20. Januar 2018

Hochzeitsgeschenke selbst gemacht – U_Do 4 (U_Do 53)

Autor: Aki

Wenn der Vater mit …
… der Tochter an einem sonnigen Samstagnachmittag U_Do 4 baut.

C.: Der beste Freund heiratet. Was kann man da nur schenken?

Sicher nicht “irgendwas”. Was bietet sich mit einem boxenverrückten Vater mehr an, als ein schönes Selbstbau-Projekt zu starten? Also Udo angeschrieben.

Udo: Ist es heute nicht mehr üblich, dass die Tochter ihren besten Freund selbst heiratet? Zu meiner Zeit war das noch so, aber das ist lang her 😉

Aki: Bauhaus Aachen lieferte die perfekten Zuschnitte, an denen ich mit meinen Messmöglichkeiten keinerlei Toleranzen feststellen konnte. Am frühen Nachmittag ging‘s los. Anzeichnen, wo später Akku-Bohrer und Stichsäge wüten sollten:

C: Yeah, die Mittellinie ist fertig.

Aki: Die Front „sitzt“ gut. Körpergewicht ersetzt Zwingen und Pausen sind gut für die Gesundheit. Die Bretter haben wir einfach mit Fugenleim zusammengesetzt, ohne Zwingen. Das klappte super. Als wir eine Rückwand noch mal aufmachen mussten, fing das MDF in diesem Bereich aber heftig an zu arbeiten und wollte mit zwei Zwingen und einer Bierkiste gebändigt werden.

Udo: Beim nächsten Mal ein paar Spanngurte bereit legen.

Aki: Ihre Weiche hat sie sich bei mir abgespickt, so wie ich bei Udo’s Weichenplan – aber selber zusammengebraten.

C.: Der Aufbau war kinderleicht (wenn man an den “kritischen” Stellen zu zweit ist) und hat Vater und Tochter einen wunderschönen Samstag beschert.

Aki: Zu zweit abwechselnd zu bauen, macht richtig Spaß und vieles einfacher. So hat jeder praktisch eine Box gemacht.

C.: Mit dieser Box wagen wir zum ersten Mal das Experiment Furnieren. Aber – wie der Vater, so die Tochter – wir beide konnten es nicht abwarten und haben die Boxen erst mal schnell zusammengeklebt und -gelötet und ohne Furnier Probe gehört.

C.: Und das Ergebnis am Abend war mehr als überzeugend – ein wahrer Ohren-Schmaus – und ein super Abschluss eines schönen Selbstbau-Tages mit Papa. Klasse Boxen für kleines Geld. Da lacht nicht nur die Sonne.

Aki: Lessons learned
Die Breiten-Maße von Boden/Deckel und der Kammer-Bretter vor dem Einkauf prüfen – schont den Bandschleifer. Bei der Umrechnung von Udo’s 19 mm auf 18 mm habe ich drei Mal hin und her gerechnet und lag immer noch falsch. Dabei ist es einfach, wenn man das Prinzip verstanden hat oder den jetzt bei Udo verfügbaren Holzlistenrechner nutzt.

Die Weichenbrettchen und Spulen großzügig mit Heisskleber befestigen, damit es in den Boxen nach Transport weniger klappert.

Hörproben
Ich wollte mal sehen, was geht und was nicht. Auch die Frage eines preisgünstigen Verstärkers für die U_do 4 stellt sich sofort, wenn beim jungen Hochzeitspaar bislang nur Brüllwürfel toben.

An Verstärkern:
1. Hypex 180 Class D: Alles perfekt – braucht‘s noch andere Boxen? Tochter flammend begeistert. Man kann auch gerne lauter drehen.

2. Dynavox Röhre (EL34): Schöner, hellerer HMT, etwas schlankerer Bass – insgesamt rund und gut.

3. An Udo’s Destiny KT88 Röhre: Nur kurz gehört – Supi!

4. An aktuellem NAD C 316 BEE Transistor – Passt!

5. Neue 2.1 Amp Platine (ohne .1 Amp Anteil) – Schaurig: Schwammiger fetter Bass und vermatschter HMT. Das kleine 15V Steckernetzteil macht den Klang nieder – Udo bestätigt das.

6. Gleicher Amp an Meanwell 150W 24V Netzteil. Passt! Der Mittelton hat eingebildet sogar etwas „Röhrenschmalz“. Tendenziell erinnert mich das etwas an den warmen, englischen Boxensound der 70er.

Die Platine war ein Tip von Rincewind und hat den gleichen Chip wie Uos’s kleines, blaues Wunder-Kistchen (Mona-Amp).

@Rincewind: Die Spannung bleibt beim Meanwell bombenfest stehen auf eingestellte 26,00V auch bei Lautstärken an der Schmerzgrenze. Nach Ziehen des Netzsteckers läuft die Musik etwa 2 Sekunden nach und bricht dann röchelnd zusammen. Das spricht m.E. für hinreichende Pufferung.

Wenn zuerst das Signal weggenommen wird, gibt es auch keinen Ausschalt-Plop mehr. Noch mal Danke für den Tip: WINGONEER TPA3116 2x50W + 100W 2.1 Dual Channel Power Amplifier.

Das Ganze in ein Sperrholzkistchen mit moderater Belüftung = Amp für grob 50€, der auch noch einen Sub mit 100W @ 2 Ohm befeuern kann, der hier aber nicht gebraucht wurde. Für Ein- und Ausschalten die 230V Seite trennen, die 26V Seite funkt.

Höreindrücke Musikrichtungen (wo nicht anders angegeben, am kleinen 2.1 Amp):

Klassik: Das Allermeiste geht gut ab, Solo-Klavier spielt etwas zurückgenommen.

Musical: Phantom der Oper und Tanz der Vampire (nur am Hypex gehört): Sehr schön.

Elektro mit überbetontem Bass kommt dieser dann auch aus der U_do 4 „heftig“.

Rock: Supi! Live Stücke von Jimi Hendrix oder Deep Purple: Fetzt.

Jazz in Kammerbesetzung: Geht richtig gut, aber nicht mit Eton zu vergleichen.

Das Ganze natürlich mit ungeduldig noch nicht eingespielten Sicken.

Furnieren ..
… mit Bambus und der Bügelmethode klappt gut. Es gibt recht breite Bahnen, so dass wir nicht fügen mussten. Bambus ist recht hart, lässt sich aber mit 80er Schmirgel auf Klotz an den Kanten gut trennen. Zur gröberen Feile reichte unser Mut nicht. Nachteil sind die vielen, kleinen „Autscher“, wenn sich wieder ein Spreißel in die unvorsichtige Hand bohrt. Handschuhe sind ja etwas für Weicheier!

Weniger Arbeit scheint es zu sein, die Löcher für die Lautsprecher erst nach dem Furnieren zu sägen. So muss jedes Loch mit der Rundfeile freigelegt werden.

Ölen …
.. nach dem Schwingschleifen mit 250er – mit Leinölfirnis und Pinsel. Schnell erledigt und für uns im Ergebnis sehr ansehnlich. Das Haus duftet einige Zeit angenehm.

Und auf dem Gabentisch des Brautpaars …
… machten die U_do 4 einen schlanken Fuß ? Wir wurden mehrfach auf das „unauffällige“ Geschenk angesprochen und zeigten gerne in Richtung Bochum/Förderstraße.

Fazit
Die U_Do 4 spielt für den Preis unglaublich. Die Bass-Pappen machen Spaß und gehen tief. Den Klang-Charakter am kleinen Amp würde ich laienhaft mit dem alten „Renner“ CT193 vergleichen – das Ganze jetzt aber sehr erwachsen und mit breitem Kalotten-„Sweet Spot“, nie nervig. Sie ist sehr schnell und einfach aufzubauen und bildet mit den ebenfalls einfach aufzubauenden Amp’s mit TPA3116 Chip am Meanwell Netzteil z.B. an HifiBerry oder Apple Airplay eine seriöse Einstiegsdroge in den Selbstbau für schlanke Geldbeutel. Kollegen, die ohne vorherige Hörprobe den Versuch einer Selbstbau Kette planen, gehen kein finanzielles Risiko ein. Ein hervorragendes Hochzeitsgeschenk!


Ausblick:

Nach drei Abenden Probehören denke ich darüber nach, sie mir auch noch zuzulegen, finde sie faszinierend – die CT193 im Wintergarten könnten doch mal abgelöst werden ? Hier sitzt auch immer der Besuch, der so auf den Pfad des guten Hörens geführt werden kann 😉

Aber erst mal kommt Blues in schlank – ein zweites Eton Standbox-Pärchen für den Lieblings-Hörplatz-Ohren-Sessel.

Christin und Aki

Zum Nachfolger U_Do 53 im Online-Shop

 

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Hallo in dieses sympathische Forum!
Lese seid ein paar Tagen Kreuz und quer, habe keine Ahnung, wenig Moos dafür große Lust auf selber bauen. Die udo_4 sollen es werden, obwohl ich sie nicht grade hübsch finde, wirken sehr hm klobig??(Augenzu und durch(hören):-)
Danke für den tollen Bericht den ich wiesoviele andere verschlungen habe! Die Bambusoptik gefällt mir sehr gut, der Grund warum ich vor meinem ersten eigenen Bericht schreibe ist die Sache mit Amp:

Darf/kann ich das so verstehen, dass euer Konzept wie ein Aktiv-Lautsprecher Paar funktioniert?

Das wäre die Krönung meiner unschuldigen (nächsten) Träume. Also nach der Wohnnzimmervariante eine „Musik in der Datsche vom digitalen Zwergenpeitscher (händy oder per raspi oder …)“ -Idee.
Möglicherweise bin ich aber auf dem Holzweg und habe noch weniger Verstanden als bisher gedacht?!
Wieauchimmer, sobald meine Regierung ihr ok gibt geht ne Bestellung raus und sicher vornweg noch mehr erhellendes aus dem tollen Forum bei mir rein.
Bis dahin wollen wir hoffen, nicht vom Rand der Scheibe zu rutschen 😉

Beste Grüße
Marc

Hallo ihr beiden,

ich fühle mich durch euren Bericht um 1 Jahr zurückversetzt als ich meine 4er mit der Unterstützung meines Dads gebaut habe (habe lediglich eine Baudoku gemacht und keinen Bericht). Mir hat das lesen viel Spaß gemacht. Ich wünsche dem neuen Besitzer viel Vergnügen.

Gruß Enrico

Hallo Zusammen,
ein schoner Bericht, lebendig und endlich auch mal wieder Personen im Bild.
Leider konnte ich meine Tochter zwar zum Bau der „Low Jack“ bewegen aber ich durfte sie weder auf Foto bannen, noch wollte sie berichten. Dennoch ist sie begeistert von Ihrem Werk.
Also, „Hut ab“ für das Vater Tochter Projekt. Die U-Do 4 machen sich außerdem gut auf dem Geschenktisch.
Gruß Dino

Sehr schöner Bericht, und auch ein paar interessante Details dabei (Verstärkervarianten)! Ich muss jetzt noch jemand finden der mir zur Hochzeit auch so was schönes bastelt! 😉

Hallo ihr beiden,
danke für den tollen Bericht. Und ein großes Lob an euch. Wunderschöne Lautsprecher habt ihr da gebaut. Das Furnier mit den schwarzen Chassis ergeben eine tolle Optik! Daumen hoch. 👍👍

Sowas muss man in einem Laden erstmal finden. 👍👍

Gruß Michael

Hallo Christin, hallo Aki,
ein super toller Bericht.
Kurzweilig geschrieben, im Dialog verfasst, aber auch in der Art gebaut.
Ein nachahmenswertes Projekt für viele Väter.
Euch Beiden hat es Spaß gemacht, dass sieht man auf den Fotos.
Und wenn man bedenkt, der Aki ist auch ein Genießer, er hat ne Duetta im Wohnzimmer stehen. Daumen hoch und dem Brautpaar wünsch ich viele schöne Töne aus den Lautsprechern und eine genauso harmonische Ehe.
Grüße aus dem Bergischen Land

Yoga

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