29. April 2018

U_Do4 (U_Do 53) for me!

Autor: n8flieger

Wie fange ich am besten an? Um es kurz und knapp zu machen, reichen ein paar Stichpunkte:

1. Musik hören aus dem Handy ist doof
2. Film schauen ohne Sound ist doof
3. Bausatz bestellen
4. Bauen
5. Freuen

Aber bis hierhin ist es ein doch etwas längerer Weg und den anderen Bauberichten und Erfahrungen entnehme ich, bei Euch war das nicht anders.

Wir befinden uns im Jahre des Herrn 2016 im wunderschönen Monat August. Ich bestellte mir eine Soundbase, um den TV-Sound zu pimpen. Für mich war das zu diesem Zeitpunkt das perfekte Produkt, weil es diverse Ansprüche an Technik, Komfort und WAF beinhaltete. Leider war einer der verbauten Sub´s tot. Nach zwei Reparaturversuchen kam die Nachricht „irreparabel“ und ich bekam mein Geld zurück (Ende November!). Zwischenzeitlich habe ich mich immer wieder auf dieser Seite wiedergefunden und las mit Begeisterung die Berichte von neuen Bausätzen und was ihr daraus gezaubert habt.

Zum Nikolaus fand ich meinen Stiefel leer vor und beschenkte mich selber mit der Bestellung der U_Do4. 2 Tage später stand das Paket aus Bochum im Flur.

Ein paar Ideen hatte ich schon für das Design.

Und hier muss ich einwerfen: Das ist mein ERSTLINGSWERK! Ich bin nicht der Handwerker vor dem Herrn und auch nicht im Besitz einer entsprechenden Werkstatt oder des nötigen Werkzeugs. Mein Vater jedoch hat den Platz und auch das ein oder andere Equipment (Stichsäge, Akkuschrauber etc.). Ein paar Dinge fanden sich noch im Hobbykeller meines Schwiegervaters.

Also mit der Holzliste auf in den Baumarkt. Als Grundgedanke stand für mich Buche Multiplex wie bei Isoldes Line54 fest. Der erste Schock folgte jedoch ziemlich schnell. Die wollten doch tatsächlich für das Holz und ein paar Löcher drin in etwa den Gegenwert des Bausatzes haben.

Das war mir eindeutig zu viel. Also hab ich die Idee von Michael aufgegriffen und den Korpus aus Spanplatte und 4mm Buche Sperrholz als „dickes“ Furnier geplant. Da kein Osmo Hartwachsöl glänzend vorhanden war, nahm ich das normale mit. Seidenmatt sollte passen, da die restlichen Möbel auch nicht glänzend im Wohnzimmer stehen.

Beim Hinstellen der Zuschnitte dann schon das erste Erwachen. Irgendwie fehlen da ein paar mm bei Deckel, Boden und Innenfach. Ich hatte noch ein wenig Sperrholz, also hab ich ein paar Streifen geschnitten und aufgeleimt. Was nicht passt, wird passend gemacht. Dabei entsann ich mich gleich wieder der netten Worten vom Schöpfer: „Lautsprecher bauen ist keine Wissenschaft, sondern Handwerk.“

Als ich der Schallwand dann die Löcher mit der Stichsäge verpasst habe, ist mir doch die erste auch gleich gebrochen. Nun ja, diese Lektion habe ich dann auch gelernt. 4 Hände sind manchmal besser und nur 2 Böcke sind eben keine richtige Werkbank. Egal, wozu gibt es Leim und außerdem kommt ja noch Furnier drauf. Die zweite Wand hat dann auch schon viel besser geklappt, soll heißen, sie hat unverletzt überlebt.

Beim Zusammenbau von Kiste Nr. 1 hab ich mich noch angestellt wie der erste Mensch. Die zweite war dann in 5 Minuten zusammengeleimt, Spanngurte drum herum, ein paar Zwingen und gut ist.

In den folgenden Tagen hab ich dann die Beplankung gefertigt und in der Reihenfolge Rückwand, Seiten, Deckel und Boden, sowie zum Schluss die Front aufgeleimt.

Und hier war ich echt lange in einem inneren Zwiespalt. Keine Möglichkeit vor Ort die Front fräsen zu lassen und die Angst vor der eigenen Courage wegen eines passenden „Ich-versenke-die Chassis-mit-der-Stichsäge-Ausschnittes“ ließ mich letztlich zum aufgesetzten Chassis votieren. Also wieder die Stichsäge gezückt und ab dafür. Auch hier hat sich, wie in den Tagen zuvor, das „4-Hände-Prinzip“ sehr bewährt. An der Stelle muss ich meinem Vater schon mal einen dicken fetten Dank sagen. Da hat der Rentner immer bei Fuß und mit dem ein oder anderen guten Rat zur Seite gestanden.

Zwischen Rückseite und Seitenteilen habe ich dann mit tatkräftiger Unterstützung die Weichen gebastelt. Meine Cousine, welche das Löten und Bestücken von Leiterplatinen hauptberuflich betreibt, nebst ihrem Göttergatten, der wiederum als Hobbyeisenbahner über das ganze benötigte Kleinkram und Werkzeug verfügt, haben an einem kalten Sonntagabend ihre Freizeit geopfert. Im Gegenzug versprach ich einen Hör- und Guckabend mit einer Hopfenkaltschale.

Nach dem Leimen kommt das Schleifen, ihr kennt das. Deshalb will ich keine großen Worte dazu verlieren.

Nach dem ersten Ölen dachte ich schon, das wird nie etwas mit einem halbwegs ansehnlichen und haptisch vertretbaren Ergebnis. Zwischenschliff mit 320 belehrte mich eines besseren. Ich war begeistert ob der schönen Oberfläche. Der zweite Osmo-Gang folgte am nächsten Tag. Mit dem Ergebnis kann ich leben, es geht bestimmt besser und glatter und schöner und überhaupt und so weiter. Aber auch hier betone ich nochmals, es handelt sich um meine Erstlinge und ich wollte nach 2 Wochen Bastelarbeit dann auch endlich mal Musik hören.

Hier muss ich etwas nachtragen: Heute habe ich die Kisten nochmal mit Stahlwolle 000 abgewischt. Nun bin ich deutlich zufriedener. Zum Schutz der guten Technik habe ich die Plastikabdeckungen auf die Lautsprecher gepackt, so konnte ich mit ruhigem Gewissen mit dem Stahlwolleschwamm arbeiten. Schön glatt sind sie geworden. (Die ein oder andere etwas stumpfere Stelle ist dann für mich schon Klagen auf hohem Niveau,)

Also Weichen rein, Dämmung geschnitten und verstaut, vorgebohrt, Chassis angelötet und eingeschraubt. Mangels eines Amps im eigenen Haushalt, musste ich kurzerhand den 25 Jahre alten Pioneer A-501R bei meinen Eltern borgen und werde in der Folgezeit auf die Suche nach einem adäquaten Zuspieler für die U_Do4 gehen. Die ersten Töne aus Box 1 zauberten ein fettes Grinsen in mein Gesicht.

Zwischen Fertigstellung von Box 1 und 2 hatte ich noch einen Friseurtermin und so begab es sich, dass ich mit neuem Kopf und neuen Lautsprechern mit meinem Vater auf der heimischen Couch saß. Mit einem Glas Cognac hörten wir, auf Wunsch meines alten Herrn, den Gefangenenchor aus Nabucco. Da meine Eltern dieses Werk im Sommer in Verona genießen durften, freute ihn die Wiedergabe sichtlich. Er klopfte mir auf die Schulter und meinte: „Gut gemacht!“. Meine Holde nimmt es hin, dass im häuslichen Interieur nun Fremdlinge aufgetaucht sind und mit einem Meter Höhe auch recht dominant im Wohnzimmer stehen. Mehr muss ich zum WAF nicht sagen.

In den letzten Tagen hörte ich viel, spielte meine iTunes-Bibliothek hoch und runter. Es freut mich.

Hier will ich noch einmal Danke sagen:

Udo für diesen Bausatz
Euch für die Bauberichte und die daraus resultierenden Info´s
Jenen, denen ich in der letzten Zeit per Mail oder im Gespräch die Zeit geklaut habe
ALLEN, die sich mein Gelaber vom Boxen-Selbstbau anhören mussten, ich habe mit viel Eifer und Freude darüber referiert.

Insgesamt waren es spannende 2 Wochen von Bestellung bis hin zum finalen Standort im Wohnzimmer.

Nachtrag nach einigen Wochen:
Ich bin beeindruckt. Der Verstärker steht auf neutral und nach viel Spielerei mit Höhen und Tiefen bleibt das auch so. Die Musik steht für sich. Wie Udo schon geschrieben hat, durch die Schallwandler wird nichts eigenmächtig draufgepackt, was da nicht hingehört.

Verblüffend für mich ist, der Klang steht im Raum. Nichts klebt an den Lautsprechern. Nun hab ich eine Ahnung davon, was immer mit der Bühnenbildung gemeint ist. Auch beim normalen TV-Betrieb gefällt das gut (bis auf den Umstand, dass 37 Zoll echt mickrig wirken gegen die Speaker).

Kurz nach dem Bau durften die U_Do 4 auch schon ihren ersten Ausflug machen und sich bei Axels wunderbarem Eschborn-Event 2016 dem interessierten Publkum stellen. Auch wenn sie “nur” in die Einsteigerklasse eingereiht sind, schlugen sie sich im großen Tanzraum nicht gerade schlecht gegen den SB-Blues.

Und ein Jahr später würde ich es genauso wieder machen. Zwischenzeitlich sind noch SB12ACL im Schlafzimmer eingezogen, eine Mona spielt bei meinem Bruder und ich baue schon mal Gehäuse für was neues….

Grüße Enrico

Zum Nachfolger U_Do 53 im Online-Shop

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Hallo Enrico,

oder auch @n8flieger, das ist ein sehr sehr schöner Beitrag welchen ich jetzt schon mehrfach gelesen habe.
Leute, passt mal auf, hier geht jemand in die Vollen (!), jawohl noch mal!
Gelesen hat er dies und das im WWW ob der exclusiv vielfältigen und preislich entsprechend angesiedelten HIFI Boxen.
Da ist jemand welcher sehr gern gute Musik an guten Wiedergabe Boxen hören möchte. Und es wird ihm vorgetragen, das er noch lange weiter sparen muss.
Jetzt kauft der junge Mensch in einem realem Profishop für einen Obolus welcher in die Taschengeldfraktion hineinreicht einen HIFI Boxenbausatz.
Er baut sie nach.
Mit den Mitteln welcher er hat.
Er macht kleine Fehler. -wie wir-
Er merzt sie aus. -wie wir-
Er berichtet schnörkellos über das ‘First Hearing’, das erste Probehören, sein Vater hatte sich einen Opernkracher ausgesucht.
Ihre Statements sprechen für sich.

Ich schreibe so weil ich mich in solch einen Situation hinein versetzt fühlen kann, es würden erst einmal keine hochpreisigen Bausätze sein mit welchen ich mich in die HIFI Welt hinein katalputiere. Aber das da die versprochene ‘Einstiegsklasse’ weit über ihre Einstufung hinaus geht und etwas klanglich darstellt was niemand erwartet, tja, das passiert dann doch tatsächlich.
n8flieger, viel Spaß mit deinen HIFI Boxen.
Es grüßt freundlich
Rundmacher

Hallo Rundmacher,
ich konnte einen Kollegen davon überzeugen ein paar SB12 6l für ihn zu bauen.
Der Bruder hat irgendwas von Böse und er wollte „gleichwertiges“. Ich sagte gleichwertiges kann ich nicht bieten😉. Er hat mir vertraut und blind bestellt.
Vor 10 Tagen hat er die Kisten von mir bekommen. Täglich, wirklich täglich bekomme ich Fedback von ihm…welches wohl😄
Auch ich kann die Begeisterung in diesem Bericht und die Begeisterung von Enrico „spürbar“ nachvollziehen.
Grüße Achim

Hallo Enrico,
wie Du weißt, in Eschborn gehört und gleich bestellt. Ein kompletter Lautsprecher für schmales Geld.
Ist halt kein „Regallautsprecher“.
Schöner Bericht,.
Gruß Dino

Wunderbar.

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