10. Januar 2015

Paffis Duetta und Doppel 5

Autor: Gastautor

Auf der Couch war ich eigentlich nur gelandet, weil ich nach fast zwanzig Jahren Abstinenz mal wieder schauen wollte, was sich im Bereich der Selbstbaulautsprecher so getan hat. So lange ist es her, dass ich meine letzten Lautsprecher gebaut habe; ein paar kleine Dynaudios mit 17´er Bass und einer Gewebekalotte als Hochtöner. Meine übrige Stereo Anlage hatte sich zwischenzeitlich ganz gut entwickelt, nur im Bereich Lautsprecher habe ich mich bis dahin nicht zu weiteren Investitionen durchringen können.

Da saß ich nun auf der Couch, hatte mir leichtsinnigerweise gleich die Duetta anklemmen lassen und bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Es ist zwar immer recht schwer eine einzelne Komponente einer Kette isoliert zu betrachten aber die Lautsprecher sind definitiv dafür verantwortlich, den hörbaren Schall zu erzeugen. Das was über die Duetta an Schall erzeugt wurde, hörte sich viel besser an, als ich erwartet hatte. Insbesondere der Hochtonbereich mit der hervorragenden Auflösung und die von den Lautsprechern losgelöste räumliche Darstellung hatte es mir angetan.

Das Design

Wieder Zuhause angekommen machte ich mir Gedanken zu dem Design der Lautsprecher. Ich begann mit einigen Entwürfen zu einem einteiligen Gehäuse. Gut gefallen hatte mir ein recht wuchtig wirkender Entwurf mit furniertem Gehäuse und einer schwarzen gedoppelten Front, wie es in den 70´ern in war. Ich experimentierte mit diversen Schrägen, Phasen und Rundungen, entschied mich dann aber doch zu einem zweiteiligen Gehäuse, dem originalen schlichten Entwurf der Duetta ganz ähnlich. Da mir persönlich das akustische Zentrum etwas zu hoch erschien, habe ich am Bassgehäuse 5cm in der Höhe gespart und in der Tiefe entsprechend angebaut. Dem Mitteltöner habe ich lediglich 18l Volumen gegönnt. Dass sollte ausreichend sein und im Fall der Fälle auch noch eine Bassreflexabstimmung ermöglichen, die ich bei dem Betrieb der kompletten Duetta natürlich nicht benötige. Auch hier habe ich, anstatt dem Vorschlag aus der Bauanleitung zu folgen, lieber noch einige weitere Zentimeter in der Höhe reduziert, sowie dem Mittel- Hochtongehäuse links und rechts 30mm starke Außenwände spendiert.

So richtig sicher war ich mir nicht mehr mit der extrem tiefen Abstimmung des Basses. Ob unser nicht sonderlich großes Musikzimmer den gebotenen tiefen Bass verkraftet? Ich habe lange überlegt, ihn in ein nur 75l großes Gehäuse zu packen und etwa 5Hz höher abzustimmen. Auch stellte ich mir die Frage, ob nicht ein 20´er Bass oder zwei 17´er ausreichen würden, um den 18m² großen Raum zu beschallen. Ich habe dann zur endgültigen Klärung etwa ein Jahr später nochmals bei Udo vorbeigeschaut, um mir auch die kleineren Varianten mit ER4 Bestückung anzuhören. Die Zweifel wurden dann aber durch die Musikdarbietung beseitigt. Die Duetta gefiel mir von den verschiedenen Varianten am besten, etwas souveräner in allen Belangen, vor allem natürlich im tieferen Bassbereich mit etwas mehr Punch. So blieb ich bei der Duetta, (in etwa mit der originalen Abstimmung) und habe kurz nach meinem zweiten Besuch begonnen, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Der Bau

Für die Gehäuse habe ich mir fertig zugeschnittenes Multiplex in 21 und 30mm Stärke im Baumarkt besorgt, dass entgegen vieler negativer Beiträge in diversen Foren, hervorragend geschnitten war und keinerlei Nacharbeit benötigte. Den Aufbau der Gehäuse habe ich mit den Fronten begonnen. In die furnierten Platten wurden die Ausschnitte für die Chassis gefräst, Löcher für die Zylinderkopfschrauben gebohrt und die Einschlagmuttern von hinten in das Holz geschlagen. Mit „normalen“ Holzschrauben für die Befestigung der Chassis kann ich mich nicht so richtig anfreunden. Die Köpfe haben die Neigung abzubrechen und sitzen, nach mehr als dreimaligem einschrauben auch nicht mehr so richtig fest. Zylinderkopfschrauben mit metrischem Gewinde kann man hingegen in verschiedenen Festigkeitsklassen käuflich erwerben. 8.8´er Schrauben sollten hier aber mehr als ausreichend sein. Diese sind auch in der Ausführung „natur“ genügend geschwärzt, um ohne weitere Bearbeitung zur Befestigung der Chassis eingesetzt zu werden.


Mein Tip: mit dem Ausfräsen der Chassisauschnitte warten, bis die Chassis auf dem Tisch liegen und nochmal Maß nehmen. Auch wenn meine ER4 nur drei Zehntel größer waren als angegeben, waren das zwei Zehntel zu viel und ich konnte die Ausschnitte nochmals nacharbeiten. Den Bass hatte ich zum Glück nochmals vor dem Fräsen der Ausschnitte vermessen und die Ausschnitte dann entsprechend 1mm kleiner gemacht.

Die Bretter habe ich dann nach und nach zu den Gehäusen zusammen geleimt, mit dem Bandschleifer alle Seiten plan geschliffen und mit dem Bügeleisen furniert. Die anschließende Kantenbearbeitung mit der Feile und dem 180´er Schleifpapier klappte hervorragend und das Ergebnis ist von einer professionellen Bearbeitung, meiner Meinung nach, kaum zu unterscheiden. Eingesetzt habe ich Ahorn Furnier, welches im Internet bestellt zwar nicht ganz billig ist, dafür aber eine gute Qualität hat. Die gelieferten ca. 3m x 2m großen Matten habe ich vor dem Beginn der Arbeiten passend zurechtgeschnitten.



So richtig anfreunden konnte ich mich nicht mit dem geschlitzten rechteckigen BR-Kanal, der ja fast ein Markenzeichen der Bausätze hier ist. Musste ich bei dem Gedanken an die so geformten BR-Kanäle doch wieder an meine Vorlesung in Strömungslehre denken und eigentlich wusste ich auch gar nicht so richtig, wie ich die Oberflächen im Kanal bearbeiten sollte. Nun kam der Vorschlag, einfach ein Kunststoffrohr aus dem Baumarkt einzusetzen. Kurz darüber nachgedacht und dann für wenige Euro Abflussrohre mit ausreichender Wandstärke besorgt. Dieses dann später innen schwarz lackiert, von hinten ca. 1cm in die Fronten eingelassen und dann mit einem Montagekleber eingeklebt. Anschließend konnte ich mit einem Bündigfräser passende Löcher in die Fronten fräsen und dem Ganzen mit einem Abrundfräser zu einem manierlichen Aussehen verhelfen. Für ein ordentliches Finish der Lautsprecher habe ich die Oberflächen zweimal mit Hartwachsöl gestrichen, zwischen den Anstrichen mit feinem Schleifpapier geschliffen und abschließend mit einem Bauwolltuch leicht nachpoliert.

Der Klang

Der Klang der fertigen Lautsprecher überzeugt mich auch Zuhause wieder. Bereits ohne Einspielzeit ist die räumliche Darstellung umwerfend. Die dargestellte Bühne liegt eher hinter den Lautsprechern und wird seitlich nicht durch die Lautsprecher begrenzt. Die Interpreten und Musikinstrumente sind im Raum präzise zu orten und werden bei jeder gewünschten Lautstärke natürlich dargestellt. Auch der eher kleine Raum hat mit den Lautsprechern keine Probleme. Der Bass ist knackig, richtig tief aber nicht übertrieben. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich bereits vor dem Bau der Duetta einige Maßnahmen getroffen hatte, um unseren Musikraum akustisch zu optimieren.

An die gebotene Auflösung werde ich mich vielleicht noch etwas gewöhnen müssen, die Lautsprecher sind keine Schönschreiber. Schlechte Aufnahmen werden gnadenlos entlarvt. Da habe ich die Kombination mit Udos Röhrenverstärker, im Gegensatz zu meiner heimischen Anlage, etwas gnädiger in Erinnerung. Es bleibt allerdings noch abzuwarten, ob sich im Verlauf der weiteren Einspielzeit diesbezüglich noch etwas verändert.

Gleich mit gebaut habe ich mir ein paar passende Center, um mit dem Heimkinobetrieb starten zu können. Entschieden habe ich mich für die Doppel 5, die sich gut in das akustische Geschehen einfügt. Das die Duetta auch im Heimkinomodus hervorragend läuft, brauche ich sicherlich nicht zu erwähnen. Ich habe zwar bisher noch keine Blue-Ray gesehen, seit die Teile fertig sind, aber als ich gestern Abend in „Lara Croft“ über Satellit kurz rein geschaut habe, hatte ich das Gefühl, ich sitze inmitten der im Film zusammenstürzenden Ruine. Über einen Subwoofer für unser Heimkino brauche ich, wie erwartet, nicht nachzudenken.

Paffi

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