12. Mai 2019

Linie 53: Martins Bau-Doku

Autor: Gastautor

Bisher hatte ich noch keine eigenen Lautsprecher gebaut. Meine „Kauflautsprecher“ sind Audio Physics Tempo VI, die ich seit 2009 habe und mit denen ich an sich zufrieden war. Jedoch fehlte es hier und da an Substanz, bspw. bei klassischer oder auch bei Rock Musik. Da ich einen vielseitigen Musikgeschmack habe, war mir das „Grundfundament“ zu schwach. Motiviert durch meine Freunde, die sich bereits seit einigen Jahren mit dem Lautsprecherbau erfolgreichst befasst hatten, recherchierte ich im Internet. Nachdem ich mich intensiver mit dem Projekt Lautsprecherbau beschäftigte, führte kein Weg an Udo’s Homepage vorbei. Nicht zuletzt wegen dem vielgelobten ER4 erweckte die Linie 5 in 4 Sätzen mein grösstes Interesse und so besuchte ich kurzentschlossen Udo im November 2016.

Leider war die Linie 53 zwecks Hörvergleich nicht verfügbar, jedoch die Nr. 51 und 54. Ich hatte einige CDs dabei und während der Hörsession kamen weitere Musikbegeisterte in Udo’s Laden. Bei toller Atmosphäre, voll besetztem Sofa und guten Gesprächen hörten wir unterschiedliche Musiktitel. Ganz gleich, was ich hörte – es gefiehl mir sehr! Besonders die Tiefenstaffelung der einzelnen Instrumente war sehr überzeugend. Kurzum: Meine Entscheidung war rasch getroffen. Die Bestellung erfolgte am 30. November 2016 und nach kurzer Wartezeit, da zunächst die Spulen nicht verfügbar waren, erhielt ich die professionell verpackte Ware am 13. Dezember 2016.

Meine Linie 53 weicht im folgenden von Udo‘s Original ab:

Bi-Wiring Ausführung, da ich bereits entsprechende Verkablung hatte und diese nicht wechseln wollte
Massabweichung 280 x 400 x 1028 mm (B x T x H); dies war notwendig, um das Wohnzimmerfenster weiterhin öffnen zu können; Front mit Schrägen

Udo bestätigte, dass wir bei gegebenem Bass mit dem Volumen einen Spielraum von 40 bis 65 Litern haben würden. Bei dieser marginalen Veränderung sollte kein Unterschied (z.B. lauter Bass) bestehen.

März 2017:
Endlich begann das Projekt „Linie 53“. Für die Front haben wir aufgrund der seitlichen Abschrägung 35mm und für alle weiteren Flächen 22 mm Stärke in MDF ausgewählt. Im Baumarkt wurde das Halbzeug grob zugeschnitten und Dank grosser Hilfsbereitschaft sowie einer exzellent ausgestatteten Heimwerkstatt, haben wir alle finalen Zuschnitte am 15. März 2017 an einem Abend bei Thomas gefertigt.

April 2017
Am 10. April begann die Vorbereitung der Einzelteile. Hierzu haben wir sämtliche Schnittflächen mittig eingefräst, um für das Verleimen eine einfache Fixierung und anschliessende Stabilität zu erhalten. Danach wurden Holz-Lammellen („Fischerln“ wie die Oestereicher sagen…) mit Ponalstandardleim eingesetzt und verklebt.

Mai/Juni 2017
Am 13. Mai kam der nächste Schritt. Michael hatte die Front an den Seiten, jeweils oben und unten, gemäss unserer Zeichnung mittels CNC fräsen lassen. Die Löcher für die Chassis (bis auf den AMT) haben wir dann mit der Oberfräse, Kopierhülse und selbst gebastelter Schablone gefertigt.

Anschliessend war dann bei schönstem Sonnenschein am 25. Juni die Schablone für den ETON ER4 zu konstruieren, wobei uns die technische Kreativität von Adrian sehr zu Hilfe kam.

Juli 2017
Endlich können wir die Platten/ Versteifungen für das Bassteil verleimen. Da wir insgesamt 3 Lautsprecherpaare haben, dauert es seine Zeit und es wird spät.

Die im Bausatz enthaltenen Frequenzweichen werden gemäss Plan verlötet und im Gehäuse nach Udo’s Vorschlag positioniert und eingeklebt.

Herbst 2017:
Es wird kühler und wir arbeiten im Keller. Um späteres „Pfeifen“ auszuschliessen, werden die ER4 Kabel in der Bohrung mit Heisskleber fixiert und abgedichtet.

Das Dämmaterial liegt bereits gemäss Udo’s Bauanleitung verschnitten und verteilt im Innenbereich des Lautsprechergehäuses.

Die Rechtecklöcher für die Terminals waren an sich einfach zu berwerkstelligen. Die Spuren der vorherigen Fehlbohrung für das Ausschneiden der Anschlussterminals sind jedoch „noch“ zu sehen. Nach dem Schleifen und anschliessendem Lackieren sind sie nicht mehr sichtbar.

Frühjahr 2018 – Die Spachtelarbeit beginnt

Weder am Leim, noch an Spachtelmasse wurde gespart! Den Standardponal können wir sehr empfehlen, da ein zu schnelles Aushärten wenig Spielraum lässt.

Hier die 2 Wege Standbox von Michael:

Eine staubige Angelegenheit wird das Abschleifen, aber draussen kein Problem:

Hier sieht man mal alle drei Lautsprecherpaare, wobei die Linie 53 das einzige von Udo ist.

Die Imprägnierung ist enorm wichtig, um anschliessende Lackeinschlüsse bei Kantenübergängen oder poröser MDF Oberfläche zu vermeiden:

18. August 2018
Zwischenzeitlich fanden wir wenig Zeit, an dem Projekt weiter zu arbeiten. Zu meinem Geburtstag im Juni 2018 wurde ich dann von meinem Freund Michael total überrascht und die weiss lackierten Boxen (ohne Chassis) wurden mir als Geschenk überreicht. Die Farbe hatten wir bereits im Vorjahr gekauft. Ursprünglich war ein Kirschbaumfurnier geplant.

Die Lackierung war letztlich ein Kompromiss zwecks Wohnzimmertauglichkeit. Mein guter Freund Bess war dann bei der „Hochzeit“ vom Gehäuse mit den Chassis mit dabei und Thomas konnte sich bei gutem Wein ebenfalls von dem finalen Fortschritt des Projektes überzeugen.

Bereits der erste Hörtest am selbigen Tag bei Michael war sehr vielversprechend und erinnerte mich an das, was ich damals bei Udo hören durfte. Wie man unschwer erkennt, war die erste Musikauswahl ein sehr kritischer Faktor.

Am 19. August 2018 war es dann soweit: Die Linie 53 ist Zuhause angekommen und mit Bi-Wire-Kabel am Accuphase Vollverstärker angeschlossen.

Hier sieht man Michaels perfekt aufgetragene Lackierung. Wir alle sind mit dem Resultat unserer Arbeit mehr als zufrieden!

Hörvergleich am 15. Dezember 2018
Bei unserem lieben Freund Erk konnten wir uns mit einem direkten Hörvergleich diverser Musiktitel von Pink Floyd bis Bruckner unterschiedliche Lautsprecherkonzepte und -technologien einen hervorragenden Eindruck verschaffen.

Die Klangbeschreibung ist selbstverständlich subjektiv, jedoch waren wir uns alle darin einig, dass die Linie 53 einen deutlichen Qualitätssprung im Vergleich zu meinen Kauflautsprechern machte: Vorteile in der Tiefenstaffelung, einem herausragenden Hochtöner sowie einer stabileren Pegelfestigkeit. Die Linie 53 kann entsprechende Lautstärken mitgehen, ohne jedoch die Musik nachteilig zu beeinflussen. Dazu ein Bass, genauso wie ich es ursprünglich wollte. Das ist ein Lautsprecher der vielseitigen Musikgeschmack ohne wenn und aber zulässt – Punkt.

Nun hatten wir allerdings noch eine B&M 18 (Aktiv LS) dabei. Diese brachte – soll ich sagen glücklicherweise – Ernüchterung. Eine weitere, signifiknate Steigerung wurde erreicht, die bspw. mit einer erheblich verbesserten Transparenz beschrieben wurde. Wir befinden uns hier jedoch in einem Preissegment ganz weit jenseits der Linie 53 und da fühlt es sich einfach richtig an, dass wir diesen weiteren, fantastischen Unterschied hören durften!

Silvester 2019
Zu Hause konnten wir uns nochmal von dem ausgezeichneten Klang der Linie 53 an meiner Hifi Kette überzeugen. Das neue Jahr konnte nicht besser anfangen.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei Udo, Thomas, Adrian, Erk, aber vor allem bei Michael bedanken. Der vielgebrauchte Spruch „Der Weg ist das Ziel“ ist einmal mehr wahr. Die „lange“ Projektphase erklärt sich dadurch, das wir insgesamt 3 LS Paare hatten und wir alle Schritte gemeinsam ausführen wollten. Der Bau selbst gehört zu dem Lautsprecher und bei bester Laune und gutem Wein hat uns dies zu jedem Zeitpunkt viel Freude bereitet.

Schaun wir mal, ob es bei diesem einen Projekt bleibt…
In diesem Sinne Servus

Martin & Michael

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Hallo,
die Lautsprecher sehen sehr gut aus. Respekt. Viel Spaß damit.
Gebt Ihr Kurse in Geduld üben? So einen langen Zeitraum – das würde ich nicht aushalten 😉

Grüße aus er Eifel!

Markus

Hallo,
man sieht richtig wie es Spass gemacht hat, das Gemeinschaftsprojekt, da kann ich mich reinversetzen.
Fräsen, schleifen passiert bei mir auch nur noch im Freien, sollte es regnen dann eben später. Und schwarzes MDF generell im Freien. Die Sauerei mit dem Putzen hinterher!
Na ja, es waren ja bereits entsprechende Boxen vorhanden, da kann es auch etwas langsamer vorwärts gehen. Ansonst würde es mich evtl. wie Peterfranzjosef packen und die von ihm besagten Notfallrohboxen wären recht schnell OSB-mäßig entstanden…
Das du den Vergleich mit einer extrem hochwertigen Fertigbox eines gestandenen Herstellers durchführen konntest finde ich sehr interessant, nur all zu oft muss man darauf verzichten. Also mich persönlich beruhigt dein Hörerlebniss, alle Aspekte sind an der Stelle wo sie hingehören im Real-Life.
Gruß Rundmacher

Respekt! So viel Geduld könnte ich nie aufbringen. Mein Rekord sind wenige Stunden incl. Materialeinkauf. OK, ohne Lackierung.
Die Lackierung scheint echt gelungen zu sein. Viel Spaß wünsche ich Dir mit den Schätzen.
Gruß Martin

Sehr schön geworden, die L 53 mit den Frontabschrägungen.Schwarz/Weiß gefällt mir immer wieder. Die L 53 war bei mir auch schon Objekt der Begierde.
Was mir größten Respekt einflößt, sind die zwei Jahre, die bis zur Projektverwirklichung vergangen sind.
Das könnt ich nicht, da hätte es mich zerrissen, nachts wäre ich im Keller und würde unverbaute Chassis streicheln.
Nach 2 Monaten hätte ich bestimmt Notfallrohboxen zusammengekloppt.

Viel Spaß damit und weiterhin Mordsgaudi mit Deinen Spezln

Peter

Also das muss ich auch mal bemerken: als ich gelesen habe wann die Chassi gekauft wurden, dachte ich da wäre jetzt jemand erst zum schreiben eines Berichtes gekommen… aber nein, das Projekt zog sich tatsächlich so lange hin! Respekt für die Geduld.

Den Aufstellungsort bei Deinem Freund mit der schönen Bedämpfung find ich irgendwie angemessener für die Linie 😉
Georg

Glückwunsch und viel Freude damit!
Und aus den fröhlichen Gesichtern schließe ich, dass die Staubsauger-Aktion beim ER4 noch mal gut gegangen ist… für Tipp für die nächsten die damit hantieren wäre abkleben der Schlitze oder staubfrei hantieren, die dünne Folie mag geschützt werden…
Mittlerweile dürfte die Gute sich schön eingespielt haben- und macht am Accuphase bestimmt Spaß
Liebe Grüße

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