Kaum eine andere Box wurde in den letzten Jahren von der Selbstbaugemeinde mit so wenig Widerspruch aufgenommen wie Duetta. Dies ist noch erstaunlicher, weil sie immerhin zur Referenz eines Fachblattes erkoren wurde. Besonders im Internet liegen doch ständig Leute auf der Lauer, um so Gelobtes niederzumachen. Es muss wohl etwas Besonderes an der Kiste sein, das Kritiker schnell verstummen lässt. Doch dies soll erst die Klangbeschreibung klären.
Bestückung
Als wir einige Monate später einen besonderen Bausatz für das Heft brauchten, war unser erklärtes Ziel, dem noch einen drauf zu setzen. Schmitti schlug vor, der Box mit dem Eton 11-581/50 Hex noch einen großen Bass zu gönnen, mir gefiel ein zweiteiliges Gehäuse und eine Versteifungsmatrix. So machte sich Heinz an die Arbeit und entwarf auf seinem Computer den aufwendigsten Innenaufbau, den wir je verwirklicht haben. Frei nach dem Motto: „Wenn du es zeichnen kannst, kann ich es auch bauen!“ klebte ich die vier Kisten zusammen, entwickelte eine passende Weiche und Duetta eroberte unseren Hörraum im Sturm. Da standen Kisten im fünfstelligen Euro-Bereich, hochgelobt, schön anzusehen und
Datenblätter
Die Messungen der Chassis erfolgten im Duetta-Gehäuse. Daten von einer Normschallwand führen in Simulationsprogrammen zu völlig falschen Ergebnissen, wenn deren Einfluss nicht heraus- und der der Schallwand nicht eingerechnet werden.
Eton ER4
Parameter:
Fs | 523 | Hz |
ZMax | 4,5 | Ohm |
Re | 4,1 | Ohm |
Qms | 18,4 | |
Qes | 30,3 | |
Qts | 11,4 | |
L1kHz | k.A. | mH |
L10kHz | 0,01 | mH |
Zmin | 4,05 | Ohm |
dBSPL | 90 | dB |
Ausstattung:
Membran: | Ziehharmonika-Folie |
Schwingspule: | aufgedampfte Leiterbahn |
effektive Membranfläche: | 67 mm² |
bewegte Masse: | 0,66 Gramm |
Magnet: | 4 Neodym-Pillen |
Magnetische Schirmung: | nein |
Polkernbohrung: | nein |
Befestigungsbohrungen: | 4 |
Außendurchmesser: | 110 mm |
Einbauöffnung: | 94 x 84 mm |
Einbautiefe | 13 mm |
Frästiefe: | 3 mm |
Messungen
Eton 7-360/37 Hex
Parameter
Fs |
47. Hz |
Diameter | 128 mm |
Re |
5.3 Ohm |
Rms |
1.73 kg/s |
Qms |
2,91 |
Qes |
0,4 |
Qts |
0,36 |
Cms |
0.67 mm/N |
Mms |
17.0 Gramm |
BL |
8.14 Tm |
VAS |
15.5 Liter |
dBSPL |
88.1 dB |
L 1kHz |
1.12 mH |
L 10kHz |
0.42 mH |
SD |
129 cm² |
MMD |
16.2 Gramm |
Z Min |
6.0 Ohm |
Ausstattung
Membran: |
Hexacone |
Sicke: |
Gummi |
Korb: |
Aluminium-Druckguss |
Polkernbohrung: |
ja |
Zentrierung: |
luftdurchlässige Topfspinne |
Schwingspule: |
37 mm Kupfer auf Aluträger |
Polplattendicke |
8 mm |
Linearer Hub |
7 mm |
Magnet |
102 mm |
Befestigung |
8 Schraublöcher |
Außen |
186 mm |
Einbauöffnung: |
160 mm |
Frästiefe: |
8 mm |
Einbautiefe: |
84 mm |
Messungen
Eton 11-581/50 Hex
Parameter
Fs | 22 Hz |
Diamete | 216 mm |
Re | 5.2 Ohm |
Rms | 1.16 kg/s |
Qms | 7,15 |
Qes | 0,32 |
Qts | 0,31 |
Cms | 0.88 mm/N |
Mms | 60.4 Gramm |
BL | 1.6 Tm |
VAS | 164 Liter |
dBSPL | 89.3 dB |
L 1kHz | 1.53 mH |
L 10kHz | 0.63 mH |
SD | 366 cm² |
MMD | 56.4 Gramm |
Z Min | 5.7 Ohm |
Ausstattung
Membran | Hexacone |
Sicke | Gummi |
Korb | Aluminium-Druckguss |
Polkernbohrung | ja |
Zentrierung | luftdurchlässige Topfspinne |
Schwingspule | 50 mm Kupfer auf Aluträger |
Polplattendicke | 8 mm |
Linearer Hub | 7 mm |
Magnet | 102 mm |
Befestigung | 6 Schrauben |
Außen | 281 mm |
Einbauöffnung | 244 mm |
Frästiefe | 8 mm |
Einbautiefe | 103 mm |
Messungen
Gehäuse
Nach dem Oberteil war dann die Bassabteilung an der Reihe. Der Deckel erhielt ein Lattenkreuz , das die Übertragung von Resonanzen nach oben verhinderte. Die Rückwand war durch das Weichenfach mit den Seiten verkoppelt, so brauchte nur noch der Reflexkanal, der immerhin hinten nicht gestützt wird, eine Stabilisierung in Form eines hochkant aufgesetzten Brettes mit 10 cm Höhe.
Der anfangs häufige Wechsel zwischen der aktiven und passiven Variante der Duetta brachte nach einiger Zeit die Erkenntnis, dass mir die passive Box besser gefiel, da sie durch unterschiedliche Verstärker leichter an verschiedenen Hörgeschmack anpassbar war. Mit meinen kleinen “La Forza”-Endstufen auch von SAC klang sie runder und harmonischer, die Einschübe sezierten die Musik dafür etwas mehr. Als ich zudem die Frage nach dem Gewinn durch eine ausgelagerte Weiche nicht überzeugend beantworten konnte, war auch die Zeit des Weichenfachs vorbei, was dem Unterbau 5 cm weniger Tiefe und einen nicht unbeträchtlichen Gunstgewinn bei den Lebenspartnern der späteren Besitzer einbrachte. So fügte ich noch ein Brett auf der Rückwand ein und hatte damit die Gehäusemodifikationen abgeschlossen.
Der Gehäusebau wird als eigenständige Fotostory (siehe “Duetta bauen“) dokumentiert.
Da sie sich mittlerweile auch längst etabliert hat, gibt es nun auch eine Zeichnung der einteiligen Duetta samt zugehöriger Sketchup-Datei.
Weiche
Keinen klanglichen Vor- oder Nachteile hatten die neuen Gehäuseaufbauten, doch nun kommen wir zu den Verbesserungen durch Weichenänderungen. Ein Kapitel für sich sind die dafür besten Bauteile. In fast jeder Publikation wird behauptet, je teurer die seien, desto besser wird der Klang. Da werden Boxen gebaut, die mit „normaler“ oder „High-End“-Weiche bestückt werden können. Heißt das nun, dass die eine gut, die andere dagegen schlecht ist? Warum wird die schlechte dann überhaupt angeboten? Keineswegs will ich behaupten, dass alle Kondensatoren oder Spulen mit gleichem Wert identisch klingen. Die Unterschiede sind jedoch wie bei Verstärkern, CD-Spielern oder Kabeln eher in Geschmacks- als in Güteklassen einzuteilen. Elkos und Ölpapier-Kondensatoren neigen ein wenig zum Schönspielen, was einigen Metallhochtönern gut tut, teure MKP’s verleihen der Wiedergabe etwas mehr an Details und Luftigkeit, je nach Box kann das aber auch in Nervigkeit ausarten. Luftspulen mit dickem Draht sind Kernspulen nicht zwangsläufig vorzuziehen. Bei den einen wird die Drahtlänge zum limitierenden Faktor, bei den anderen die Sättigung oder durch den Eisenkern bedingte Verzerrungen. Nicht einmal das Argument des geringeren Widerstandes beweist das „Bessersein“ der einen oder anderen Drossel. Bei allen Bauteilen ist das Zusammenspiel mit den anderen Komponenten der Box von entscheidender Bedeutung.
Vorweg sei gesagt, dass ich im Weiteren über Fehler auf höchstem Niveau schreiben werde, die nur auffallen, wenn man lange die eine Variante mit der anderen vergleicht. Die Anpassung an mein ureigenes Hörempfinden fand über mehrere Jahre statt und ich will nicht behaupten, dass sie das Ende der kleinen Änderungen bedeuten. „Tempora mutantur, et nos mutamur in illis“, sagte ein Sprichwort aus dem Lateinunterricht – die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen.
Das erste, was mir an der originalen Duetta missfiel, war die Durchhörbarkeit im Bass. Manchmal wurden Töne etwas zu laut und dabei verwaschen wiedergegeben, was besonders bei geringen Pegeln auffiel. Mit der dicken Trafokernspule war der Schuldige schnell ausfindig gemacht. Sie wurde durch eine deutlich billigere Kernspule aus speziellem Sintermaterial ersetzt, die zwar 0,3 Ohm mehr Widerstand aufwies, aber trotzdem klarer klang.
Als nächster Teuerklotz in der Weiche musste der Ölpapierkondensator weichen. Zwar wusste er sehr viel Ruhe ins Klangbild zu bringen, doch mochte ich es nicht, dass er das auch tat, wenn es etwas fetziger zugehen musste. Deutlich neutraler verhielten sich da meine bereits jahrelang bewährten MKP-Kondensatoren, die sich fortan auch in meinen bevorzugten Boxen wiederfanden. Ganz aus der Hochton-Weiche verbannte ich den L-Regler, der bei sich Messungen in meinem Hörraum und eigenem Equipment als überflüssig erwies. Die Weichfaserplatten in der Kammer des ER4 wichen zwei Schichten Moosgummi, die einerseits das Anschrauben des Hochtöners erleichtern und zusätzlich den Bereich zwischen 2 und 4 kHz noch mehr glätten.
Zum guten Schluss musste aus der Phalanx der “High-End”-Bauteile auch die Flachbandspule vor dem Mitteltöner ausscheiden. Ihr musste ich eine leicht nasale Wiedergabe zuordnen, was sie eindeutig disqualifizierte. Eine gute, alte Luftspule mit Runddraht ersetzte sie und ich konnte auch hier feststellen, dass man für mehr Geld nicht mehr Klang bekommt.
Seit ich Duetta gern mit meiner Röhre betreibe, habe ich dem 7-360 einen Kondensator in den Signalweg gelegt, der ihn unterhalb seiner Einbauresonanz zusätzlich auskoppelt. Diese Maßnahme glättet den Impedanzverlauf unterhalb von 100 Hz, was der Destiny durch straffere Bässe dankt. Eine Impedanzlinearisierung für den Übernahmebereich zwischen Mittel und Hochtöner vollendete zunächst die Veränderungen an meiner Duetta-ADW.
Messwerte
Lange Reden kann ich mir sparen, die Diagramm sprechen doch schon deutlich genug für sich. Die langgezogene, leichte Absenkung zwischen 80 und 300 Hz verhindert die bei vielen Boxen übliche Übertreibung des mittleren Basses, die durch Raumeinflüsse bedingt ist. Beachtliche 89 dB Schallpegel erfordern keinen Kraftmeier als Verstärker, die feineren Töne sind hier mehr gefragt. Mit 4 Ohm Minimum und mit zugeschalteter Impedanzkorrektur nahezu durchgängigen 5 Ohm oberhalb von 100 Hz sollte hier selbst ein kleiner Röhrenverstärker bestens geeignet sein, Wohlklang in der guten Stube zu erzeugen. Mit weniger als 3 % K2- und 1 % sonstigem Klirr unterhalb von 100 Hz gibt es nicht allzu viele Lautsprecher auf dem Markt, der Wasserfall zeigt nirgendwo Unregelmäßigkeiten im Ein- und Ausschwingen. Ein kleiner Haken in den Winkelschrieben bei 6,5 kHz ließ mich erst ein wenig verzweifeln, die Ursache fand ich in Reflexionen an der Halteklammer des Mikrofons. Darauf aufmerksam gemacht, bemerkte ich diesen Peak auch bei den Messungen der anderen Boxen dieser Ausgabe.
Klang
Mit eigenen Worten den Klang der Lieblingsbox zu beschreiben, ist immer eine Gratwanderung, denn wie soll man vermeiden, das Licht unter den Scheffel zu stellen und dabei trotzdem durch Glorifizierung nicht unglaubwürdig werden. Daher freute ich mich, als ich den Bericht von „musicculture“ (richtiger Name der Redaktion bekannt) im Hifi-Forum entdeckte. Besser kann ich es nicht sagen, was das Besondere an Duetta ist:
Bleibt mir nur noch, den Dank für die schöne Beschreibung zurückzugeben.
Udo Wohlgemuth
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Hallo Udo,
die Hoch-/Mitteltonkammer der einteiligen Duetta ist mit ca. 11 Liter nur halb so groß wie die der zweiteiligen Duetta. Bei der MiDu liegt man auch in etwa bei 11 Litern. Ist das bauartbedingt, da die MT-/HT-Kammer bei der einteiligen Duetta und der MiDu nochmals in einer weitern Box steckt?
G Jörg
Hallo Jörg,
auch in der zweiteiligen Duetta wär der 7er mit 11 – 12 Litern zufrieden, doch das hätte die Optik geknickt. So setzten wir die Kiste auf den Bass, die wir als Reflex-Top konzipiert hatten und verschlossen den Schlitz. So musste man nur das Unterabteil zusätzlich bauen, wenn man zur Duetta erweitern wollte. Die einteilige Version durfte dagegen das klanglich unnötige Volumen sparen.
Gruß Udo