9. August 2017

Uwes RS 100 PC mit Schwung

Autor: Dilettant

Was macht man, wenn man sich schon alle Boxenwünsche erfüllt hat? Natürlich weiter bauen! Nachdem ich im letzten Jahr schon ein Multichannel-Set mit den SB15/30 gezimmert hatte, war ich eigentlich glücklich bis in die Haarspitzen. Doch irgendwann zuckt es wieder in den Fingerkuppen und schwupps, da taucht das nächste Projekt am geistigen Horizont auf. Vielleicht sollte ich mal etwas für den Schreibtisch entwerfen? Da landet man schnell bei dem Dayton-Bausatz. RS 100 PC.

Der Spaß am Bauen liegt für mich im Verändern der vorgegebenen Form. Ich hatte da im High End Kaufbereich so ein Ding gesehen, das mich einfach “angemacht” hat. Natürlich nicht bezahlbar, aber beim Selbstbau darf man ja auch mal ungestraft kopieren. Da ich immer noch nicht mit CAD-Programmen umgehen kann, habe ich das mm-Papier bemüht und mit dem Zeichnen begonnen.

Ich habe die Innenfläche der Box dem ursprünglichen Plan entsprechend als Rechteck gezeichnet und dann über die Seiten eine gleichmäßige Sinuskurve gezogen, deren Schnittpunkt genau auf der Hälfte der Seitenlänge verläuft. So müsste die Innenfläche die gleiche Größe wie im Original haben, was eine neue Volumenberechnung natürlich überflüssig macht.

Das Gehäuse wollte ich in einer Scheibentechnik aufbauen. Dazu habe ich meinen Plan auf ein Musterwerkstück übertragen, an dessen Kante ich mit Oberfräse und Kopierhülse entlang die exakt gleichen Scheiben ausschneiden kann. Als Material kamen allerhand MDF-Platten aus meiner Restetruhe zum Einsatz. So konnte ich endlich mal wieder ein bisschen Platz in der Werkstatt schaffen, ohne dafür den Kamin anheizen zu müssen. Und das Holz war auch schon bezahlt.

Ich weiss: Man darf Gehäuse mit sechs Platten auch wesentlich einfacher und schneller bauen. Aber hier war wirklich der Weg das Ziel. Man kann sich mit so einem Vorhaben tage- und wochenlang beschäftigen und die Verbindung zum selbst erschaffenen Werkstück wächst von Mal zu Mal. Dabei ist es für den Weg völlig uninteressant, ob es sich um einen 500,-€ oder einen 50,-€ teuren Bausatz handelt. Der Spaß am Bau ist der gleiche!

Den inneren Bereich der Platten habe ich mit der Stichsäge ausgeschnitten, das ging dann doch einfacher als mit der Oberfräse. Nun sollte aus dem locker aufgeschichteten Häufchen eine kleine Boxenskulptur werden. Beim Leimen neigen die Teile natürlich zum verrutschen. Um hier nicht beim Festzurren der Schraubzwingen ständig nach allen Seiten korrigierend eingreifen zu müssen, habe ich die Front-und Rückseite schon mal fest in den Schraubstock eingespannt. So musste ich vor dem endgültigen Anziehen der Zwingen nur die Seiten ausrichten und mit der Fingerkuppe fühlend glätten. Vorsichtshalber habe ich immer nur drei bis vier Teile gleichzeitig geleimt. Zwischen die seitlichen Zwingen und die Box habe ich übrigens jeweils ein glatte Plastikfolie geschoben, damit der Leim nicht am Schraubstock haftet. Nach dem Trocknen noch ein wenig schleifen und schon warteten die Gehäuse auf ihr Kleid.

Auch dafür fielen mir noch Reste des EasyWood-Furniers von meinem letzten Projekt in die Hände. Ich musste die Teile zwar teilweise fügen, weil ich nicht mehr genug ganze Stücke hatte, aber auch das gelingt mit dem Furnier recht gut. Hauptvorteil beim EasyWood ist, dass es sich problemlos biegen lässt. Ich habe beim Verkleben gute Erfahrungen mit Kontaktkleber gemacht. In den Vertiefungen hätte ich auch wohl schlecht bügeln können.

Den Reflex-Schlitz habe ich mit dem Cuttermesser eingeritzt, den Einlass für das Chassis dann mit Oberfräse und Fräszirkel. Die Chassis musste ich dann etwas außerhalb der Mitte platzieren, weil sonst der Magnet im Inneren an die gebogene Seitenwand gestoßen wäre. Ich finde, das Ergebnis ist optisch gerade noch vertretbar.

Nach dem Zusammensetzen und ein paar Freudensprüngen über das “gelungene Werk” folgte dann die erste Hörprobe mit IPad und kleinem Class D Verstärker. Das war erst einmal ernüchternd. Alles klang etwas pappig und die Höhen sehr spitz. Da passte noch nicht viel zusammen. Also habe ich den Kleinen ein paar Einspielstücke gegönnt. Damit wurde es von Minute zu Minute besser.

Den richtigen Kick bekam ich dann nach dem Anschluss an meinen T+A Verstärker. Diese Boxen wachsen tatsächlich mit der vorgeschalteten Elektronik, was eindeutig für die Qualität der Chassis spricht. Es war eigentlich alles da, was man zum Hören braucht, vor allem die Räumlichkeit überzeugt – wie es sich für einen Breitbänder ja auch gehört. Logischerweise fehlt im Bass die ein oder andere Oktave. Aber dafür wirkt auch nie etwas dicklich, sondern immer straff und mit einem super Timing! Wieder auf dem Schreibtisch angekommen, legt das Fundament dann aber auch wieder zu, so dass man hier rein gar nichts mehr vermisst.

Vielen Dank an Udo für diesen tollen Bausatz! In den einschlägigen Fachzeitschriften für die Kaufware müssten an dieser Stelle fünf Sterne für das Preis-/ Leistungsverhältnis vergeben werden.

Und die Art des Aufbaus sowie das Gehäusedesign kann ich ja auch mal für die Bluesklasse verwenden 🙂

Liebe Grüße an alle Bauwütigen

Uwe

Zur RS 100 PC im Online-Shop

zum Thema

Ähnliche Beiträge

Community

Kommentare

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
7 Comments
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments

Hübsches Design! Wo hab ich das nur schon mal gesehen 🙂

Hammer was man so aus Werkstattresten zaubern kann!

Hallo Uwe,

solche Schmuckstücke kann man doch nicht im Keller verstauben lassen 🙂

Gruß Udo

Hallo Uwe,

Glückwunsch zu den tollen neuen. Da sieht man mal wieder was man so alles aus Reststücken machen kann. Eine Idee, etwas Werkzeug und zwei Hände. Etwas Zeit darf es in Anspruch nehmen, denn es ist ja ein Hobby. Und schwupps steht ein tolles Paar Lautsprecher auf dem Schreibtisch. Daumen hoch. Saubere Arbeit.
Viel Spaß mit den Neuen.
Michael

Hallo Michael,

neu sind die Boxen nicht, der Bericht ist schon etwas älter. Ich habe ihn ausgegraben, weil wir die Bausätze wieder liefern können und die Kisten so verdammt gut aussehen. Zudem kennen viele der neuen Leser den Bericht noch nicht, sie sollten ihn auf keinen Fall verpassen 🙂

Gruß Udo

Hallo Udo,

dachte der Uwe hätte die Form nachgebaut. 😉 Gesehen hatte ich die auch schon mal. Aber so ein Bericht darf nicht verstauben, da gebe ich dir recht.

Gruß Michael

7
0
Kommentar schreibenx
Nach oben scrollen