist nicht “schlechter” und “dröhnen” tut er erst recht nicht – ich bin mir sicher, er trifft den Geschmack vieler Menschen sogar besser als der Eton Bass es tut. Aber er trifft halt leider den meinen nicht. 😉
Also doch Eton und nicht SB. Nur, welche? Damit sind wir also beim großen Kräftemessen angelangt: Duetta gegen Linie 44.
Wir haben eine ganze Weile Duetta gehört. Montis Duettas sehen toll aus und klingen noch viel besser. Dass sie mit 11er Kontrabässe noch authentischer können als Kompaktboxen habe ich oben schon geschrieben. Stimmen klingen klar, die Musiker sind einzeln zu orten – der Mann mit Besen aus Montis CD Spieler auch. Deshalb haben wir viel Musik gehört, die nicht von meinen CDs kam (aber NICHT Hey Now von London Grammar! Den Song habe ich also auf allen Boxen AUßER der Duetta gehört – und deshalb Jo auch nur tiefenentspannt erlebt. Hab ich das jetzt richtig verstanden? 😀 ). Das war dann natürlich auch überwiegend Musik, die auf guten Lautsprechern gut funktioniert. Macht mit Duettas unglaublich Spaß.
Wenn man bislang günstige Lautsprecher und geringere Ansprüche hatte, wird dann nach einem Upgrade halt das CD Regal vielleicht etwas leerer (Eluveitie “Omnos” hat auf der Duetta keinen Spaß mehr gemacht) und man muss sich bei Songs, die man gut kennt, gegebenenfalls umgewöhnen (Rammstein “Morgenstern” klingt auf Linie44 gut, aber ganz anders, als ich es sonst kenne).
Vor dem Umstöpseln von Duetta auf die Linie 44 “warnte” Monti noch davor, dass dort die Bühne viel weiter nach vorne rücken würde. Nach einigen Minuten Linie 44 waren wir uns alle einig: Ja, die Bühne war weiter vorne als bei der Duetta – aber lange nicht so weit vorn, wie man es nach Montis Warnung erwartet hätte. Anscheinend hat die L44 beim Vorführen bei einem früheren Hörevent raumbedingt einen ganz anderen Eindruck hinterlassen, als im Wohnzimmer. Wer also die Linie 44 gehört und sich die Bühne etwas weiter hinten gewünscht hat: Probiert sie mal im Wohnzimmer, da ist der Effekt anscheinend deutlich weniger stark ausgeprägt.
Ich höre ja gerne große sinfonische Werke (erwähnte ich Mahler bereits?), die sind – anders als Kammermusik – oft so aufgenommen, dass die Distanz zu den Musikern sehr groß wirkt. Wenn ein Lautsprecher das Geschehen etwas stärker nach vorne holt, ist das für diesen Zweck vielleicht gar nicht verkehrt.
Die Linie 44 gefiel mir auf alle Fälle sehr, sehr gut. Sie verzeiht schlechte Aufnahmen noch viel weniger als die SBs das bei mir tun (auf denen geht auch Eluveitie), aber belohnen bei guten Aufnahmen den Hörer mit einem einfach komplett stimmigen Bild. Auch das habe ich oben schon geschrieben: Der Hochton war für mich nicht deutlich genug “anders” um jetzt dem ER4 oder der Kalotte den Vorzug zu geben. Wir haben Pink Floyd “Time” gehört und es auf beiden Hochtönern ertragen. 😉
Monti hat richtigerweise angemerkt, dass wir auf der Linie44 nicht ganz so laut aufgedreht haben, wie auf der Duetta – aber der 26 HD 3 hat den Test für mich trotzdem bestanden – auch der nervt nicht, wenn die Aufnahme gut ist. Ich habe später Fanfare Ciocarlia “Cucuritza” auf der Linie 44 angemacht; die Trompeten waren prägnant und klar, aber nicht aufdringlich. So soll es sein.
Und sonst so? Linie 44 füllt toll den Raum, ist über alle Frequenzen irgendwie präsent, aber nicht aufdringlich. Duetta kann tiefer.
Ich behaupte: Duetta ist nicht besser als Linie 44. Und Linie 44 ist nicht besser als Duetta. Beide kann man sich ohne zu zögern ins Wohnzimmer stellen (und ggf. frei nach Jo: Noch zwei CT193 daneben, damit man bei Punk und Folkmetal mit geringerer Aufnahmegüte einfach schnell umstöpseln kann) 😉
Ich habe natürlich wenig Hörerfahrung. Ich bin gespannt, was Monti und Jo zum Vergleich hinzufügen können, die kennen jeweils “ihren” Lautsprecher natürlich gut genug, um die Unterschiede zum anderen herausarbeiten zu können.
Tja, und nun kommen wir zurück zu meinem Problem: Welcher Lautsprecher ist der richtige für mich?
Eton ja. Linie 71 nein. Irgendwas in mir mag D’Appolito. Fünfer sind mir auch während der studentischen Übergangsphase zu klein. ER4 ist nicht Pflicht, aber gestört hat mich am ER4 auch nichts.
Jo meinte, ich bräuchte am ehesten eine (gar nicht existierende) Linie 43.5 – also die D’Appolito 42 mit einem 8er oben drüber. Oder anders formuliert: Jos Linie 44 gekürzt um den unteren Bass (weil der bei mir ja nicht ins Wohnzimmer passen will). “Regalbox” ist das dann nicht mehr, aber theoretisch gehen tut’s.
Selbst eine Linie 43 wäre für den Anfang natürlich alles andere als verkehrt, wenn sie einteilig überkopf auf dem Regal steht.
Die zweite Variante ist Duetta Top für einige Jahre – und dann der 11er drunter, wenn irgendwann mal Platz dafür ist.
Die dritte Variante ist Chorus 85, müsste bei mir wie die Linie 43 auf dem Kopf stehen, mit möglichst geringer Höhe. [Cr_Edit where Credit is due: Die Idee ist natürlich nicht von mir – der Vorschlag kam weiter oben von Matthias und beschäftigt mich und Sketchup seitdem auch immer mal wieder]
Ob Dreiweger ohne oder Zweiweger mit ER4 ist finanziell dann fast egal. Ästhetischer (weil nicht so wuchtig) ist die zweiwegige Variante (wenn man von der Chassis-Farbe absieht – am Sonntag wurde nicht nur über Klang-Unterschiede im Kampf L44 gegen Duetta diskutiert. O-Ton Jo: “Meine Chassis sehen besser aus”) 😉
Glücklicherweise muss ich, egal welche Variante es wird, noch mindestens bis zum neuen Jahr mit der Bausatzbestellung warten – ich habe also noch ein bisschen Zeit, mir über meine Prioritäten klarer zu werden.
EDIT:
Da habe ich vor Freude über den fertiggestellten Bericht ja glatt das Wichtigste vergessen:
Vielen, vielen Dank für den netten Nachmittag, das Lautsprecherschleppen und durch-die-Gegend-Fahren und die sehr hilfreichen Tips und Ideen – und auch für die viele Musik, selbst wenn ich mir nicht merken konnte, welcher Song wann auf welchen Boxen lief. 😉
Es hat viel Spaß gemacht und mich wie ihr lesen könnt auch ein ganzes Stück weitergebracht.