Es begann wie so oft, wenn nach einem schönen Wochenende, gefüllt mit Musik aus den entliehenen Testboxen, der Montag den Alltag wieder einläutete. Boris hatte die SB 18 einem häuslichen Test unterzogen und alles für realistisch befunden, was er in unserer Klangbeschreibung gelesen hatte. Die Durchzeichnung und das harmonische Zusammenspiel der SBAcoustics-Chassis hatten ihn mächtig beeindruckt. Nun ist sein Hörraum aber recht groß und ausreichend Platz für eine Standbox ist vorhanden.
Wenn er einstmals die berühmte Fee träfe, würde er sich als einzigen der drei Wünsche nur noch ein wenig mehr Druck im Bass erbitten, dann hätte er seine Box gefunden. Damit er darauf nicht bis in alle Ewigkeit darauf warten muss, erfanden wir für ihn die SB 36.
Die Bestückung
Bekanntlich ist Größe relativ und auch in einem großen Zimmer gibt es durchaus mehr hinzustellen als ein Paar ausgewachsene Lautsprecherboxen. So winkte Boris gleich ab, als wir ihm vorschlugen, pro Seite einen SB29NRXC75-6 unter die SB 18 zu stellen, der in knapp 90 reflexabgestimmten Litern einen -3dB-Punkt von unter 30 Hz verspricht. Zu groß, befand er, mehr als die Stellfläche der SB 18 könne er nicht opfern und viel tiefer muss gar nicht sein, nur noch etwas mehr Luftbewegung. Damit war der Aufbau der Boxen klar und ich musste nur noch einen zweiten SB17NRXC35-8 in die SB 18 malen, in der als Hochtöner der mindestens zweimal seinen überaus günstigen Preis werte, ferrofluidfreie SB26STC-C4 sein Werk tut.
Die kompletten Datenblätter samt Messwert-Download findet der interessierte Leser in der Ausgabe Dezember 08. Zwar wurde zwischenzeitlich die Membran des BMT optisch leicht geändert, sie wird nun ohne graue Flecken und dadurch etwas neutraler in einheitlichem Schwarz geliefert, die Parameter des Chassis sind trotzdem im Rahmen der normalen Toleranzen nahezu identisch geblieben.
Das Gehäuse
Auch zu der Gehäuseart “Doppelbass” gibt es ein paar Dinge zu sagen, wofür wir uns an dieser Stelle auch einmal die Zeit nehmen wollen. Zum einen wird immer wieder darüber gestritten, ob denn jeder Bass eine eigene Kammer besetzen muss, damit er auf ein exakt definiertes Volumen arbeiten kann, oder ob beide Bässe sich besser ein Häuschen teilen sollen. Nach meiner Erfahrung spielt das klanglich keine wahrnehmbare Rolle, selbst wenn physikalisch daraus minimale Unterschiede entstehen. In meinem Fall erachtete ich den Vorteil des gemeinsamen Reflexrohres, das sich zu Gunsten geringerer Probleme bei der Aufstellung auf der Front befinden sollte, als ausschlaggebend für einen ungeteilten Aufbau.
Die zweite Frage, die beim Entwurf einer Box mit zwei Bässen geklärt werden will, gilt der Chassisanordnung. Beliebt ist die D’Appolito-Optik, bei der die parallel laufenden Bassmitteltöner den Hochtöner in ihre Mitte nehmen. So entsteht für den Zuhörer quasi eine Punktschallquelle, da sich der Schall aus allen drei Chassis auf Höhe des Hochtöners trifft. Daraus entsteht die wunderschöne Raumabbildung, für die auch Breitbänder gerühmt werden. Zwei Nachteile stehen diesem Aufbau entgegen: Ober- und unterhalb der Hochtönerachse wird der Schalldruckverlauf recht wellig, weil unterschiedlich lange Laufwege vom unteren und oberen Mitteltöner zum Ohr des Zuhörers in einigen Frequenzen zu Einbrüchen führen. Somit muss die Box so hoch gebaut werden, dass der davor sitzende Musikkonsument genau auf den Hochtöner schaut.
Die Alternative ist der fast klassische Aufbau der Chassis, bei dem die beiden Bässe übereinander unter dem Hochtöner wackeln. Wegen der nun vorgegebenen unterschiedlichen Abstände zum Ohr wird der untere Treiber nur als Tieftonergänzung genutzt, der obere überträgt zusätzlich die Mitten. Diese Schaltung nennt man landläufig Zweieinhalb-Wegebox. und bringt den Vorteil mit, dass je nach Auskopplung des Stützbasses der untere Stimmbereich leichter nach eigenem Geschmack mehr oder weniger betont werden kann. Dies war mein Kompromiss, der auch wegen der geringeren Bauhöhe sofort von Boris akzeptiert wurde.
SB36Bauplan als Sketchup-Datei
Unser Aufbau des Gehäuses gehorchte einmal mehr der Devise: Mach es so leicht wie möglich. Vier identische Bretter als Front, Seiten und Rückwand, sowie zwei dazu passende Deckel und Böden ließen wir uns pro Box aus schwarz gefärbtem MDF zuschneiden, wegen der geringen Innenfläche und des hohen Gewichts der Platten konnten wir sogar ruhigen Gewissens auf Versteifungen verzichten. Im Gegensatz dazu machte sich Boris etwas mehr Arbeit und bastelte sich auf ein Innengerippe gerundete Seiten, die er mit Erlefurnier beklebte. Auch Front und Rückwand wurden mit Kanten und Rundungen verziert und als Kontrastprogramm geschwärzt. Leider hat er von seiner aufwendigeren Holzarbeit keine Fotos gemacht, so müssen sich unsere Leser wieder einmal mit unserer Dokumentation der Klebevorgänge begnügen.
Die Weiche
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Nicht schlecht sieht der Frequenzgang der beiden parallel geschalteten SB 17 aus, wenn wir die heftigen Welligkeiten oberhalb von 900 Hz einfach ignorieren könnten (grün). Sie sind das Resultat des schon weiter oben angesprochenen, verschiedenen Abstands zum Mikrofon, das bei den Messungen das Ohr ersetzt. Eine große Spule vor dem unteren Bass, deren Wirkung schon ab 100 Hz zu sehen ist, nimmt die Zacken weg. Sie kann für die “Einstellung” der Stimmwiedergabe genutzt werden, mit einem größeren Wert klingen Männer schlanker, mit einem kleineren fülliger. Wir haben wie immer den goldenen Mittelweg als neutralen Kompromiss gewählt und empfehlen dem Nachbauer hier selbst einmal zu testen, was bei ihm zu Hause am besten passt. Keine Sorge, dabei kann nichts kaputt gehen, bei Spulen kann man keine Zufuhrdrähte abbrechen.
Während wir uns bei der SB 18 noch mehr oder weniger an den Schaltungsvorschlägen von SBAcoustics orientiert hatten, ließen wir unserer eigenen Phantasie bei der Entwicklung der Mittelhochton-Abteilung der SB 36 freien Lauf. Der obere BMT erhielt einen Tiefpass (ein Filter, das tiefe Frequenzen passieren lässt) aus einer Corobar-Spule mit übergelegtem Audyn MKP-Q4-Kondensator, der die Spitzen oberhalb von 3,5 kHz absenkte, und dahinter einen glatten Elko parallel zum Chassis. Genauso viele Bauteile wir die beiden großen Chassis bekam der Hochtöner vorgeschaltet, dessen Pegel von zwei Mox-4-Widerständen abgesenkt und mittels Kondensator und kleiner Luftspule vor zu tiefen Frequenzen mit 12 dB/ Oktave unterhalb von 2,8 kHz geschützt wurde. Der Summenfrequenzgang hängt um 3 kHz etwas durch, das verdanken wir der Schallwandbreite, von der die rundum abgestrahlten Hochtonsignale nicht mehr reflektiert werden.
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Wie gut die Weiche abgestimmt ist, lässt sich in der Addition der Amplituden unter 0, 30 und 60 Grad ablesen, bei der alle Senken und Überhöhungen nahezu ausgeglichen sind. Für Leute, die ihre Ohren mit Röhren verwöhnen, haben wir natürlich auch noch die Impedanz geglättet.
Messungen:
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Mit fünf Beutel Sonofil ist die Menge an Dämmstoff recht groß. Wie es unterzubringen ist, zeigt der Dämmplan, der mit dem Bausatz geliefert wird.
Der Klang
Udo Wohlgemuth
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