18. März 2017

SB18 und der Herr Gorilla

Autor: Elvis3000

Hallo zusammen,

Als ich mir letztes Jahr überlegen mußte, was ich zum 50. Geburtstag haben will, war die Entscheidung schnell gefallen. Natürlich neue Lautsprecher fürs Büro/ Werkstatt. Was denn sonst?! Nicht dass ich keinen Spaß mit der FT9 hatte, aber mit der SB18 sollte das nochmal deutlich zu steigern sein. Die würde auch mittels Upgrade zur SB36 irgendwann mal gut ins Wohnzimmer passen. Und die FT9 in ein kleines 2 Liter Gehäuse, schön türkis lackiert für die Tochter. So der Plan.

Meine letzten 2 Lautsprecher waren aus Massivholz, jetzt wollte ich mal wieder was mit Furnier machen, gibt da ja tolle Sachen. Es sollte keine gefällige Optik werden, eher was knalliges, etwas, das zu den 80ern passt. Nach etwas Probieren war klar, dass es rot gebeiztes Fantasma Nero und Indischer Apfelbaum wird. Ich konnte mich nicht für ein Furnier entscheiden, also hab ich zwei verschiedene Optiken umgesetzt. Das Umfeld, das mir den Bausatz schenkte, hat das nicht kritiklos hingenommen. Ja, ich hab halt gute Freunde  😉

Die Form war auch schnell gefunden. Kein eckiger Kasten, sondern die Seitenwände gebogen und nach hinten verjüngend. Da hab ich auch erst wieder einige Versuche starten müssen, aber 3mm MDF schichtweise aufgetragen und mit einer Spannhilfe sollte für die Seitenwände gehen.

Auf einem großen Papier hab ich dann 1:1 alle nötigen Maße für das Volumen ermittelt. Den Radius für die Seitenwände habe ich einfach von einer großen Blechscheibe übernommen. Jo und dann in den örtlichen Baumarkt gefahren, den Mann am Zuschnitt schwerstens bedroht und mit passgenauen Zuschnitten wieder heimgefahren. Dann mußte ich aber erst mal auf besseres Wetter warten, MDF im Bad is ned so gut bei mir, da wäre ich dann schwerstens bedroht worden.

Los gings mit dem Zuschneiden von Boden und Deckel. Mit der Stichsäge eine recht kommode Sache gewesen, zwar nicht 100% passgenau, aber da werden ja noch die Seitenteile drübergeleimt. Im Keller hab ich die Teile dann mit Front und Rückseite verleimt. Wieder an der Frischluft mußte ich die überstehende Front und Rückseite egalisieren. Die Seitenrundung hab ich auf Deckel und Boden mit Bleistift durchgezogen. Ja und dann alles schön Oldstyle mit der Raspel abgetragen. Das hat zwar gedauert, aber es ist doch recht genau geworden. Als nächstes dann das Aufleimen der Seitenwände. Pro Seite nahm ich 6 MDF Platten mit 3mm Stärke. Die Platten hab ich ca. 2mm höher zuschneiden lassen und natürlich vorne und hinten mit reichlich Überstand.

Oh Gott, das Aufleimen der Seitenwände. An der Stelle haben sich warscheinlich schon viele gefragt wie man die Seitenteile formschlüssig anlegen kann. Viele Nuten fräsen mit der Kreissäge ist eine möglichkeit, aber die Sauerei braucht kein Mensch. Ich habe mir auf Arbeit Andruckhilfen aus 3 mm Blech gefertigt. Gleicher Radius, vorne und hinten überstehend und ein Stück weit abgekantet, damit die Kante auch stabil bleibt und sich nicht verbiegt wenn die Zurrgurte zubeissen. Beim ersten Versuch habe ich nur eine Seitenwand mit Montagekleber verleimt. Gut so, ich mußte nochmal absetzen, die Platten sind beim Festzurren verrutscht. Also beidseitig Mitten angerissen und die Platte vor Verkleben mit dem kleinsten Nagel fixiert, den ich gefunden habe. Das hat ganz gut hingehauen, die Sauerei hat sich in Grenzen gehalten und beim Zuschauen, wie das Ganze durchhärtet, hab ich mir ne Kaltschale schmecken lassen. Am nächsten Tag dann die andere Seite verklebt. Am Tag darauf der erste Versuch beidseitig aufzutragen. Das war spannend , man muß sich beim Leimauftragen beeilen, Seitenteile ansetzten, Nägel einschlagen, Bleche ansetzen, die vier Gurte drüber und festzurren. Ich bin immer schneller geworden, einmal habe ich 12 minuten gestoppt. Nach 14 Runden war der Spaß auch schon wieder vorbei und ich hab gegrübelt wie ich die Überstände wieder wegbringe. Da ist mir aber auch was eingefallen.

An meiner Oberfräse habe ich für die Unterseite eine Distanzscheibe aus MDF gefertigt. Zum Planfräsen konnte ich ja die Fräse nicht einfach aufsetzten, sie wäre ja am Überstand hängen geblieben. So hab ich sie einfach 18mm höher gesetzt und konnte den Fräser soweit absenken, dass alles Plan wurde. War mir am Anfang selber nicht geheuer, aber sehr vorsichtig und ohne vorherige Kaltschale ging das eigentlich recht gut. Jetzt waren noch ein wenig Spachtel- und Schleifarbeiten zu machen, das hielt sich aber in Grenzen. Als nächstes stand das Furnieren auf dem Plan. Ouh man……

Die Seitenteile sollten also rot werden, den Rest komplett durchgeschwärzt. Zweifarbig furnieren soll nicht so einfach sein, wie man allerorts hören kann. Man sollte vorher beizen und dann die Furniere aufbringen. Das verhindert, dass die verschiedenen Beizen ineinander verlaufen. Ich wollte das trozdem versuchen. Zuerst Deckel, Boden, Vorder- und Rückseite furnieren, schwarz beizen und eine erste Schicht Klarlack aufbringen. Dann die Seitenteile furnieren und rot beizen. Wenn dann ja rote Beize ins Schwarze läuft, sollte das nicht sichtbar werden. Den 2in1 Klarlack wollte ich mit der Schaumstoffrolle auftragen, das hat bei den FT9 schon prima funktioniert.

Furniert habe ich dann mit der Bügelmethode, beizen war auch kein Thema. Chassis und BR Schlitz in die Vorderfront gefräst und dann noch eine Schicht Klarlack drauf und ich wußte sofort, wo der Hammer hängt. Der Wasser lösliche Lack hat ordentlich Beize aufgenommen, die Rolle war nach zwei Seiten komplett Schwarz. Gut, dachte ich, wenn die erste Schicht mal ausgehärtet ist klappt das mit den Folgeschichten. Hier hätte ich aber eigentlich abbrechen müssen. Um die letzten Lackreste zu entfernen hätte ich das Furnier komplett entfernen müssen, also hab ich mich für die Flucht nach vorne entschieden. Ich habe gehofft, dass es mit dem Lackieren noch klappt. War ne blöde Situation.

Seitenteile furnieren klappte prima, mir ist allerdings an ein paar Stellen das Furnier gesplittert, vor allem das Indische Apfelbaum hat mich da echt geärgert. Die kleinen Fehler wollte ich später versuchen, mit Lack aufzufüllen, was natürlich so auch gar nicht geht. Die Seiten beizen hat dann wieder gut geklappt, wenn man vorsichtig ist, verläuft da auch nichts, zumal die Gegenstücke ja schon eine Schicht Lack drauf hatten.

Jetzt war alles fertig für den Endanstrich. Der Plan war lackieren mit Rolle, durchhärten lassen und zwischenschleifen, wie man das halt so kennt. Und jetzt hab ichs entgültig versemmelt. Der Lack hat mit jedem Auftrag Beize angenommen , es ist zwar von Schicht zu Schicht besser geworden aber “Klar” ist was anderes. Und natürlich ist mir der Lack in die andersfarbige Lackschicht gekommen ,das hat sich gar nicht vermeiden lassen. Und egal wie schnell ich mit Wischtuch dran war , es gab sichtbare Verläufe. Ich muß zugeben, an dem Punkt war ich dann schon recht genervt und wollte eigentlich nur noch irgendwie fertig werden. Nach ein Paar Lackschichten war das Ergebniss von Weitem aber gar nicht mal so schlecht. Erst bei genauerem Betrachten erkennt man die Fehler, die hier gemacht wurden. Brutal sieht die Rückseite des Fantasma Nero aus, da haben sich in den Lack weiße Schlieren eingeschlichen, keine Ahnung, wo die herkommen. Zum Glück nur auf dieser einen Rückseite. Wenn man im richtigen Winkel hinschaut, sieht man auch die Absätze der Klebestöße. Ich war mir sicher, dass nach dem Drüberfurnieren und Schleifen nix mehr zum sehen ist. Dem war auch so, aber durch das Beizen und den Wasserlack haben die Stöße dann viel Feuchtigkeit gezogen und sind ordentlich aufgequollen. Durch gutes Trocknen und Schleifen hab ich das nicht mehr wegbekommen. Naja, das Finish war eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Vorheriges Studieren einiger Bauberichte mit Lackfinish haben das schon angezeigt. Aber manchmal muß man die Dinge einfach selber gemacht haben, um zu akzeptieren, dass sie so nicht gehen. Da geht der Handwerkergorilla in mir ganz eigene, irrsinnige Wege. Kennt ihr das, wisst ihr, was ich meine?

 

Die BR Schlitze hab ich aus 1,5 mm Blech gefertigt, nach dem Schweißen sandgestrahlt und mit der Dose lackiert. Die haben nahezu spielfrei in die Ausschnitte gepasst und mir haben sie richtig gut gefallen. Die Standart-Terminals wollte ich nicht einbauen, da mußte was Selbstgebautes her. Also M12er VA Schrauben passend aufgebohrt und die Sechskantköpfe etwas angedreht. Die + Leitung hat noch einen kleinen Einstich spenndiert bekommen. Hat mir auch gut gefallen, werd ich in Zukunft immer so machen. Zum Löten der Weiche brauche ich nichts sagen, zum Verbohren der Chassis und BR Schlitz auch nicht. Zusammenbau war problemlos.

Nach Fertigstellung sind sie erst mal ne Woche rumgestanden, bevor ich sie dann im Büro an den SMSL 50 gehängt habe. Die FT9 wurden erst mal in Rente geschickt und ja, was soll ich sagen. Die SB18 spielen natürlich in einer anderen Liga. Vor allem mehr Bühne und Auflösung. Der Herr Gonzalez und Frau Keating begeistern jetzt auch im Büro. Der ganze Raum wird jetzt souverän beschallt und bei BF1 rummst es jetzt bis in die Zehenspitzen. Das gleiche Erlebnis im Wohnzimmer am NAD. Schön, dass ich die Option habe zum Upgrade….   😉

Ciao  Udo

Zur SB 18 im Online-Shop

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Hi Leute,
Wer Elvis3000s Schrauben-Bananenbuchsen ebenso cool findet wie ich:
Ich hab die Teile für nen Bekannten von mir im CAD gezeichnet, mit der Zeichnung sollte sie jedermann mit Drehbank herstellen können.
Die meisten von uns werden zwar selbst weder Drehbank noch die nötigen Skills haben, aber kennen aber evtl eine Schlosserei oder sonstigen Betrieb mit mechanischer Fertigung, in dem die Azubis das für eine Spende in die Kaffeekasse erledigen.

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Gruß Max
PS: .pdf oder CAD-File könnt ihr auch haben => PN

Hallo Udo,

wunderschöne Lautsprecher mit sehr schönen Details. Glückwunsch. Das gefärbte Apfelfurnier hat für mich gewonnen. In Verbindung mit dem schwarz eine super Optik. Muss unbedingt mal Furnier selber färben – vielen Dank für die Idee!

Viele Grüße BigBernd

Hallo Udo,
tolle Lautsprecher hast Du da erschaffen. Verschiedene Furniere zu nehmen ist eine coole Idee. Aber die BR-Rohre sind für mich das Beste. Die passen perfekt zur gesamten BOX. Alle Daumen hoch!!
Gruß Harald

Hi Udo,

sind sehr schön geworden! Vor allem die Idee mit den verschiedenen Furnieren auf den Seiten gefällt mir sehr gut.

Ich hatte mich letztendlich gegen das Lackieren entschieden, trotz angebotener fachkundiger Hilfe und der Möglichkeit, eine Lackierkabine zu nutzen. Nun habe ich aber im Gegensatz zu Dir gegen Farben entschieden.

Die Idee mit den Terminal-Schrauben gefällt mir auch sehr gut, wohl dem, der das passende Werkzeug dafür hat! 🙂

Viel Spaß mit den beiden Unikaten!

Ciao
Chris

Hallo Udo,

ich finde die Teile klasse! Sehr individuell und stimmige Form!
Was mich verwundert ist, dass die Stoßkante an der Oberseite so sehr durch das Furnier drückt.
Was mich aber umhaut, sind die BR-Schlitze – ganz großes Kino!
Beste Grüße,
Andi

Hallo Udo,
ah, danke Dir! Ich trage mich mit dem Gedanken, ein ähnliches Design zu fahren, würde aber oben noch ne Lage drauf pappen um die Kanten damit zu kaschieren. Ach, wir werden sehen. Mir gefallen Deine Terminals auch enorm gut. Machst mir auch welche? 😉
Viele Grüße,
Andi

Hallo Udo,

herzlichen Glückwunsch zu den Schönheiten. Gefallen mir richtig gut. Schöne Form und Farben. Toller Bericht.
Höre gerade zufällig auch die SB18. 😉 Begeistert mich immer wieder.

Wünsche viel Spaß.
Michael

Hi Udo,

wirklich toller Bericht – mal was erfrischend anderes=)
Dein Aufwand ist ja wirklich löblich – viel Handarbeit! Besonders beeindruckt hat mich, dass du die Kurven von Hand geraspelt hast :-O
Von “jetzt hab ichs entgültig versemmelt” kann keine Rede sein, die Dinger sind toll geworden!
…und falls du irgendwann mal eine Kleinserienproduktion deiner Terminals startest => PN =)

Gruß Max

PS: Für die nicht Raspler: Es gibt Kurvenlineale für die Oberfräse
https://www.amazon.de/Protus-Kurvenlinfix-1200x12x12mm/dp/B00D5UOIO6/ref=sr_1_1?s=diy&ie=UTF8&qid=1489846323&sr=1-1&keywords=Kurvenlinfix&th=1

Hallo Max,

das beste Kurvenlinieal heißt CNC. 😉

Michael

…zeigst du mir eben die LS-bau taugliche CNC Fräse für 50€? Ich bestell sie sofort =)

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