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Moin zusammen,
Plattenspieler,…
Eine fast lebenslange Beziehung. Tatsächlich gab es vielleicht ein paar Jahre, wo die CD dem Vinyl zahlenmäßig den Rang abgelaufen hat, aber der Dreher steht seit meiner frühen Kindheit immer spielbereit.
Anfangs, noch im Kleinkindalter, bekam ich vom Patenonkel einen Philips 603. Ein Wundergerät von Kofferplattenspieler. Die Saphirnadeln hielten vielleicht zwei Monate, waren dafür aber billig. Karl May, Grimms Märchen und andere Hörspiele habe ich mit diesem Gerät komplett abgenutzt. Später auch die erste Pop Musik. Meine erste Musik LP war ABBA “The Album”. Die Platte habe ich noch heute und hört sich scheußlich an, nach 45 Jahren. Der Spieler war tatsächlich eine echte Vinylfräse 🙂
Dann, etwa zur Konfirmation bekam ich, wiederum vom Patenonkel, seinen gebrauchten DUAL CS 505-1 geschenkt. Was war das für ein Quantensprung. Vor allem, als dann einige Zeit später, die erste komplett selbst mit Ferienjobs erarbeitete Anlage die Aufbereitung der Signale übernahm. Übrigens schon damals, Mitte der 80er, mit Selbstbau Lautsprechern aus einem Bausatz. Einziger Überlebender jener Zeit ist mein damaliger Verstärker, ein Luxman L190. Nach mehreren Revisionen im Laufe der Jahre macht er immer noch sehr viel Spaß.
Irgendwann mussten wir Kerle damals zum Bund (oder Zivildienst). Der Sold hatte immerhin dazu beigetragen, den inzwischen sehr betagten und nur noch mit Sekundenkleber zu reparierenden DUAL ersetzen zu können. Eines schönen Sommertages im Jahre 1988 habe ich dann stolz einen Thorens nach Hause getragen. Das Modell TD 166 MK 2 war damals gerade angesagt und ich war froh, mein erstes “High End” Gerät zu besitzen.
Es ist zwar “nur” eine abgespeckte Version des berühmten TD 160, aber die Zuverlässigkeit der Konstruktion belegt die Tatsache, das er immer noch läuft. Und Läuft…
Allerdings, und da wirds für mich jetzt emotional, der Thorens ist heute äusserlich nicht mehr der Alte. Aber nicht das übliche Tuning mit Edelzarge oder Klavierlack.
Eigenbau bei Lautsprechern ist ja schon, … jetzt gehts mit Plattenspielern weiter.
Ich habe schon vorher an Eigenbau Tonarmen getüftelt. Aber die mechanische Qualität eines Acos Lustre GST-1, wie ich mal einen bekommen habe, habe ich nie hinbekommen. Der Acos Lustre hatte aber eine andere Länge und eine ganz andere Aufnahme hat als der Thorens TP 21 der original verbaut war. Also habe ich angefangen mir über eine komplette Eigenkonstruktion Gedanken zu machen, zumal mir der Acos Lustre so gut gefiel, das ich den unbedingt mal hören wollte.
Zudem wurde die Dämpfung der Kegelfeder-Aufhängung irgendwann sehr schwach. Da 1:1 Ersatz nicht aufzutreiben war, habe ich den guten alten Thorens in seine Bestandteile zerlegt und daraus einen neuen Spieler gebaut. Die Zarge besteht nun aus Schichtholz, im Inneren habe ich verschiedene Elastomere unterschiedlicher Härtegrade ertüftelt, so das die Federung etwas steifer ist als ursprüglich, die Dämpfung aber gut funktioniert. Meines Erachtens ist der Spieler klanglich gegenüber dem Original deutlich beruhigt.
En weiterer schöner Baustein des Plattenspielers ist ein selbstgemachtes Headshell aus ca. 500 Jahre altem Eichenholz. Darunter werkelt zur Zeit ein Audio Technica AT VM 95 SH. Ein tolles System, spielt ähnlich gut wie der deutlich teurere Benz Micro MC Gold, den ich vorher drauf hatte. Der Benz ist sehr diffizil einzustellen, das geht beim AT viel unkomplizierter. Das Spiel mit den Tonabnehmern und deren unterschiedlichen Charakteren ist für mich einer der wesentlichen Gründe für die Beschäftigung mit der ganzen Thematik Vinyl.
Man kann viel reden über Klang, über digitale Perfektion und modernen Komfort. Aber nichts kann das Gefühl ersetzen welches der Umgang mit dem Gesamtkunstwerk “Schallplatte” und dem bedächtigen Betätigen eines mechanischen Gerätes wie einem Plattenspieler erzeugt.
Nur meine Meinung….
Viele Grüße, foo