14. März 2014

Stefans runde SB 18

Autor: Gastautor


Ein Paar Lautsprecher zu bauen ist eine Sache, diesen Bau in seinen Einzelheiten zu dokumentieren eine ganz andere! Ich kann gar nicht genau sagen, was mich zum Selbstbau gebracht hat. Vielleicht war es einfach der Wunsch, etwas Besonderes zu haben, ohne gleich ein Vermögen dafür auszugeben. Klar, Lautsprecher sollen in erster Linie gut klingen, aber das Auge hört ja bekanntlich mit.

Ich war schon immer von den ovalen Formen angetan und so setzte ich mir dies als Ziel meines Selbstbauversuchs. Wochenlang durchstöberte ich das Netz zum Thema Selbstbau, versuchte mit praktischen Programmen selber Gehäusevolumen zu ermitteln und musste sehr schnell erkennen, dass eine komplette Eigenkonstruktion eigentlich gar nicht machbar ist. Also ein Bausatz. Doch bevor die Entscheidung für den einen oder anderen fallen sollte, ging es darum, ist die angestrebte Bauform mit meinen Mittel überhaupt machbar. Irgendwo fand ich einen Artikel über eine süddeutsche Edelschmiede, die ihre Lautsprecher in Schichtbauweise herstellt. Interessant!

Da ich weder über eine CNC-Fräse verfüge, noch jemanden kenne, der eine besitzt, war diese Möglichkeit schon mal verwehrt. Blieb wohl nur sägen. Da das Ganze irgendwie den Charakter einer Laubsägearbeit aufweist, wurde ein Test mit einer Dekupiersäge unternommen. Sie schaffte die 19mm MDF-Platte mit einem neuen Sägeblatt tadellos. Hiermit stand fest; es wird gesägt!

Blieb nun nur noch die Frage: Was eigentlich?

Wer im Netz nach Lautsprecherselbstbau forscht, trifft natürlich über kurz oder lang auf Lautsprecherbau.de Seite. Die Bauberichte und die Ergebnisse der hier vorgestellten Projekte sind phantastisch! Schon Wahnsinn, was Leute in ihrem Keller, Wohnzimmer und sogar Bad 😉 alles erschaffen! HUT AB!!!

Da ich Interesse an einem kompakten Lautsprecher hatte, konzentrierte ich mich also auf diese Bausätze. Die SB18 erschien mir für einen Erstversuch am Geeignetsten. In der Bluesklasse angesiedelt und doch zu einem humanen Einstiegspreis.

Nun, da auch der Bausatz feststand, konnte mit der Planung für das Gehäuse begonnen werden. Mittels CAD habe ich die neue Form und deren Maße bezogen auf das vorgegebene Volumen ermittelt. Dabei kamen pro Gehäuse 21 Schichten plus Deckel und Boden heraus.

Mittlerweile war es Oktober, also etwas unbeständig für draußen zu arbeiten und so zog ich mit Säge und Holzvorrat für 3 Tage in die Gartenhütte. Obwohl ich mir den Arbeitsplatz recht ergonomisch eingerichtet hatte, (gerade stehen und so) sei gesagt, diese Sägearbeit ist echt nicht für Leute mit Rückenproblemen zu empfehlen!!! Nachdem alle Scheiben gesägt und mit je 6 Bohrungen versehen waren, ging es ans Zusammenbauen. Auf Gewindestange gefädelt wurden die einzelnen Schichten dann verleimt und verpresst.

Da man mit einer Säge natürlich nicht so exakt arbeiten kann wie eine CNC-Fräse, sahen die Gehäusewände natürlich entsprechend aus. Mit einem Excenterschleifer wurden die Seiten geglättet. Ein zwischenzeitlicher Versuch mit Spachtelmasse wurde wieder verworfen. Die Stärke der Gehäusewand gab einen Komplettschliff her. Vorher waren Deckel, Boden und die vorgefrästen Schallwände mit den Gehäusen verleimt worden.

Eigentlich habe ich beim Verleimen nicht mit Material gespart und eine Dichtigkeit sollte eigentlich gegeben sein. Um jedoch auf Nummer sicher zu gehen, wurden die Gehäuse zusätzlich von innen komplett mit Dichtungsmasse ausgepinselt. Somit waren die Rohgehäuse fertig.

Da ich die SB18 bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört hatte, beschloss ich einen Probelauf. Dieser sollte zeigen, ob der Aufwand sich bis hierhin gelohnt hat oder ob ich mir das Furnieren sparen kann. Die zwischendurch gelötete Weiche war schnell mit den Chassis verbunden, ein Behelfsanschluss durch das Bassreflexrohr gelegt und ab an den Verstärker.

An dieser Stelle des Bauberichts einen Klangbericht einzubauen, ist wohl etwas komisch. Daher beschränke ich mich darauf, dass ich absolut begeistert war und sich die SB18 ihr Furnier wahrlich verdient hatten.

Am Abend vor der geplanten Verhüllung dann der Schock! Eines der Gehäuse wies einen fast umlaufenden Riss auf. Und dieser ging durch die gesamte Materialstärke. Versuche, den Riss zu spachteln, schlugen fehl und es bildeten sich sogar 2 weitere. Die ganze Arbeit für die Katz!! Das andere Gehäuse hingegen war tadellos. Hätte ich die Lautsprecher zu diesem Zeitpunkt noch nicht gehört und deren Potential gekannt, so hätte ich an dieser Stelle vermutlich abgebrochen. Ich führe das Entstehen der Risse auf minderwertiges Material zurück. Der Holzzuschnitt stammte aus 2 unterschiedlichen Quellen. Da ich ahnte von wem, besorgte ich mir das neue Holz gleich beim „besseren“ Lieferanten.

Wieder mit einem Stapel Holz, frischen Sägeblättern und einer Kanne heißen Kaffee ging es dann im a…kalten Februar wieder in die Gartenhütte. Aber was muss, dass muss!

Die folgenden Arbeitsschritte aus sägen, leimen und schleifen waren ja nun bekannt und gingen eigentlich gut von der Hand. Zogen sich jedoch, bedingt durch den harten Winter, entsprechend in die Länge. Irgendwann war Gehäuse 2.2 dann fertig und wurde ein paar Wochen unter „Rissbeobachtung“ gestellt. Diesmal jedoch konnte, wie beim ersten Gehäuse grünes Licht gegeben werden.

Die Verarbeitung des SaRaiFo-Furniers gestaltete sich erfreulich einfach mit Pattex Kraftkleber Gel. Das Furnier besitzt auf der Rückseite ein Vlies, welches den Biegevorgang extrem vereinfacht. Bedingt durch die runde Rückwand habe ich auf ein Terminal verzichtet. Mit einer einfachen Bohrlehre wurden übereinander angeordnete Senkbohrungen vorgenommen und vollisolierte Polklemmen eingesetzt.

Klanglich ist die SB18 für mich ein echter Knaller! Dass aus einem Kompaktlautsprecher soviel Tiefgang kommen kann, erstaunt mich immer wieder! Leider vermag ich es nicht, die Höreindrücke wirklich gut zu beschreiben. Die SB18 ist einfach ein feiner Lautsprecher! Ganz dickes Lob !!! Ob meine Modifikation der Gehäuseform sich nun positiv oder negativ ausgewirkt hat, kann ich nicht sagen. Ich habe sie nie in der Ursprungsvariante gehört. Ein Vergleich wäre jedoch wirklich mal interessant. Vielleicht ergibt es sich ja mal. Sicher habe ich beim Bau das Rad nicht neu erfunden und Techniken genutzt, die hier bereits bekannt und auch zum Einsatz gekommen sind. Trotz zwischenzeitigem Rückschlag hat sich der Aufwand gelohnt, der Bau einen riesen Spaß und irgendwie Lust auf mehr gemacht.

ALSO VORSICHT! Die SB18 ist ganz klar eine Einstiegsdroge!

Gruß Stefan

P.S. Das Gehäuse mit den Rissen wurde nicht entsorgt, es hat eine neue Bestimmung gefunden!

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