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Der Thorens TD 146 – ist sozusagen die Golfklasse der Plattenspieler in den 1980ern in Deutschland. Von den Serien TD 14x und 16x wurden mehrere hunderttausend Geräte verkauft. Die Firma Thorens baute über die Jahre verschiedene Varianten der Modellreihen. Einer der wichtigsten Unterschiede ist der verbaute Tonarm. Eine sehr gute Übersicht der Geräte-Varianten ist im Internet zu finden.
Es ist also ziemlich wahrscheinlich ein gut erhaltenes Exemplar zu finden. Die Preise für ein gut erhaltenes Exemplar (März 2021) beginnen in den Kleinanzeigen bei ca. 180 Euro Verhandlungsbasis.
Der TD 146 ist ein Halbautomat – das Gerät verfügt über eine Endabschaltung, damit die Nadel nicht für die Nacht oder länger in der Auslaufrille gefangen ist. Die zweite Besonderheit des Aufbaus ist das auf Federn gelagerte Subchassis. Die Geräte der TD 14x und 16x waren und sind ein beliebtes Opfer diverser „Verbesserungsmaßnahmen“.
Was sollte beim Abholen überprüft werden:
- Haube auf Risse und Beschädigungen überprüfen
- Blick auf den Tonarm: keine Risse oder Beschädigungen (auch an er Tonarmbasis)
- Test der Tonarmabsenkung: Der Tonarm sollte gedämpft (langsam) auf die Schallplatte aufsetzen
- Blick von der Seite: Ist der Plattenteller immer im gleichen Abstand vom Chassis?
- Plattenteller hochheben: Gummiriemen sollte noch gespannt sein. Dennoch ein neuer ist meistens die bessere Wahl.
- Plattenteller hochheben, Gummiriemen abmachen, Netzteil anschließen und den Plattenspieler einschalten: Das kleine Pulley auf dem das Gummiband darf nicht eiern während es sich dreht – sollte es dennoch tun, Plattenspieler stehen lassen. Das ist ein Totalschaden.
- Wichtig: Sind BEIDE Antiskating Gewichte dabei? (entfällt bei Tonarmen mit magnetischer Antiskating Einstellung)
- Optimalerweise ist auch das Original-Netzteil dabei
- Auch weiteres Zubehör könnte da sein: kleiner Spiegel, eine Art Plastik-Halter zum Einbau neuer Tonabnehmer
Wenn nach der Prüfung eine für beide Seiten zufriedenstellende Abmachung getroffen worden ist, kann man das gute Stück mitnehmen.
Wichtiger Hinweis: Für den Transport den Plattenteller samt Subteller und das Gegengewicht am Tonarm abnehmen. Ebenfalls muss das Subchassis mittels Schrauben auf der Unterseite für den Transport fixiert werden.
Als erstes verdient das Gerät eine gründliche Reinigung. Für die Haube ist ein Kunststoff-Reiniger und ein fuselfreier, weicher, nicht kratzender Lappen empfehlenswert. Die Haube kann abgenommen werden (die Scharniere lassen das ohne Schraubendreher-Einsatz zu). Dann lässt sich die Haube einfacher auch von Innen reinigen.
Als nächstes kommen die Oberflächen dran: hier reicht in der Regel eine Allzweckreiniger-Wasser-Lösung. Vorteil gegenüber Spüli-Lösung: Es schäumt weniger.
Etwas Besonderes ist der Rand des Plattentellers. Er ist eigentlich seidenmatt gebürstet. Mit dem Einsatz von z.B. Polierwachs und Schwabbelscheibe lässt er sich spiegelnd polieren. Nachteil dieser Lösung: jeder Fingerabdruck ist bestens zu bestaunen. Daher habe ich mit Edelstahlreiniger wie für Spülbecken den Rand mit einem Lappen geschrubbt.
Als nächstes kann man sich der Lagerbuchse vom Subteller widmen. Hier kann man in diversen Foren und Communities wunderschöne Berichte lesen: von wie Reinigen (Wattestäbchen ja/nein) bis zum Schmieröl (von Olivenöl, bis zum Joel’s super special Oil ist alles vertreten). Also ich habe Wattestäbchen und Papier-Taschentuch genommen. Nach der Reinigung habe ich die Achse des Subtellers mit Nähmaschinenöl beträuftelt (wirklich nur paar Tropfen). Die Achse wird in die Lagebuchse eingesetzt. Der Subteller wie ein Kreisel in Drehung versetzt. Wenn alles richtig war, sinkt der Subteller langsam in der Lagerbuchse ein. Ansonsten kann man das Ölen wiederholen. Einzige Einschränkung beim Öl ist, dass es für Buntmetalle zugelassen ist (die Lagerbuchse ist aus gesinterten Messing – so die Legende).
Wenn der Subteller sitzt, kann der trockene Plattenteller drauf gelegt werden. Nun gilt es den Abstand zwischen dem Plattenteller und Chassis zu überprüfen. Der Abstand sollte 7 bis 9 mm betragen und natürlich immer gleich sein. Zur Überprüfung des Tellerabstands ist der Tonarm aus seiner Klemmung zu befreien. Wichtig: VOR der Überprüfung!
Sollte der Abstand deutlich Variieren, also mehr als 2 – 3 mm, dann hilft nichts, es sind die Subchassis-Federn neu zu justieren (siehe auf dem Bild des Innenlebens von TD 146 – da sind die „justier“ Schraubmuttern rot eingekreist). Dazu den Plattenspieler ohne Boden auf zwei Höcker waagerecht aufstellen. Für die Justierung hat sich ein Stück Plastik oder Holz mit einer Höhe von 7-9 mm als sehr hilfreich erwiesen. Einfach immer wieder in den Spalt schieben bis die Justierung der federn überall gleiche Höhe schafft. Für die Justage sollte man sich in Geduld üben. Erstens sind die Federn in einem ungleichmäßigen Dreieck verteilt. Zweitens ist der Schwerpunkt des Dreiecks in der Buchse. Immer nur wenig an der Federspannung verändern indem nur eine oder halbe Umdrehung an der Schraubenmutter durchgeführt wird.
Der TD 146 verleitet zum „Verbasteln“. Eine schöne Zarge bringt optisch eine Aufwertung (WAF?). Ich habe mich für neue Audio-Kabel entschieden als „Verbesserung“. Durch die Verwendung von guten Kabeln kenne ich deren elektrische Eigenschaften. Für einen Moving Magnet Tonabnehmer ist die elektrische Kapazität der Leitung von entscheidender Bedeutung. Ein Gewebeschlauch über die Kabel sorgt für mehr „HiFi-Touch“ und auch das Erdungskabel lässt sich diskreter unterbringen.
Unter Bastelei fällt das Spiel mit der Bodenplatte und den Füßchen. Die standardmäßig verbaute Bodenplatte aus Pressstaub in billiger Ausführung mag genügen, doch ein Bastler kann sich besseres Vorstellen. In Internet-Communities werden MPX-Brettchen mit eingefrästen Muster als DER Ersatz hochgelobt. Ich kann zum Glück auf die Hilfe eines guten Freundes zählen, der eine CNC Fräse hat. So bekam ich das schöne Stück MPX mit den entsprechenden Fräsungen. Hätte ich auch die Löcher korrekt bemessen, wäre mir der anschließende Einsatz eines Dremels erspart geblieben…
Als letztes kamen professionelle Gummifüßchen drunter. Über den Sinn und Unsinn der Maßnahme kann man sich vorzüglich Unterhalten, Fachsimpeln oder einfach Streiten. Fakt ist, dass alle Bastelmaßnahmen das Verhalten der Mechanik des Plattenspielers bei Schwingungen beeinflussen. Ob sich jedoch am Ende jedoch sich ein „Besser“ einstellt, bleibt für objektive Betrachter unklar. Die Aufzeichnung des Ausschwingverhaltens offenbart auf jeden Fall Unterschiede. Und beim „wissenschaftlichen“ Messen hatte Junior (mein Sohn) als „Impulsgeber“ helfen können. Meine Masse war auf jeden Fall zu viel sämtliche Dämpfer und schwingenden Elemente…
Der Thorens TD 146 verdient einen guten Tonabnehmer. Meine Wahl fiel auf die Ortofon Vinyl Master Serie.
Mit Hilfe einer „Thorens Lehre“ (Danke an Vadder für diese!!) lässt sich der Tonabnehmer gut ohne größeren Aufwand justieren. Dann nur noch die Auflagekraft einstellen und genussvoll hören.
Fazit: Der Thorens TD 146 ist ein großartiger Dreher. Mit einem guten Tonabnehmer und sorgfältiger Justierung sowohl des Subchassis wie auch des Tonabnehmers kann der alte Plattenspieler heute noch Überzeugen. Die Kiste spielt locker in der heutigen 1.000 plus X Euro Klasse mit.