Mit meinem erstverdienten Geld wurde nicht ein Moped, sondern CDs und eine Anlage gekauft: Schon damals als 17-jähriger trotzte ich dem Surround-Boom und blieb beim guten alten Stereo und investierte in einen Verstärker, CD-Player und Tuner der gehobenen Mittelklasse eines japanischen Massenherstellers. Bis heute habe ich damit meine ebenfalls damals gekauften Magnat Vector 77 betrieben und war damit sehr zufrieden.
Da ich jedoch schon immer ein Tüftler und Bastler war und die Beschäftigung mit Holz und Akustik mir überaus Spaß machte, habe ich aus reiner Neugier und Spaß am Bauen und der Beschäftigung mit Weichen, Resonanzen und interessanten Gehäuseformen kurz darauf begonnen, meinen ersten richtigen Bausatz zu bauen. Es war eine Seas MS3 (die es auch heute noch über 10 Jahre später zu kaufen gibt). Der Vergleich mit meinen Vector 77 war überaus interessant, da die weiche Polypropylen Membran doch sehr anders tönte als die Papiermembrane der Magnat – für mich war damals als Pop und Rock hörender Teenager hier die Vector 77 klar im Vorteil (ganz zu schweigen von den höheren Dynamikreserven, die aufgrund von Doppelbass zur Verfügung stand). Kurz darauf wurde auch für meinen Bruder ein Bausatz gebaut – diesmal sollte es eine etwas härtere Membran sein. Im damaligen Klang und Ton wurde dazu ein interessanter Bausatz von Acoustics Real vorgestellt: die Acoustics Real B2 war mit einem ETON Hecacone 17cm Tief-Mitteltöner und einem Hochtöner aus dem Car-HIFI bestückt. Und nachdem dieser Bausatz uns das Hören versüßte, hatte mich der „Eton-Virus“ gepackt: Ich war fasziniert von der farbenfrohen Tief-Mitteltonwiedergabe und dem ganz anderen „knackigen“ präzisen Bass der 17er Etons. Wahrscheinlich stand damals für mich schon fest, dass ich irgendwann mal so etwas selber haben möchte, jedoch in einer „ausgewachsenen“ Standversion mit ausreichend trockenem Tiefbass.
Über Hubert, einen netten Bekannten aus meiner Gegend, machte ich dann die erste Bekanntschaft mit den Eton Bausätzen von Udo. Minuetta und BlueNote standen damals ganz oben auf meiner Liste. Die Duetta kam für mich zu der Zeit nicht in Frage, weil sie mir einfach zu groß erschien. Letztendes war es ein Hörerlebnis mit einer Duetta Top bei Hubert und die Sympathie für den 7-Zöller mit der Staubkappe, die so uneben wie die von Asteroidenkratern überzogenen Mondlandschaft ist. Ein Besuch bei Udo in Bochum, wo ich die Duetta live hörte, bestätigte meinen Drang die ultimative Duetta zu bauen.
Neben dem Klang ist natürlich das Design sehr wichtig… Wenn ich schon mal einen außergewöhnlichen Lautsprecher baue, dann möchte ich dazu auch ein für mich ansprechendes Gehäuse (das mich ruhig auch etwas Arbeit kosten darf) wo ästhetische und funktionelle Argumente an oberster Stelle stehen (und nicht etwa der möglichst einfache Zusammenbau :-). Die zweiteilige Duetta war da gar nicht so weit weg von meinem Ideal, da mir die schlichte Eleganz der Formen gefiel. Die konkreten Anforderungen an das Design waren wie folgt:
- Design so Wohnraum freundlich wie möglich
- Maximales Ausnützen des vorhanden Volumens bei gegebener, rechteckiger Standfläche. (sehr spitz zulaufende Gehäuse kämen deshalb bei einer nach so viel Volumen verlangenden Box wie der Duetta nicht in Frage)
- Möglichst schlankes Erscheinungsbild, nicht höher als meine bisherigen Vector (ca. 112 cm)
- Keine sehr komplizierten Formen, weniger ist mehr!
- Mit meinem Heimwerker-Werkzeug gut herstellbar (keine Computer gesteuerte CNC-Fräse vorhanden!)
- Und natürlich muss das Ganze auch meiner Freundin gefallen, die bei der Wohnzimmereinrichtung natürlich Mitspracherecht hat.
Das was mir an der zweiteiligen Duetta nicht so gefiel, war der verschwenderische Umgang mit Volumen vom Bass-Teil aufwärts: Der Tiefmitteltöner ist in einem Gehäuse drinnen, das eigentlich gar nicht so groß sein müsste. dieses Volumen könnte ich doch dem Bass-Treber zukommen lassen und dafür die Box schlanker bauen… waren die ersten Gedanken. Dass die Duetta dann einteilig ausfallen wird, war relativ schnell klar. Was mir an den eintteiligen Duettas jedoch nicht gefiel war, dass sie eine so breite „Stirn“ hatten (Dies ist der klare Vorteil der zweiteiligen Duetta). Dass meine einteilige Duetta eine breite seitliche Phase bekommen würde, war ebenfalls bald klar.
Plan zeichnen: Zuerst tat ich das mit Bleistift und Papier. Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit einfachen Mitteln am besten aus dem Fass der Kreativität schöpft. Als einige Bleistiftskizzen über mehrere Wochen hinweg reiften, ging ich schließlich dazu über, die Bleistiftzeichnung in einen genauen Plan am Computer überzuführen. Dies erledigte ich übrigens in einem einfachen Vector-Zeichenprogramm, wo ich die Raster dazu benutze meine Bretter zu zeichnen (Die komplizierten Formen wollte ich gar nicht in einem komplexeren CAD-Programm zeichnen, da sich das als nicht so einfach herausstellte). Bei den Überlegungen, wie die Bretter am besten anzuordnen seien, damit sich die gewünschte Form ergibt, habe ich nach folgender Maxime gehandelt: Lieber zuviel Holz drumherum und dann nachher das überschüssige Holz „wegschneiden“ und wegschleifen (was einfache 90-Grad Holzzuschnitte ergibt, ideal für den Baumarkt-Zuschnitt), anstatt das Gehäuse genau mit Holzzuschnitten nachzuformen (was jedoch extrem komplizierte Holzzuschnitte ergibt, nicht möglich als Baumarkt-Zuschnitt).
Den fertigen Plan für die Duetta hatte ich übrigens schon im September 2010. Dieser lag dann über ein Jahr quasi in der Schublade, bis ich das Projekt tatsächlich verwirklichte. Wie heißt es so schön: Gut Ding braucht Weile …
Stichwort Furnieren: Es ist erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln man eine sehr gute Furnier-Oberfläche hinbekommt. Wichtig: Um eine wirklich glatte Oberfläche zu bekommen habe ich die Furnier-Oberfläche nach dem ersten Hartöl-Durchgang mit 180er, 220er, 320er, 400er und 600er Schleifpapier fein geschliffen und dann abschließend mit Flüssigwachs auf einem Schafwoll-Pad am Exzenterschleifer poliert. Die hauchdünne Wachs-Schicht lässt das Furnier aufschimmern, sorgt für Schutz und bei Berührung spürt man das „pure glatte samtige Holz“ und nicht ein unregelmäßig verhärtetes Hartöl.
Nach circa einem Monat Bauzeit war es dann soweit: Die Duetta spielte in meinem Wohnzimmer.
Nun folgt der Versuch einer Klangbeschreibung der Duetta:
Klang meiner Magnat-Boxen (im Vergleich zur Duetta): Kickbass betont, unterhalb des Kickbasses kommt jedoch dröhnen. Kein „runder“ Tiefbass. Kein unangestrengtes Hören von Kontrabässen, E-Bässen. Kickbass-Betonung und Dröhnbass feuern zusätzlich Problemzonen in der Raum-Akustik an. Der von mir bis dato als unerreichbar klingende Keramik-Hochtöner klingt nun matt,… der Klang insgesamt dumpf.
Klang meiner MS3 MkII (im Vergleich zur Duetta): Natürlich zum einiges zurückhaltender und nicht so „mitreißend“ weil ja die Membranfläche der MS3 nicht zu vergleichen ist mit der Duetta… Die MS3 spielt sehr ausgewogen und fällt mir im Vergleich zur Duetta nirgendwo besonders negativ auf, jedoch gibt es auch keine besonderen Höhepunkte, die mir auffallen. Komisch: früher favorisierte ich die Magnat, jetzt nachdem mit Hilfe der Duetta die Schwachpunkte für mich hörbar wurden und mit jedem Lied der Eigenklang der Box für mich hervortritt, ziehe ich die MS3 vor.
Die Vector habe ich mittlerweile verkauft und die MS3 spielt wieder im Keller meiner Eltern – ich bin derzeit rundum zufrieden mit meiner Duetta und freue mich schon auf neue Musik, die ich mit ihr erforschen kann.
Dank an Udo für die gute Unterstützung und die reibungslose Abwicklung!
Viele Grüße aus Oberösterreich
Stefan
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Hallo, bin nicht ganz sicher, ob der Autor hier noch mitließt, ist ja doch einen Moment her, dass das fantastische Projekt zu Stande kam. Ich frage trotzdem:
Gibt es eine bemaßte Skizze für diese tollen Lautsprecher, die ich als Grundlage für die Planung meines Projektes nehmen kann?
Beste Grüße
Moin,
Wenn ich mir den Bericht so angucke denke ich der Bauplan auf mm Papier ist maßstabsgerecht, den solltest du mit Ausdruck auf ggf. A3 und nem Lineal dann in Maße überführen können
Größe vom 11 Zöller lässt aich ja recherchieren, dann weisst Du auch den Maßstab.
Aber vielleicht meldet sich der Erbauer ja noch
Matthias