14. Dezember 2012

Bernhards Eichen-Duetta

Autor: Gastautor
 

Vor zwei Jahren kam in mir eine gewisse Unzufriedenheit auf, ich wollte einen neuen, anderen Musikklang in unserem Wohnzimmer haben. Mein erster Gedanke war, eine Surroundanlage zu installieren. Viele Prospekte gelesen, im Internet recherchiert und Fachmärkte besucht. Die Systeme, die ich gut fand, passten nicht in unser Wohnzimmer, es sollte ja kein Kinoraum werden. Optimale Aufstellung nicht machbar, gewisse Umstände waren nicht umzusetzen. Dann wurde mir nach mehreren Gesprächen und Probehören erst bewusst, dass sich mein Musikgeschmack viel besser in großen Standlautsprecher in Stereo wiederfindet.

So fuhr ich quer durch Deutschland, um mir gute Lautsprecherboxen anzuhören, denn nur auf Testberichte hin wollte ich keine Lautsprecherboxen und die dazu gehörige Elektronik kaufen. Bei einem Probehören in Venlo wurden mir die Ohren geöffnet, ich hatte mir einen Röhrenverstärker und einen normalen Verstärker mit sehr guten Lautsprecherboxen im direkten Vergeich anhören dürfen. Danach stand für mich fest, große Standlautsprecher und dazu der passenden Röhrenverstärker ist meine Musik. Die gehörten Lautsprecher und den Röhrenverstärker kann ein Normalsterblicher nicht bezahlen. So machte ich mir meine Gedanken. Wie bekommt man so einen Sound, der bezahlbar ist, ins eigene Wohnzimmer?

Nach Eingabe “Röhrenverstärker mit großen Standlautsprechern“ führte mich Google reht schnell auf Lautsprecherbau.de. Nun musste ich nur noch die vielen, interessanten Berichte studieren. Nach einigen Tagen war ich soweit, schrieb Udo eine Mail und vereinbarte einen Hörtermin. In der darauf folgende Woche wurden einige CD´s eingepackt und auf ging es nach Bochum.

Nach einem guten Plausch mit Udo war es dann soweit, ich hörte mir erst die Symphony 285 an. Na ja nicht schlecht, aber noch nicht der Klang, den ich suchte. Die CD´s wechselten nacheinander den Player und innerlich dachte ich schon an die Rückfahrt. Doch dann kam der  Moment, wo das Suchen ein Ende fand: Die erste CD, die über die Duetta lief. Das ist der Musikklang, den ich wollte, ca. 3 Stunden blieb ich auf dem berühmten Sofa relaxt sitzen. So ein Bass, dreidimensionale Bühne, kleine Details und dieses entspannte, natürliche Musikerleben ist mir nur selten zu Ohren gekommen.

Jetzt war die Zeit des Nachdenkens gekommen. Wie soll das Lautsprechergehäuse aussehen, aus welchem Material gebaut werden? Der Lautsprecher sollte vom Design, Größe, Material Wohnzimmer tauglich sein. Es wurden vier Entwürfe hin und her gerechnet, gezeichnet und geplant bis der passende Lautsprecher auf dem Papier war.

Das Volumen der zweigeteilten Boxen wurde  eingehalten, auch der Querschnitt der Bassreflex-Öffnung. Die obere Box hat die gleichen Maße wie der originale Bauplan, diese wurde nur noch mit einer Scheinbox umbaut. Es sollte ein einheitliches Bild ergeben. Das Bassgehäuse wurde um einige cm höher als das Original. Das Volumen wurde über eine einfache Formel in Excel ausgetüftelt.

Leider habe ich nur eine umgebaute Fahrradgarage zur Verfügung, diese schied aber als Werkstatt sofort aus, da wir den Platz für andere Dinge brauchen. Ich besaß nur eine Bohrmaschine und einige Handsägen, also für das Herstellen der Lautsprecherboxen nicht das geeignete Werkzeug. In der Zwischenzeit verkaufte ich meine alten Lautsprecherboxen und Verstärker in Ebay, das Geld, was ich dafür bekommen habe und Erspartes sollte für die Lautsprecher und das Herstellen der Gehäuse reichen.

Nun wurde es Zeit, Kontakt mit Wolfgang aufzunehmen. Er  ist Möbelschreiner und guter Bekannter. Die Bedingungen in seiner Werkstatt sind optimal. Alle Werkzeuge sind vorhanden, Platz zum Arbeiten und Zwischenlagern, ohne sich bei den Arbeitsabläufen zu behindern. Die Innenbox wurde aus 24 mm Multiplex gefertigt, auch die Versteifungen sind aus dem gleichen Material. Hierzu wurden zwei Platten 3,00m x 1,50m benötigt. Das Zuschneiden ging zügig voran.

Die Baupläne wurden in 1: 1 gezeichnet, so dass die einzelnen Bauteile kontrolliert werden konnten. Der Zusammenbau der Gehäuse wurde nicht nur mit Holzkleber, sondern auch teilweise mit Schrauben unterstützt. Das beschleunigte das Zusammenbauen doch erheblich. Die Schraubenköpfe würden durch die vorgesehene Außenverkleidung aus 22 mm Eiche verdeckt werden, aus der die Außenhülle besteht. Die Bretter wurden vorher zu Tafeln zusammen geklebt. Das Aufbringen der  Außenverkleidung war zeitintensiv. Schleifarbeiten ließen sich nicht vermeiden, da alle Kanten und Überstände von Hand nachgearbeitet werden mussten. Die von mir erbrachten Arbeiten wurden von Wolfgang in Augenschein genommen und erst dann für gut befunden, wenn sie seinen Ansprüchen entsprachen. Wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, die Gehäuse in Wolfgang Schreinerei mit zu bauen, wären nur rechteckige Lautsprecher mit Furnier daraus geworden. Ohne Wolfgangs Fachkenntnisse und Fertigkeiten hätte ich diese Lautsprecher nie so bekommen.



Nach der Fertigstellung der Lautsprecherboxen stand noch der Einbau der Weichen auf dem Programm. Hierbei bekam ich Hilfe von meinem Neffen Fabian, der die entsprechenden Werkzeuge hatte. Der Aufbau der Elektronikteile wurde gewissenhaft nach dem Schaltplan umgesetzt, trotzdem unterlief uns beiden ein kleiner, aber für den Klang entscheidender Fehler. Wir klebten die Spule für die Impedanzkorrektur auf die Spule des Basslautsprechers auf.

Weichen eingebaut, nochmal kontrolliert, ob alle Kabel richtig angeklemmt waren, CD eingelegt, Verstärker eingeschaltet und dann lief die erste Musik aus den selbstgebauten Lautsprecherboxen. Der Klang war noch nicht so, wie er sein sollte. Ich dachte aber, das dauert noch einige Zeit, bis sich die Lautsprecher eingespielt haben. Auch nach mehreren Stunden Musikhören war der Klang von Hochtöner und Mitteltöner so wie bei dem Hörtermin, aber der Bass war grausam. Er schaukelte sich auf und ein Dröhnen stand im Raum. Die Fehlersuche begann. Alles kontrolliert, Lautsprecherboxen hin und her geschoben, Matten unter die Boxen gelegt, alles half nichts. Ich dachte schon, selber bauen ist nicht dein Ding und zweifelte schon an meinen Zeichnungen. Das kann doch nicht sein! Kurzerhand Kontakt mit Udo aufgenommen, die Probleme gemailt und keine Stunde später eine Antwort bekommen: „Pack ein, bring her!“

Die Lautsprecherboxen wurden in einen Transporter geschleppt, das ist nur getrennt umzusetzen. Angaben zur Lautsprecherbox: obere Box 45 Kg und die untere Box 65 Kg, zusammen also wahnsinnige 110 kg pro Lautsprecherbox. Das Transportieren verlangt einiges an körperlicher Kraft.

In Bochum angekommen stand der Aufbau der Lautsprecherboxen an. Nach kurzer Erholung wurde die CD gestartet und auch hier war das Brummen und Dröhnen im Vordergrund. Udo schraubte den Basslautsprecher aus und macht sich daran, die Elektronik zu überprüfen. Die Bauteile waren alle ordnungsgemäß miteinander verbunden. Aber Udos geübtem Auge fiel sofort der fehlerhafte Aufbau der Korrekturspule auf. Er setzte die Spule separat mit genügend Abstand neben die Bassweiche. Nachdem bei beiden Boxen der Fehler behoben und der Verstärker wieder eingeschaltet war, hatten wir genau den Klang, den wir hören wollten, einfach genial.

Udo legte einige Scheiben auf den Plattenteller, die den Bass so richtig betonen. Der Tiefbass geht so dermaßen runter und so trocken, kein Döhnen oder Bollern mehr zu hören. Der Vergleich mit der Vorführ-Duetta war nur noch Formsache. Die Fehlerbehebung ist Service, sagte Udo, was nicht selbstverständlich ist. Der mühselige Transport nach Hause ging dann auch viel leichter von der Hand. Am nächsten Tag wurden die Lautsprecherboxen zu Hause wieder aufgebaut. Der Klang kam mit Gänsehautfaktor. So hatte ich mir dies gewünscht und letztlich auch bekommen.

Hier nochmals ein großes Danke an Wolfgang und Udo, der mich durch mehrere Mails und Telefonate auf den richtigen Weg geführt hat.  Music is in the Air.

Bernhard

Als kleine Ergänzung bekam ich heute eine Mail von Bernhard, der seine Duetta nunmehr seit einigen Monaten hört und so auch über die Langzeittauglichkeit des Bausatzes zuverlässige Auskunft geben kann:

“Hallo Udo,
danke für die Veröffentlichung!
Bis heute und wohl auch darüber hinaus kann ich ehrlich sagen, diese Lautsprecher sind das Beste, was ich je hören durfte. Diese Musik in unserem offenen Wohnzimmer ist einfach nur toll. Viele Bekannte, die selbst viel Musik hören, sind von den Socken. Diese Klarheit, wie gute Aufnahmen rüberkommen, sorgt für Gänsehaut. Der schärfste Kritiker (meine Frau) ist jetzt der größte Fan. Fernsehen und lesen war gestern. Die Suche nach sehr guten Aufnahmen (Live usw.) ist nun mein Hobby geworden.”

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