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Antwort auf: Allgemaine Fragen zu LS design und hier verwendete Chassis

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HortusNanum

    Hi Stefan,

    eieiei, was Udo in seiner unnachahmlichen Art auszudrücken versucht ist, dass man sich Lautsprechern nicht von „dieser“ Seite aus nähert. Das Gesamtkonstrukt ist die Summe seiner Teile und als solches zu beurteilen, sich darüber Gedanken zu machen was wäre wenn man diese oder jede Komponente anders gemacht hätte, ist müßig.
    Auch die Frage nach dem „Lieblingschassis“ anderer ist wenig hilfreich, da am Ende nur Deine eigene Wahrnehmung zählt. Was nützt es Dir wenn 90% hier den gleichen Favoriten nennen, Dein Ohr oder Dein Geldbeutel mit diesem aber aus irgendeinem Grund nicht zurechtkommt?
    Keiner von Udos Lautsprechern macht etwas grob falsch. Sie reproduzieren Musik nur auf unterschiedliche Weise.

    Tatsächlich lassen sich Deine Fragen mit wenig Google-Arbeit und viel Lesen beantworten, ich versuche trotzdem mal, Dich auf die richtige Spur zu bringen. Die Details darfst Du Dir dann selber ergooglen. 😉

    1. Bassreflex vs. CB Subwoofer:
    Ein Bassreflex-Gehäuse ist ein sogenannter „Helmholtz-Resonator“, der die vom Chassis nach hinten abgestrahlte Energie nutzbar macht und den Frequenzgang des Lautsprechers an seiner Resonanzfrequenz anhebt. Damit sind je nach Chassis und Abstimmung sehr druckvolle und tiefe Bässe möglich.
    CB (closed box) Bassgehäuse bedämpfen das Schwingungsverhalten des Chassis mit einer Luftfeder und tragen so zu einem kontrollierten Schwingverhalten der Membran bei (macht BR auch – aber anders). Das Volumen des Gehäuses entscheidet darüber wie „straff “ diese Luftfeder ist und muss auf die technischen Parameter des Chassis abgestimmt werden. Wenn man für die von Udo verwendeten Subwooferchassis mal das „optimale“ Gehäuse berechnet, wird man oft zu ganz anderen (viel größeren) Volumina kommen. Die CB-Gehäuse sind also rein rechnerisch „zu klein“, was zu einer höheren unteren Grenzfrequenz führt. Der Bass spielt also in einem kleineren Gehäuse nicht so tief. Die Aktivmodule für die Subwoofer haben aber einen DSP, über den das mit entsprechenden Filtern kompensiert wird. Das Chassis wird also sozusagen elektrisch dazu gezwungen Dinge zu tun, die es in einem so kleinen Gehäuse normalerweise gar nicht könnte. Auf diese Weise kommt man zu einem tiefen, knackigen Bass aus einem relativ kleinen Gehäuse.
    Ob Dir jetzt das eine oder das andere mehr liegt und ob Du für das eine Platz hast oder nicht, kannst dann aber wieder nur Du sagen.

    2. Der ER-4
    Der ER-4 ist ein sogenannter „Air Motion-Transformer“ (AMT). Diese sind tatsächlich in äußerst hochpreisigen Boxen zu finden. Ich glaube mir hat auf einem Treffen in Eschborn mal jemand gesagt, dass damit auch Lautsprecher für 35kEUR pro Stück ausgestattet sind, ich habe den Namen der Manufaktur und der Lautsprecher aber vergessen. Beim Selbstbau ist es halt nicht ganz so hochpreisig, da viel Marketingbrimborium wegfällt und Du für das Klavierlack mit Blattgoldfinish selber zuständig bist. Im Zweifel klingt es in einer rohen MDF-Kiste genauso, lässt sich aber dann nicht für 35kEUR verkaufen und macht auch bei den anderen Mitgliedern des Golfclubs keinen Stich.

    Ja und dann Gewebekalotte gegen Titankalotte und mit oder ohne Ferrofluid und wasnichtalles. Da gibt es soviele Meinungen wie es Hochtöner gibt. Selber hören und selber mögen ist Trumpf (aber leider in Zeiten der Seuche nicht so einfach).
    Fun-Fact: Auch die Chassis der Dir bekannten SB18 kann man in einem schicken Fertiggehäuse für 5500 Euro kaufen.

    3. Stereo mit Subwoofer

    Ja, ich glaube das hast Du richtig beschrieben. In einem AV-Receiver (Heimkino) kann man meist für die Satelliten noch eine untere Trennfreqenz einstellen, weil die marktüblichen Brüllwürfel besser nicht mit dem untersten Register malträtiert werden möchten und dieses ja eh der Subwoofer erledigt. In einem 2.1 Setup hängt es vom verwendeten Verstärker ab, einige können das, andere nicht. Allerdings sind 2.1 Konstrukte in der Bluesklasse hier nicht gut gelitten, da sich der Bass nur schwer so homogen integriert wie in einem Standlautsprecher. Das hat dann auch wieder viel mit der Raumakustik, stehenden Wellen, Aufstellung usw. zu tun.

    So, ich hoffe, ich konnte das verständlich und einigermaßen richtig aufdröseln und Dir vielleicht das eine oder andere Stichwort für eigene Recherchen liefern. Wenn nicht, frag ruhig weiter. Nicht alle hier haben so eine kurze Lunte wie Udo. 😉
    Und nein, er meint das nicht böse. Man sagt, das sei die im Westen der Republik übliche Frohnatur. 😉

    Viele Grüße,
    Roland

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