24. April 2013

SB 240 von Alex

Autor: alex_loewer

Wie viele andere auch begann ich meinen langen Weg zur SB240 zuerst mit einem kleineren Vertreter von Udos Werken, der SB18, die ich dann zur SB36 erweiterte. Vom Klang der SB-Serie für meinen Musikgeschmack bin ich schon länger überzeugt, also war der Schritt zur 240er eigentlich die logische Lösung bei gestiegener m² Anzahl im neuen Wohnzimmer. Was mich bei der 240er aber zunächst abschreckte, war die schier unendliche Größe des originalen Bauvorschlags, der mich immer eher an einen ausgewachsenen Schrank als an eine Box erinnerte.

Also ging es Anfang Dezember doch nochmal zu Udo, schließlich gibts mit Vota und BlueNote auch noch kleinere Kanidaten in der engeren Auswahl. Zumal dachte ich, der Udo hat bestimmt Langeweile in seinem Laden so kurz vor Weihnachten 😉 . Nach ausgiebigem Hören meiner SampleCD war mir aber klar, was mir vorher auch schon klar war: Die SB240 musste einfach meine Box werden!

Bereits vor 2 Jahren beim ersten Lesen des Magazinartikels der SB240 stolperte ich über Udos Satz :

zweiteilig wäre meiner natürlichen Faulheit entgegen gekommen, wenn ich die SB 18 noch vorführbereit hier stehen gehabt hätte. Doch wie bei „Wenn“ und „Aber“ an der Tagesordnung, die Realität im Ruhrpott sagt: „Is nich!“

Is nich? Da hörte ich doch sofort Barney Stinsons Stimme in meinem Ohr: “Challenge accepted”!

In weiser Voraussicht habe ich schon Wochen vor dem Besuch die Abende mit Sketchup und Excel verbracht und hunderte Entwürfe der SB240 getestet. Heraus kam eine zweiteilige Version, die zwar in der Grundfläche etwas breiter als Udos Entwurf ist, durch die schmalen aufgesetzten Tops und die breiten 45° Phasen am Bassgehäusedeckel aber deutlich schlanker wirkt. Durch den Kontrast zwischen schwarzer Front und hellen Seitenteilen soll der Aufbau nochmal etwas “zierlicher” wirken. Um die gut 100 Liter der beiden Bässe irgendwie unterzubringen, kommt man um ein 1 m hohes Gehäuse nicht drum herum.

Um meine Musik trotzdem im Sitzen genießen zu können entschied ich mich dazu, den Hochtöner frei schwebend zwischen MT und TTs unterzubringen. Die kleine Ausbuchtung, die im Bassgehäuse nötig wird, schlägt volumenmäßig kaum ins Gewicht und der Hochtöner braucht weder Volumen noch Dämmung. In meinem Aufbau sieht er noch dazu eine ausreichend breite Schallwand um nichts an der Weiche basteln zu müssen. Optisch geschickt unterbringen konnte ich den Übergang zwischen Tops und Bass indem ich die Schallwand der Tops mit einem Halbkreis nach unten enden ließ, der seinen Mittelpunkt mit dem des Hochtöners teilt. Wählt man die Frontbreite der Tops mit 19cm und baut eine Spaltbreite von einem cm ein bekommt der Ausschnitt im Tieftongehäuse genau den Außenradius der beiden Tieftöner. Was auf dem Entwurf fehlt, ist das Bassreflexrohr, das wegen der wandnahen Aufstellung auch auf die Front rücken muss.

Einen Tag danach gings dann direkt in den Baumarkt. Der Zuschnitt erfolgt im Baumarkt meines Vertrauens wie gewohnt sehr genau und nicht auf Gehrung, da die Boxen so aufgebaut sind dass später keine Stoßkanten auf der Front sichtbar sind. Die erste Urlaubswoche verbrachte ich mit umfangreichen Fräsarbeiten, da ich für den Frontübergang von Top zu Bass mit Frässchablonen und Bündigfräser arbeiten musste. Im Topteil geht es zwar noch mit dem Fräszirkel, im Bass wäre allerdings das Zentrum des Kreises einen cm oberhalb der Schallwand. Wie bei all meinen anderen Projekten fräste ich die Schallwände vor dem Zusammenleimen, da ich so etwaige Fehler, wie sie mir auch promt bei den Tops unterlaufen sind, direkt auswechseln kann.

Das normale Vorgehen bei aufgesetzten Seitenwänden ist, eine MDF Kiste zu machen und dann die Seitenwände aufzuleimen. Da ich mich mit meiner Volumenkalkulation aber schon am Minimum befand, war der berühmte 10% Spielraum nicht mehr da. In die Seitenwände meiner Grundbbox mussten also Ausschnitte her, bei einer Materialstäke von 19mm machten das gut 8 Liter Unterschied pro Box! Würde ich es noch einmal bauen, würde ich an dieser Stelle erst eine Box komplett leimen und danach die Ausschnitte per Stichsäge einbringen. In meinem Fall wurde vorher geschnitten, die kleinen Auflageflächen der Seitenwände an Front und Boden machten das Zusammenleimen zu einem Geduldsspiel, gerade beim Unterteil. Das war dann genau der richtige Zeitpunkt für die Wolfcraft Dübelhilfe, mit der man wirklich kinderleicht passende Dübellöcher produzieren kann.

Das Zusammenkleben an sich habe ich nicht weiter mit Bildern dokumentiert, da es
a) schon sehr oft gezeigt wurde und ich
b) 6 meiner 2 Arme zum Halten benötigte.

Die Front wurde in der Überlappzone des HTs gedoppelt, bei der Front entschied ich mich außerdem wegen der größeren Einfrästiefe der TTs für 22 mm MDF. Der Bereich, in dem der HT schließlich sitzt, erforderte eine weitere, kleine Doppelung der Front, da hier nochmal 4×10 cm der 2. Frontplatte weichen mussten. Da ich die SB240 eine Weile behalten möchte, habe ich zum Schutz gegen (noch nicht geplanten) Nachwuchs, Magnete in die Front eingelassen, die später die Lautsprechergitter tragen werden. Im Bass sind es 8, in den Tops jeweils 4 Magnete. Kleine Neodymmagnete gibts in der Bucht in allen Formen und Größen. Ich entschied mich für runde mit 8 mm Durchmesser in 8 und 4 mm Stärke. Der Magnetkraft-Test mit 10mm MDF Platten bestätigte ausreichend Kraft. Beinflussung der Chassis ist aufgrund des großen Abstandes zum Chassismagneten und des mit steigendem Abstand raschen Abklingen der Magnetfelder nicht zu befürchten.

Durch meine wackelige Klebekonstruktion musste ich den ersten Schleif- und Spachtelgang bereits vor dem Aufbringen der Seitenteile durchführen. An dieser Stelle sollte man auch mal einen Passtest mit den Chassis durchführen, je später man Fehler bemerkt, desto ärgerlicher wird es 😉 Bei mir hat zum Glück alles gut gepasst. Wer dreimal misst, misst weniger Mist! Auch die spätere Position der Weichen wurde noch einmal getestet. Aufbaut habe ich diese auf einem Restholzstückchen, alle Bauteile sind mit Heißkleber fixiert.

Die Weiche der beiden Tieftöner habe ich hingegen als passend angenommen. Würden die es nicht tun, wären mir fatale Fehler bei der Volumenberechnung unterlaufen 😉

Der nächste Schritt war die Vorbereitung der Seitenteile. Diese sollen, wie im Sketchup Entwurf gezeigt, vorne bündig anliegen und hinten leicht abgerundet sein. Machbar ist das mit einem sehr großen Fräszirkel, der von mir gewählte Radius lag aber mit gut 4 Meter über der verfügbaren Raumbreite. Auch hier half mir wieder eine Schablone, hergestellt aus 10 mm MDF. Erst den gewünschten Kreis einigermaßen genau mit der Stichsäge ausschneiden, dann mit einem beliebigen Schleifapparat (in meinem Fall meine Freundin) zu einem wirklichen Kreis machen.  Anschließend mit der Stichsäge die Seitenteile grob vorbereiten und die Kreisstruktur mit dem Bündigfräser nacharbeiten. Um den Übergang von Seitenteilen an der Rückseite etwas weicher zu gestalten, habe ich die hintere Kante stark abgeschliffen. Das gibt ganz nebenbei auch noch einen netten Effekt bei Multiplexplatten. Auch der Sitz der Seitenteile wurde vor dem Verkleben geprüft. Der Absatz an der Oberseite der Tieftönergehäuse wird später durch die Phase noch abgetragen.

Beim Aufleimen der Seitenteile ging kein Weg mehr an Schraubzwingen vorbei. Grundsätzlich gilt hier auch: Viel hilft viel, aber nicht jeder hat einen unendlichen Zwingenvorrat. Ich hatte zum Glück einen netten Nachbarn und so für die Tops 5 und für die Unterteile 7 Zwingen zur Verfügung. Auch wenn hier viel Spannung ist, reichen gute  zwei Stunden zum Aushärten des Fugenleims.

Die überstehenden Kanten wunden anschließend mit dem Bündigfräser abgetragen, die Multiplexseitenplatten wurden an der Frontkante außerdem mit einem Fräser mit 11 mm Radius abgerundet. Das macht die Box auch noch mal etwas schlanker. Bei einigen Durchgängen spachteln (hier verwendete ich fertig gemischten Molto Feinspachtel und war sehr zufrieden mit den Verabreitungseigenschaften) und schleifen, machte ich mir ein paar Gedanken über den Anschluss der Top Teile. Von meinem ursprünglichen Plan ein Terminal an die Unterseite der Tops und eines an die Oberseite der Tieftongehäuse zu machen, um die Tops unsichtbar anzuschließen riet Udo mir ab, da man später aufgrund eines notwendigen kurzen Kabels kaum an die Terminals kommt. Entschieden habe ich mich dann für Bananensteckerbuchsen, die ich mit einem 10 mm Fräser fast bündig versenkte.

Zum Anschließen des Bassteils verwende ich Biwireing-Terminals. Biwireing ist zwar nicht geplant, aber lieber jetzt einbauen als später ärgern. Bevor ich mich an den finalen Grob- und Feinschliff begeben konnte, mussten aber noch die Phasen angebracht werden. Einen Phasenfräser mit ca. 5 cm Schnittfläche hatte ich nicht zur Hand, sehr wohl aber eine Kreissäge mit einstellbarem Schnittwinkel.

Zur geraden Führung habe ich ein Hilfsbrett auf die Bassteile geschraubt, die Schraubenlöcher wurden danach wieder verspachtelt. Anschließend folgte ein weiterer Vorschliff mit 60er Korn (beim Excenterschleifer hätte es auch 80er getan) und ein Zwischenschliff mit 120er Korn. Alle weiteren feineren Schliffe habe ich von Hand durchgeführt, so auch den Zwischenschliff mit 180er Korn.

Bevor ich mit dem Lackieren loslegen konnte musste ich eine kleine Osterpause einlegen. Diese nutze ich ich zum Testen der Weichen und Einspielen der Chassis.

Die Frage nach der Farbe war diesmal relativ simpel. Dachte ich.. Schwarz sollten sie werden. Und matt.. passend zu den SB Chassis. Eine umfangreiche Recherche brachte mich aber auf keinen eindeutigen Farbton. Da es im Baumarkt aber nur das Tiefschwarz in seidenmatt gibt, das meiner Meinung nach nicht mit der Chassisfarbe harmoniert, blieb mir nur der Weg zum Farbenfachhandel (mit einem MT Chassis im Gepäck), wo ich auch sehr gut beraten wurde. So konnte ich mir  sicher sein, dass Grundierung, Farbe und Klarlack miteinander harmonieren. Gelandet bin ich bei 1k Wasserlacken von Hesse, die auch zum Rollen geeignet sind und der Farbe RAL 7021, die man auch Schwarzgrau nennt.

Doch zunächst Schritt für Schritt der Lackieranleitung des Fachhändlers gefolgt. Vorher aber noch mit einem feinporigen Kreppband und Folie die Seitenteile abgeklebt, schließlich sollten die nicht schwarz werden. 180er Anschliff für die Grundierung passte, dann 240er Zwischenschliff, wieder grundieren und weil ich noch Grundierung über hatte, das Ganze auch noch ein drittes Mal. Dann war erstmal alles weiß. Wieder 240er Schliff und zunächst die Rückseite eingefärbt und klargelackt, so hatte ich eine Auflagefläche und musste die Monster nicht aufhängen. Danach den Rest schwarz gestrichen (in 2 Lagen, mit vorsichtigem 240er Zwischenschliff) und anschließend samt den Multiplexseiten mit einer Schicht Klarlack überzogen. Ganz wichtig beim Lackieren: Geduld, dass der Lack gut durchtrocknen kann. Habe die Grundierung immer gute 18 Stunden trocknen lassen, Farben und Klarlack über Nacht.

Nach dem Einbau der Technik dann endlich die Gewissheit: Ral 7021 mit mattem Klarlackfinish war definitiv die Farbe, die ich von Anfang an geplant hatte. Die Verbindung zwischen Unterteilen und Tops besteht, wie die komplette Boxenzuleitung, aus 4 verflechteten Litzenkabeln mit 1 mm² Querschnittsfläche.

Doch das entscheidende Merkmal an Lautsprecherboxen ist und bleibt nunmal der Klang… und der ist genial. Auflösung und Bühne können die SB240, wie alle anderen Vertreter der SB-Serie extrem gut. Doch was zeichnet Sie aus? Sicher ihre Fertigkeit im Bass. Wo mich die SB36 schon umgehauen hat, tritt die SB240 noch mal nach. Um es mit den Worten der Ärzte auszudrücken “Immer mitten in die Fresse rein” und das schon bei kleinen Lautstärken. Genau so machen mir meine Rocksachen richtig Spaß. Aufgrund des relativ kleinen Hörraums (~25m²) und der wandnahen Aufstellung habe ich die Bassreflexrohre mit Sonofil verschlossen, das macht die SB240 im Ganzen ein bisschen ruhiger, gerade wenn man z.B. im Radio diverse Genres im Mix hört, ist das in meinem Raum der goldene Mittelweg. Wenns aber mal richtig krachen muss, ist das Sonofil im Handumdrehen wieder raus 😉 Angetireben werden Sie bei mir im Übrigen von einem kleinen DIY Gainclone.

Und wieso jetzt gerade die SBs ? Ganz einfach: Sie haben mir in diversen Vergleichen und Probehörsessions bei den meisten meiner gern gehörten Liedern am besten gefallen.

Alex

 

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Auch so ein Bericht, den ich immer mal wieder gerne ansehe/lese. Das Design mit dem Halbkreis oben und den angefasten Teilen… Das ist was ganz besonderes und inspiriert mich zu anderen “Verschachtelungsideen”.

Mich würde noch interessieren, welche anderen Boxen Du bei Udo angehört hast?
Viele haben ja eine Wunschbox im Kopf, gehen zu Udo und bestellen dann was völlig anderes.
Du scheinst da also eher eine Ausnahme zu sein, das Du bei der 240 geblieben bist. (die mich auch tierisch reizt)

LG, Stefan

Moin Stefan,
Da ich nicht weiss wie aktiv Alex noch ist, vielleicht kann ich nen Teil erhellen, als er noch in Frankfurt wohnte haben wir uns ein paar mal besucht. Aus meiner Erinnerung ohne Anspruch auf 100% vollständig, ansonsten versuch vielleicht mal ne pm, hab ihn lange nicht hier gesehen:
Das war noch in Vorzeiten, Chorus gab es noch nicht, alle Baureihen unterhalb der SB auch nicht.
Duetta kannte Alex sehr gut und hat sich sehr bewusst dagegen entschieden, zum Großteil auch da er gern auch mal was rockigere Musik auflegt die nicht unbedingt highfidel aufgenommen sein muss.
Vota Reihe und Quickly sind mit den SB nur teils mitgekommen. Inwiefern auch der Kreamiketon damals in Betracht kam weiss ich nicht mehr. Es gab aber auch eine recht ausgedehnte Hörsession bei ihm wo einige verschiedene Udo Konstrukte am Start waren, bei mir war er auch bei 1 oder 2 dabei, ich würde davon ausgehen das er die Gesamtpalette mehr oder weniger kannte, zumindest aber einschätzen konnte.

Auf jeden Fall hatte er sich damals in der Frankfurter Wohnung ne dicke Mode eingefangen, SB240 nach vorn ziehen und Bassport mit Socken verstopfen war dann die Lösung.
Zufriedenes Dauergrinsen ein Nebeneffekt 😉
Liebe Grüße
Matthias

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