25. Februar 2018

Chorus 71 – Klaus traut sich

Autor: Klaus S.

Ich bin durch Zufall „beim Rumsörfen“ auf die Seiten von Udo im Internet gestoßen, auf der Suche nach einer Alternative zu meinen Lautsprechern. In erster Linie war ich sehr angetan von den vielen, schönen Bauberichten und ich dachte mir, Holz mit Leim in Verbindung bringen kann ich und löten doch auch – also ohne lange drüber nachzudenken ab nach Bochum. Mit der groben Vorstellung, dass so eine kleine feine SB18 mein Winterprojekt werden könne, kam ich mit Udo auf seiner legendären Couch ins Gespräch. Eine kurze Beschreibung von dem, was ich ausgeben wollte und wie meine Hörgewohnheiten so sind, ging es dann an das Probehören.

Mir gefiel die Chorus 71 gut und am nächsten Tag dann ganz mutig nochmal mit Frau dort aufgelaufen – Hörprobe – passt – mitnehmen. Etwas zu kurz kommt bis jetzt, dass ich bei unseren Gesprächen mit Udo stets ein prima Bauchgefühl hatte und mich gut beraten fühlte.

Jetzt ging es darum, Holz zu besorgen, Multiplex soll ja ganz ordentlich sein. Wie so oft im Internet was Günstiges entdeckt und gleich abgeholt … das war dann auch schon mein erster Fehler. In dem Nichtwissen, dass eine Siebdruckplatte unter der sich schönes Holz befindet, welches ich freilegen wollte, äußerst gute Nichtabriebeigenschaften hat, schliff ich mit 40er Papier und einem Vibrationsschleifer ca. 3 Stunden und das sah dann so aus.

Irgendetwas stimmte hier nicht, ich stoppte meinen Schleifwahn und die Teile wurden auf dem gleichen Wege wieder verkauft, immerhin mit 8,- € Gewinn.

Nächster Tag ab in den Baumarkt … „Hallo habt ihr Multiplex? Ich will mir Lautsprecher bauen“. Ich legte dem Holzwurm die Zeichnung mit den Abmessungen der Chorus hin, er tippte was in den Taschenrechner und nannte mir einen Top Preis, ich freute mich und er legte los mit den Sägearbeiten und ich im stillen noch so … 4 Std. Siebdruckschleifen … ich Otto, ich.

Zuhause angekommen und mit Ponal und Schraubzwingen bewaffnet, ab in den Keller, Kisten kleben. Stop, vorher noch mit Udo geschrieben, dass er mir die Fronten passend macht, weil ich dafür nicht das Werkzeug habe. Ab nach Bochum die Fronten anliefern, am nächsten Tag wieder abgeholt und jetzt ging es in den Keller zum Verleimen. Die Gehäuse waren schnell aufgebaut und dank des genauen Zuschnitts passte alles wie Arsch auf Eimer.

Jetzt die nächste Disziplin, Weichen löten. Lange nicht mehr so ein Teil in Händen gehabt und erst mal probiert, wie Löten so funktioniert. Nachdem ich mir sicher war, dass meine Lötkünste ausreichend waren, noch flott diese Lochplatten besorgt und die Spulen, Widerstände und Kondensatoren nett auf dem Teil platziert und stur nach Bauplan miteinander verlötet. Messgerät rausgeholt und getestet, ob überall Durchgang ist – alles gut. Dann die Weichen in dem Holzkasten unterbringen, aber wie? Ich habe Filzgleiter unter die Stellen geklebt, wo später eine Schraube das Teil mit dem Lautsprecher Chassis verbindet, und die einzelnen Elemente auf der Lochplatte nochmal mit der Heissklebepistole stabilisiert. Dann die Weiche reingeschraubt und die Polklemmen nach Udo’s Vorgabe verlötet. Die Anschlüsse für die beiden Membrane wurden für Wartungszwecke nur mit guten Flachsteckern ausgeführt.

Jetzt kommt Farbe ins Spiel. Beide Lautsprecher wurden mit einer Wachsgrundierung behandelt und nach der Trocknung mit weißer Lasur gestrichen, das Resultat war … so kann das nicht bleiben, es sah aus, als ob jemand mit Schulkreide die Lautsprecher bemalt hätte.

Also alles wieder runter geschliffen und mich im Forum umgesehen und die Wahl fiel recht flott auf ein schickes Furnier. Die Auswahl im Internet ist einfach riesig. Ich wollte nichts haben, was ich bis dahin an verbautem gesehen hatte, sondern es sollte mal was anderes werden. Meine Wahl viel auf ein Rainbow Furnier von einem bereits bekannten Lieferanten aus dem Norden, Abmessungen 2500 x 600 für knapp 60,- €.

Als es geliefert wurde, schon das erste Ruhrgebiets-„Boah, sieht das scharf aus“.  Dann noch im Forum die Bügeleisenmethode studiert und an einem Probestück die ersten Gehversuche gemacht. Das sah auf Anhieb toll aus und war einfacher, als ich dachte. Reihenfolge beim Furnieren … hinten, beide Seiten, oben und am Ende vorne. Mit Schleifpapier die Kanten wie beschrieben bearbeitet und ich war auf Anhieb sehr zufrieden mit den Übergängen.

Tja und dann kam der Dremel zum Einsatz, mussten doch die Fronten wieder freigelegt werden, ein wenig wie beim Zahnarzt, linke Hand der Dremel und rechte Hand der Staubsauger ging es dann an das Freilegen der Ausschnitte. Alles reine Übungssache … bei der ersten Box noch leicht angespannt – denn es sollte ja nichts passieren bzw. schiefgehen – verlief das Freilegen an der zweiten Box schon mit Routine.

Im Anschluss nochmal alles mit 800er Papier feingeschliffen und fast fertig waren die Teile. Fehlt nur noch eine gepflegte Behandlung mit Osmo Hartwachsöl, nur welches?

Glänzend – Seidenmatt – Matt – sogar Halbmatt gibt es zu kaufen, also wieder das Forum bemüht und mir dann direkt bei Osmo die jeweiligen Probetütchen bestellt. Nach der Lieferung wieder am Probestück die einzelnen Tütchen ausprobiert und letztlich für Seidenmatt entschieden. Da die Gehäuse schon fein mit 800er Papier abgezogen waren, konnte ich direkt loslegen. Handschuhe angezogen, dann ein Baumwollhandtuch über den Zeigefinger gestülpt und Abschnittweise jede der furnierten Flächen dünn mit Osmo in Faserrichtung eingerieben, überschüssiges Osmo nach ca. 20 Minuten mit dem gleichen Tuch auf und weg gewischt.

Die Kästen sehen für mich nach einer einzigen Behandlung schon sehr gut aus, das Ganze riecht jetzt ein wenig „ranzig“, der HiFi Raum wird jetzt seit 4 Tagen gelüftet und es wird von Tag zu Tag besser. Der Einbau der Lautsprecher war auch eher unspektakulär, dafür die Neugier auf den Klang umso größer.

Fertig war mein Zwergenprojekt!!! Tja und nun? Was höre ich denn als erstes? Meine Wahl fiel auf die letzte CD von Andreas Kümmert, einlegt, reingehört und der Wow-Effekt war sofort da. Ich kenne diese CD annähernd auswendig, die Chorus spielt im Vergleich zu meinen #Nuberts# wesentlich luftiger und für meine Ohren differenzierter. Mein erstes „mal Reinhören“ dauerte knapp 3 Stunden, womit das Einspielen auch erledigt ist. Stetiger Wechsel von Zuspieler, IPod, CD Player, Internetradio und Schallplattenspieler, der Klang wurde immer besser.

Fazit:

– Entscheidung, sich Eigenbauboxen zuzutrauen, nicht bereut.
– Siebdruckplatten eignen sich nur, wenn man die Oberfläche nicht verändern will.
– Baumarktzuschnitt mit Holz ist günstiger, als man denkt.
– Bügeleisenmethode für das Furnieren ist eine feine und einfache Sache.
– Osmo ist ein starkes Zeug, die Häuschen leuchten jetzt fast im Dunkeln.

Mein besonderer Dank geht an alle aus dem ADW Forum, von denen ich so wertvolle Tips erhalten habe, und an meine Frau, die es immer wieder geschafft hat, die Kollateralschäden der Bauarbeiten in Keller, Garage und dem Rest der Wohnung zu eliminieren. Meine Ohren bedanken sich bei Udo für den wirklich feinen Bausatz, die Beratung und die Hilfe bei den Frontausschnitten.

Klaus

Nicht mehr lieferbar

 

 

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Nabend Klaus,

holla die Waldfee, das ist ja mal ein Furnier! Kommt doch gleich mal auf meine HABENWOLLEN-LISTE. Was für ein geiles Zeug!

Viel Freude mit den Schnitten und mhhhh…. ich Liebe diese Chassi!

Gruß Jörg

Hallo Klaus,
tolle Lautsprecher und Mut zur Farbe…sieht aber echt cool aus! Glückwunsch und viel Spaß damit.
Gruß aus dem Norden
Kay

Hallo Klaus. Wunderschöne Lautsprecher hast Du gebaut. Glückwunsch!
Kann es sein dass Du die Dämmung auch hinter dem BR Rohr verlegt hast? Der Bereich sollte frei bleiben. Oder täuscht die Aufnahme?
Gruß Martin

OK. Es wird sich nur bei sehr tiefen Tönen bemerkbar machen. Gruß Martin

Moin Klaus,
Sehr schick das,
Glückwunsch!

Liebe Grüße
Matthias

Große Klasse! Das Regenbogenfinish ist wirklich was ganz besonderes. Gefällt mir super!

Wieso hast Du die Seitenbretter nach unten hin etwas überstehen lassen? Quasi als extra “Füße”?

Ich wünsch Dir viel Freude mit den Schätzchen!

LG, Stefan

Moin Klaus, falls es Dich irgendwann stört, das kann man easy mit der oberfräse und nem Bündigfräser begradigen

Aber bug zum feature ist nen prima Konzept 👍

Liebe Grüße

Matthias

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