3. Juli 2017

Ralphs Needle – Neuauflage

Autor: Gastautor

Auf der Suche nach einem neuen Hobby stieß ich nicht wirklich zufällig auf den Lautsprecherbau. Davon versprach ich mir handwerkliche und kreative Betätigung, belohnt mit Hörgenuss. Der Needles-Bausatz war ein Blind-, bzw. Taubkauf, ich ließ mich überraschen. Die 16mm MDF Platten ließ ich im Baumarkt zuschneiden. Die einzige Holzbearbeitung, die ich selbst übernehmen musste, war es, die runden Löcher ins Holz zu bringen.

Dies geschah mit einer Standbohrmaschine mit Fräskopf. Das war recht mühselig und wäre mit einer Stichsäge bestimmt schneller und sicherlich ähnlich sauber zu machen gewesen. Das Holz zusammengeleimt, die Weichen zusammgelötet, die Chassis eingebaut, das Dämmmaterial eingebracht und fertig waren die Lautsprecher. Das Ganze ging wirklich sehr einfach und war innerhalb von einem Nachmittag erledigt.

Dem Design lag folgende Idee zu Grunde: Die Oberfläche sollte so viele Details haben, dass das Auge bei kurzem Hinsehen nur eine bunte Oberfläche wahrnimmt. Erst aus der Nähe und bei genauerem Betrachten sollten die einzelnen Details sichtbar werden. Ich entschied mich dazu die Boxen mit einem Danger Girl Sammelband zu bekleben, da mir dieser optisch zusagte. (Ich bin weder Comic Fan, noch im speziellen Fan von Danger Girl.) Dafür verbrauchte ich zwei Dosen Sprühkleber. Sollte ich nochmals etwas bekleben, würde ich dazu aber eher etwas wie Kleister verwenden. Mit dem Sprühkleber ging alles recht einfach, allerdings bildeten sich immer wieder Blasen unter dem Papier, die ich wochenlang wieder plattdrücken musste, bis sich dieses Verhalten gelegt hatte. Versiegelt habe ich das ganze mit zwei Schichten Klarlack. Die Needles haben schon beim Ansehen einen hohen Unterhaltungswert.

Ich betreibe die Lautsprecher mit einem Dayton DTA-1 und einem SanClip+ MP3 Player. Mit einem halben Jahr Erfahrung möchte ich folgendes zum Klang sagen: Das Setup ist sehr stark von der Qualität der Aufnahmen abhängig. Schlechte MP3s und schlechte Aufnahmen machen keinen Spaß. Bei gutem Material hingegen machen die Needles allerdings wirklich Freude. Dazu sollte man für eine wandnahe Aufstellung sorgen. Stehen die Boxen frei im Raum klingen sie einfach schlapp. Meine Needles brauchen etwas Pegel, bevor sie gut klingen. Unterhalb der Zimmerlautstärke plätschern sie relativ unauffällig dahin, erst ab Zimmerlautstärke, besser ab gehobener Zimmerlautstärke, fangen sie an zu klingen. Ein Freund und ich haben uns den Spaß erlaubt, die Needles gegen ausgewachsene Standlautsprecher im 3-Wege-Design einer bekannten Audioschmiede aus der 400 Euro Klasse (Paar) antreten zu lassen. Das Ganze geschah mit einem NAD Verstärker und Marantz CD-Player, sowie dem genannten MP3 Player. Höhen und Mitten klingen meiner Meinung nach sehr differenziert und gut aufgelöst, hier müssen sich die Needles nicht vor den größeren Boxen verstecken. Die 3-Wege-Boxen spielten druckvoller, für den ca. 20m^2 großen Hörraum manchmal schon etwas zu druckvoll. Die Needles haben keinen übertriebenen, aber immer noch einen „schönen“ Bass. Bei elektronischer Musik haben wir uns gefragt, woher der Bass kommt und wie die kleinen Breitbänder das machen. Am Ende würde ich sagen: Der Bassbereich ist Geschmackssache.

 

Wie so oft sind die Lautsprecher wohl ein Kompromiss und müssen im Kontext betrachtet werden. Mein Setup aus Needles, DTA-1 und SanClip+ erlaubt bewusstes Hören von Musik für etwa 200 Euro und schlägt sich gut gegen das Gespann aus Fertigboxen, NAD und Marantz, welches sicherlich in Richtung 3000 Euro angesiedelt ist. Was man aus den winzigen Breitbändern herausholen kann, ist dabei wirklich bemerkenswert. Noch ein paar Worte zum DTA1: Das mitgelieferte geringelte Klinke-Klinke Kabel nervt einfach nur und sollte schnell ersetzt werden, die blaue LED ist übertrieben hell, ich habe ein Stück schwarzes Isolierband darüber geklebt. Weiterhin habe ich den Verstärker mit Batterien gefüttert, auch wenn ich ihn nur mit Netzteil betreibe. Das Gewicht der 8 Batterien macht das Gerät angenehm schwer. Die Haptik mit nur einem Bedienelelement finde ich charmant. Die von mir meist gehörte gehobene Zimmerlautstärke macht der Verstärker auf der 12-Uhr-Stellung. Klanglich bin ich – im Kontext zum Preis – sehr zufrieden. Die Needles am NAD Verstärker klingen direkt noch eine Ecke besser, gerade bei tiefen Tönen.

Als abschließendes Fazit möchte ich sagen, dass die Needles eine tolle Einstiegsdroge sind. Ich bin stolz auf meine Needles und zeige sie gerne herum. Wenn es einem mehr ums Machen als ums Besitzen geht, dann würde ich sagen: Die Needles lassen sich schon fast zu einfach bauen. Meine Liste für das nächste Projekt sieht wie folgt aus: Bluesklasse, versenkte Chassis sowie komplexere Holz- und Lötarbeit. Eins ist dabei aber klar: Diese Lautsprecher werde ich dann nicht mehr bei mir im Wohnzimmer bauen können.

Ralph

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Ich will euch ja nicht enttäuschen aber der Bericht ist von 2011, glaub also kaum das Ralph die Neuauflage hier mitbekommen hat.
mfg
Michael 🙂

Das sieht absolut scharf aus!!!

Auch, das die Kanten so kantig sind macht gut was her mit dem finish.

Applaus Applaus!

Hallo Ralph, die Optik mit dem Comic finde ich echt Klasse, vorallem das es sich so nahtlos um die Lautsprecher um alle Kanten fortlaufend herum zieht. Stell ich mir nicht einfach vor. Top!
Ich betreibe den selben Lautsprecher in der RS 100 PC an einem Autoradio und bin auch immer wieder erstaunt, wie der kleine abgeht.
Viel Spaß mit den neuen Lautsprechern.

Gruß Kai

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