8. November 2015

Michaels Duetta

Autor: Gastautor

Hatte mir vor über 25 Jahren im Studium eine feine Anlage geleistet, mit der ich eigentlich immer gut klar gekommen bin. Aber mit der Zeit verändert sich vielleicht auch der Anspruch an eine Anlage oder auch an die Boxen. So war ich denn im Raum Südost-Bayern auf der Suche nach neuen Lautsprechern, mehr als 3000 Euro wollte ich keinesfalls ausgeben. Doch wohin wenden? Nach München? Immerhin 1,5 Autostunden von uns entfernt, aber hier in der Region: Funkstille. Und was ich dann gehört hab, hat mich dann auch nicht sonderlich beeindruckt. Richtig Sinn hätte Probehören ja nur mit meiner Vor- Endstufen-Kombi gemacht, aber das war mir wiederum zu aufwendig. Ok, Kurzversion: Nix is.

Was übrigens ein interessantes Bild unserer Gesellschaft vermittelt, über das ich gerade bei der Auseinandersetzung um den besseren Sound immer wieder gestolpert bin: guter Klang – und damit meine ich eine neutrale Vermittlung dessen, was die Musiker und natürlich auch der Tontechniker im Sinn hatten – ist nicht gerade en vogue, oder besser, interessiert eigentlich fast niemanden.

FAST.

Dann kam ich über Umwege auf den Selbstbau und hab es natürlich ausprobiert, indem ich in einschlägigen Magazinen schmökerte und das erste Projekt in Angriff nahm. Ein paar kleine Transmissions für den Schreibtisch. 48 Euro für eine Membran, das gleiche für die Weiche, ordentlich Bastelzeit mit dem Ergebnis:

a: ich hab ja gar keine zwei linken Hände. Werd zwar kein begnadeter Handwerker, aber mit der richtigen Portion Geduld und Willen kommen durchaus vorzeigbare Objekte raus, und vor allem Vorhörbare … womit wir wieder bei oberem Problem angelangt wären … wer möchte die neuen Boxen dann auch hören? Meine Statistik: von 10 Leuten eine/r. Schade für die anderen Neune.

b. im Test gegen meine alten Dynaudio Contour 1:  Wahnsinn, bei kleinen Besetzungen stecken die “Bastelzwerge” die Dänen locker in die Tasche, gerade was Räumlichkeit anbelangt.

Also, auf zum nächsten Projekt, das sollte dann schon etwas Größeres sein und bei der Selbstbaumesse in Stuttgart bin ich dann auch wieder auf ein Exemplar gestoßen, das ich als Testbau-Objekt ausgewählt hatte.

Parallel bin ich natürlich auch auf Udo gestoßen und nachdem mich der Virus längst gepackt, ich sogar ein Seminar zum Messen von Lautsprechern belegt hatte, musste ich doch bei ihm vorbeischaun. Das dürften mittlerweile schlappe drei Jahre her sein: auf dem an dieser Stelle schon mehrfach zitierten Sofa hat mich neben der kompetenten und freundlichen Art Udos aber etwas besonders fasziniert: die Duetta.

Was für ein Sound, wieviel Luft da zwischen den Musikern besteht, die Bühne mit genau der richtigen Breite und Tiefe – das war sicherlich mit das Beste, was ich bisher gehört hatte. Tja, der Drops war gelutscht, das nächste Projekt sollte die Duetta sein. Erst mal sparen für das Set.

Es hat dann doch länger gedauert … vor über einem Jahr kam dann die Kiste mit den Schätzen an, die bleib dann erst mal für Monate im Büro stehen und vor einem halben Jahr hab ich dann so langsam begonnen. Einen ausführlichen Baubericht erspare ich euch, hab mich relativ nahe an die Anleitung hier im Magazin gehalten. Lediglich hab ich Lamellos als Dübel verwendet, um einen sauberen und stabilen Sitz der Gehäuse zu garantieren (mit Udos Einfach-Exakt-Zusammenbau-Methode hatte ich so meine Probleme, wie auch mit dem doch nicht 100% korrekten Zuschnitt des Baumarktes). Dann noch Trittschallplatten in die Gehäuse. Bringt laut Udo nix, schadet aber auch nix. Egal, rinn damit.

Furnieren war dann doch ein wenig tricky, da ich vom Schreiner das gleiche Furnier hatte, wie er es beim Bau unserer Küche verwendete. Beim Zusammenkleben  (Holzleim-Bügeltechnik) der doch relativ schmalen Bahnen (bei dem Unterteil 5 Lagen nebeneinander) blitzte es doch mal mehr, mal weniger. Die Lücken wollte ich dann mit Holzkitt auffüllen, aber hab voll die Panik bekommen, weil der Kitt beim Schleifen fast weiß wurde …. Hat aber dann beim Wachsen wieder die ursprüngliche Farbe angenommen, naja, eher so halbwegs. Eigentlich sollten die Duettas Master-Pieces werden. Ganz perfekt sind sie dann doch nicht geworden bei wirklich kritischem Blick.



Über den Sound der Duettas muss ich eigentlich nix mehr zufügen. Selbst meine Frau meinte, bisher hat sie geile Boxen gehört, jetzt hört sie tolle, authentische Musik. Also voller WAF, selbst noch mit den alten Boxen zusammen im Wohnzimmer keine Ehe-Probleme. Wohl dem, der eine tolerante Partnerin hat.

Zur Form: nach den bisherigen Erfahrungen hätte ich mir was Gebogenes oder Fließendes durchaus zugetraut. Aber ich find die Duettas genau als die kubistischen Klötze wunderschön. Was ich eigentlich sagen möchte: Auch einfache Kisten können einen ästhetischen Reiz besitzen. Ich finde Aussehen und Sound gehen richtig gut zusammen. Also Leute, nur Mut zum rechten Winkel, was Zeitloseres wird nicht mehr erfunden.

Meinen besonderen und herzlichen Dank an ALLE da draußen, die guten Klang einfach zu schätzen wissen und sich mit ihren Ohren über den Mumpf und die Werbesprüche der Massenprodukte (vor allem der modernen Produkte) hinweg gehört haben. Ich bleibe am Ball und werde versuchen, die oben erwähnten 10% meiner Freunde nach und nach auch akustisch glücklicher zu machen. Bis dahin hab ich ordentlich Spaß mit der Duetta.

Lieben Gruß aus dem Südostzipfel der Republik,

Michael

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