Als verantwortungsvoller Vater nehme ich die Erziehung des eigenen Nachwuchses sehr ernst, besonders wenn es um die richtige Wahrnehmung des Klanges geht. So hat mein Nachwuchs mit 9 Jahren die Bedeutung der korrekten Wiedergabe von Tönen schnell verinnerlicht. In dieser Zeit hörte er mit großer Begeisterung die klassischen Orgelwerke von Bach, Mozart, Hans-André Stamm oder Léon Boellmann, um nur einige zu nennen. Nach dem Besuch von ein paar Orgel-Konzerten entstand bei Ihm sehr schnell der Wunsch den CD-Blaster im Kinderzimmer durch etwas Höherwertiges zu ersetzen.
Auf einem
Leider war auch mit dieser Anlage schnell Schluss mit der klassischen Musik. Das bisschen Pagan-Folk einer freien holländischen Band wurde gerne und oft gehört. Bis er diese Band live erlebt hat….Danach kamen die Fragen nach besseren Boxen immer öfter auf.
Da musste ein uralter, pädagogischer Kniff helfen: Ja neue Boxen wird’s geben, aber als Bausatz, um die Wertschätzung der Arbeit zu erlernen. Naja, darunter konnte der Nachwuchs sich nichts vorstellen. Also habe ich den jungen Musikfreund mit auf die Reise nach Bochum in die Höhl… ähm Hallen des Klangmeisters mitgenommen.
Die große Überraschung wurde vom Meister mit dem Preis präsentiert: 250 Euro für zwei Kanäle und damit Treibt-Er-Sich-Selbst-In-Den-Ruin. Nun es waren zwar 50 Euro mehr als von mir als Obergrenze festgesetzt, aber der andächtige Blick des Nachwuchses und der Klang aus einer wesentlich höheren Preisklasse, waren Argumente, deren ich mich nicht verschließen konnte.
Auf der Rückfahrt folgte nun eine Diskussion, unter welchen Umständen die Klangsäulen den Weg in das Kinderzimmer finden könnten. Letztendlich kam auch hier ein pädagogisch wertvoller Handel zustande: Der Bausatz stellt die Krone des Möglichen zur Weihnachten dar, wenn die schulischen Leistungen in den Hauptfächern sehr gut ausfallen.
Die Weihnachtszeit nahte, der Nachwuchs hat seinen Teil der Abmachung bis dato ausgezeichnet erfüllt, also wurde der Bauplan gezeichnet und der Bausatz bestellt. Eine Kleinigkeit fehlte jedoch: Das Material für die Gehäuse. Dieses besorgte der Weihnachts-Opa und stellte es unter den Tannenbaum in Form von zugeschnitten Möbelplatten (Spannplatte mit Limba-Furnier). Weiter gab es: vergoldete Bananenstecker und 10 Meter 2x4mm2 Kupferkabel mit imposanter Optik. Nach Weihnachten war es dann soweit: das Vater-Sohn-Projekt hat begonnen.
Schritt 1: Chassis-Versenkung Fräsen
Klare Aufgabenteilung auch hier: Der Vater erledigt die einfachen Arbeiten wie Furnierbahnen zuschneiden und kleben. Der Nachwuchs hantiert mit der Sägefeile. Kostet etwas Zeit, geht überraschend gut.
Schritt 3: Dübeln
Da die Holzplatte wohl etwas länger beim Holzwurm lag, hatte sich diese ein wenig verbogen. Da ein Bündigfräser hier nicht zu Einsatz kommen konnte, musste sehr genau gearbeitet werden. Da ich immer noch nicht gelernt habe, senkrechte Löcher zu Bohren, war die von Udo vorgestellte Dübelhilfe aus dem Baumarkt eine riesen Erleichterung. Die vielen Löcher wurden an zwei Samstagen bewältigt. Junior kann jetzt mit Akku-Bohrer und der Dübelhilfe umgehen.
Schritt 4: Kleben
Diesen Schritt habe ich alleine ausgeführt, da dem Nachwuchs die bisherigen Holzarbeiten zu viel wurden. Hier ein Tipp für den Umgang mit austretenden Fugenleim: Kurz warten und mit einem scharfen Messer einfach abschneiden. Hinterlässt weniger Spuren als das Verwischen des Leims mit einem feuchten Schwammtuch.
Egal wie viele Schraubklemmen vorhanden sind, es wird stets eine Passende fehlen.
Schritt 5: Schleifen und OSMO auftragen
Diese zeitraubende Tätigkeit wurde bei trockenem Wetter auf dem Balkon durchgeführt. Der Nachwuchs hat diesmal die Möhre vor den Augen gesehen (Boxen bald im Zimmer) und hat fleißig mit dem Schleifpapier gearbeitet. Auch wenn’s kalt war.
Das anschließende Pinsel- , Lappen- und Schleifpapier-Spiel (400er zum Schluss) war nur noch eine Formsache.
Der Schritt wurde vom den jungen Musikfreund fast alleine ausgeführt. Das Bauteil-Puzzle wurde ohne mich gelöst, lediglich bei den Farbcodes auf den Widerständen wurde Google befragt. Alles andere hat der junge Freund des Klanges fast ohne Hilfe ausgeführt. Meine Rolle beschränkte sich auf das gelegentliche Festhalten der Bauteile oder die Kontrolle der Lötstellen.
Schritt 7: Zusammenbau
Hier ist nur noch festzuhalten: Wenn die Möhre quasi an der Nase anstößt, lassen sich Flüchtigkeitsfehler nur über die Erfahrung und innere Gelassenheit des fortschreitenden Alters aufhalten.
Schritt 8: Hörprobe
„Die Boxen sind sehr praktisch, wenn meine Mutter schlafen will. Die meisten Boxen müssen laut sein für einen guten Bass (wie meine alten), die neuen nicht. Den alten Lautsprechern fehlten die hohen Töne. Das Schöne ist, die neuen erreichen (für mich) die Hohen und tiefen Töne perfekt und besser als meine Kopfhörer von Creative Aurvana Live. Die neuen Lautsprecher spielen sehr warm.
Besonders schön ist es, dass einige Lieder wie auf dem Konzert klingen (Omnia und Feuerschwanz). Bei dem Lied „Morrigan“ von Omnia: Es beginnt mit leisen Harfen-Tönen, gefolgt von einem Dijiridoo und Gesang. Dann setzt das Schlagzeug ein. Die Töne kommen aus den neuen Lautsprechern deutlich klarer.
Die Orgellieder klingen auf den neuen Lautsprechern wie in der Kirche. Besonders bei Toccata und Fuge D-Moll von Johann Sebastian Bach.“
Der junge Musikfreund ist nun musikalisch auf der richtigen Seite angekommen und kann sich von nun an als Padawan des Klanges bezeichnen.
Rincewind und Sohn
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